Katja Patzel-Mattern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. August 2019 um 22:42 Uhr durch Hijadealgo (Diskussion | Beiträge) (→‎Rezeption). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Katja Patzel-Mattern (* 1970 in Ratingen) ist eine deutsche Sozial- und Wirtschaftshistorikerin.

Nach dem Abitur in Düsseldorf studierte sie Neuere und Neueste Geschichte, Publizistik und Politikwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Universität Barcelona. Im Jahr 1998 folgte die Promotion in Münster mit einer von Clemens Wischermann und Hans-Ulrich Thamer betreuten Arbeit zur Theorie der Erinnerung und Erinnerungskultur, 2007 die Habilitation bei Clemens Wischermann an der Universität Konstanz mit einer Arbeit über die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik. Seit Mai 2009 lehrt Patzel-Mattern als Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, der Unternehmensgeschichte, der Krisen- und Kommunikationsforschung, der Wissenschaftsgeschichte, der Geschlechter- und Körpergeschichte und der Geschichte von Gedächtnis und Erinnerung. In ihrer Dissertation will sie die erinnerungstheoretischen Überlegungen von Henri Bergson, Sigmund Freud, Wilhelm Dilthey, Georg Steinhausen, William James und Georg Simmel in Einzelanalysen herausarbeiten. Sie sucht „nach Formen der Aneignung, Verarbeitung und Bewertung von Vergangenheit“.[1] Mit ihrer Abhandlung will sie in der Diskussion um den Begriff des Erinnerns und des Gedächtnisses „einen Beitrag zur Grundlegung eines erinnerungsgeleiteten Umgangs mit der Geschichte“ leisten.[2] Gemeinsam mit Clemens Wischermann gibt Katja Patzel-Mattern die Schriftenreihe „Perspektiven der Wirtschaftsgeschichte“ heraus.

Rezeption

Katja Patzel-Matterns Dissertation Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich untersucht die Anwendung von der jungen Wissenschaftsdisziplin Psychotechnik in Industrieunternehmen der Weimarer Republik. Patzel-Mattern argumentiert, die Psychotechnik habe sich wegen einer sinkenden Nachfrage nach industriellen Gütern und Widerstand bei der Belegschaft nicht durchsetzen können.

Die Disstertation wird kritisiert, weil Patzel-Mattern keine konkreten Belege für die von ihr angenommene hohe Bedeutung der Psychotechnik bei der Rekrutierung neuer Angestellter liefere. Zudem habe Patzel-Mattern den sozialen Diskurs in der Weimarer Republik bei der Erörterung der Gründe für das Scheitern von Psychotechnik ausgelassen.[3] Dieser Kritik schließt sich Boris Gehlen an: Patzel-Matterns Annahme von der Bedeutung der Psychotechnik sei "übertrieben". Abgesehen von wenigen Industrien wie der Elektrotechnik habe die Psychotechnik eine "marginale" Rolle gespielt.[4] Rüdiger Hachtmann bemängelt an der Dissertation, dass "wichtige Arbeiten zur Geschichte der Arbeitswissenschaften während der Weimarer Republik offenbar ignoriert worden sind."[5] David Meskill lobt an der Dissertation, dass Patzel-Mattern komplexere Modelle als "soziale Kontrolle" zur Erklärung des rasanten Aufstiegs und ebenso schnellen Falls von Psychotechnik heranzieht. Meskill zieht jedoch die lapidare Konklusion: "Unfortunately, further merits are hard to find."[6]

Schriften

Monographien

  • Geschichte im Zeichen der Erinnerung. Subjektivität und kulturwissenschaftliche Theoriebildung (= Studien zur Geschichte des Alltags. Band 19). Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08082-1 (Zugleich: Universität Münster (Westfalen), Dissertation, 1998).
  • Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich. Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik (= Studien zur Geschichte des Alltags. Band 27). Steiner, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-515-09324-8.

Herausgeberschaften

  • mit Albrecht Franz: Der Faktor Zeit. Perspektiven kulturwissenschaftlicher Zeitforschung (= Studien zur Geschichte des Alltags. Band 30). Steiner, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-515-11016-7.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Katja Patzel-Mattern: Geschichte im Zeichen der Erinnerung. Subjektivität und kulturwissenschaftliche Theoriebildung. Stuttgart 2002, S. 202.
  2. Katja Patzel-Mattern: Geschichte im Zeichen der Erinnerung. Subjektivität und kulturwissenschaftliche Theoriebildung. Stuttgart 2002, S. 7.
  3. Roman Köster: Reviewed Work: Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich. Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik by Katja Patzel-Mattern. In: History and Philosophy of the Life Sciences. Band 34, Nr. 3, 2012, ISSN 0391-9714, S. 502.
  4. Boris Gehlen: Reviewed Work: Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich: Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik by Katja Patzel-Mattern. In: The Business History Review. Band 86, Nr. 3, 2012, ISSN 0007-6805, S. 613.
  5. Rüdiger Hachtmann: Reviewed Work: Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich.Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik (Studien zur Geschichte des Alltags 27) by Katja Patzel-Mattern. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Band 98, Nr. 4, 2011, ISSN 0340-8728, S. 484.
  6. David Meskill: Reviewed Work: Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich: Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik by Katja Patzel-Mattern. In: Isis. Band 103, Nr. 2, 2012, S. 420, doi:10.1086/667507.