Capsicum carassense
Capsicum carassense | ||||||||||||
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Capsicum carassense | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Capsicum carassense | ||||||||||||
Barboza & Bianchetti |
Capsicum carassense ist eine 2020 beschriebene Art aus der Gattung Paprika (Capsicum) in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Capsicum carassense ist ein meist ein bis zwei Meter (selten 0,8 bis 3 Meter) hoher Strauch, dessen Hauptspross etwas verdickt ist und dessen spärlich vorhandene Seitenzweige dichotom wachsen und horizontal abstehen. Die Sprosse sind hohl und mit Rippen gewinkelt. Junge Sprosse sind grün, streifig und mäßig bis dicht mit einfachen, hakenförmigen, einreihigen, anliegenden, nicht-drüsigen, 0,2 bis 0,7 Millimeter langen, zu einer gelb-braunen Farbe trocknenden Trichomen aus drei bis fünf (selten sechs) Zellen besetzt. Die Knoten sind grün oder purpur gefärbt. An älteren Sprossen wird die Rinde braun, Korkzellen sind nicht vorhanden. Die sympodialen Einheiten sind zweiblättrig, die Laubblätter stehen paarweise oder einzeln in den Verzweigungen der Sprosse. Stehen sie paarweise, sind die beiden Blätter unterschiedlich groß.
Die Laubblätter sind einfach und membranartig bis häutig. Die Oberseite ist dunkelgrün gefärbt und vor allen an den Blattadern moderat mit einfachen Trichomen besetzt, die denen an den Sprossen gleichen. Die Unterseite ist blasser, die Behaarung ist ähnlich der Oberseite, jedoch sind auch einige drüsige Trichome mit einreihigem Stiel und einem vielzelligen Kopf zu finden. Die Blattspreiten der größeren Blätter werden 6 bis 16 Zentimeter lang und 0,9 bis 2,5 Zentimeter breit. Sie sind eng elliptisch oder lanzettlich und haben vier bis sechs Paare an seitlichen Blattadern. Die Blattachse ist deutlich zu erkennen, während die Seitenadern eher undeutlich sind. Die Basis ist spitz zulaufend, der Blattrand ist ganzrandig und moderat behaart, die Spitze ist spitz bis stumpf. Die Blattstiele sind 0,2 bis 0,6 Zentimeter lang. Die kleineren Blätter werden nur 2,9 bis 3,9 Zentimeter lang, 0,5 bis 0,8 Zentimeter breit, sind eng elliptisch und haben nur zwei oder drei (selten vier) Paare an seitlichen Blattadern. Ihre Blattstiele werden nur 0,2 bis 0,4 Zentimeter lang. Die Basis der kleineren Laubblätter ist spitz zulaufend, der Blattrand ist ganzrandig und moderat behaart, die Spitze ist stumpf.
Blütenstände und Blüten
Die Art blüht zwischen Oktober und Januar, aber auch im Mai wurden blühende Individuen beobachtet. Die Blütenstände sind Büschel aus zwei bis vier Blüten. Die Blütenstiele sind 1,5 bis 2 Zentimeter (selten 1,2 bis 2,2 Zentimeter) lang, leicht gewinkelt und aufrecht oder schräg stehend. Sie sind grün und zur Blütezeit gelenkig abgewinkelt. Ihre Behaarung ist moderat. Die Blüten sind vollständig fünfzählig. Der Kelch ist 1,2 bis 1,6 Millimeter lang und misst 2,5 bis 3 Millimeter im Durchmesser. Er ist becherförmig, dünnwandig und hellgrün bis cremefarbig, der Kelchrand ist abgeflacht. Die reichlich vorhandene Behaarung besteht aus anliegenden, gebogenen, drei- bis fünfzelligen, nichtdrüsigen Trichomen sowie spärlich vorhandenen, kurzen, drüsigen Trichomen mit einem dunklen, langgestreckten, mehrzelligen Kopf und einem kurz einzelligen Stängel. Am Kelch befinden sich fünf Anhängsel mit einer Länge von 3 bis 4 (selten 2,5 bis 5) Millimeter. Diese sind grün, dick, zylindrisch und stehen aufrecht relativ nahe am Kelchrand. Ihre Behaarung ist vergleichbar mit der der Kelchröhre.
Die sternenförmige Krone ist 10 bis 12 Millimeter (selten nur 8 Millimeter) lang und misst 13 bis 20 Millimeter im Durchmesser. Sie ist dick und besitzt reichlich Gewebe, welches die Kronblätter verbindet. Dieses Gewebe ist nahe des Randes der Kronlappen weiß und in der Mitte grünlich gelb, an der Basis ist es nicht vorhanden. Die Krone selbst ist weiß, besitzt fünf purpurne Flecken am Rand der Kronlappen, die Kronröhre besitzt ein cremefarbenes Zentrum. Die Krone ist zur Hälfte oder weniger gelappt, die Kronröhre ist 4,5 bis 5 Millimeter lang. Die Kronlappen sind 4,5 bis 6,5 Millimeter lang, 5 bis 8 Millimeter breit, sie sind breit dreieckig bis dreieckig geformt, die Spitzen sind kapuzenartig gebogen. Eine Behaarung ist im Kronschlund sowie an der Basis der Kronlappen zu finden, sie besteht aus langen, drüsigen Trichomen mit einem mehrzelligen, kugelförmigen Kopf und einem zwei- oder dreizelligem Stiel. Auch die Ränder der Kronlappen sind dicht behaart.
Die fünf Staubblätter sind nahezu gleichgestaltig. Die Staubfäden sind 2,7 bis 3,1 (selten bis 4,1) Millimeter lang, weiß und unbehaart. Sie stehen etwa einen Millimeter oberhalb der Basis in der Kronröhre und sind leicht geöhrt. Die Staubbeutel sind 1,5 bis 1,9 Millimeter lang und elliptisch geformt. Die Theken sind blau gefärbt, der Pollen ist weißlich-cremefarben.
Der Fruchtknoten ist 1,3 bis 1,5 Millimeter lang und misst etwa 1,2 Millimeter im Durchmesser, er ist hellgrün gefärbt, unbehaart und fast kugelförmig bis eiförmig. Die auffälligen Nektarien sind etwa 0,3 Millimeter groß. Der Griffel ist 4,3 bis 5 Millimeter (selten bis 7 Millimeter) lang, weiß gefärbt, keulenförmig und unbehaart. Die Narbe ist etwa 0,2 Millimeter breit und 0,7 Millimeter lang, cremefarben und scheibenförmig.
Früchte und Samen
Fruchtende Individuen wurden im Dezember, Februar und April beobachtet. Die Frucht ist eine kugelförmig-eingedrückte Beere mit einem Durchmesser von sechs bis sieben Millimeter Durchmesser. Sie ist zunächst grün, verfärbt sich zur Reife zu gelblich-grün, ist unbehaart und scharf. Das Perikarp ist durchsichtig und besitzt sehr lange Riesenzellen. Das Endokarp ist wabenförmig, Steinzellen sind nicht vorhanden. Die Stiele haben sich zur Reife auf 1,8 bis 2,5 Zentimeter verlängert, sind hängend und leicht gebogen. An der Spitze sind sie leicht gewinkelt und verbreitert. Der Fruchtkelch hat einen Durchmesser von etwa vier Millimeter, beständig, nicht weiterwachsend, scheibenförmig und gelblich-grün gefärbt. Die Kelchanhängsel sind an der Frucht abstehend, grün, fleischig und zylindrisch geformt. Pro Frucht werden sieben bis 13 Samen gebildet. Diese sind 3,5 bis 4 Millimeter lang und 2,5 bis 3 Millimeter breit, elliptisch bis nierenförmig und bräunlich-schwarz bis schwarz gefärbt. Die Oberfläche ist stark wabenförmig mit kleinen stachelartigen Auswüchsen.
Verbreitung und Standorte
Capsicum carassense kommt endemisch im Südosten des brasilianischen Bundesstaats Minas Gerais vor und wächst dort in den Serra do Caraça und anderen nahen Bergketten wie Serra do Gandarela, Serra Geral, Serra do Capanema und Serra São Geraldo in Höhen von 1000 bis 1390 Meter.
Die Population, die für die Erstbescheibung im Serra do Caraça untersucht wurde, wächst im Unterholz des teilweise Laub abwerfenden, montanen Atlantik-Waldes in schattigen und feuchten Umgebungen.
Botanische Geschichte
Für der Bearbeitung der Gattung Capsicum für das „Flora-do-Brasil“-Projekt wurden Individuen aus verschiedenen brasilianischen Herbaren und aus aktuellen Sammlungen zunächst der Art Capsicum mirabile zugeordnet. Eine die gesamte Gattung Capsicum umfassende phylogenetische Untersuchung zeigte jedoch, dass diese Gruppe von Individuen eine separate Klade innerhalb der Gattung bilden, die keine Schwesternklade zu Capsicum mirabile ist. Aus darauf aufbauenden, detaillierten morphologischen Untersuchungen konnten die Populationen vom Serra do Caraça und Umgebung als eigenständige Art erkannt werden. Die Erstbeschreibung wurde 2020 veröffentlicht. Das Epitheton carassense verweist auf das sehr begrenzte Habitat der Art.
Systematik
Innerhalb der Gattung Capsicum wird Capsicum carassense in eine „Atlantik-Wald“-Klade eingeordnet, deren Arten unter anderem die gelblich-grünen Früchte mit schwarz-braunen Samen gemeinsam haben. Die Art bildet die Schwesterklade zu einer Klade, welche aus den Arten Capsicum cornutum und Capsicum campylopodium besteht. Die morphologisch ähnlichste Art Capsicum mirabile ist ebenfalls in der „Atlantik-Wald“-Klade zu finden. Capsicum carassense kann durch die unterschiedliche Behaarung, die Form der Blätter, längere Kelchanhängsel und größere Blüten von Capsicum mirabile unterschieden werden.
Nachweise
- Gloria E. Barboza, Luciano de Bem Bianchetti, João Renato Stehmann: Capsicum carassense (Solanaceae), a new species from the Brazilian Atlantic Forest. In: PhytoKeys, Band 140, 2020. Seiten 125–138 doi:10.3897/phytokeys.140.47071.
- Carolina Carrizo García u. a.: Phylogenetic relationships, diversification and expansion of chili peppers (Capsicum, Solanaceae). In: Annals of Botany, Band 118, 2016. Seiten 35–51. doi:10.1093/aob/mcw079.