Skandinavische Besiedlung Amerikas

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Gebiete und Reiserouten der Skandinavier zur Wikingerzeit

Die Skandinavische Besiedlung Amerikas erfolgte nach dem Zeugnis der Vinland-Sagas für kurze Zeit um das Jahr 1000, als norwegisch-isländisch-grönländische Seefahrer Gebiete im Nordosten Nordamerikas entdeckten. Ihre Aktivitäten werden irrtümlich auch als Kolonisierung beschrieben, aber es gibt kaum Funde, die diese Sicht stützen. Die Siedlungen waren klein und entwickelten sich nie zu ständigen Kolonien. Dies lag teilweise an den feindlichen Beziehungen zu den Ureinwohnern, die von den Skandinaviern als „Skraelinger“ bezeichnet wurden.

Runensteine

Die Altnordische Literatur liefert die ersten schriftlichen Quellen in Europa zu Nordamerika. Einige Gelehrte glauben, dass südamerikanische Petroglyphen den Runen ähneln und damit den Kontakt mit den Skandinaviern beweisen. Diese Ansicht fand jedoch nie Unterstützung durch skandinavische Runologen.

Es wurden auch Runensteine in Nordamerika gefunden wie der Runenstein von Kensington (Minnesota) und der Heavener-Runenstein (Oklahoma).[1] Alle gelten jedoch als moderne Nachschöpfungen. Es gibt eine Karte, die Nordamerika beschreibt, die „Vinland-Karte“, deren Alter jedoch umstritten ist. Sie scheint wenigstens auf einer echten historischen Karte zu beruhen, die Teile der Grönländischen Küste zeigt, die im 11. bis 13. Jahrhundert mit Eis bedeckt waren.

Siedlungen

Zwei Isländersagas (den als Vinland-Sagas bezeichneten „Eiríks saga rauða“, und „Grænlendinga saga“ – Kapiteln aus dem „Hauksbók“ und dem „Flateyjarbók“) zufolge begannen die Grænlendingar nur wenige Jahre, nachdem die Besiedlung Grönlands begonnen hatte, Länder im Westen Grönlands zu erforschen. Der Händler Bjarni Herjólfsson wurde auf dem Weg von Island nach Grönland vom Kurs abgetrieben und sichtete Land westlich Grönlands. Er beschrieb seine Entdeckung Leif Eriksson, der das Gebiet genauer erforschte und angeblich eine kleine Siedlung gründete.

Die Sagas beschreiben drei getrennte Gebiete, die während der Erforschung entdeckt wurden: Helluland, was „Land der flachen Steine“ bedeutet; Markland, das von Wald bedeckt war (woran die grönländischen Siedler sehr interessiert waren, da sie nur wenig Wald hatten); und Vinland, das etwas südlich von Markland lag. Die Sagas erzählen, dass in Vinland eine Siedlung angelegt wurde.

Leifs Siedlung florierte nicht; die Siedler hatten Konflikte mit den Einheimischen. Die Siedlung wurde nach wenigen Jahren verlassen.

Wiederentdeckung

Rekonstruierte Bauten in L’Anse aux Meadows

Einige Jahrhunderte nachdem Christoph Kolumbus’ Reisen Amerika für die Besiedlung durch Europäer im großen Stil erschlossen hatten, war es unklar, ob die Geschichten tatsächliche Reisen von Skandinaviern nach Nordamerika erzählten. Die Sagas wurden erst ernst genommen, nachdem der dänische Archäologe Carl Christian Rafn die Möglichkeit einer skandinavischen Besiedlung von und Reisen nach Nordamerika aufzeigte. William Munn aus Neufundland veröffentlichte 1914 seine Überlegungen hinsichtlich der jeweiligen Lage von Helluland, Markland und Vinland, wobei er Letzteres im Norden Neufundlands vermutete.

Die Frage wurde endgültig in den 1960er Jahren beantwortet, als eine skandinavische Siedlung in L’Anse aux Meadows auf Neufundland von dem Ehepaar Anne-Stine Ingstad und Helge Ingstad ausgegraben wurde, etwa in der Gegend[2] des von Munn angenommenen Ortes. Die Lage der verschiedenen Länder, die in den Sagas beschrieben wurden, blieb weiterhin unklar. Viele Historiker identifizierten Helluland als Baffininsel und Markland als Labrador-Halbinsel. Die Lage Vinlands ist eine schwierigere Frage. Einige glauben, dass die Siedlung in L’Anse aux Meadows die Siedlung ist, die in den Sagas beschrieben wird. Andere berufen sich auf Elemente der Sagas, die Vinland als wärmer als Neufundland beschreiben, und glauben, dass es weiter südlich gesucht werden muss. Viele Fragen bleiben offen und nur neue archäologische Funde können mehr Informationen liefern.

Literatur

  • Helge Ingstad: Vesterveg til Vinland: oppdagelsen av norrøne boplasser i Nord-Amerika. Gylendal, Oslo 1965, deutsch: Die erste Entdeckung Amerikas. Auf den Spuren der Wikinger. Ullstein, Berlin / Frankfurt am Main / Wien 1966 (über die Ausgrabungen in L’Anse aux Meadows).
  • Anne Stine Ingstad, Helge Ingstad: The Norse Discovery of America. Norwegian University Press, Oslo 1985 / Oxford University Press, Oxford / New York 1985, ISBN 82-00-07562-1.
  • Anne Stine Ingstad, Helge Ingstad: The Viking discovery of America: the excavation of a Norse settlement in L’Anse aux Meadows, Newfoundland. Checkmark Books, New York 2001, ISBN 0-8160-4716-2.
  • Gordon Campbell: Norse America: The Story of a Founding Myth. Oxford University Press, New York 2021, ISBN 978-0-19-886155-3.

Einzelnachweis

  1. Lyle Tompsen: An Archaeologist Looks at the Oklahoma Runestones. ESOP 29, 2011: S. 5–43, abgerufen am 9. November 2020.
  2. Conception Bay Museum, Artikel vom 4. Dezember 2018 von Matthew Gerard McCarthy, abgerufen am 17. September 2019 (englisch)
Commons: Skandinavische Besiedlung Amerikas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien