„Kapitalflucht“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K WL Waffenhandel
VolkovBot (Diskussion | Beiträge)
K r2.5.1) (Bot: Ergänze: pl:Ucieczka kapitału
Zeile 43: Zeile 43:
[[en:Capital outflow]]
[[en:Capital outflow]]
[[fr:Fuite des capitaux]]
[[fr:Fuite des capitaux]]
[[pl:Ucieczka kapitału]]

Version vom 15. Februar 2011, 01:35 Uhr

Kapitalflucht bezeichnet den umfangreichen und plötzlichen Transfer von Vermögen, Geld, Edelmetallen oder Sachwerten ins Ausland bzw. den Rückgang der Nachfrage nach Aktiva in der inländischen Volkswirtschaft.

Das Ziel der Kapitalflucht ist im Falle einer Inflation die Werterhaltung oder ansonsten die Umgehung inländischer Steuern (siehe auch Steuerflucht, Steuerhinterziehung). Das Phänomen Kapitalflucht steht damit regelmäßig in Zusammenhang mit staatlichem Handeln. Kapitalflucht kann oft als "Abstimmung mit den Füßen" gewertet werden, da der Produktionsfaktor Kapital aufgrund seiner hohen Mobilität schneller transferiert werden kann als andere Produktionsfaktoren. Erwarten die Wirtschaftssubjekte eine ungünstige Änderung des (Steuer)Rechtssystems, reagieren sie möglicherweise mit Abzug ihres Kapitals.

Die in der Kapitalbilanz ausgewiesene Kapitalflucht alleine betrachtet sagt jedoch nichts über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung einer Volkswirtschaft aus, relevant ist allein die Zahlungsbilanz, in der alle volkswirtschaftlichen Teilbilanzen enthalten sind. Zur Verdeutlichung am Beispiel der deutschen Wirtschaft: Die Exportstärke der deutschen Wirtschaft macht es möglich, dass sehr viele Waren exportiert werden und dafür viel Geld ins Land fließt (Handelsbilanzüberschuss). Das macht es wiederum möglich, dass für andere Dinge viel Geld ins Ausland fließt, z. B. Beiträge an die EU und die UNO (ausgewiesen in der Übertragungsbilanz), Ausgaben von deutschen Touristen im Ausland (ausgewiesen in der Dienstleistungsbilanz) und Kredite an Entwicklungsländer und Investitionen in ausländische Unternehmen (beides ausgewiesen in der Kapitalbilanz). Da sich die genannten Zahlungsvorgänge weitgehend gegenseitig aufheben ist die Zahlungsbilanz, in der sich alle außenwirtschaftlichen Zahlungsvorgänge niederschlagen, beinahe ausgeglichen.

Für die Entscheidung, in welchem Land ein Unternehmen investiert, sind letztendlich alle Standortfaktoren in Summe ausschlaggebend. Dazu gehören beispielsweise auch die Verkehrsinfrastruktur, die Kommunikationsinfrastruktur, das Rechtssystem, das Währungssystem, das Bankensystem, die Nachfrage potentieller Käufer von Waren, die Qualifikation der Arbeitskräfte, die Anzahl ihrer Krankheits- und Streiktage etc. Der Grund für Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen ist häufig die Erschließung neuer Märkte. Häufig geht die Produktion dorthin, wo Waren abgesetzt werden können.

In den Medien wird eine Kapitalflucht gelegentlich dramatisiert. Dies soll durch nachfolgendes Beispiel verdeutlicht werden.

Beispiel

Gerade Luxemburg gilt vielen als Beispiel für eine Volkswirtschaft, in die deutsches Kapital gelangt. Wenn teilweise Milliardenbeträge (in Euro) aus Deutschland auf luxemburgische Konten gebracht werden, dann geht damit keineswegs Investivkapital verloren, wie gelegentlich behauptet wird.

Dies wird deutlich, wenn man sich fragt, wo in dem kleinen Staat Luxemburg solche Milliardenbeträge zinsträchtig angelegt werden sollten. Stattdessen ist vielmehr damit zu rechnen, dass dies wenigstens zum Teil wieder in Deutschland geschieht. Eine wichtige Rolle spielt somit der Wirtschaftskreislauf.

Lediglich durch die Inanspruchnahme der Dienstleistungen luxemburgischer Banken profitieren diese zum Nachteil deutscher Banken.

Gründe der Kapitalflucht

  • Angst vor Diebstahl
  • Angst vor Entdeckung krimineller Aktivitäten
  • Angst vor staatlicher Enteignung
  • mangelnde Eigentumsgarantie (z. B. hohe Vermögensteuer)
  • mangelnde Steuergerechtigkeit
  • Doppelbesteuerung z.B. bei Kursgewinnen
  • Unzufriedenheit mit der Politik

Potentielle Kapitalflüchtlinge

  • Flüchtlinge (Kriege, Naturkatastrophen, staatliche Verfolgung)
  • Kriminelle Personen (Diebstahl, Drogenhandel, illegaler Waffenhandel)
  • Minderheiten (Religion, Hautfarbe)
  • Notenbanken (Devisenmarktinterventionen)
  • Oppositionelle
  • Regierungsnahe Personen (in Erwartung eines politischen Exils)
  • Reiche Personen (Steuerhinterziehung)
  • Sparer (Diversifikation des Vermögens auf mehrere Länder, Banken und sonstige Schuldner)