Simone Wendler

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Simone Wendler (* 1955 in Cottbus) ist Chemikerin und Journalistin. Bis zu ihrem Ruhestand war sie Chefreporterin der Lausitzer Rundschau.

Leben

Wendler studierte nach ihrem Abitur und Chemie mit Diplom und arbeitete bis 1990 in diesem Beruf, hatte aber auch mit Künstlern sie zu tun und schrieb Gedichte. In der DDR wurden sie bespitzelt unter dem Objektnamen Poet, weil vermutet wurde, sie könnte zum Werkzeug des Klassenfeindes werden. Sie arbeitete über Jahre im Fleischkombinat. 1984 wechselte Wendler ans Labor des Krankenhauses und 1989 in die Politik. Sie übernahm die Pressearbeit der SDP, die sich später der SPD anschloss, und kam so nach der Wende zum Berliner Tagesspiegel und berichtete als Journalistin aus Südbrandenburg. 1997 bis 2000 arbeitete sie als freiberufliche Journalistin, für Tageszeitungen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zum 1. Oktober 2000 wurde sie Chefreporterin der Lausitzer Rundschau in Cottbus.[1][2]

Untersuchung einer Korruptionsaffäre

Im November 2000 empfing Wendler ein Paket ohne Absender. Aus den darin enthaltenen Akten schrieb sie am 29. November 2000 „Filz und Korruption in Cottbus?“ und hoffte vergeblich auf eine folgende Diskussion, die klärende Hinweise bringen sollte. Führende Mitarbeiter der städtischen Gebäudewirtschaft GWC hatten über Jahre bei der Vergabe von Aufträgen ihnen bekannte Unternehmen bevorzugt. Immobilien waren ohne öffentliche Ausschreibung verkauft worden und Politiker aller Parteien haben profitiert oder weggesehen. Normal wären, bei einem Ereignis dieser Art ein Jobs verloren gegangen. Aber was kam, war das Handwerk der Herren von der ehemaligen DDR-Staatssicherheit (MfS).[2] Zwar konnte nicht nachgewiesen werden, das Cottbus eine kriminelle MfS-Clique die Macht übernommen habe, aber mehrere ehemalige Offiziere des MfS haben es zu Wohlstand und in leitende Amtsfunktionen[3] gebracht. Der frühere DDR-Bezirk Cottbus wies die höchste Dichte an MfS-Mitarbeitern auf. Es war bekannt, dass ihre – meist im Bausektor angesiedelten – Firmen sich Aufträge über alte Verbindungen „zuschanzen“.[4]

Wendler wurde verfolgt und fotografiert. Auch soll ein Stein durch die Scheibe ihres Wohnzimmers geworfen worden sein. Die Polizei hatte die Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Journalistin Wendler aufgrund ihrer Arbeit bedroht worden war. Aufgrund der Beweislage der interpretierten Behauptungen, entbrannte ein Zeitungskrieg von Cottbus, eine Verleumdungskampagne und von Lausitzer Verhörspiele[n] wurde geredet. Der Märkische Bote schrieb, Wendler verwende einen „Verhör-Stil“ und dem Präsidenten der Handwerkskammer durch die Berichterstattung ein kaum reparierbarer Schaden zugefügt worden sei und fand Unterstützung vom Lokalsender Lausitz-TV, an dem alte Seilschaften beteiligt sein sollen und polemisierte, Wendler bedrohe ihre Interviewpartner. Zwei Gesprächspartner erhoben Strafanzeigen wegen Nötigung gegen Wendler. Der Spiegel stellte die Frage in den Raum: Wer nun den Ruf einer Stadt ruiniere? Jene, die sich selbst bedienen, korrupt oder gar kriminell handeln oder die anderen, die über diese Machenschaften berichten? Der Cottbuser Oberbürgermeister und Wendlers Chefredakteur stellten sich hinter sie und letzter betonte, wir „wehren uns mit allen rechtlichen Mitteln”. Kriminelle Umtriebe waren nicht erwiesen. Die zuständige Staatsanwaltschaft Neuruppin für Korruptionsaffären, sah bei den Ermittlungen „kein Licht am Ende des Tunnels”.[5][6][2][7] Für ihren Versuch der Vermittlung des Wertes von Pressefreiheit wurde sie mit zwei Journalistenpreisen ansgezeichnet. Fur die Unterschlagung von Akten wurde ein GWC-Mitarbeiter verurteilt.[8] Die Handelskammer räumte Fehler ein.[9]

Vor dem Ruhestand

In Cottbus hat Wendler mit massiver Fremden- und Pressefeindlichkeit auseinandersetzen müssen. Wendler sagte im NDR „es gibt einen Teil der Gesellschaft, den man nicht mehr erreicht“. Auf die Behauptung man dürfe nicht frei sagen was man denke, antwortete Wendler: „Journalismus ist ein Angebot an Information und Analyse, aber wir haben keine Erziehungsauftrag”.[10][11] Cottbus im Brennglas betrachtet ergebe ein Mediales Missverhältnis. „Jetzt kommen sie wieder mit der «Nazikeule» und stempeln uns als «braunes Kaff im Osten» ab” sei von einigen Cottbusern zu hören und „Na Frau Wendler, sind Sie wieder hier, um Ihre Lügen zu verbreiten?” reagiere sie mit einem Gesprächsangebot oder wenn dies ausgeschlagen wird mit der Aufforderung sie bitte hier nicht so zu anzupöbeln. Wendler sieht aus den klassischen AfD-Klientel nichts derartiges.[12] So erkennt auch die Managerin eines Konsumtempels am Ort: Das eigentliche Problem sei, dass straffällig gewordene Geflüchtete ungeschoren davon kommen.[13]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Veranstaltungen Schere im Kopf Simone Wendler Lausitzer Rundschau Geboren 1955 in Cottbus, Abitur und Chemiestudium, Arbeit als Chemikerin bis 1990 Berufswechsel in den Journalismus, zunächst Pauschalistin, dann fest beim „Tagesspiegel“ in Berlin für Berichterstattung aus Südbr: Lokal: Simone Wendler. 7. November 2012, abgerufen am 15. Dezember 2018.
  2. a b c Klaus Brinkbäumer: ZEITUNGEN: Mutter Courage von Cottbus. In: Der Spiegel. Band 36, 3. September 2001 (spiegel.de [abgerufen am 15. Dezember 2018]).
  3. Geschmeidiger Übergang. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  4. FOCUS Online: Das Phantom der Stasi. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  5. Eva Herschinger: "Stasi-Seilschaften" in Cottbus attackieren die Pressefreiheit. In: DIE WELT. 21. August 2001 (welt.de [abgerufen am 15. Dezember 2018]).
  6. Stasi-Seilschaft droht Reporterin mit Rache-Mord. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  7. Journalisten fühlen sich von Stasi-Seilschaften bedroht. 22. August 2001, abgerufen am 15. Dezember 2018 (deutsch).
  8. https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/ex-gwc-chef-thiessat-wegen-aktenunterschlagung-verurteilt_aid-3203793
  9. Die https://www.tagesspiegel.de/themen/brandenburg/cottbuser-affaeren-handelskammer-gibt-fehler-zu/251834.html
  10. NDR: Porträt: Die Journalistin Simone Wendler. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  11. ZAPP - Das Medienmagazin: Porträt: Die Journalistin Simone Wendler | ZAPP | NDR. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  12. Lokaljournalismus im Umfeld der AfD - "Sie wieder hier, um Ihre Lügen zu verbreiten?" Abgerufen am 15. Dezember 2018 (deutsch).
  13. NDR: Mediales Missverhältnis - Cottbus im Brennglas. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  14. Preisträger 2002: Simone Wendler - Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  15. Journalisten-Preis "Der lange Atem" geht an Simone Wendler. Abgerufen am 15. Dezember 2018.