Hadrianstempel (Ephesos)

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Hadrianstempel
Ruine des Hadrianstempels

Ruine des Hadrianstempels

Daten
Ort Ephesos
Bauherr Publius Quintilius Valens Varius
Baujahr 117/118 n. Chr. (Weihung)
Koordinaten 37° 56′ 18,6″ N, 27° 20′ 31″ OKoordinaten: 37° 56′ 18,6″ N, 27° 20′ 31″ O
Hadrianstempel (Türkei)
Hadrianstempel (Türkei)

Der sogenannte Hadrianstempel ist ein teilweise wieder aufgebautes Heiligtum in der Ruinenstadt Ephesos im Westen der heutigen Türkei. Er steht an der „Kuretenstraße“ im Südwesten der antiken Stadt. Der Tempel wurde nach der Inschrift auf dem Architrav wohl im Jahr 117 oder 118 n. Chr. zu Ehren der Artemis von Ephesos, des römischen Kaisers Hadrian und des Volkes von Ephesos durch Publius Quintilius Valens Varius errichtet.[1] Das Versprechen dazu hatte Varius bereits in den letzten Jahren der Herrschaft Trajans gegeben.[2] Der Tempel wurde durch ein Erdbeben im späten 4. Jahrhundert zerstört, dann jedoch wieder aufgebaut.

In den 1950er Jahren wurde der Tempel von österreichischen Archäologen unter der Leitung von Franz Miltner ausgegraben. Um das Ruinengelände für Besucher möglichst anschaulich zu gestalten, wurden ganze Straßenzüge freigelegt, darunter die Kuretenstraße. Die bei den Ausgrabungen gefundenen zahlreichen Bauglieder des Tempels eigneten sich für einen Wiederaufbau des antiken Bauwerks. Die Rekonstruktion erfolgte unter der Projektleitung des Wiener Architekten Karl Heiz Göschl und wurde 1958 fertiggestellt.[3]

Beschreibung

Der unmittelbar an der „Kuretenstraße“, einer der Prachtstraßen von Ephesos, liegende Bau ist teilweise in die dahinter liegenden Scholastikia-Thermen integriert, eine Bäderanlage, die ebenfalls von Publius Quintilius Valens Varius errichtet wurde.[4] In seinem Grundriss entspricht der Tempel einem tetrastylen (= viersäuligen) Prostylos. Vor der nur kleinen, querrechteckigen Cella, in der wohl eine Statue des Kaisers stand, liegt eine großzügige Vorhalle, deren Fassade durch zwei Säulen und zwei Pfeiler mit korinthischen Kapitellen gegliedert wird. Diese trugen einen ursprünglich dreieckigen Giebel. Vor den Säulen und Pfeilern stehen die später hinzugefügten, beschrifteten Sockel von vier Statuen, die die Kaiser Diokletian, Maximian, Constantius Chlorus sowie Galerius darstellten. Über die beiden mittleren Säulen ist ein Bogen gespannt, dessen Schlussstein durch eine Büste der Stadtgöttin Tyche hervorgehoben wird. Den Architrav schmückt ein Fries mit Akanthusblättern und anderen pflanzlichen Motiven.

Das Innere der Vorhalle wird durch einen umlaufenden Fries geprägt.[5] Das Original befindet sich im Museum von Selçuk. Auf dem Fries ist links der Gründungsmythos von Ephesos dargestellt (Androklos bei der Eberjagd), Götter und Amazonen, letztere u.a. bei einem Dionysos-Fest). Der rechte Teil des Frieses weicht stilistisch von dem übrigen ab. Man vermutet, dass dieser beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben im 4. Jahrhundert von einem anderen Gebäude hierhin übertragen wurde.[6] Abgebildet sind von links nach rechts Thena, Selene, ein Mann, Apoll, eine Frau, Androklos, Herakles, der Vater des Kaisers Theodosius, Artemis, Frau und Kind des Theodosius sowie Athena.

Der Sturz der Eingangstür zur Cella ist mit Perl- und Eierstäben verziert. Darüber befindet sich ein an die Medusa erinnerndes Relief.

Die prägenden Elementen der Fassade (Bogenportal, rechts und links flankiert von zwei rechteckigen Zugängen) findet man auch an anderen Gebäuden dieser Zeit (so im sog. „Canopus“ der Villa Adriana bei Tivoli nahe Rom).

Literatur

  • Ursula Quatember: The “Temple of Hadrian” on Curetes Street in Ephesus: new research into its building history. In: Journal of Roman Archaeology JRA 23, 2010, 376–394.
  • Ursula Quatember:War der Hadrianstempel wirklich Hadrians Tempel? Aktuelle archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos. In: Antike Welt 2013, 2, 59–66.
Commons: Hadrianstempel (Ephesos) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Inschriften von Ephesos 429: Vorlage:Polytonisch „der Artemis von Ephesos und dem Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus und dem tempelpflegenden Volk der Ephesier hat Publius Quintilius Valens Varius, Sohn des Publius, aus der Tribus Galeria, mit seiner Frau und der Tochter Varilla den Tempel von Grund auf mit allem Bauschmuck und das Kultbild darin auf eigene Kosten geweiht, unter dem Prokonsul Servaeus Innocens und dem Sekretär der Volksversammlung (zum 2. Mal) Publius Vedius Antoninus, dem Asiarchen; versprochen wurde er unter dem Sekretär der Volksversammlung Tiberius Claudius Lucceianus“.
  2. Der Sekretär Lucceianus ist auf die Jahre 114–116 zu datieren, siehe Inschriften von Ephesos 422. Servaeus Innocens war Prokonsul von Asia wohl 117/118 oder 118/119. Einige Wissenschaftler haben auch eine Datierung in die 130er Jahre angenommen.
  3. Ursula Quatember:War der Hadrianstempel wirklich Hadrians Tempel? Aktuelle archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos. In: Antike Welt 2013, 2, S. 60.
  4. Inschriften von Ephesos 500.
  5. Zum Fries: Robert Fleischer: Der Fries des Hadrianstempels in Ephesos. In: Festschrift Fritz Eichler, Wien 1967, S. 23-71; Beat Brenk: Die Datierung der Reliefs am Hadrianstempel in Ephesos und das Problem der tetrarchischen Skulptur des Ostens. In: Istanbuler Mitteilungen 18, 1968, S. 238-258.
  6. Neue Forschungen legen jedoch nahe, dass auch dieser Teil bereits zum ursprünglichen Bau gehört (vgl. [1]).