Dise

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Eine Dise (altnordisch dís/dísir, altschwedisch dis) ist vermutlich eine Art weibliche (Fruchtbarkeits-)Gottheit der germanischen oder nordischen Mythologie und eventuell mit den Idisi des ersten Merseburger Zauberspruchs verwandt. Sie treten bald als gütige Schutzgeister, bald als feindliche Elemente auf. Ihnen wurden Opfer gebracht, die sog. Disenopfer.

Einige eddische Quellen beschreiben die Disen als Totenführerinnen, oder werden die Walküren als Odins Disen geschildert.

Vor allem in der älteren und ältesten Forschung des 19. Jahrhunderts im thematischen Umfeld der germanischen Mythologie[1] rechnen auch die Schicksalsgöttinen Nornen, Fylgjur, die zu den „Maren“ gehören, zu den Disen oder „Idisi“.[2]

In Island war es Brauch in den Disen die Seelen verstorbener Frauen zu sehen, eines der Fundamente des isländischen Volksglaubens. Daneben kann dís auch einfach nur Frau bedeuten. Viele norwegische und schwedische Ortsnamen gehen auf den Disenglauben zurück, so etwa Disin (abgeleitet von Disenwiese), Diseberg, Disevid, Disasen. Nach den alten Sagen soll in Norwegen ein Disenfest mit dem Disenopfer zu Winterbeginn gefeiert worden sein, in Schweden aber erst im Februar. Die Disen wurden noch nach dem Ende der heidnischen Zeit in Skandinavien verehrt. In der nordischen Prosaliteratur werden sie jedenfalls oft erwähnt.

Die definitive Stellung und Bedeutung des Kultwortes Dise ist letztlich nur schwer zu bestimmen. Man kann diesen Ausdruck sicherlich in der Nähe des Matronenkults sehen, wo er in mehrfacher Natur, als Fruchtbarkeitsgöttin, Schutzgeist, Kriegsgöttin und in einer Vielzahl weiblicher (Halb-?) Gottheiten auftritt. Die moderne Hexenforschung sieht auch einen Zusammenhang mit Hagazussa, bzw. Hagedise.

Literatur

  • Robert Nedoma: Zum ersten Merseburgerzauberspruch. In: „insprinc haptbandun“. Referate des Kolloquiums zu den Merseburger Zaubersprüchen auf der XI. Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft in Halle/Saale (17.-23. September 2000). Heiner Eichner, Robert Nedoma (Hrsg.). Veröffentlicht in: Die Sprache. Zeitschrift für Sprachwissenschaft, Wiener Sprachgesellschaft, Bd. 42, Heft 1/2. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 2001. ISSN 0376-401X
  • Bernhard Maier: Die Religion der Germanen. Beck, München 2003. ISBN 3-406-50280-6
  • Rudolf Much, Wolfgang Lange , Herbert Jankuhn: Die Germania des Tacitus. Winter, Heidelberg 1967.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. Kröner, Stuttgart 1984 – 2006³, ISBN 3-520-36801-3.

Einzelnachweise

  1. Eine methodische Unterscheidung zwischen dem Mythos und der Religion setzte Anfang des 20.Jahrhunderts ein.
  2. Wolfgang Golther: Handbuch der Germanischen Mytholgie.