Georges Mandel

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Georges Mandel (* 5. Juni 1885 in Chatou, Seine-et-Oise; † 7. Juli 1944 im Wald von Fontainebleau) wurde als Louis Georges Rothschild geboren. Seine Familie war nicht mit der berühmten Bankerdynastie verwandt. Er war ein französischer Politiker und Mitglied der Résistance während des Zweiten Weltkriegs.

Mandel wurde als Sohn eines jüdischen Schneiders geboren, der mit seiner Familie 1871 aus dem Elsaß geflohen war, um ihre französische Nationalität zu bewahren. Mandel begann sein Berufsleben als Journalist bei der bekannten Zeitung von Émile Zola, Georges Clemenceau und den Verteidigern von Alfred Dreyfus, L’Aurore. Clemenceau brachte Mandel in die Politik während seiner Zeit als Innenminister. Während des Ersten Weltkriegs half Mandel Clemenceau, die Presse und die Gewerkschaftsbewegung zu kontrollieren.

Mandel wurde 1919 als Abgeordneter für die Gironde in Bordeaux gewählt. Er verlor sein Mandat, als das Cartel des gauches die Wahlen 1924 gewann, aber kehrte 1928 ins Parlament als Abgeordneter des Wahlkreises Lesparre zurück und blieb bis 1940 im Parlament. 1934 trat er bis 1936 in das Kabinett als Postminister ein, wo er die französischen Fernsehübertragungen beaufsichtigte. Während des Kabinetts Albert Sarraut 1936 war Mandel sowohl Postminister als auch Hochkommissar für Elsaß und Lothringen. Nach dem Sturz der Volksfrontregierung trat er von 1938 bis 1940 als Kolonialminister in die Regierung ein.

Mandel war ein ökonomisch Konservativer, aber ein ausgesprochener Gegner der Nazis und Faschisten. Während der 1930er Jahre spielte er in Frankreich die Rolle, die Winston Churchill in Großbritannien einnahm, der vergeblich vor den Gefahren des deutschen Nationalsozialismus warnte. Er sprach sich gegen den Plan Pierre Lavals einer Teilung Äthiopiens nach der von Benito Mussolini befohlenenitalienischen Invasion aus. Er wurde ein entschiedener Befürworter einer Militärallianz mit der Sowjetunion. Mandel widersprach auch der Appeasementpolitik und dem Münchener Abkommen. Im September 1939 forderte er, dass die französische Armee den Krieg offensiv führen müsse. Mandel wurde von einigen Rechten wegen seiner jüdischen Herkunft als Kriegshetzer beschuldigt. (Bemerkenswert, dass Rassisten die jüdische Herkunft sowohl als Grund für die Beschuldigung als Kriegshetzer, wie als Pazifist benutzen, je nach dem, wie es gerade passt.)

Mandel vom 18. Mai bis 16. Juni 1940 wurde der harte Innenminister im Kabinett Paul Reynaud, der dem Waffenstillstand mit dem Dritten Reich nach dem Blitzsieg der Wehrmacht widersprach, bevor der greise Marschall Philippe Pétain das Vichy-Regime installierte und den Waffenstillstand unterzeichnete.

Am 16. Juni 1940 bot General Edward Spears, Churchills militärischer Verbindungsoffizier in Bordeaux Mandel an, zusammen mit Charles de Gaulle nach England zu fliegen, aber Mandel lehnte ab: „Sie sorgen sich um mich, weil ich Jude bin. Gerade weil ich Jude bin, werde ich morgen nicht mit Ihnen gehen; es würde aussehen, als ob ich ängstlich wäre, als ob ich davonlaufen würde.“

Mandel bemühte sich, den Staatspräsident, die Präsidenten der Nationalversammlung und des Senats und möglichst viele Mitglieder der Nationalversammlung davon zu überzeugen, sich nach Nordafrika zu begeben, um den Krieg gegen Nazi-Deutschland fortzusetzen. Letztlich schifften sich nur fünfundzwanzig Abgeordnete zusammen mit Mandel an Bord der Massillia am 21. Juni ein.

Am 8. August 1940 wurde Mandel auf Befehl von Pierre Laval durch General Charles Nogues in Marokko verhaftet und dann ins Château de Chazeron befördert, wo er zusammen mit Paul Reynaud, Edouard Daladier und General Maurice Gamelin gefangengehalten wurde. Winston Churchill, der Mandel als den ersten Widerstandskämpfer bezeichnete und ihn möglicherweise lieber als Repräsentant des Freien Frankreich und Chef von General Charles de Gaulle gesehen hätte, bemühte sich vergeblich, seine Rettung zu organisieren. Alle vier wurden ab 7. November 1941 im Prozess von Rion zu lebenslanger Haft durch Marschall Pétain verurteilt.

Georges Mandel und Paul Reynaud wurden während der Besetzung der Südzone im November 1942 der Gestapo übergeben. Mandel wurde in das KZ Oranienburg, dann in das KZ Buchenwald deportiert, wo er zusammen mit Léon Blum festgehalten wurde. Am 4. Juli 1944 wurde Mandel nach Paris zurückgeschickt und der Bewachung von Joseph Darnands Miliz überlassen. Drei Tage später wurde er in den Wald von Fontainebleau verschleppt, wo er zur Vergeltung des Anschlags der Résistance auf den Propagandaminister des Vichy-Regimes, Philippe Henriot, ermordet wurde.

In der Nähe der Stätte seiner Ermordung entlang der Straße N7, die Fontainebleau mit Nemours verbindet, wurde ein Mahnmal in Erinnerung an Georges Mandel aufgestellt.

Publikationen

Das Buch wurde in eine Fernsehfilmproduktion ([ http://www.imdb.com/title/tt0218932/ The Last Summer]) mit Jacques Villeret in der Hauptrolle transferiert.