Polizeiakademie Niedersachsen

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Polizeiakademie Niedersachsen
Gründung 1. Oktober 2007
Trägerschaft staatlich
Ort Nienburg/Weser
Bundesland Niedersachsen
Land Deutschland
Direktor Carsten Rose
Website www.polizeiakademie.niedersachsen.de
Hauptsitz der Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg
Standort der Polizeiakademie in Hann. Münden

Die Polizeiakademie Niedersachsen ist eine Bildungseinrichtung des Landes Niedersachsen auf der Ebene einer Berufsakademie. Sie wurde im Jahr 2007 gegründet[1] und bildet Polizeivollzugsbeamte der Polizei Niedersachsen aus. Weiterhin ist sie für die Fortbildung[2] der rund 22.000 Mitarbeitern der niedersächsischen Landespolizei zuständig. Die Akademie hat ihren Sitz in Nienburg/Weser und verfügt über weitere Standorte in Hann. Münden, Oldenburg, Hannover und Lüchow. Das Polizeimuseum Niedersachsen in Nienburg/Weser ist Teil der Polizeiakademie.

Geschichte

Vorgänger war seit 1946 die Landespolizeischule Niedersachsen, die die Ausbildung im mittleren und gehobenen Polizeivollzugsdienst gewährleistete. 1997 erfolgte eine Umwandlung in das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (BIP NI), das fortan nur noch für Belange der Fort- und Weiterbildung zuständig war. Die Ausbildung wurde vollständig zur Niedersächsische Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) mit Sitz in Hildesheim, Hann. Münden und Oldenburg verlagert, die von August 1979 bis zum 30. September 2007 Bestand hatte. Zum 1. Oktober 2007 wurden die Fakultät Polizei der Fachhochschule und das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (BIP NI) in der neu gegründeten Polizeiakademie mit Hauptsitz in Nienburg zusammengefasst. Damit wurde die Aus- und Fortbildung der rund 22.000 Mitarbeitern der niedersächsischen Landespolizei unter einem Dach vereint. Mitursächlich für diese Veränderung im Jahr 2007 waren die Entwicklungen des Bologna-Prozesses zur Schaffung eines einheitlichen Hochschulraums in Europa.

Studiengang

Die Polizeiakademie Niedersachsen ist eine teilrechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Daher wird der akkreditierte Studiengang „Polizeivollzugsdienst“ (B.A.) für den gehobenen Polizeivollzugsdienst in Niedersachsen mit der Verleihung des Bachelor of Arts abgeschlossen[3]. Der Abschluss ist einerseits Grundlage für den Eintritt in den ehemals gehobenen Polizeivollzugsdienst und andererseits die Voraussetzung zum Masterstudium[4] an der Deutschen Hochschule der Polizei (ehemals höherer Polizeivollzugsdienst).

Akademiepersonal

Das Lehrpersonal an der Polizeiakademie gliedert sich in Professoren, Dozenten und Lehrkräfte für besondere Aufgaben[5]. Die Professoren nehmen die Aufgaben in der Aus- und Fortbildung sowie bei Forschungsvorhaben wahr. Die Einstellungsvoraussetzungen für Professoren an einer Fachhochschule nach dem niedersächsischen Hochschulgesetz gelten für die Polizeiakademie entsprechend. Die hauptberuflichen Dozenten vermitteln Fachwissen in der Aus- und Fortbildung. Dabei unterweisen sie die Studenten in der Anwendung fachbezogener wissenschaftlicher Methoden nach Kenntnissen und Erfahrungen in der beruflichen Praxis. Für Lehrangebote in Aus- und Fortbildung, die überwiegend der Vermittlung praktischer Fertigkeiten und Kenntnisse dienen, werden Lehrkräfte für besondere Aufgaben beschäftigt. Sie verfügen als Angehörige des gehobenen Polizeivollzugsdienstes über eine mindestens dreijährige berufliche Praxis und pädagogische Eignung.

Nachwuchsgewinnung

Die Polizei Niedersachsen stellt jedes Jahr zum 1. Oktober mehrere hundert neue Polizeikommissar-Anwärter ein. Bewerben können sich Interessierte mit Realschul- oder Sekundarabschluss I, Abitur, Fachhochschulreife, Meisterprüfung oder vergleichbaren ausländischen Bildungsabschlüssen.[6] Je nach Bildungsgrad wird dem Bachelor-Studium ein Praktikum oder der Besuch einer Fachoberschule vorgeschaltet. Die Polizeiakademie bietet eine Online-Bewerbung an.[7]

Netzwerke und Kooperationen

Die Polizeiakademie Niedersachsen ist Mitglied der Konferenz der Hochschulen und Fachbereiche der Polizei (HPK) sowie der Kooperation Hochschuldidaktik Polizei "DIDAktik"[8] und kooperiert eng mit dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. Der Direktor der Polizeiakademie Carsten Rose ist seit März 2022 Vorstandsmitglied des Vereins.[9][10]

Forschung

Die Polizeiakademie als zentrale Bildungseinrichtung der Polizei Niedersachsen versteht sich als Bindeglied zwischen (Polizei-) Praxis und Wissenschaft. In polizeirelevanten Themenfeldern betreibt, initiiert und unterstützt die Polizeiakademie Sicherheits- und Polizeiforschung. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen interdisziplinär in Studium und Fortbildung eingeflochten werden können. Zu den Inhalten der Forschungsprojekte[11] gehören unter anderem „Polizeiliches Professionswissen: Rollenverständnis und Generationswechsel“[12], „HateTown- vorurteilsgeleitete Handlungen in urbanen Räumen“[13] undf „Falschbeschuldigungen bei Vergewaltigungen/sexuellen Nötigungen“.[14].

Nach Rassismus-Vorwürfen gegenüber mehrerer Polizeien in Deutschland entschied der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius eine eigene Studie innerhalb der Polizei Niedersachsen durchführen zu lassen, während auch der Bund eine Studie in Auftrag gab.[15] Das entsprechende Forschungsprojekt „Polizeipraxis zwischen staatlichem Auftrag und öffentlicher Kritik: Herausforderungen, Bewältigungsstrategien, Risikokonstellationen“ wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Polizeiakademie von 2020 bis 2023 durchgeführt.[16]

IKriS - Institut für Kriminalitäts- und Sicherheitsforschung

Um die Forschung an der Polizeiakademie weiter voranzutreiben, Forschungsprojekte in jeder Projektphase zu unterstützen und zu begleiten sowie die Forschung zu koordinieren, wurde am 1. Januar 2021 das „IKriS - Institut für Kriminalitäts- und Sicherheitsforschung“ an der Polizeiakademie gegründet.[17]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gründung & Geschichte | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  2. Fortbildung | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  3. Ausbildung: Bachelor-Studiengang | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  4. Ausbildung: Master-Studiengang | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  5. Abteilung 1 - Studium und Lehre | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  6. Voraussetzungen für ein Polizeistudium. In: polizei-studium.de. Abgerufen am 10. Mai 2022 (deutsch).
  7. Deine Bewerbung bei der Polizei Niedersachsen - Jetzt bewerben! In: polizei-studium.de. Abgerufen am 10. Mai 2022 (deutsch).
  8. DIDAktik | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  9. POL-AK NI: Polizei Niedersachsen künftig im Vorstand des "Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V." vertreten. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  10. Gegen Vergessen-für Demokratie e.V: Der Vorstand von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  11. Forschungsprojekte | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  12. Polizeiliches Professionswissen: Rollenverständnis und Generationswechsel | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  13. Forschungsprojekt “HateTown- vorurteilsgeleitete Handlungen in ur-banen Räumen“ (HateTown) | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  14. Falschbeschuldigungen bei Vergewaltigungen/sexuellen Nötigungen | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  15. Michael Evers dpa: Niedersachsen hält an eigener Studie zur Polizeiarbeit fest - WESER-KURIER. 6. Januar 2021, abgerufen am 11. Mai 2022.
  16. Polizeipraxis zwischen staatlichem Auftrag und öffentlicher Kritik: Herausforderungen, Bewältigungsstrategien, Risikokonstellationen | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  17. IKriS - Institut für Kriminalitäts- und Sicherheitsforschung | Polizeiakademie Niedersachsen. Abgerufen am 11. Mai 2022.

Koordinaten: 52° 38′ 31,9″ N, 9° 12′ 22,3″ O