„MacGuffin“ – Versionsunterschied

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Ein typischer MacGuffin ist z. B. ein Dokument mit einer Geheimformel, kompromittierenden Informationen oder illegalen Abmachungen, das in die Hände eines mehr oder weniger Unbeteiligten gerät, genauso gut kann es eine Tasche mit der Beute eines Bankraubs sein – für die Filmhandlung ist der Inhalt des Dokuments oder das Geld in der Tasche von untergeordneter Bedeutung, sie konzentriert sich auf die Jäger-Beute-Konstellation, die der Besitzerwechsel nach sich zieht und die daraus folgenden dramatischen Situationen von Verfolgung und Flucht, bei denen der Zuschauer sich mit dem Gejagten identifiziert. Ein anschauliches Beispiel ist der Koffer, der im Film [[Pulp Fiction]] herumgetragen wird. Er ist zwar Auslöser der Handlung, der Zuschauer erfährt jedoch an keiner Stelle, was der Koffer überhaupt enthält.
Ein typischer MacGuffin ist z. B. ein Dokument mit einer Geheimformel, kompromittierenden Informationen oder illegalen Abmachungen, das in die Hände eines mehr oder weniger Unbeteiligten gerät, genauso gut kann es eine Tasche mit der Beute eines Bankraubs sein – für die Filmhandlung ist der Inhalt des Dokuments oder das Geld in der Tasche von untergeordneter Bedeutung, sie konzentriert sich auf die Jäger-Beute-Konstellation, die der Besitzerwechsel nach sich zieht und die daraus folgenden dramatischen Situationen von Verfolgung und Flucht, bei denen der Zuschauer sich mit dem Gejagten identifiziert. Ein anschauliches Beispiel ist der Koffer, der im Film [[Pulp Fiction]] herumgetragen wird. Er ist zwar Auslöser der Handlung, der Zuschauer erfährt jedoch an keiner Stelle, was der Koffer überhaupt enthält.


Eine andere Form des MacGuffin ist das mit dem Zuschauer geteilte Geheimnis, das aufgedeckt zu werden droht, woraus die Spannung entsteht. Hier wird der Zuschauer zum Komplizen gemacht. Ein klassische Beispiel ist Hitchcocks Film ''Ein Cocktail für eine Leiche'', in dem zwei Studenten bei der Vorbereitung einer Cocktailparty einen Kommilitonen umbringen und die Leiche in einer Truhe verstauen, auf der später das Buffet serviert wird. Die Spannung entsteht nicht aus dem Mord selbst oder seiner Aufklärung, sondern aus der Sorge des Zuschauers um seine Entdeckung.
Eine andere Form des MacGuffin ist das mit dem Zuschauer geteilte Geheimnis, das aufgedeckt zu werden droht, woraus die Spannung entsteht. Hier wird der Zuschauer zum Komplizen gemacht. Ein klassische Beispiel ist Hitchcocks Film [[Cocktail für eine Leiche|Ein Cocktail für eine Leiche]], in dem zwei Studenten bei der Vorbereitung einer Cocktailparty einen Kommilitonen umbringen und die Leiche in einer Truhe verstauen, auf der später das Buffet serviert wird. Die Spannung entsteht nicht aus dem Mord selbst oder seiner Aufklärung, sondern aus der Sorge des Zuschauers um seine Entdeckung.


In einer [[1939]] gehaltenen Rede an der Columbia-Universität definierte Hitchcock den MacGuffin so: ''„Zwei Schotten fahren in der Eisenbahn und der eine fragt den anderen, was da im Gepäcknetz liege. ‚Oh, das ist ein MacGuffin.‘ ‚Was ist ein MacGuffin?‘ ‚Ein MacGuffin ist ein Apparat, um in den Bergen von Adirondak Löwen zu fangen.‘ ‚Aber es gibt gar keine Löwen dort.‘ ‚Nun, dann ist es eben auch kein MacGuffin.‘“''
In einer [[1939]] gehaltenen Rede an der Columbia-Universität definierte Hitchcock den MacGuffin so: ''„Zwei Schotten fahren in der Eisenbahn und der eine fragt den anderen, was da im Gepäcknetz liege. ‚Oh, das ist ein MacGuffin.‘ ‚Was ist ein MacGuffin?‘ ‚Ein MacGuffin ist ein Apparat, um in den Bergen von Adirondak Löwen zu fangen.‘ ‚Aber es gibt gar keine Löwen dort.‘ ‚Nun, dann ist es eben auch kein MacGuffin.‘“''

Version vom 20. August 2005, 18:28 Uhr

MacGuffin ist der von Alfred Hitchcock geprägte Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film nur dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben ohne selbst von besonderem Interesse zu sein. Vor allem in Krimis und Thrillern ist der MacGuffin neben dem klassischen Whodunit ein verbreitetes Mittel um Spannung über die gesamte Filmhandlung hinweg aufrechtzuerhalten.

Ein typischer MacGuffin ist z. B. ein Dokument mit einer Geheimformel, kompromittierenden Informationen oder illegalen Abmachungen, das in die Hände eines mehr oder weniger Unbeteiligten gerät, genauso gut kann es eine Tasche mit der Beute eines Bankraubs sein – für die Filmhandlung ist der Inhalt des Dokuments oder das Geld in der Tasche von untergeordneter Bedeutung, sie konzentriert sich auf die Jäger-Beute-Konstellation, die der Besitzerwechsel nach sich zieht und die daraus folgenden dramatischen Situationen von Verfolgung und Flucht, bei denen der Zuschauer sich mit dem Gejagten identifiziert. Ein anschauliches Beispiel ist der Koffer, der im Film Pulp Fiction herumgetragen wird. Er ist zwar Auslöser der Handlung, der Zuschauer erfährt jedoch an keiner Stelle, was der Koffer überhaupt enthält.

Eine andere Form des MacGuffin ist das mit dem Zuschauer geteilte Geheimnis, das aufgedeckt zu werden droht, woraus die Spannung entsteht. Hier wird der Zuschauer zum Komplizen gemacht. Ein klassische Beispiel ist Hitchcocks Film Ein Cocktail für eine Leiche, in dem zwei Studenten bei der Vorbereitung einer Cocktailparty einen Kommilitonen umbringen und die Leiche in einer Truhe verstauen, auf der später das Buffet serviert wird. Die Spannung entsteht nicht aus dem Mord selbst oder seiner Aufklärung, sondern aus der Sorge des Zuschauers um seine Entdeckung.

In einer 1939 gehaltenen Rede an der Columbia-Universität definierte Hitchcock den MacGuffin so: „Zwei Schotten fahren in der Eisenbahn und der eine fragt den anderen, was da im Gepäcknetz liege. ‚Oh, das ist ein MacGuffin.‘ ‚Was ist ein MacGuffin?‘ ‚Ein MacGuffin ist ein Apparat, um in den Bergen von Adirondak Löwen zu fangen.‘ ‚Aber es gibt gar keine Löwen dort.‘ ‚Nun, dann ist es eben auch kein MacGuffin.‘“

Slavoj Zizek bezeichnet den Ring in Richard Wagners Ring des Nibelungen als den „größte MacGuffin aller Zeiten“ und als Beispiel für das sogenannte Objekt klein a in der lacanschen Theorie der Psychoanalyse.

Literatur

Francois Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? Heyne, 2003. ISBN 3-453-86141-8