Der Schwarm

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Der Schwarm ist der sechste Roman des 1957 geborenen deutschen Schriftstellers Frank Schätzing. Die erste Auflage ist 2004 im Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln erschienen. Kurz darauf folgte die zweite Auflage. Das Buch ist als Hardcover unter der ISBN 3-46203-374-3 und als Taschenbuch (ISBN 3-59616-453-2) erhältlich. Eine zwölfstündige Hörspielfassung ist im Hörverlag erschienen (August 2004, ISBN 3-89940-396-7)

Handlung

In dem Roman attackieren die so genannten Yrr (eine intelligente Lebensform, die in den Tiefen der Ozeane lebt) die Menschheit ohne Vorwarnung, da sie sich durch die Meeresverschmutzung der Menschen in ihrer Existenz bedroht sehen.

Das Buch kann grob in zwei Teile gegliedert werden: In der ersten Hälfte sehen sich die Menschen zunehmenden Angriffen aus dem Meer ausgesetzt, vor allem durch Meerestiere, die plötzlich gehäuft abnormales Verhalten zeigen. Angriffe von Haien, Walen, Quallen und anderen Meerestieren gipfeln unter anderem in einem Tsunami, der durch einen unterseeischen Erdrutsch vor der norwegischen Küste ausgelöst wird und Nordeuropa verwüstet. Verantwortlich sind in ungeheuren Mengen erscheinende Tiefseewürmer, die mit Hilfe von Bakterien den Meeresboden destabilisieren.

Im zweiten Teil des Buches wird nach und nach klar, dass die Angriffe System haben und von einer bisher unbekannten Intelligenz geplant werden. Die Protagonisten des Buches (vor allem Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen und aus verschiedenen Nationen) arbeiten zusammen, um den Grund für die Angriffe herauszufinden, mit den Lebewesen Kontakt aufzunehmen und nach Möglichkeit das Überleben der Menschheit sicherzustellen. Das Buch endet nach ständigen Niederlagen der Menschen mit einer Art kaltem Waffenstillstand zwischen den Menschen und den Yrr.

Der Roman ist wissenschaftlich durchaus anspruchsvoll geschrieben, aber auch für den Laien aufgrund von detaillierten Beschreibungen verständlich. Er vermittelt eine Vielzahl von Einblicken in verschiedene wissenschaftliche Themen rund um Meeresbiologie, Geologie, Verhaltensforschung und künstliche Intelligenz.

Neben den von wissenschaftlichen Zusammenhängen gespeisten Handlungssträngen enthält das Buch eine weltpolitische Komponente. Dabei legt der Autor ein besonderes Augenmerk auf das Verhalten der Vereinigten Staaten. Die US-Politik wird von ihm als fatale Mischung aus skrupellosem Machthunger und ignoranter Verantwortungslosigkeit gegenüber ökologisch-globalen Belangen geschildert. Die Figur des US-Präsidenten ist von Schätzing als Karikatur George W. Bushs angelegt, während eine der wichtigsten Protagonisten des Romans, die asiatischstämmige US-Generalin Judith Li, an Condoleezza Rice erinnert. Die charismatische und hochintelligente, aber auch eiskalte Li und der von ihr leicht zu manipulierende Präsident legitimieren ihre Handlungen stets mit den "nationalen Interessen" der USA. Außerdem berufen sie sich auf das Christentum: "Gottes Plan", so ihre Argumentation, beinhalte die Menschen (und nicht etwa die Yrr!) als herrschende Rasse auf der Erde und sehe die USA ("Gottes eigenes Land") zugleich als unangefochtene Herrscherin der Menschheit vor. Vor diesem Hintergrund zielen die zunächst geheim gehaltenen Pläne Lis von Anfang an auf eine vollständige Vernichtung der Yrr. Dass dies einen schwerwiegenden Eingriff in das Ökosystem der Erde bedeuten würde, wird von Li den Interessen der USA sowie ihren eigenen Karriereplänen untergeordnet.

Die Yrr

Die Yrr sind eine fiktionale marine, einzellige Lebensform, die im Buch als "Gegner" der Menschheit in Erscheinung treten. Den Namen für "die zweite göttliche Rasse" auf dem Planeten Erde erfand einer der Protagonisten des Romans, der norwegische Wissenschaftler Sigur Johanson, während einer Fingerspielerei auf seinem Laptop. Jeder einzelne Yrr kann (in einem bestimmten Rahmen) denken, da die Yrr über so genannte "hypervariable Bereiche" in ihrer DNA verfügen, die auf eine gezielte Nicht-Reparatur der DNA zurückzuführen sind. Dadurch sind sie in der Lage, Informationen in einer einzigen Zelle abzuspeichern. Diese Informationen werden dann bei einem Zusammenschluss mehrerer der Einzeller, der durch eine Yrr-Königin mit Hilfe von Pheromonen als Botenstoff eingeleitet wird, an andere Yrr weitergegeben. Auf diese Weise "updaten" sich die Yrr-Zellen gegenseitig in ihrem Wissensstand und können sich seit Millionen von Jahren alles merken, was je ins Yrr-Gedächtnis gelangt ist.

Die Yrr treten aber in der Regel nie als eigentliche Einzeller auf, sondern befinden sich nahezu kontinuierlich in einem zellulären Zusammenschluss und verfügen dann über "Kollektivbewusstsein" und "Kollektivintelligenz". Sie können strategisch denken, wobei Moral nach menschlichem Ermessen für sie keine Rolle spielt, was sie zu einer intelligenten Lebensform macht, die sehr frei entscheiden kann. Durch die absolute Kenntnis ihrer Umwelt, die sie sich in Millionen von Jahren angeeignet haben, können sie außerdem andere Tiere durch die Beeinflussung von Gehirnströmen kontrollieren oder Lebewesen perfekt nachbilden.

Karen Weaver, einer der Protagonistinnen des Romans, gelingt es am Ende mittels Pheromone, Kontakt zu einer Königin des Yrr-Schwarms aufzunehmen, und damit ein Ende der Angriffe ("kalter Waffenstillstand") auf die Bestände des Homo Sapiens einzuleiten.

Leon Anawak

Leon Anawak ist eine der Hauptpersonen des Romans. Er ist ein geborener Inuit aus der Gegend um Iqaluit, Nordkanada, lebt seit dem Alter von 12 Jahren in Vancouver und Umgebung. Er ist Verhaltensforscher und forscht in Vancouver u. a. mit Belugas. Daneben besitzt er in Tofino ein altes Segelschiff, dass zum Hausboot umgebaut wurde. Neben seiner Forschungstätigkeit ist Skipper von Ausflugsschiffen zur Walbeobachtung.

Als Fachmann wird er von der Inglewood Reederei beauftragt, den Untergang eines Schleppers zu untersuchen, der dem havarierten Frachter Barrier Queen auf hoher See helfen sollte. Die Überlebenden und Augenzeugen sind sich sicher, dass Wale das Schiff angegriffen haben. Anawak ist skeptisch, untersucht aber mit zwei anderen Tauchern den Rumpf der Barrier Queen. Dieser ist voll mit Muscheln besetzt. Als Anawak in einen der Muschelberge hineinsticht, greift ihn ein merkwürdige Lebensform an, deren Oberfläche leuchtet und Blitze wirft. Einen Teil des Gewebes, das an seinem Tauchermesser klebt, kann er noch zur Untersuchung in das Institut von Nanaimo senden lassen, bevor es zerfällt. Das gleiche Gewebe finden die Leute aus Nanaimo auch in dem Gehirn eines in Tofino gestrandeten Wales, der unter dem Namen J-19 bekannt ist. Nur wenige Tage später fährt Anawak eine Ladung Touristen zum Whale Watching aufs Meere, als militante Umweltschützer die Boote rammen. Wenige Minuten später greifen Wale die Boote an. Anawaks Schiff, sowie eines der Umweltschützerboote sinken. Einzig die Lady Wexham, ein weiteres Zodiac von Davies, ist nicht zerstört, aber es sinkt langsam aber sicher. Leon und ein Umweltschützer namens Jack "Greywolf" O'Bannon retten die verliebenen Menschen doch noch, mit Hilfe zweier friedlicher Wale. Greywolf wird als Held von Tofino gefeiert und Davies Whaling Station wird mit Klagen bedroht. Doch fast überall an der Westküste Nordamerikas werden kleinere Boote von Walen angegriffen.

Mit Hilfe eines URA verfolgen sie ein bekanntes Walweibchen. Anawak und John Ford, der Chef des Vancouver Aquariums werden Zeuge eines unglaublichen Phänomens. In der Dunkelheit des Meeres erscheint ein blauer Lichtballen, der Blitze von sich sendet, die Wale berühren und schließlich implodiert.

Anawak beschließt, noch einmal zur Barrier Queen zu fahren, die im Hafen liegt. Unbeobachtet von den Militärs, die das Schiff für den Vereinigten Krisenstab der USA und Kanada bewachen, schlüpft er in das geflutete Trockendock. Doch er wird entdeckt. Man schafft ihn in ein Gebäude, in dem er einige Zeit wartet. Dann hört er einen Hubschrauber, kurz darauf erscheint General Commander Judith Li, die Leiterin des Vereinigten Krisenstabs.

Am nächsten Tag passiert in Europa das Unfassbare. Der Norwegische Kontinentalhang rutscht ab. Erst südlich, dann nördlich. Es gibt zwei riesige Tsunamis, die alle sich an der Nordsee befindlichen Städte komplett oder größten Teils zerstört. Siehe hierzu auch: Storegga-Effekt. Eine Woche später treffen sich Wissenschaftler und Geheimdienstler aus der ganzen westlichen Welt im kanadischen Whistler. Im Château Whistler gibt es eine große Konferenz, bei der Zusammenarbeit in allen Bereichen festgelegt wird. Alle Wissenschaftler bleiben dort, um Lösungen zu suchen. Hier trifft Anawak erstmals auf Sigur Johanson und Karen Weaver. Dann erreicht Leon die Nachricht vom Tod seines Vaters. Er muss zur Beerdigung in seine Heimat fahren, die er seit gut zwei Jahrzehnten nicht gesehen hat und mit der er eigentlich nichts mehr zu tun haben will.

Schließlich werden die wichtigsten Wissenschaftler auf die USS Independence gebracht. Dort haben sie erstmals Kontakt zu den Yrr, die erstmals von Sigur Johanson so genannt werden. Ein Angriff durch Meeressäuger folgt kurz darauf. Den Wissenschaftlern gelingt es, ein Yrr-Kollektiv einzufangen und in einen Tank zu sperren.

Johanson und Weaver gelingt es ein Pheromon zu isolieren, das die Yrr zur Verschmelzung bringt. Bei dem zweiten Kontakt stirbt Greywolf, der das Kommando für die Delfinstaffel der US Navy hat. Die Yrr lassen stärker angreifen, es gibt eine Explosion in der Independence und sie beginnt zu sinken. Li will mit einem aus Pheromon hergestellten Gift die Yrr entgültig auslöschen. Johanson weiß das zu verhindern, Li streckt ihn jedoch nieder. Er rutscht in ein Deep Flight Unterwasserflugzeug. Li startet es, doch Johanson bringt es mit letzter Kraft mit Hilfe eines Torpedos an Board der USS Independence zur Explosion. Diese sinkt unmittelbar darauf.

Weaver hat unterdessen mit Leons Hilfe einen Leichnam eines Wissenschaftler, der durch Lis Hand gestorben ist, mit dem Pheromon prepariert. Weaver steigt in das letzte verbliebene Deep Flight, die Leiche kommt in die zweite Steuerkuppel.

Anawak flüchtet nun mit Samantha Crowe in den letzten verblieben Zodiac und kann dem Untergang der Independence entkommen.

Weaver findet am Boden der Grönländischen See die Yrr-Königin sie lässt den Toten ins Meer gleiten, als sie die Verschmelzung einsetzt. Das Pheromon lockt die Yrr an, die nun komplett verwirrt sind. Die Gefahr, die von den Yrr ausgeht, ist für längere Zeit gebannt, doch die Menschen müssen nun lernen, das sie nicht die einzigen auf der Welt sind, die wirklich intelligent sind.

Anawak holt die erschöpfte Karen mit einem Rettungstrupp aus dem Deep Flight. Sie ziehen zusammen und leben dann in London.

Auszeichnungen

Sonstiges

Schätzing hat nach eigenen Angaben für das Buch fünf Jahre recherchiert und zwei Jahre daran geschrieben. Die Rechte wurden in mehrere Länder verkauft, unter anderem Russland, Großbritannien und die USA. Derzeit wird über eine Verfilmung des Thrillers mit Hollywood-Produktionsfirmen verhandelt.

Im April 2005 wurden Plagiatsvorwürfe [1] laut; der Meeresbiologe und Wissenschaftsjournalist Thomas Orthmann stellte Strafantrag wegen Urheberrechtsverletzung. Der Autor habe wörtliche Formulierungen von Orthmanns Website übernommen. Die Vorwürfe wurden von Autor und Verlag als gewöhnliche Recherchearbeit zurückgewiesen. Die eingeschaltete Staatsanwaltschaft stellte im November 2005 die strafrechtlichen Ermittlungen ein.[2]

Verfilmung

Im März 2006 gab Frank Schätzing am Rande der Leipziger Buchmesse gegenüber der Leipziger Volkszeitung bekannt, dass Hollywood sich um die Verfilmung des Bestsellers bemühen würde. Die Vertragsverhandlungen mit dem Filmstudio Paramount stehen kurz vor dem Abschluss, so Schätzing. Demnach könnte die Verfilmung im Jahr 2008 ihren Kinostart feiern. Als Regisseur wird der Brite Ridley Scott gehandelt, der sich u. a. für Produktionen wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979) oder das mehrfach Oscar-preisgekrönte Werk Gladiator (2000) verantwortlich zeigte.

Im Mai 2006 wurde bekannt, dass die Filmrechte an die Schauspielerin Uma Thurman und das Produzentenehepaar Ica und Michael Souvignier verkauft wurden.

Quellen

  1. http://www.ozeane.de/news/news2005/schwarm.htm
  2. http://www.ozeane.de/news/news2005/schwarm7.htm