Waldhotel Arosa

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Das Waldhotel National ist ein traditionsreiches Hotel der gehobenen Viersterneklasse und ehemaliges Sanatorium im Schweizer Sport- und Ferienort Arosa.

Geschichte

Das Waldhotel National wurde am 10. Oktober 1910 als Waldsanatorium Arosa, Heilanstalt für Lungenkranke, eröffnet. Dies, nachdem der Churer Architekt Gottfried Braun bereits um 1902 "zwecks Erstellung eines Hotelleriegebäudes" von der Bürgergemeinde Chur 3'652 m2 Alpboden im Scheitenbodawald oberhalb des Obersees erworben hatte. Gemäss den Kaufbedingungen hatte Braun das Grundstück auf eigene Kosten mit einer Zufahrtsstrasse von mindestens drei Metern Breite zu erschliessen. Die Realisation dieses Zubringers nahm einige Zeit in Anspruch, da die Prätschlistrasse zu jener Zeit erst bis zum heutigen Hotel Belvédère-Tanneck führte und die Hohe Promenade gleichfalls noch nicht exisiterte.

Erst nach diesen infrastrukturellen Vorarbeiten und dem Zukauf von weiterem Boden konnte der Neubau schliesslich realisiert werden. Leitender Arzt war der deutsche Sanitätsrat Dr. W. Römisch, der zusammen mit dem österreichischen Ingenieur Raoul Richter aus Ostrau den Neubau für die AG Waldsanatorium erstellte und daneben auch die weitere Entwicklung des Kurorts Arosa entscheidend mitprägte. Richter selbst stand der Klinik bis zu seinem Tod 1918 als Direktor vor. Das Waldsanatorium Arosa bot umfassende Winter- und Sommerkuren an und war zu jener Zeit mit 100 Betten nach dem Sanatorium Arosa (später Sanatorium Berghilf, heute Tschuggen Grand Hotel) das zweitgrösste Kurhaus Arosas.

1932 wurde das Waldsanatorium erstmals zu einem eigentlichen Hotel, mit Namen "Neues Waldhotel", umfunktioniert. 1947 erfolgte erneut eine Umnutzung zum "Eidgenössischen Militärsanatorium"; die Schweizerische Eidgenossenschaft hatte die Liegenschaft für 1.8 Mio. Schweizer Franken erworben und investierte deren weitere 690'000.-- in den Umbau, um die damals rund 650 von der nationalen Militärversicherung getragenen Tuberkulosepatienten umfassender versorgen zu können. 1959 sollte das Sanatorium versuchsweise mit Kursen der Sportschule Magglingen belegt werden, was in Arosa jedoch auf Ablehnung stiess, da man einen Rückgang der Logiernächtezahlen befürchtete. Das Jahr 1961 sah schliesslich die definitive Umnutzung zum "Waldhotel National" unter der Leitung von Willy Huber. 1962 wurde das Waldhotel erstmals als Profitcenter geführt. 1967 erfogte den Einbau eines modernen Schwimmbads. 1982 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seit 1992 ist es mehrheitlich im Besitz des Einheimischen Hoteliers Andy Abplanalp. Im Jahr 2010 wurden diverse, qualitätssteigernde Umbaumassnahmen an die Hand genommen.

Das Waldhotel und Thomas Mann

Zu den ersten prominenten Gästen des Waldsanatoriums Arosa gehörten im April 1911 der Schriftsteller Christian Morgenstern und seine Frau.[1] Katia Mann, die Gemahlin Thomas Manns, wurde 1912 hier nach einem mehrmonatigen Kuraufenthalt im Waldsanatorium Davos wegen eines Lungenleidens nachbehandelt. Ihre Briefe aus Davos und aus Arosa, wo sie Thomas Mann im Frühling 1912 besuchte, inspirierten ihn zu seinem Roman Der Zauberberg, mit dessen Niederschrift er 1913 begann und den er 1924 vollendete. Das darin beschriebene, fiktive Sanatorium siedelte Mann in Davos an, wobei er sich bei der Beschreibung des Speisesaals auf ein Foto des Waldsanatoriums Arosa stützte.[2]

Insgesamt war Mann mindestens achtmal zu längeren Ferien in Arosa zu Gast, meist in Begleitung seiner Frau und einiger seiner Kinder, wobei er mit Ausnahme des letzten Besuchs im Januar 1955, als er im Hotel Excelsior logierte, stets im Waldsanatorium/Waldhotel abstieg. Der Aufenthalt vom Februar/März 1933, kurz nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, führte bei Mann zum Entscheid des Gangs ins Exil. Ein Jahr später schrieb er hier am dritten Teil seines Joseph-Romans. Heute erinnert eine Bronzetafel am Hoteleingang an den berühmten Gast.

Heutige Situation

Das von Steffen Volk geführte Hotel zählt heute zu den qualitativ hochstehendsten Viersternehäusern in der Schweiz.[3] Ein Highlight ist neben dem Thomas Mann Restaurant & Zauberberg insbesondere das mit 16 GaultMillau Punkten und einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kachelofa-Stübli.

Literatur

  • Ueli Haldimann (Hrsg.): Hermann Hesse, Thomas Mann und andere in Arosa – Texte und Bilder aus zwei Jahrhunderten. AS Verlag und Buchkonzept, Zürich 2001, ISBN 3-905111-67-5, S. 67, 136-159.
  • Hans Danuser: Arosa – wie es damals war (1962–1978). Bd. 5, Eigenverlag Danuser, Arosa 2001, S. 86.
  • Hans Danuser: Arosa – wie es damals war (1947–1961). Bd. 4, Eigenverlag Danuser, Arosa 2000, S. 21, 185, 216.
  • Hans Danuser: Arosa – wie es damals war (1907–1928). Bd. 2, Eigenverlag Danuser, Arosa 1998, S. 21, 29, 30, 35, 206.
  • Hans Danuser: Arosa – wie es damals war (1850–1907). Bd. 1, Eigenverlag Danuser, Arosa 1997, S. 54, 158, 183 ff., 199.

Einzelnachweise

  1. Haldimann, S. 67.
  2. Haldimann, S. 147.
  3. [1]

Koordinaten: 46° 46′ 53,7″ N, 9° 40′ 38,7″ O; CH1903: 770944 / 183594