Friedenskirche (Jawor)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Februar 2013 um 18:47 Uhr durch Campanello (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte: Glocken - Besuch vor Ort). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Friedenskirche Jauer / Jawor
Innenansicht der Friedenskirche

Die evangelische Friedenskirche „Zum Heiligen Geist“ (polnisch Kościół Pokoju p.w. Świętego Ducha) in Jauer gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten in Schlesien. Sie befindet sich gemeinsam mit der Friedenskirche in Schweidnitz seit dem Jahre 2001 auf der Welterbe-Liste der UNESCO.

Geschichte

Friedenskirche Jauer nach Friedrich Bernhard Werner (1748)

Zu den Beschlüssen des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 gehörte die Erlaubnis für die schlesischen Protestanten, drei Friedenskirchen zu bauen: in Glogau, Jauer und Schweidnitz. Allerdings musste eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt werden: Steine und Ziegel waren als Baumaterial verboten, es durften nur Holz, Lehm und Stroh verwendet werden. Die Kirchen mit Türmen oder Glocken zu versehen war ebenfalls nicht gestattet. Als Standorte kamen nur unattraktive Plätze außerhalb der Stadtmauern in Frage. Die Gebäude mussten innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden. Die Baukosten hatten die Gemeinden zu tragen.

Die Kirche in Jauer wurde in den Jahren 1654 bis 1655 nach einem Entwurf des Breslauer Architekten Albrecht von Saebisch (1610–1688) gebaut. Die Länge beträgt 43,5 m, die Breite 14 m, die Höhe 15,7 m, die Fläche ca. 1180 m². Die Kirche fasst ca. 5.500 Personen.

Die Malereien im Inneren sind ein Werk von Georg Flegel und sind in den Jahren 1671–1681 entstanden. Die Motive der mehr als 200 Bilder entstammen zumeist der Bibel. An der zweiten Empore sind 72 Szenen aus dem Neuen Testament dargestellt, an der vierten sind es 71 aus dem Alten Testament. Jedem Bild ist ein Bibelspruch beigegeben. Die beiden restlichen Emporen sind hauptsächlich mit Wappendarstellungen des Adels aus dem Umkreis von Jawor bemalt.

Die Kanzel aus dem Jahr 1670 ist ein Werk von Matthäus Knote aus Liegnitz. Der Altar von Martin Schneider entstammt dem Jahr 1672.

Die erste Orgel von J. Hoferichter aus Liegnitz stammte aus dem Jahr 1664. Sie war mangelhaft, daher wurde sie in den Jahren 1855–1856 durch eine neue Orgel von Adolf Alexander Lummert aus Breslau ersetzt. Diese wurde in den Jahren 1899, 1937 und 2002/2005 ausgebaut und renoviert.

Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Glockenturm angebaut, nachdem dies aufgrund der Altranstädter Konvention 1707 vom Kaiser als schlesischem Landesherrn gestattet wurde. Die Glocken in den Tönen es', g' und b' wurden 1708 von Christian Demminger in Liegnitz gegossen.

Von ähnlicher Bauweise wie die Friedenskirchen von Jauer und Schweidnitz (Fachwerkbauten) sind die heute noch bestehenden Bauten der Gnadenkirche von Militsch (Milicz), der Grenzkirche von Kriegheide (Pogorzeliska) und der Rezesskirche von Herrnprotsch (Pracze Odrzańskie).

Kirchengemeinde

Die evangelische Kirchengemeinde in Jauer zählt gegenwärtig ca. 40 Personen. Die Kirche wird mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland unterhalten. Es bestehen Partnerschaften mit der evang. Friedenskirche in Offenbach am Main und der evang. Kirchengemeinde Bad Reichenhall.

Literatur

  • Izabella Gawin, Dieter Schulze, Reinhold Vetter: Schlesien: Deutsche und polnische Kulturtraditionen in einer europäischen Grenzregion. DuMont-Kunst-Reiseführer. Köln 2006, ISBN 3-7701-4418-X, S. 129-132.
  • Parafia Ewangelicko-Augsburska Jawor (Hrsg.): Jawor. Kościół Pokoju. Jauer. Die Friedenskirche. Jauer (?)
  • Förderkreis der Friedenskirche zu Jauer (Hrsg.) Die Emporenbilder in der Friedenskirche zu Jauer in Schlesien I. u. II. Band, Wennigsen 2006/08.
  • Reiner Sörries: Von Kaisers Gnaden – Protestantische Kirchenbauten im Habsburger Reich, Böhlau 2008
Commons: Friedenskirche von Jawor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 3′ 14,9″ N, 16° 11′ 45″ O