Annette von Menz

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Annette von Menz - unbekannter Künstler (1812-1815)

Annette von Menz (* 30. Jänner 1796 in Bozen; † 1. Juli 1869 in Oberbozen) war 1811 die reichste Erbin Bozens. Sie hat als die „Franzosenbraut“ Eingang in die Tiroler Geschichtsschreibung gefunden. Um ihre Beziehung zum Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs ranken sich zahlreiche Episoden.

Leben

Annette von Menz war die einzige Tochter des Anton Melchior von Menz und der Maria Anna von Gumer. Die Menz und Gumer zählten zu den angesehensten und reichsten Häusern Bozens. 1811 wurde Annette von Menz im Alter von fünfzehn zur Vollwaise. Das Menz-Gumer'sche Vermögen umfasste unter anderem das heutige Palais Toggenburg, Schloss Sigmundskron, die Haselburg, die Gerstburg, Schloss Rafenstein, ein Sommerfrischhaus in Maria Himmelfahrt (heute Toggenburg), das Palais Menz in der Mustergasse und ein anderes herrschaftliches Haus am Obstplatz, einige Geschäftshäuser in der Stadt, viele Meierhöfe und Anteile in vielen Handelsgesellschaften.[1]

Die Familien Gumer und Menz (1786). Rechts die Eltern von Annette von Menz. Im Hintergrund das Gumer’sche Sommerfrischhaus in Oberbozen – Portrait von Martin Knoller (1725-1804)

In den Jahren 1810–1814 gehörte Bozen vorübergehend zum napoleonischen Königreich Italien. Im Jahre 1811 erregte die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung der reichsten Erbin der Stadt mit einem französischen Offizier, Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs und Schwiegersohn Napoleons, Eugène de Beauharnais, die Gemüter der Bozner Bürger. Annette von Menz sollte - obwohl erst fünfzehnjährig - heiraten; dies im Sinne der napoleonischen Politik, dass sich Angehörige des Kaiserhauses und ihre Freunde möglichst mit den hochgestellten Familien des jeweils besetzten Landes vermischen, um so aus den Besatzern Verbündete und Verwandte zu machen.[2]

Doch dem Familienrat, der neben dem eigentlichen Vormund die Verantwortung für das Mädchen und das Millionenerbe trug, gelang es, die Eheschließung zu verhindern. Aus Zorn darüber ließ der Vizekönig den Anwalt des Familienrates, Franz von Plattner, arrestieren, sowie drei weitere Mitglieder des Familienrates ihrer öffentlichen Amter entheben. Erst im März 1812 wurden die Angeklagten freigesprochen.[3]

Nach einer nur drei Monate währenden Ehe und darauffolgenden Verwitwung heiratet Annette von Menz am 18. April 1819 den Grafen Ludwig von Sarnthein. Aus dieser Ehe, die 48 Jahre bis zu dessen Tod im Jahr 1867 währte, entsprangen sieben Kinder.[4]

Literatur

  • Josef Hirn: Aus Bozens Franzosenzeit, in: Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs (V. Heft), Innsbruck 1910
  • Anton von Lutterotti: Annette von Menz, die "Franzosenbraut", in: Bozen zur Franzosenzeit 1797–1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 27–33
  • Valentine Kaufmann: Anna von Menz aus Bozen (1796–1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt, Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007
  • Handelskammer Bozen: Die Familie Menz und die Stadt Bozen, Katalog, Bozen 2009
  • Siglinde Clementi (Hrsg.): Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800: Vier Frauenbiographien, Wagner, Innsbruck 2010

Einzelnachweise

  1. Anton von Lutterotti: Annette von Menz, die „Franzosenbraut“, in: Bozen zur Franzosenzeit 1797–1814, Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 28
  2. Christine Mumelter: Joseph Streiter 1804–1873: Ein vergessener Bürgermeister? Athesia, Bozen 1998.
  3. Christine Plieger: Anna von Menz. Von der Franzosenbraut zur unabhängigen Frau, in: Südtirol in Wort und Bild, 4. Quartal 2010, S. 27
  4. Valentine Kaufmann: Anna von Menz aus Bozen (1796–1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt, Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007, S. 85