Hohlleiter

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Datei:Hohlleiter.gif

Ein Hohlleiter ist ein Wellenleiter für elektromagnetische Wellen vorwiegend im Zentimeter-Wellenbereich (3 GHz bis 30 GHz). Hohlleiter sind Metallrohre mit meist rechteckigem, kreisförmigem oder elliptischem Querschnitt, in denen sich derart hohe Frequenzen im Gegensatz zu Kabeln sehr verlustarm übertragen lassen.

Physikalischer Hintergrund

Hohlleiteranordnung eines Flugzeug-Bordradars (Sowjetunion, ca. 1972). Streichholzschachtel als Größenvergleich

Trifft eine elektromagnetische Welle senkrecht auf eine gut leitende Grenzfläche, wird sie in sich selbst reflektiert. Bei geeignetem Abstand einer parallelen zweiten Grenzfläche kann es zur Ausbildung einer stehenden Welle kommen. Weitere Wände bilden einen Hohlraumresonator. Die elektromagnetischen Wellen in dessen Innenraum sind jedoch stehende Wellen; es handelt sich um ein ortsfestes elektrisches und magnetisches Wechselfeld. Die möglichen Resonanzfrequenzen der stehenden Wellen hängen vom Abstand der Wände zueinander ab.

In einem Hohlleiter bewegt sich dagegen das elektrische und magnetische Wechselfeld fort: Man stelle sich ein langes Rohr mit rechteckigem Querschnitt vor, in dem eine Welle zwischen den Schmalseiten hin und her reflektiert wird. Wird nun eine Welle mit kleinerer Frequenz verwendet, passen die (etwas größeren) Wellenlängen nur zwischen die Rohrwände, indem man sie sich im „zick-zack” in Rohr-Richtung verlaufend vorstellt. Auf diese Weise findet eine Wellenausbreitung statt. Die Mindestbreite eines Rechteckhohlleiters entspricht etwa der halben Wellenlänge der übertragenen Frequenz - genau dann passt nur ein einziger Schwingungsbauch in Querrichtung hinein. Man kann daher aus der Breite eines Rechteck-Hohlleiters auf die im zugehörigen Gerät verwendete niedrigste Frequenz schließen. Die dazugehörige Wellenlänge nennt man die kritische Wellenlänge λらむだk oder die Grenzwellenlänge λらむだc (mit c für „cut-off“). Sie errechnet sich nach der Beziehung λらむだk= 2·a (wobei a die längere Seite des Rechteckhohlleiterquerschnitts ist, siehe Skizze oben).

Ausbreitungsmodi

Die beschriebene Art der Ausbreitung kann so erfolgen, dass genau ein Wellenbauch (1/2 Wellenlänge) zwischen die Schmalseiten passt oder 2, 3, usw. Diese verschiedenen Ausbreitungsmodi bezeichnet man mit den Zahlen 1, 2, 3, etc. entsprechend den Vielfachen der Wellenlänge. (siehe auch: Schwingungsmode)

Bei höheren Frequenzen gesellen sich zu den horizontalen transversalen Modi noch die vertikalen zwischen Ober- und Unterseite des Rohrs, wo unabhängig wiederum verschiedene Modi auftreten. Deshalb ist zur Beschreibung eines Modus' im rechteckigen Hohlleiter jeweils die Angabe von 2 Zahlen notwendig: z.B. (2,3)-Modus. Dabei steht je eine der Zahlen für einen transversalen Modus in Richtung der elektrischen und der magnetischen Feldkomponente (E- und H-Richtung).

Datei:Ausbreitungsmodi.gif

Vergleichbare Modi gibt es auch in runden Hohlleitern. Hier kommen jedoch noch Modi hinzu, die entlang des Rohrumfanges eine homogene Feldverteilung haben.

Die Ein- und Auskopplung der HF-Energie erfolgt durch Schlitze, Koppelschleifen, Stäbe, Trichter (Hornstrahler) oder Löcher - je nachdem, ob die Energie in einen anderen Hohlleiter, in ein Koaxialkabel oder ins Freie gelangen soll. Ort und Gestalt dieser Koppelelemente bestimmen die Ausbreitungsmodi und die Ausbreitungsrichtung der Wellen.

Hohlleiter-Frequenzbänder

Ein Hohlleiter mit bestimmten Abmessungen wird jeweils nur in einem bestimmten Frequenzbereich mit weniger als einer Oktave Bandbreite sinnvoll benutzt. Unterhalb der unteren Grenzfrequenz ist keine Ausbreitung möglich und die elektromagnetische Welle wird blindgedämpft, oberhalb der oberen Frequenzgrenze sind neben der gewünschten Grundmode unerwünschte höhere Moden ausbreitungsfähig. Handelsübliche Hohlleiter sind unter anderem für die folgenden Frequenzbereiche erhältlich:

Frequenzbereich  Bandbezeichnung  EIA-Bezeichnung  Breite/mm  Breite/Zoll
  1,12...1,7 GHz       L-Band          WR-650       165,10      6,500
   1,7...2,6 GHz      LA-Band          WR-430       109,22      4,300
   2,2...3,3 GHz      LS-Band          WR-340        86,36      3,400
  2,6...3,95 GHz       S-Band          WR-284        72,14      2,840
 3,95...5,85 GHz       G-Band          WR-187        47,55      1,872
  5,85...8,2 GHz       J-Band          WR-137        34,85      1,372
 7,05...10,0 GHz       H-Band          WR-112        28,50      1,122
  8,2...12,4 GHz       X-Band          WR-90         22,86      0,900
 10,0...15,0 GHz       M-Band          WR-75         19,05      0,750
 12,4...18,0 GHz       P-Band          WR-62         15,80      0,622
 15,0...22,0 GHz       N-Band          WR-51         12,95      0,510
 18,0...26,5 GHz       K-Band          WR-42         10,67      0,420
 25,5...40,0 GHz       R-Band          WR-28          7,11      0,280
 33,0...50,0 GHz       Q-Band          WR-22          5,69      0,224
 40,0...60,0 GHz       U-Band          WR-19          4,78      0,188
 50,0...75,0 GHz       V-Band          WR-15          3,76      0,148
  75,0...110 GHz       W-Band          WR-10          2,54      0,100

Verschiedene Hohlleiter

Im Grunde beinhalten sämtliche Wellenleiter bzw. Hohlleiter dieselben Charakteristika. Einzig die Behandlung der verschiedenen Ausführungen weicht voneinander ab, insbesondere deren "Weiterleitung" der Wellen ( "cut-off Frequenz" ).

Während sich in einem Koaxialkabel TEM - Wellen ausbreiten, finden sich in einem "echten" Hohlleiter sogenannte H-Wellen, oder TE-Wellen.

Hohlleiter weisen ein Hochpassverhalten auf, mit als der Grenzfrequenz. Sowohl Rechteck- als auch Rundhohlleiter weisen unten genannte Grundwellentypen auf. Haben diese Grundwellen (bezogen auf H bzw. E Wellen) aufgrund der Abmessungen der Hohlleiter keine Möglichkeit sich auszubreiten, werden sich auch keine anderen Wellentypen ausbreiten. Siehe auch Hohlraumresonator.

Rechteckhohlleiter

Datei:Hohlleiter.gif

Für einen Rechteckhohlleiter ist, wie vorangehend bereits erwähnt, die größte Abmessung ausschlaggebend (im Bild die Breite a). Das heißt, die Breite bestimmt die ausbreitungsfähigen Wellen in diesem Leiter.

Für die E-Welle in Ausbreitungsrichtung gilt:

Wobei m und n die Modenzahlen darstellen (m: x-Richtung (lateral) und n: y-Richtung (horizontal) bzgl. Darstellung Ausbreitungsmodi). a ist wiederum die maximale Abmessung des Hohlleiters (hier die Breite a). Siehe auch Maxwellsche Gleichungen.

Hieraus ergibt sich, dass der sogenannte Grundwellentyp der E-Wellen die Welle ist, da obige Gleichung mit den Werten m=0 oder n=0 ergibt, und somit keine E-Komponente in Ausbreitungsrichtung besteht. Somit müssen im Rechteckhohlleiter mindestens Wellen in Ausbreitungsrichtung entstehen können. Es können also keine oder Wellen existieren.

Rundhohlleiter

Da im Rundhohlleiter mit Zylinderkoordinaten gerechnet wird, ergeben sich die Besselfunktion und deren Ableitungen sowie Nullstellen, mit welchen die ausbreitungsfähigen H- und E-Wellen für den Rundhohlleiter bestimmt werden können. Nach Berechnungen mit den Besselfunktionen ergibt sich für den Rundhohlleiter der Grundwellentyp

Aufgrund einer höheren Wellendämpfung der Welle gegenüber der Welle, ist es oftmals wünschenswert die Ausbreitung des letzteren Wellentyps zu verbessern, bzw. ersterer zu verhindern. Aus diesem Grund werden die Innenseiten eines Rundhohlleiters oftmals mit Rillen versehen, welche die Ausbreitung der Welle stört, nicht jedoch die Welle (welche sich nur radial ausbreitet). Siehe Bild unten (Elliptischer Hohlleiter) .

Hohlleiter mit elliptischem Querschnitt

Feldlinienbild eines RechteckhohlleitersFeldlinienbild eines Rundhohlleiters

Elliptischer Hohlleiter für 3,8 GHz bis 5,8 GHz

Neben Rechteckhohlleitern (siehe Feldlinienbild links oben: grau = metallische Außenkontur, violett = elektrische Feldlinien, grün = magnetische Feldlinien) finden auch Hohlleiter mit kreisrundem Querschnitt (Feldlinienbild rechts oben) oder elliptischem Querschnitt Verwendung. Mathematisch lassen sich runde Hohlleiter mit Hilfe der Besselfunktionen berechnen. Die Grenzwellenlänge entspricht auch bei den runden und den elliptischen Hohlleitern grob der doppelten Querabmessung (λらむだk≈ 2·a ). Als Faustregel gilt, dass elliptische Hohlleiter in ihren Querabmessungen etwas größer sind als ein Rechteckhohleiter mit gleicher Grenzfrequenz.

Elliptische Hohlleiter lassen sich technisch günstig auch als flexible Leitungen gestalten (Bild). So können größere Längen davon in Rollen oder auf „Kabel“-trommeln aufbewahrt und transportiert werden. Auch lassen elliptische Hohlleiter kleinere Biegeradien zu als runde oder eckige.

Hohlleiter in der Praxis

Hohlleiter werden verwendet:

Siehe auch