„Recommended Daily Allowance“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Spinnat (Diskussion | Beiträge)
Artikel vollständig überarbeitet (aktualisiert, präzisiert & erweitert); Quellen als Einzelnachweise
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Recommended Daily Allowances''' ('''RDA'''s), auch '''Recommended Dietary Allowances''', geben laut Definition die Mengen von [[Essentielle Stoffe|essentiellen]] [[Nährstoff]]en an, die nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand für ausreichend angesehen werden, den täglichen Bedarf nahezu jedes gesunden Menschen zu decken.<ref name=RDA10>Subcommittee on the Tenth Edition of the RDAs, Food and Nutrition Board, Commission on Life Sciences, National Research Council: ''Recommended Dietary Allowances: 10th Edition.'' National Academy Press, Washington, D.C., 1989 ISBN 0-309-04041-8, S. 10; [http://www.nap.edu/catalog.php?record_id=1349 Online-Ausgabe (englisch)]</ref>
Die '''Recommended Daily Allowance''' ('''RDA'''), auch '''Recommended Dietary Allowance''', gibt die Menge der [[Vitamin]]e und [[Mineralstoff]]e an, die ein durchschnittlicher [[Mensch]] täglich zu sich nehmen sollte, um seinen [[Bedarf]] zu decken; es handelte sich ursprünglich um einen US-amerikanischen Wert.
Manchmal wird RDA auch mit ''empfohlener Tagesdosis'' übersetzt.<ref name=EURDAaktuell />


Der Umfang einer RDA-Zusammenstellung kann verschieden sein. Neben Angaben zu einer Reihe von [[Vitamin]]en und [[Mineralstoff]]en sind oft auch Informationen zu essentiellen [[Fettsäuren]] und [[Fette|Fett]] allgemein, [[Protein]] und [[Aminosäuren]], [[Kohlenhydrate]]n, [[Ballaststoff]]en, [[Physiologischer Brennwert|Nahrungsenergie]] und [[Wasser]] enthalten.<ref name=RDA10 /><ref name=DACH>Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Östereichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung: ''Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.'' 1. Auflage, 3. vollständig durchgesehener und korrigierter Nachdruck, Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße, 2008 ISBN 978-3-86528-128-9</ref>
In Deutschland war es üblich, sich nach dem „Empfohlenen Tagesbedarf“ der [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung|Deutschen Gesellschaft für Ernährung]] zu richten. Inzwischen sind die in der [[EU]] gültigen Richtwerte (''EU-RDA'') 1990 in der Richtlinie ''90/496/EWG'' vom [[Rat der Europäischen Union|Ministerrat]] festgelegt worden.<ref>[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31990L0496:DE:HTML Richtlinie 90/496/EWG des Rates vom 24. September 1990 über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln]</ref> Diese lauten wie folgt (siehe auch [[Vorsätze für Maßeinheiten]]):

== Geschichtliches ==
Ursprünglich handelt es sich um eine [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] Zusammenstellung, die 1943 das erste Mal unter der Bezeichnung ''Recommended Dietary Allowances'' herausgegeben und in regelmäßigen Abständen bis 1989 aktualisiert wurde. Standen anfangs militärische Zwecke im Vordergrund, so kamen später auch zivile Anwendungen wie die Interpretation von Ernährungsberichten hinzu. Ausgehend von den ''Recommended Dietary Allowances'' des Jahres 1968 wurde ein weiterer Datensatz aufgestellt, der der Kennzeichnung von [[Lebensmittel]]n dienen sollte, die ''U.S. Recommended Daily Allowances'' (USRDAs).<ref name=RDA10 />
In den 1990-er Jahren begann eine Zusammenarbeit zwischen den USA und [[Kanada]], in deren Folge die Aktualisierungen der ''Recommended Dietary Allowances'' nun in stark erweiterter Form als ''[[Dietary Reference Intakes]]'' (DRI) erscheinen.<ref>J. J. Otten, J. Pitzi-Hellwig, L. Meyers (Editors): ''Dietary Reference Intakes: The Essential Guide to Nutrient Requirements.'' The National Academies Press, Washington, D.C., 2006 ISBN 0-309-10091-7</ref>

Auch in anderen Ländern wurden ähnliche Aufstellungen herausgegeben. So veröffentlichte die [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung]] (DGE) im Jahre 1956 erstmals ihre ''Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr''. Die regelmäßigen Aktualisierungen erfolgen seit dem Jahr 2000 in länderübergreifender Zusammenarbeit von DGE, [[Österreichische Gesellschaft für Ernährung|Österreichischer Gesellschaft für Ernährung]] (ÖGE), [[Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung|Schweizerischer Gesellschaft für Ernährungsforschung]] (SGE) sowie [[Schweizerische Vereinigung für Ernährung|Schweizerischer Vereinigung für Ernährung]] (SVE) unter dem neuen Namen ''D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr''.<ref>[http://www.dge.de/modules.php?name=St&file=w_referenzwerte Hintergrundfakten zu den Referenzwerttabellen für die Nährstoffzufuhr bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung]</ref>

== Europäische RDA ==
Im Zuge der Vereinheitlichung [[Europa|europäischer]] Bestimmungen wurden in der [[Europäische Union|EU]] gültige ''Recommended Daily Allowances'' herausgegeben und 1990 in der Richtlinie ''90/496/EWG'' für die [[Nährwertkennzeichnung]] verbindlich festgelegt.<ref name=EURDAalt>[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31990L0496:DE:HTML Richtlinie 90/496/EWG] des Rates vom 24. September 1990 über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln</ref>
Eine Aktualisierung der Richtlinie erfolgte 2008, die seitdem auch neue RDAs enthält. Die neue Richtlinie soll bis spätestens 31. Oktober 2009 in den [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union|Mitgliedstaaten]] in Kraft treten, wobei für eine Übergangszeit von 3 Jahren auch der Handel mit nach der alten Richtlinie gekennzeichneten Waren noch statthaft ist.<ref name=EURDAaktuell>[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:285:0009:01:DE:HTML Richtlinie 2008/100/EG] der Kommission vom 28. Oktober 2008 zur Änderung der Richtlinie 90/496/EWG des Rates über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln hinsichtlich der empfohlenen Tagesdosen, der Umrechungsfaktoren für den Energiewert und der Definitionen</ref>

In der nachfolgenden Tabelle sind für Vitamine und Mineralstoffe jeweils alte und neue europäische RDA (EU-RDA) aufgeführt (siehe dabei auch [[Vorsätze für Maßeinheiten]]):


{| class="centered"
{| class="centered"
|- valign="top"
|- valign="top"
|
|
{| class="prettytable" style="text-align:center"
{| class="wikitable" style="text-align:center"
|+
|+
|- class="hintergrundfarbe6"
|- class="hintergrundfarbe6"
!Vitamin
!Vitamin
!Name
!Name
!neue EU-RDA<ref name =EURDAaktuell />
!Menge pro Tag
!frühere EU-RDA<ref name=EURDAalt />
|-
|-
|[[Vitamin A]]
|[[Vitamin A]]
|[[Retinol]]
|[[Retinol]]
|800 µg
|800 µg
|800 µg
|-
|-
|[[Vitamin B1|Vitamin B<sub>1</sub>]]
|[[Vitamin B1|Vitamin B<sub>1</sub>]]
|[[Thiamin]]
|[[Thiamin]]
|1,1 mg
|1,4 mg
|1,4 mg
|-
|-
|[[Vitamin B2|Vitamin B<sub>2</sub>]]
|[[Vitamin B2|Vitamin B<sub>2</sub>]]
|[[Riboflavin]]
|[[Riboflavin]]
|1,4 mg
|1,6 mg
|1,6 mg
|-
|-
|[[Vitamin B3|Vitamin B<sub>3</sub>]]
|[[Vitamin B3|Vitamin B<sub>3</sub>]]
|[[Niacin]]
|[[Niacin]]
|16 mg
|18 mg
|18 mg
|-
|-
|[[Vitamin B5|Vitamin B<sub>5</sub>]]
|[[Vitamin B5|Vitamin B<sub>5</sub>]]
|[[Pantothensäure]]
|[[Pantothensäure]]
|6 mg
|6 mg
|6 mg
|-
|-
|[[Vitamin B6|Vitamin B<sub>6</sub>]]
|[[Vitamin B6|Vitamin B<sub>6</sub>]]
|[[Pyridoxin]]
|[[Pyridoxin]]
|1,4 mg
|2 mg
|2 mg
|-
|-
|[[Vitamin B9|Vitamin B<sub>9</sub>]]
|[[Vitamin B9|Vitamin B<sub>9</sub>]]
|[[Folsäure]]
|[[Folsäure]]
|200 µg
|200 µg
|200 µg
|-
|-
|[[Cobalamine|Vitamin B<sub>12</sub>]]
|[[Cobalamine|Vitamin B<sub>12</sub>]]
|[[Cobalamin]]
|[[Cobalamin]]
|2,5 µg
|1 µg
|1 µg
|-
|-
|[[Vitamin C]]
|[[Vitamin C]]
|[[Ascorbinsäure]]
|[[Ascorbinsäure]]
|80 mg
|60 mg
|60 mg
|-
|-
|[[Vitamin D]]
|[[Vitamin D]]
|[[Calciferol]]
|[[Calciferol]]
|5 µg
|5 µg
|5 µg
|-
|-
|[[Vitamin E]]
|[[Vitamin E]]
|[[Tocopherol]]
|[[Tocopherol]]
|12 mg
|10 mg
|10 mg
|-
|-
|[[Vitamin H]]
|[[Vitamin H]]
|[[Biotin]]
|[[Biotin]]
|0,15 mg
|50 µg
|150 µg
|-
|[[Vitamin K]]
|[[Phyllochinon]]
|75 µg
|–
|}
|}
|
|
{| class="prettytable" style="text-align:center"
{| class="wikitable" style="text-align:center"
|+
|+
|- class="hintergrundfarbe6"
|- class="hintergrundfarbe6"
!Mineralstoff
!Mineralstoff
!neue EU-RDA<ref name=EURDAaktuell />
!Menge pro Tag
!frühere EU-RDA<ref name=EURDAalt />
|-
|-
|[[Calcium]]
|[[Calcium]]
|800 mg
|800 mg
|800 mg
|-
|[[Chloride|Chlorid]]
|800 mg
|–
|-
|[[Chrom]]
|40 µg
|–
|-
|-
|[[Eisen]]
|[[Eisen]]
|14 mg
|14 mg
|14 mg
|-
|-
|[[Iod]]
|[[Fluoride|Fluorid]]
|3,5 mg
|–
|-
|[[Iod|Jod]]
|150 µg
|150 µg
|150 µg
|-
|[[Kalium]]
|2000 mg
|–
|-
|[[Kupfer]]
|1 mg
|–
|-
|-
|[[Magnesium]]
|[[Magnesium]]
|375 mg
|300 mg
|300 mg
|-
|[[Mangan]]
|2 mg
|–
|-
|[[Molybdän]]
|50 µg
|–
|-
|-
|[[Phosphor]]
|[[Phosphor]]
|700 mg
|800 mg
|800 mg
|-
|[[Selen]]
|55 µg
|–
|-
|-
|[[Zink]]
|[[Zink]]
|10 mg
|15 mg
|15 mg
|}
|}
|}
|}


== Gültigkeit und Genauigkeit ==
Dabei ist zu berücksichtigen, dass dies nur ''Durchschnittswerte'' sind, der individuelle Bedarf jedoch von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, unter anderem durch
Abgesehen davon, dass die individuelle [[Variabilität]] innerhalb einer [[Bevölkerungsgruppe]] sehr ausgeprägt ist, gibt es erhebliche Unterschiede im Bedarf zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen. Zudem sind die verfügbaren Informationen über den menschlichen Bedarf an essentiellen Nährstoffen in vielen Bereichen noch sehr begrenzt. Das liegt zum einen daran, dass entsprechende Studien an Menschen sehr kosten- und zeitintensiv sind. Deshalb wird es kaum gelingen, einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt umfassend zu testen. Und natürlich verbieten sich manche Arten von [[Menschenversuch|Experimenten]] schon aus [[Medizinethik|ethischen]] Gründen.<ref name=RDA10 />
* das Alter – Kinder und Jugendliche haben besonders in Wachstumsphasen einen höheren Bedarf an vielen Vitaminen
Folgende Faktoren beeinflussen den Bedarf an essentiellen Nährstoffen:
* das Geschlecht – Frauen benötigen durch den Blutverlust bei der [[Menstruation]] mehr Eisen und auch mehr [[Folsäure]] als Männer. In der [[Schwangerschaft]] ist der Bedarf zahlreicher Vitamine und Mineralstoffe erhöht.
* [[Lebensphase|Lebensalter]]
* Einnahme bestimmter [[Medikamente]] (z.B. erhöht [[Cortison]] den Bedarf an Kalium, Magnesium und Zink, die [[Anti-Baby-Pille]] den an Magnesium und den Vitaminen B<sub>1</sub>, B<sub>2</sub>, B<sub>12</sub> und C)
* [[Geschlechtsmerkmal|Geschlecht]]
* verschiedene Erkrankungen
* [[Schwangerschaft]] und [[Stillen|Stillzeit]]
* erhöhten Stoffwechsel beispielsweise infolge von Leistungssport
* [[Krankheit|Erkrankungen]]
* regelmäßige [[Medikament]]eneinnahme
* erhöhter [[Ethanol|Alkoholkonsum]], [[Tabakrauchen|Rauchen]]
Um den Unterschieden von Mensch zu Mensch Rechnung zu tragen, kommen [[Mathematische Statistik|statistische Methoden]] zur Anwendung. So ist die empfohlene Menge für die tägliche Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen in der Regel so bemessen, dass sie für 98&nbsp;% der Angehörigen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ausreichend sein sollte. Soweit nicht ausdrücklich etwas anderes ausgesagt wird, sind solche Angaben ausschließlich auf gesunde Personen bezogen, die weder regelmäßig Medikamente einnehmen noch Genussgifte konsumieren. Auch Menschen, die sich noch von einer Krankheit erholen ([[Rekonvaleszenz|Rekonvaleszenten]]), gehören nicht dazu. Die genannten Mengen sind auch nicht dafür vorgesehen, zur Neige gegangene Körpervorräte wieder aufzufüllen.<ref name=DACH />


In manchen Fällen kann es auch vorkommen, dass sich die Empfehlungen auf den ''durchschnittlichen Bedarf'' beziehen, also für 50&nbsp;% der Personen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ausreichend sind. Das wird beispielsweise für die Zufuhr von [[Physiologischer Brennwert|Nahrungsenergie]] oft so gehandhabt.<ref name=DACH />
== Einzelnachweise ==

<references />
== Was eine RDA nicht ist ==
Angaben zu Höchstmengen und Obergrenzen für die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen werden wie folgt benannt:<ref>Zusammenstellung von tolerierbaren oberen Zufuhrmengen für Makro- und Mikronährstoffe (Stand: März 2006; abgerufen: Oktober 2009) bei der [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung|DGE]]. [http://www.dge.de/pdf/ws/Zusammenstellung-UL-Makro-und-Mikronaehrstoffen.pdf (PDF, 608 KB)]</ref>
* [[Tolerable Upper Intake Level|UL]], abgekürzt für engl. ''Tolerable Upper Intake Level''
* [[NOAEL]], abgekürzt für engl. ''No Observed Adverse Effect Level''
* [[Toxizitätsbestimmung#Toxikologische Endpunkte|LOAEL]], abgekürzt für engl. ''Lowest Observed Adverse Effect Level''


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Hypovitaminose]]
*[[Guideline Daily Amount]]
* [[Hypervitaminose]]

* [[Guideline Daily Amount]] (GDA)

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=3&page=1 D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr] bei der [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung|Deutschen Gesellschaft für Ernährung]]
* [http://www.nassdb.org.uk/f2/Vitamins_Minerals.htm Vergleich europäischer, britischer und amerikanischer RDA] (englisch)
* US-amerikanische [http://www.nap.edu/catalog.php?record_id=1349 Recommended Dietary Allowances] (englisch)


{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}

Version vom 22. Oktober 2009, 19:56 Uhr

Die Recommended Daily Allowances (RDAs), auch Recommended Dietary Allowances, geben laut Definition die Mengen von essentiellen Nährstoffen an, die nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand für ausreichend angesehen werden, den täglichen Bedarf nahezu jedes gesunden Menschen zu decken.[1] Manchmal wird RDA auch mit empfohlener Tagesdosis übersetzt.[2]

Der Umfang einer RDA-Zusammenstellung kann verschieden sein. Neben Angaben zu einer Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen sind oft auch Informationen zu essentiellen Fettsäuren und Fett allgemein, Protein und Aminosäuren, Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Nahrungsenergie und Wasser enthalten.[1][3]

Geschichtliches

Ursprünglich handelt es sich um eine US-amerikanische Zusammenstellung, die 1943 das erste Mal unter der Bezeichnung Recommended Dietary Allowances herausgegeben und in regelmäßigen Abständen bis 1989 aktualisiert wurde. Standen anfangs militärische Zwecke im Vordergrund, so kamen später auch zivile Anwendungen wie die Interpretation von Ernährungsberichten hinzu. Ausgehend von den Recommended Dietary Allowances des Jahres 1968 wurde ein weiterer Datensatz aufgestellt, der der Kennzeichnung von Lebensmitteln dienen sollte, die U.S. Recommended Daily Allowances (USRDAs).[1] In den 1990-er Jahren begann eine Zusammenarbeit zwischen den USA und Kanada, in deren Folge die Aktualisierungen der Recommended Dietary Allowances nun in stark erweiterter Form als Dietary Reference Intakes (DRI) erscheinen.[4]

Auch in anderen Ländern wurden ähnliche Aufstellungen herausgegeben. So veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) im Jahre 1956 erstmals ihre Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr. Die regelmäßigen Aktualisierungen erfolgen seit dem Jahr 2000 in länderübergreifender Zusammenarbeit von DGE, Österreichischer Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), Schweizerischer Gesellschaft für Ernährungsforschung (SGE) sowie Schweizerischer Vereinigung für Ernährung (SVE) unter dem neuen Namen D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.[5]

Europäische RDA

Im Zuge der Vereinheitlichung europäischer Bestimmungen wurden in der EU gültige Recommended Daily Allowances herausgegeben und 1990 in der Richtlinie 90/496/EWG für die Nährwertkennzeichnung verbindlich festgelegt.[6] Eine Aktualisierung der Richtlinie erfolgte 2008, die seitdem auch neue RDAs enthält. Die neue Richtlinie soll bis spätestens 31. Oktober 2009 in den Mitgliedstaaten in Kraft treten, wobei für eine Übergangszeit von 3 Jahren auch der Handel mit nach der alten Richtlinie gekennzeichneten Waren noch statthaft ist.[2]

In der nachfolgenden Tabelle sind für Vitamine und Mineralstoffe jeweils alte und neue europäische RDA (EU-RDA) aufgeführt (siehe dabei auch Vorsätze für Maßeinheiten):

Vitamin Name neue EU-RDA[2] frühere EU-RDA[6]
Vitamin A Retinol 800 µg 800 µg
Vitamin B1 Thiamin 1,1 mg 1,4 mg
Vitamin B2 Riboflavin 1,4 mg 1,6 mg
Vitamin B3 Niacin 16 mg 18 mg
Vitamin B5 Pantothensäure 6 mg 6 mg
Vitamin B6 Pyridoxin 1,4 mg 2 mg
Vitamin B9 Folsäure 200 µg 200 µg
Vitamin B12 Cobalamin 2,5 µg 1 µg
Vitamin C Ascorbinsäure 80 mg 60 mg
Vitamin D Calciferol 5 µg 5 µg
Vitamin E Tocopherol 12 mg 10 mg
Vitamin H Biotin 50 µg 150 µg
Vitamin K Phyllochinon 75 µg
Mineralstoff neue EU-RDA[2] frühere EU-RDA[6]
Calcium 800 mg 800 mg
Chlorid 800 mg
Chrom 40 µg
Eisen 14 mg 14 mg
Fluorid 3,5 mg
Jod 150 µg 150 µg
Kalium 2000 mg
Kupfer 1 mg
Magnesium 375 mg 300 mg
Mangan 2 mg
Molybdän 50 µg
Phosphor 700 mg 800 mg
Selen 55 µg
Zink 10 mg 15 mg

Gültigkeit und Genauigkeit

Abgesehen davon, dass die individuelle Variabilität innerhalb einer Bevölkerungsgruppe sehr ausgeprägt ist, gibt es erhebliche Unterschiede im Bedarf zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen. Zudem sind die verfügbaren Informationen über den menschlichen Bedarf an essentiellen Nährstoffen in vielen Bereichen noch sehr begrenzt. Das liegt zum einen daran, dass entsprechende Studien an Menschen sehr kosten- und zeitintensiv sind. Deshalb wird es kaum gelingen, einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt umfassend zu testen. Und natürlich verbieten sich manche Arten von Experimenten schon aus ethischen Gründen.[1] Folgende Faktoren beeinflussen den Bedarf an essentiellen Nährstoffen:

Um den Unterschieden von Mensch zu Mensch Rechnung zu tragen, kommen statistische Methoden zur Anwendung. So ist die empfohlene Menge für die tägliche Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen in der Regel so bemessen, dass sie für 98 % der Angehörigen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ausreichend sein sollte. Soweit nicht ausdrücklich etwas anderes ausgesagt wird, sind solche Angaben ausschließlich auf gesunde Personen bezogen, die weder regelmäßig Medikamente einnehmen noch Genussgifte konsumieren. Auch Menschen, die sich noch von einer Krankheit erholen (Rekonvaleszenten), gehören nicht dazu. Die genannten Mengen sind auch nicht dafür vorgesehen, zur Neige gegangene Körpervorräte wieder aufzufüllen.[3]

In manchen Fällen kann es auch vorkommen, dass sich die Empfehlungen auf den durchschnittlichen Bedarf beziehen, also für 50 % der Personen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ausreichend sind. Das wird beispielsweise für die Zufuhr von Nahrungsenergie oft so gehandhabt.[3]

Was eine RDA nicht ist

Angaben zu Höchstmengen und Obergrenzen für die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen werden wie folgt benannt:[7]

  • UL, abgekürzt für engl. Tolerable Upper Intake Level
  • NOAEL, abgekürzt für engl. No Observed Adverse Effect Level
  • LOAEL, abgekürzt für engl. Lowest Observed Adverse Effect Level

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Subcommittee on the Tenth Edition of the RDAs, Food and Nutrition Board, Commission on Life Sciences, National Research Council: Recommended Dietary Allowances: 10th Edition. National Academy Press, Washington, D.C., 1989 ISBN 0-309-04041-8, S. 10; Online-Ausgabe (englisch)
  2. a b c d Richtlinie 2008/100/EG der Kommission vom 28. Oktober 2008 zur Änderung der Richtlinie 90/496/EWG des Rates über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln hinsichtlich der empfohlenen Tagesdosen, der Umrechungsfaktoren für den Energiewert und der Definitionen
  3. a b c Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Östereichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 1. Auflage, 3. vollständig durchgesehener und korrigierter Nachdruck, Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße, 2008 ISBN 978-3-86528-128-9
  4. J. J. Otten, J. Pitzi-Hellwig, L. Meyers (Editors): Dietary Reference Intakes: The Essential Guide to Nutrient Requirements. The National Academies Press, Washington, D.C., 2006 ISBN 0-309-10091-7
  5. Hintergrundfakten zu den Referenzwerttabellen für die Nährstoffzufuhr bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
  6. a b c Richtlinie 90/496/EWG des Rates vom 24. September 1990 über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln
  7. Zusammenstellung von tolerierbaren oberen Zufuhrmengen für Makro- und Mikronährstoffe (Stand: März 2006; abgerufen: Oktober 2009) bei der DGE. (PDF, 608 KB)