Hacker

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Nach allgemeinem Verständnis ist ein Hacker ein überaus talentierter Computerspezialist, welcher Sicherheitsbarrieren überwinden und in fremde Systeme eindringen kann. Destruktive Hacker werden abwertend als Crasher oder Cracker charakterisiert. Ein Hacker der Gebrauch von seinen Fähigkeiten macht, um politisch tätig zu werden, wird als Hacktivist bezeichnet.

In den Medien findet diese Unterscheidung jedoch kaum Beachtung, weshalb das Verständnis für den Begriff Hacker dort fälschlicherweise auf einen destruktiven Computerexperten reduziert wird, der seine Fertigkeiten vornehmlich für kriminelle Zwecke nutzt.

Als Hinweis sei erwähnt, dass der Begriff „Softwarecracker“ nicht gleichbedeutend mit dem Begriff „Cracker als destruktiven Hacker“ ist. Fälschlicherweise wird auch der Begriff „Skriptkiddie“ im allgemeinen Sprachgebrauch oft mit dem Begriff „Hacker“ gleichgesetzt. Skriptkiddie ist jedoch die Bezeichnung für einen herkömmlichen Computeranwender, der weit von einem begabten Computerspezialisten entfernt ist. Da es anders als der Hacker nichts von der Sicherheitslücke versteht, kann ein Skriptkiddie Sicherheitsbarrieren ausschließlich mithilfe vorgefertigter Programme überwinden. In der Fachwelt wird daher deutlich zwischen einem Hacker als Sicherheitsexperten und einem diesbezüglich unkundigen Skriptkiddie unterschieden.

Begriffswandel und weitere Definitionen von Insidern

Das Wort „hack“ hatte im Lauf der Geschichte viele Bedeutungen. Angefangen vom schlendernden Ritt, etwas mieten oder in kleine Stücke hauen (14. Jahrhundert), ein Schriftsteller oder jemand, der routinemäßige Arbeit verrichtet (18. Jahrhundert), eine Bezeichnung für einen trockenen Husten bzw. für Räuspern, um auf sich aufmerksam zu machen (19. Jahrhundert), erlangte er in den späten 1950er Jahren gleich mehrere neue Bedeutungen. So verwendeten Harley-Davidson-Fahrer in Südkalifornien „hacking“ als Synonym für das Zerlegen ihrer Motorräder und nicht zuletzt für das Tunen ihrer Fabrikate, um sie niedriger, schneller und schöner als die Originale zu machen. Zeitgleich wurde der Begriff „hack“ vom Modelleisenbahnclub des MIT (Massachusetts Institute of Technology), genauer dem TMRC (Tech Model Railroad Club of MIT) verwendet. Er stand hier für besonders elegante und kreative Einfälle und Lösungswege jeglicher Art. Hat ein Student des MIT einen raffinierten Streich ausgeheckt, galt der Übeltäter als „Hacker“. Und das, ohne sich unbedingt auf den Computer zu beziehen. Demgegenüber nannten die Computerfreaks des MIT AI Lab (Artificial Intelligence Laboratory), welche die ersten Großrechner des MIT programmierten, auch das gemeinsame Programmieren und den freien Austausch von Wissen „hacken“ und sich selbst „Hacker“. Bereits in diesen ersten Jahren verfassten sie für sich einen Kodex, der allerdings damals noch nicht ganz so ernst genommen wurde, wie es später der Fall war: die Hackerethik. Als Mitglieder des Modellbahnklubs damit begannen, mit einem DEC-PDP-1-Computer zu arbeiten, wurde ihr Slang nun auch in schriftlicher Form auf den Computer übertragen. Die zuerst bekannte Verwendung des Begriffs „Hacker“ wurde auf diese Weise von der Ausgabe des Studentenpapiers vom 20. November 1963 der technischen Fachschule des MIT registriert.

Ende der 1960er stand der Begriff Hacker bereits weltweit als Synonym für jemanden, der sich intensiv mit dem Computer beschäftigt.

1972 eröffnete John T. Draper, auch bekannt als „Captain Crunch“, durch seine Publikation eines Tonwahlsignals die Ära des kostenlosen Telefonierens. Das war ein bemerkenswerter Hack, welcher die erste markante Assoziation zwischen dem Begriff Hacken und dem Überwinden von Sicherheitsbarrieren darstellt.

Dessen ungeachtet wurde der Begriff Hacker in den 1970ern bis Anfang der 1980er als Bezeichnung für einen außergewöhnlich guten Programmierer geprägt. Davon abgeleitet gleicht das Wort innerhalb der Programmierer- und Hackerszene auch heute noch einem Rang: Es zeugt von Respekt und stellt eine Auszeichnung für außergewöhnlich gute Fähigkeiten dar, welche nicht vorschnell verliehen wird. Demgegenüber werden auf den Programmcode bezogen auch skurrile, meist auf die Schnelle erstellte Notlösungen als „Hack“ bezeichnet, die zwar funktionieren, aber bei weitem nicht perfekt sind. In Bezug auf einen Entwickler, dessen Quellcode eine einzige Aneinanderreihung solcher Hacks darstellt, steht das Wort Hacker für einen schlampigen Programmierer und stellt in diesem Kontext keine Ehrung dar.

1983 wurde der Begriff Hacker erstmals im Zusammenhang mit kriminellen Computerfachleuten durch die Medien Newsweek und über CBS News propagiert.

Mitte der 1980er standen Hacker vornehmlich für wissbegierige Menschen, welche die Welt der Computer erforschten, dabei in die Tiefen der Materie eindrangen und sich dadurch auch in fremde Systeme hacken konnten. Fasziniert von diesen Fähigkeiten, wurde Letzteres vor allem gegen Ende der 1980er durch Film und Presse stark übertrieben dargestellt. Eine recht begrenzte Definition des Begriffs erreichte so die Köpfe der Bevölkerung und ließ den Mythos Hacker, wie er heute sprachgebräuchlich verwendet wird, entstehen. Der 1988 erscheinende Beitrag Stalking the Wily Hacker von Clifford Stoll aus der Mai-Ausgabe des Communications of the ACM sowie sein maßgebliches Werk The Cuckoo's Egg aus dem Jahr 1989 und nicht zuletzt die Reaktionen der Presse auf den zu dieser Zeit kursierenden Morris-Wurm und dem KGB-Hack taten ihr Übriges, um dieses einseitige Bild nachhaltig zu prägen.

Um dem schlechten Ruf eines Hackers entgegenzuwirken, versuchen einige Insider seit 1990 eine strickte Trennung zwischen Hackern und Crackern zu etablieren. Cracker und Crasher sind deren Definition zufolge also keine Hacker. Die Reduzierung der Hackerdefinition auf eine Gruppe von Gutmenschen ist jedoch sehr umstritten. Nicht zuletzt die Tatsache, dass eine Unterteilung in „gut“ und „böse“ allenfalls vage und subjektiv sein kann, aber auch die Auffassung, dass eine solche Einschränkung zu dogmatisch ist, verhindert bislang eine flächendeckende Akzeptanz dieser Definition.

Parallel dazu existiert seit Mitte der 1990er auch die Auffassung, dass die gegenwärtige Maxime des Hackers darin bestehe, Programme zu schreiben, deren Quellcode für die Allgemeinheit offen zugänglich ist. Demnach wäre jeder Open-Source-Programmierer ein Hacker.

Andere meinen, dass unabhängig vom Open-Source jeder Entwickler von Freeware ein Hacker ist. Auch hier ist keine Rede von Sicherheitsbarrieren und Technik.

Hacken bedeutet für viele Insider vor allem auch Wissen und Einblick in das Funktionieren von Technologie.

Der CCC (Chaos Computer Club) versteht unter Hacken einen kreativen Umgang mit Technik jeglicher Art. Ein Beispiel von Herwart Holland-Moritz, alias Wau Holland, einer der großen Leitfiguren der damaligen Hackerszene: Wenn man die Kaffeemaschine benutzt, weil der Herd nicht geht, um Wasser heiß zu machen, welches dazu verwendet wird, die Fertigmischung für Kartoffelbrei zuzubereiten, dann ist man ein Hacker.

Der technologische Teil der Definition wird auch jenseits des CCC von einigen Hardwaredesignern, Case-Moddern, Autotunern und PC-Tweakern adoptiert, welche sich ebenfalls Hacker nennen (siehe Abschnitt „Hacker: Hardware modifier“ aus dem englischen Wikipedia sowie die Kolumne „Hardware Hacker“ von Don Lancaster aus dem Radio-Electronics-Magazin).

Der Begriff „Hack“ steht auch für die Erweiterung von komplexen Programmen oder für einen Code, der Zugang zu einem Gerät verschafft bzw. eine neue Funktion verspricht, die in dieser Form vom Hersteller nicht vorgesehen war (z.B. Playstation-Hack). Wie so oft verwischt sich hier zumeist die Spur zwischen den Begriffen Hacker und Softwarecracker.

Zudem existiert durchaus die Meinung, dass jeder Mensch, der einen Artikel in einem Wiki anpasst oder gar erstellt, ein Hacker ist (Auszug aus dem Diskussionsbeitrag der Wikipedia zum Begriff „Hacker“: „… ist die Wikipedia doch ein Hackerprojekt, sogar basierend auf dem Freiheitsgedanken im Sinne von GNU, und jeder, der schon mal nur einen einzigen Artikel angefangen oder nachbearbeitet hat, ist im Prinzip ein Hacker ... Leute, die innerhalb der Wikipedia Tastaturtests betreiben und Artikelinhalte wahllos rauslöschen, sind Cracker ...“).

Menschen, die maßgeblich daran beteiligt waren, das Internet aufzubauen, oder die aktuell dazu beitragen, den Nutzen des Internets entscheidend zu erweitern, werden unter den meisten Insidern ebenso einvernehmlich als Hacker bezeichnet, wie die Entwickler der wichtigsten Meilensteine in Bezug auf Wissenschaft, Technik und Software.

Äquivalent zum sprachgebräuchlichen Verständnis des Begriffs Hacker gibt es auch zahlreiche Insider, welche die wahre Herausforderung eines Hackers darin sehen, Sicherheitsmechanismen zu überlisten und somit Schwachstellen erkennen zu können.

Oft verstehen Insider unter einem Hack auch eine verblüffend einfache, elegante und pfiffige Lösung eines nichttrivialen Problems. Als besonders geschickter Hacker, der die Dinge mit einfachen Mitteln angeht, wird in diesem Zusammenhang jemand bezeichnet, der sinnbildlich nur mit einer Axt als Werkzeug Möbel herstellen kann.

Im Allgemeinen besteht eine starke Assoziation zwischen den Begriffen Hacker und Computerfreak (zumal es kaum Computerfreaks gibt, die nicht programmieren können oder sich mit Netzwerk- und Sicherheitstechnologie nicht auskennen). Auch nennen sich Leute, die eine Affinität zur Hackerkultur zeigen, gerne „Nerd“ oder „Geek“, was im Computerkontext eine spezielle Art des Computerfreaks charakterisiert.

Der Begriff Hacker gilt auch als Synonym für jemanden, der am Computer seine Befehlszeilen auf eine sehr schnelle Art eingeben kann. Hierbei wird oft auf das Tippgeräusch Bezug genommen, welches so klingt, als würde jemand herumhacken.

Daraus ist ersichtlich, dass es unter den Insidern keine einheitliche Definition eines Hackers gibt. Demgegenüber hat sich in den Köpfen der restlichen Bevölkerung schon lange eine allgemeingültige Hackerdefinition verfestigt (siehe den ersten Satz der einleitenden Definition).

Die problematische Unterteilung zwischen Hacker und Crasher bzw. Cracker

Stark vereinfacht ausgedrückt, lösen Hacker Probleme und bauen etwas auf, wohingegen Crasher Probleme erzeugen bzw. etwas zerstören. Im Detail bauen Hacker beispielsweise Informationsnetze auf, machen auf Sicherheitslücken aufmerksam (und erreichen so, dass diese geschlossen werden), schreiben zum Teil Freeware oder Open-Source-Software oder betätigen sich konstruktiv in einem anderen Umfeld, welches zu den zahlreichen Insiderdefinitionen des Begriffs Hacker passt. Crasher legen hingegen Computer- und Telefonnetze lahm, löschen oder verändern wichtige Daten, bereichern sich auf kriminelle Art oder terrorisieren ihre Mitmenschen durch absichtlich herbeigeführte Abstürze der Rechner. Doch spätestens wenn es um politisch motivierte Aktionen geht, wird ersichtlich, dass es an einer wirklich klaren Trennlinie zwischen „gut“ und „böse“ mangelt, was eine solche Unterteilung unpraktikabel macht.

Demgegenüber verwenden die meisten Menschen „Hacker“ weiterhin als Oberbegriff, der sowohl die („guten“) Hacker als auch die („bösen“) Cracker bzw. Crasher einschließt, und dominieren so die umgangssprachliche Bedeutung. Bezogen auf die IT-Sicherheit ist der Begriff „Hacker“ in dieser Form längst zu einem Elementarbegriff geworden.

„Black-“, „White-“ und „Grey-Hats“

In der IT-Security-Szene wird manchmal eine Unterteilung der Hacker in „Black-“, „White-“ und „Grey-Hats“ benutzt, die auf der Einteilung aus alten Western-Filmen basiert, welche „Cowboys“ auf Grund ihrer Hutfarbe als „böse“ (schwarz), „gut“ (weiß) oder „neutral“ (grau) charakterisiert:

  • Black-Hats („Schwarz-Hüte“) handeln mit krimineller Energie, entweder um das Zielsystem zu beschädigen oder um Daten zu stehlen. Zu dieser Untergruppe gehören auch die Cyberpunker, die als wahre Meister ihres Fachs gelten, aber nur nach ihren eigenen Regeln leben.
  • Ein White-Hat („Weiß-Hüte“) handelt, um seine Meinung von Informationsfreiheit zu verbreiten, und um zu beweisen, dass es keine 100%ige Sicherheit im Internet geben kann. Ein White-Hat ist meistens ein Programmierer, der sich in seinem Bereich sehr gut auskennt (Nerd) und somit die Schwachstellen wie Pufferüberläufe oder Race Conditions kennt und weiß, wie man sie vermeiden bzw. auch ausnutzen kann.
  • Grey-Hats („Grau-Hüte“) geben die Informationen an die Öffentlichkeit weiter. Dadurch unterstützen sie die Black-Hats, die Lücke auszunutzen, lassen allerdings den Entwicklern auch die Chance, den Fehler zu beseitigen. Im Allgemeinen kann man, wenn man zwischen „gut“ und „böse“ unterscheidet, die Grey-Hats als neutral einstufen.

Menschen passen allerdings selten eindeutig unter nur einen der Hüte. In der Praxis nimmt diese Unterteilung daher nur wenig Bezug auf real existierende Personen und steht vielmehr als Begrifflichkeit für eine bestimmte Art des Hackens.

Hackermagazine

Seit den 80ern existieren eine Reihe von Untergrund-Magazinen, wie dem 2600 Magazin und dem Phrack-Magazin, mit denen sich Hacker selbst mit Informationen versorgten. Diese Entwicklung wurde von den Phreaks der frühen 70er Jahren angeschoben, die in illegalen Untergrund-Magazinen wie der TAP ihre Informationen weitergaben.

Berühmte Hacker

Technikfachleute

Ethische Hacker

Kriminelle Cracker

  • Robert Tappan Morris schrieb 1988 den Morris-Wurm.
  • Kevin Mitnick ist ein für Social Engineering bekannter Hacker, der erst nach mehreren Jahren Flucht vom FBI gefasst werden konnte.
  • Karl Koch brach Ende der 80er Jahre zusammen mit Markus Hess in militärische US-Netzwerke ein, um Daten an den KGB zu verkaufen; anfangs aus ideellen Gründen und Neugier; später um dadurch seine Drogensucht zu finanzieren.
  • Kevin Poulsen manipulierte Telefonanlagen von Radiosendern, um bei Gewinnspielen Autos, Reisen und Geld zu gewinnen; wurde später vom FBI verhaftet.

Weitere Informationen

Siehe auch:

Literatur