„Objektfall“ – Versionsunterschied

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Unter dem '''Akkudativ''' oder '''Objektfall''' oder '''Objektiv''' versteht man in der Grammatik den Zusammenfall von [[Dativ]] und [[Akkusativ]], wie er im [[Niederländische Sprache|Niederländischen]] und in verschiedenen [[deutsche Mundarten|deutschen Mundarten]] zu beobachten ist.
Als '''Objektiv''' oder '''Objektfall''' bezeichnet man den Zusammenfall aller Fälle für Objekte im Satzbau, sodass nur noch in einen Subjektfall und einen Objektfall unterschieden wird. Die Bezeichnung '''Akkudativ''' für den Objektfall bezieht sich auf die Entwicklung aus einer vorherigen Trennung in Akkusativ und Dativ, wie sie im Standarddeutschen noch vorhanden ist. Dieser Prozess ist in der [[Niederländische Sprache|niederländischen Sprache]] fast vollständig abgeschlossen, ist aber auch in verschiedenen [[deutsche Mundarten|deutschen Mundarten]] zu beobachten.


== Herausbildung ==
Der Akkudativ vereint den [[Akkusativ]] und den [[Dativ]]. Dies gilt aber nicht für das [[Pronomen|Pronominalsystem]] in der niederländischen Schriftsprache. Diese unterscheidet für die 3. Person [[Plural]] die Formen ''hun'' (Dativ) und ''hen'' (Akkusativ).
Der [[Synkretismus (Linguistik)|Kasus-Synkretismus]] (auch Kasuskollaps) ist ein häufiges Phänonem der [[indogermanische Sprachfamilie|indogermanischen Sprachfamilie]]. Die durch [[Flexion]]saffixe getrennte grammatische Verwendung von Worten einer [[Flektierender Sprachbau|flektierenden Sprache]] geht dabei zunehmend verloren.


Er ist hauptsächlich im [[Niederdeutsche Sprache|niederdeutschen]] ([[Kasus#Kasus in den deutschen Dialekten|Beispiele]]), aber auch im [[Berlinisch|berlinischen]] ([[Berlinische Grammatik#Akkudativ|Beispiele]]) bis hin zum ostsächsischen Sprachraum anzutreffen. Manchmal betrifft der Zusammenfall lediglich das männliche [[Genus]], bei dem zum Beispiel zwischen „''den''“ (Akkusativ männlich) und „''dem''“ (Dativ männlich) lautlich schwerer unterschieden werden kann als zwischen „''die''“ (Akkusativ weiblich) und „''der''“ (Dativ weiblich).
Im Bereich der [[Germanische Sprachen|germanischen Sprache]]n wird dabei die im Standarddeutsch noch vorhandene Trennung in Akkusativ und Dativ aufgegeben. Er ist hauptsächlich im [[Niederdeutsche Sprache|niederdeutschen]] ([[Kasus#Kasus in den deutschen Dialekten|Beispiele]]), aber auch im [[Berlinisch|berlinischen]] ([[Berlinische Grammatik#Akkudativ|Beispiele]]) bis hin zum ostsächsischen Sprachraum anzutreffen. Manchmal betrifft der Zusammenfall lediglich das männliche [[Genus]], bei dem zum Beispiel zwischen „''den''“ (Akkusativ männlich) und „''dem''“ (Dativ männlich) lautlich schwerer unterschieden werden kann als zwischen „''die''“ (Akkusativ weiblich) und „''der''“ (Dativ weiblich).

Für die niederländische Sprache gilt dabei, dass es nur noch einen Objektfall gibt, aber die in den germanischen Sprachen durch Akkusativ und Dativ getrennte Bedeutung sich bei den [[Pronomen]] in der Schriftsprache erhalten hat. Man unterscheidet dort weiter für die 3. Person [[Plural]] die Formen ''hun'' (Dativ) und ''hen'' (Akkusativ).

Für den berlinischen Dialekt bemerkenswert ist, dass die im niederdeutschen Substrat schon aufgegebene Trennung in Akkusativ und Dativ durch die Überformung mit standarddeutschen morphologischen Formen wieder sichbar wird, sich aber in einem unsicheren Gebrauch äußert. Während bei den Pronomina fast durchgängig die Dativformen verwendet werden ("mir" statt niederdeutsch "mi"), wird bei anderen Objekten häufig auch der lautlich einfacher zu bildende Akkusativ verwendet.<ref>[http://www.germanistik.uni-hannover.de/fileadmin/deutsches_seminar/publikationen/Ueber_den_Akkudativ.pdf "Über den 'Akkudativ' im Berlinischen"], Peter Schlobinski, 1987</ref>


==Beispiele==
==Beispiele==
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* De Fru gifft de Mann Koken. / De vrouw geeft de man koek. (Die Frau gibt dem Mann Kuchen. / Femina viro placentam dat.)
* De Fru gifft de Mann Koken. / De vrouw geeft de man koek. (Die Frau gibt dem Mann Kuchen. / Femina viro placentam dat.)
(''Mann'' steht im Objektiv, im Standarddeutschen oder Lateinischen würde das Wort ''Mann'' im Dativ stehen)
(''Mann'' steht im Objektiv, im Standarddeutschen oder Lateinischen würde das Wort ''Mann'' im Dativ stehen)

== Siehe auch ==
* [[Berlinische Grammatik]]
* [[Alemannische Grammatik#Kasus|Alemannischer Nomakkusativ]]

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Grammatischer Kasus]]
[[Kategorie:Grammatischer Kasus]]

Version vom 28. April 2011, 14:07 Uhr

Als Objektiv oder Objektfall bezeichnet man den Zusammenfall aller Fälle für Objekte im Satzbau, sodass nur noch in einen Subjektfall und einen Objektfall unterschieden wird. Die Bezeichnung Akkudativ für den Objektfall bezieht sich auf die Entwicklung aus einer vorherigen Trennung in Akkusativ und Dativ, wie sie im Standarddeutschen noch vorhanden ist. Dieser Prozess ist in der niederländischen Sprache fast vollständig abgeschlossen, ist aber auch in verschiedenen deutschen Mundarten zu beobachten.

Herausbildung

Der Kasus-Synkretismus (auch Kasuskollaps) ist ein häufiges Phänonem der indogermanischen Sprachfamilie. Die durch Flexionsaffixe getrennte grammatische Verwendung von Worten einer flektierenden Sprache geht dabei zunehmend verloren.

Im Bereich der germanischen Sprachen wird dabei die im Standarddeutsch noch vorhandene Trennung in Akkusativ und Dativ aufgegeben. Er ist hauptsächlich im niederdeutschen (Beispiele), aber auch im berlinischen (Beispiele) bis hin zum ostsächsischen Sprachraum anzutreffen. Manchmal betrifft der Zusammenfall lediglich das männliche Genus, bei dem zum Beispiel zwischen „den“ (Akkusativ männlich) und „dem“ (Dativ männlich) lautlich schwerer unterschieden werden kann als zwischen „die“ (Akkusativ weiblich) und „der“ (Dativ weiblich).

Für die niederländische Sprache gilt dabei, dass es nur noch einen Objektfall gibt, aber die in den germanischen Sprachen durch Akkusativ und Dativ getrennte Bedeutung sich bei den Pronomen in der Schriftsprache erhalten hat. Man unterscheidet dort weiter für die 3. Person Plural die Formen hun (Dativ) und hen (Akkusativ).

Für den berlinischen Dialekt bemerkenswert ist, dass die im niederdeutschen Substrat schon aufgegebene Trennung in Akkusativ und Dativ durch die Überformung mit standarddeutschen morphologischen Formen wieder sichbar wird, sich aber in einem unsicheren Gebrauch äußert. Während bei den Pronomina fast durchgängig die Dativformen verwendet werden ("mir" statt niederdeutsch "mi"), wird bei anderen Objekten häufig auch der lautlich einfacher zu bildende Akkusativ verwendet.[1]

Beispiele

  • De Fru kiekt de Mann an. / De vrouw kijkt de man aan. (Die Frau schaut den Mann an. / Femina virum adspicit.)

(Mann steht im Objektiv, im Standarddeutschen oder Lateinischen würde das Wort Mann im Akkusativ stehen)

  • De Fru gifft de Mann Koken. / De vrouw geeft de man koek. (Die Frau gibt dem Mann Kuchen. / Femina viro placentam dat.)

(Mann steht im Objektiv, im Standarddeutschen oder Lateinischen würde das Wort Mann im Dativ stehen)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. "Über den 'Akkudativ' im Berlinischen", Peter Schlobinski, 1987