„Ast“ – Versionsunterschied

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Ein '''Ast''' ist die krautige oder holzige [[Sprossachse|Achse]] eines [[Spross|Seitensprosses]] der [[Pflanzen]] mit [[Kormus]] (veraltet: Kormophyten). Ein Ast kann der Achse des Grundtriebs ([[Stängel]] bzw. [[Baum #Aufbau des Baumstammes|Stamm]]) oder wiederum anderen Ästen seitlich entspringen. Ein [[Zweig]] ist ein Ast samt Blättern.<ref name="Fischadler2008"/> Umgangssprachlich wird der Begriff oft auf die holzigen Äste von [[Baum|Bäumen]] reduziert. In der [[Holznutzung]] ist die Unterscheidung von Ast und Zweigwerk üblich&nbsp;– beziehungsweise nennt man den Zweig, wie auch die Spuren, die das Zweigwerk im Holz hinterlässt, '''Astholz''' oder „Ast“.
[[Datei:Astwuchs.JPG|mini|Ein vom Blitz getroffener Baum öffnet die Sicht nach innen.]]


Ein '''Ast''' ist die krautige oder holzige [[Sprossachse|Achse]] eines [[Spross|Seitensprosses]] der [[Pflanzen]] mit [[Kormus]] (veraltet: Kormophyten). Ein Ast kann der Achse des Grundtriebs ([[Stängel]] bzw. [[Baum #Aufbau des Baumstammes|Stamm]]) oder wiederum anderen Ästen seitlich entspringen. Ein [[Zweig]] ist ein Ast samt Blättern.<ref name="Fischadler2008" /> Umgangssprachlich wird der Begriff oft auf die holzigen Äste von [[Baum|Bäumen]] reduziert. In der [[Holznutzung]] ist die Unterscheidung von Ast und Zweigwerk üblich&nbsp;– beziehungsweise nennt man den Zweig, wie auch die Spuren, die das Zweigwerk im Holz hinterlässt, '''Astholz''' oder „Ast“.
== Der Ast am Baum: Lebender Ast und Aststumpf ==
[[Datei:Knoten Ast.jpg|mini|rechts|200px|Mit einem losen Knoten hochgebundener Ast]]


[[Datei:Astwuchs.JPG|mini|Wo ein [[Blitz]] durch [[Stromwärme]] einen Teil des Baumstamms absprengte, wird seine innere Struktur sichtbar.]]
Lebende Äste befinden sich am oberen Baumabschluss, der ''[[Baumkrone|Krone]]''. Darunter befindet sich der Stamm mit seiner ''[[Totastzone]]'' und den ''Aststümpfen''. Abweichend hiervon sterben bei einer ''Zopftrocknis'' auch Äste im oberen Kronenbereich ab oder es entstehen Äste am Stamm aus [[Angsttrieb|Wasserreisern]] (Klebästen).


== Biologische Grundlagen ==
Bricht ein Ast vom Stamm ab, versucht der Baum, diese Wunde zu überwallen. Je nach Form spricht man von ''Beulen'', ''Knorren'' (‚Knoten‘, vergl. [[Knüttel]] und [[Knüppelholz]]), ''Bändern'', ''Rosen'', ''Bärten'' oder auch ''Siegeln''. Diese vermindern die [[Holzfehler|Qualität des Holzes]] fast immer.
=== Die Entstehung von Ästen ===
Ein Ast entwickelt sich normalerweise aus einer [[Achselknospen|Achselknospe]] entweder von der [[Sprossachse]], d. h. dem Haupttrieb, oder aber von einem bereits bestehenden Ast aus. Eine solche Achselknospe bildet sich am Ansatzpunkt eines [[Blatt (Pflanze)|Blatts]] am jeweiligen Ast bzw. der Sprossachse. In ihr sind die Anlagen des neuen Astes in Form von sogenannten [[Meristem]]en enthalten, also Bereichen dicht gepackter, undifferenzierter Zellen, welche bei [[Differenzierung (Biologie)|Ausdifferenzierung]] die verschiedenen Gewebe des Holzes und der anliegenden Blätter bilden. Eine Knospe muss nicht zwangsläufig austreiben; manche Knospen werden niemals aktiviert.<ref>{{Literatur |Autor=William K. Purves, David Sadava, Jürgen Markl, Gordon H. Orians, H. Craig Heller |Titel=Purves Biologie |Auflage=9. Aufl |Verlag=Spektrum |Ort=Heidelberg |Datum=2011 |ISBN=978-3-8274-2650-5 |Seiten=952 ff.}}</ref> Eine Sonderform sind Meristeme, welche für „Notfallzwecke“ in den Stamm eines Baumes eingelagert werden und zum Beispiel im Falle des Fällens für ein neues Austreiben völlig ohne erkennbaren Knospen sorgen können. Diese Triebe werden [[Angsttrieb|Wasserreisern]] oder Klebäste genannt.

Die Ansatzstelle des Astes am Stamm ist besonderen [[Hebel (Physik)|Hebelkräften]] ausgesetzt und wird deshalb durch eine besondere Verdickung, den [[Astring]] stabilisiert. Dieser entsteht, indem der aus Gewebe des Astes bestehende [[Astkragen]] von Gewebe des Stammes umgeben wird, welches den sogenannten [[Stammkragen]] bildet.

=== Bereiche, in denen sich Äste entwickeln ===
[[Datei:Knoten Ast.jpg|200px|mini|Mit einem losen Knoten hochgebundener Ast]]

An einem Baum befinden sich lebende Äste im Normalfall am oberen Baumabschluss, der ''[[Baumkrone|Krone]]''. Darunter befindet sich der Stamm mit seiner ''[[Totastzone]]'' und den ''Aststümpfen'' – alten, abgestorbenen Ästen, die durch höherliegende Äste überschattet und deshalb abgeworfen wurden. Ausnahme hiervon ist neben den bereits erwähnten Wasserreisern die Krankheit ''Zopftrocknis'', bei der auch Äste im oberen Kronenbereich absterben.

== Bedeutung für die Forstwirtschaft ==
Äste spielen eine Rolle für die Qualität des Holzes: Bricht ein Ast vom Stamm ab, versucht der Baum, diese Wunde zu überwallen. Je nach Form spricht man von ''Beulen'', ''Knorren'' (‚Knoten‘, vergl. [[Knüttel]] und [[Knüppelholz]]), ''Bändern'', ''Rosen'', ''Bärten'' oder auch ''Siegeln''. Diese vermindern die [[Holzfehler|Qualität des Holzes]] fast immer.

Wenn zwei oder mehr Äste einen Stamm als dominanten Trieb ablösen, bezeichnet man die Stelle der „Aufspaltung“ als [[Zwiesel (Botanik)|Zwiesel]].


=== Aststärken ===
=== Aststärken ===
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Man spricht auch von ''[[Derbholz]]'' ab 7&nbsp;cm Durchmesser und ''Nichtderbholz'' bis 7&nbsp;cm Durchmesser, darunter fällt das ''[[Reisigholz]]'' für die Fein- und Schwachäste. Der [[Wipfel]] als Ganzes wird, ob Stammverlängerung beim Nadelholz, oder verzweigtes Astholz, unter dem Begriff ''Zopfholz'' zusammengefasst.
Man spricht auch von ''[[Derbholz]]'' ab 7&nbsp;cm Durchmesser und ''Nichtderbholz'' bis 7&nbsp;cm Durchmesser, darunter fällt das ''[[Reisigholz]]'' für die Fein- und Schwachäste. Der [[Wipfel]] als Ganzes wird, ob Stammverlängerung beim Nadelholz, oder verzweigtes Astholz, unter dem Begriff ''Zopfholz'' zusammengefasst.


== Der Ast im Holz ==
=== Holzverarbeitung ===
{{Hauptartikel|Holzfehler}}
[[Datei:Emirgan 04589.jpg|mini|Stark verästelter Baum]]
[[Datei:Emirgan 04589.jpg|mini|Stark verästelter Baum]]
Bei dem Material Holz bezeichnet ''Ast'' als Wuchsmerkmal das [[Kernholz]] eines Astes, das bis ins [[Mark (Botanik)|Mark]] des Baumes führt, und daher in allen Zonen des aufgeschnittenen Holzes verbleibt.
Bei dem Material Holz bezeichnet ''Ast'' als Wuchsmerkmal das [[Kernholz]] eines Astes, das bis ins [[Mark (Botanik)|Mark]] des Baumes führt, und daher in allen Zonen des aufgeschnittenen Holzes verbleibt.
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Je nach Lage und Anordnung führen Äste meist zu einer Minderung der Holzqualität, da sie den [[Faser]]verlauf stören und so die [[Reißlänge|physikalische Belastbarkeit]] des Holzes verringern.
Je nach Lage und Anordnung führen Äste meist zu einer Minderung der Holzqualität, da sie den [[Faser]]verlauf stören und so die [[Reißlänge|physikalische Belastbarkeit]] des Holzes verringern.


=== Astreinheit und Astigkeit ===
==== Astreinheit und Astigkeit ====

''Astreinheit'' ist im Allgemeinen ein [[Qualität]]smerkmal für [[Konstruktionsholz]]. Das entsprechende Holzstück ist frei (''rein'') von Ästen, insbesondere aber Astlöchern, und wird beispielsweise für [[Bauholz]], [[Möbel]], [[Tür]]en oder [[Fenster]] verwendet. Holz mit vielen Ästen nennt man ''astig'' oder ''ästig'', das ist ein [[Holzfehler #Ästigkeit und Beulen|Holzfehler]]. [[Tischlerholz]] oder [[Furnier]], besonders bei interessant [[Maserung|gemaserten]] Holzsorten ohne Neigung zu ''Ausfallästen'', bildet eine Ausnahme: So ist zum Beispiel die [[Zirbelkiefer]] mit den typischen schwarzen Ästen oder der [[Vogelaugenahorn]] ein gefragtes Holz.
''Astreinheit'' ist im Allgemeinen ein [[Qualität]]smerkmal für [[Konstruktionsholz]]. Das entsprechende Holzstück ist frei (''rein'') von Ästen, insbesondere aber Astlöchern, und wird beispielsweise für [[Bauholz]], [[Möbel]], [[Tür]]en oder [[Fenster]] verwendet. Holz mit vielen Ästen nennt man ''astig'' oder ''ästig'', das ist ein [[Holzfehler #Ästigkeit und Beulen|Holzfehler]]. [[Tischlerholz]] oder [[Furnier]], besonders bei interessant [[Maserung|gemaserten]] Holzsorten ohne Neigung zu ''Ausfallästen'', bildet eine Ausnahme: So ist zum Beispiel die [[Zirbelkiefer]] mit den typischen schwarzen Ästen oder der [[Vogelaugenahorn]] ein gefragtes Holz.
* Um Astreinheit zu erreichen, werden die Bäume sehr eng gepflanzt (''im Verband''). Sie wachsen schnell in die Höhe (''schießen auf'') und bilden ein kurzes Zopfstück und kaum Äste am Mittelstamm. Solches Holz ist von höchster Qualität und wird als ''[[Schälholz]]'' zur Herstellung von Furnieren oder im [[Musikinstrumentenbau|Instrumentenbau]] eingesetzt.
* Um Astreinheit zu erreichen, werden die Bäume sehr eng gepflanzt (''im Verband''). Sie wachsen schnell in die Höhe (''schießen auf'') und bilden ein kurzes Zopfstück und kaum Äste am Mittelstamm. Solches Holz ist von höchster Qualität und wird als ''[[Schälholz]]'' zur Herstellung von Furnieren oder im [[Musikinstrumentenbau|Instrumentenbau]] eingesetzt.
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Um Löcher in einem Brett zu vermeiden, werden Durchfalläste in der Regel bei der Herstellung ausgebohrt und durch einen [[Astlochdübel]] ersetzt.
Um Löcher in einem Brett zu vermeiden, werden Durchfalläste in der Regel bei der Herstellung ausgebohrt und durch einen [[Astlochdübel]] ersetzt.


''Astrein'' wurde zu einem Wort der Jugendsprache mit positiver Konnotation.<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/astrein ''astrein''] im Duden.</ref><ref>Ulrich Ammon: ''Variantenwörterbuch des Deutschen.'' De Gruyter, 2004, ISBN 978-3-11-016575-3, S.&nbsp;56, {{Google Buch |BuchID=EJoVyz8_J14C&pg=PA56&dq=astrein+jugendsprache&hl=de&sa=X&ei=QnQ0U___MseZtAal3IGgBg&ved=0CDIQ6AEwAA#v=onepage&q=astrein%20jugendsprache&f=false}}.</ref>
''Astrein'' wurde zu einem Wort der Jugendsprache mit positiver Konnotation.<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/astrein ''astrein''] im Duden.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ulrich Ammon |Titel=Variantenwörterbuch des Deutschen |Verlag=De Gruyter |Datum=2004 |ISBN=3-11-016575-9 |Seiten=56 |Online={{Google Buch |BuchID=EJoVyz8_J14C |Seite=56 |Hervorhebung=astrein jugendsprache}}}}</ref>

=== Ausfalläste, Astlöcher ===


==== Ausfalläste, Astlöcher ====
Ein ''Astloch'' entsteht, wenn sich ein in einem [[Holzbrett|Brett]] befindlicher Ast von dem übrigen Holzgewebe löst und herausfällt, ein ''Ausfallast''.
Ein ''Astloch'' entsteht, wenn sich ein in einem [[Holzbrett|Brett]] befindlicher Ast von dem übrigen Holzgewebe löst und herausfällt, ein ''Ausfallast''.


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Ob ein Ast ausfällt, hängt zum einen von der Holzsorte ab (so neigt die [[Tannen|Tanne]] mehr dazu als die [[Fichten|Fichte]], die [[Kiefern|Kiefer]] aber kaum), zum anderen, ob der Aststumpf schnell überwallt wurde oder das [[Totholz]] noch lange am Stamm verblieben ist.
Ob ein Ast ausfällt, hängt zum einen von der Holzsorte ab (so neigt die [[Tannen|Tanne]] mehr dazu als die [[Fichten|Fichte]], die [[Kiefern|Kiefer]] aber kaum), zum anderen, ob der Aststumpf schnell überwallt wurde oder das [[Totholz]] noch lange am Stamm verblieben ist.


== Siehe auch ==
== Kulturelle Bedeutung ==
{{Siehe auch|Ast (Heraldik)}}
* [[Zwiesel (Botanik)]]
* [[Holzfehler]]
* [[Ast (Heraldik)]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="Fischadler2008">{{BibISBN|9783854741879}}</ref>
<ref name="Fischadler2008">
{{BibISBN|978-3-85474-187-9}}
</ref>
</references>
</references>



Aktuelle Version vom 12. April 2024, 20:21 Uhr

Ein Ast ist die krautige oder holzige Achse eines Seitensprosses der Pflanzen mit Kormus (veraltet: Kormophyten). Ein Ast kann der Achse des Grundtriebs (Stängel bzw. Stamm) oder wiederum anderen Ästen seitlich entspringen. Ein Zweig ist ein Ast samt Blättern.[1] Umgangssprachlich wird der Begriff oft auf die holzigen Äste von Bäumen reduziert. In der Holznutzung ist die Unterscheidung von Ast und Zweigwerk üblich – beziehungsweise nennt man den Zweig, wie auch die Spuren, die das Zweigwerk im Holz hinterlässt, Astholz oder „Ast“.

Wo ein Blitz durch Stromwärme einen Teil des Baumstamms absprengte, wird seine innere Struktur sichtbar.

Biologische Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entstehung von Ästen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Ast entwickelt sich normalerweise aus einer Achselknospe entweder von der Sprossachse, d. h. dem Haupttrieb, oder aber von einem bereits bestehenden Ast aus. Eine solche Achselknospe bildet sich am Ansatzpunkt eines Blatts am jeweiligen Ast bzw. der Sprossachse. In ihr sind die Anlagen des neuen Astes in Form von sogenannten Meristemen enthalten, also Bereichen dicht gepackter, undifferenzierter Zellen, welche bei Ausdifferenzierung die verschiedenen Gewebe des Holzes und der anliegenden Blätter bilden. Eine Knospe muss nicht zwangsläufig austreiben; manche Knospen werden niemals aktiviert.[2] Eine Sonderform sind Meristeme, welche für „Notfallzwecke“ in den Stamm eines Baumes eingelagert werden und zum Beispiel im Falle des Fällens für ein neues Austreiben völlig ohne erkennbaren Knospen sorgen können. Diese Triebe werden Wasserreisern oder Klebäste genannt.

Die Ansatzstelle des Astes am Stamm ist besonderen Hebelkräften ausgesetzt und wird deshalb durch eine besondere Verdickung, den Astring stabilisiert. Dieser entsteht, indem der aus Gewebe des Astes bestehende Astkragen von Gewebe des Stammes umgeben wird, welches den sogenannten Stammkragen bildet.

Bereiche, in denen sich Äste entwickeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einem losen Knoten hochgebundener Ast

An einem Baum befinden sich lebende Äste im Normalfall am oberen Baumabschluss, der Krone. Darunter befindet sich der Stamm mit seiner Totastzone und den Aststümpfen – alten, abgestorbenen Ästen, die durch höherliegende Äste überschattet und deshalb abgeworfen wurden. Ausnahme hiervon ist neben den bereits erwähnten Wasserreisern die Krankheit Zopftrocknis, bei der auch Äste im oberen Kronenbereich absterben.

Bedeutung für die Forstwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Äste spielen eine Rolle für die Qualität des Holzes: Bricht ein Ast vom Stamm ab, versucht der Baum, diese Wunde zu überwallen. Je nach Form spricht man von Beulen, Knorren (‚Knoten‘, vergl. Knüttel und Knüppelholz), Bändern, Rosen, Bärten oder auch Siegeln. Diese vermindern die Qualität des Holzes fast immer.

Wenn zwei oder mehr Äste einen Stamm als dominanten Trieb ablösen, bezeichnet man die Stelle der „Aufspaltung“ als Zwiesel.

Aststärken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Forstwirtschaft unterscheidet folgende Aststärken:

  • Feinast: Durchmesser ist kleiner als drei Zentimeter
  • Schwachast: Durchmesser liegt zwischen drei und fünf Zentimetern
  • Grobast: Durchmesser liegt zwischen fünf und zehn Zentimetern
  • Starkast: Durchmesser liegt bei über zehn Zentimetern

Man spricht auch von Derbholz ab 7 cm Durchmesser und Nichtderbholz bis 7 cm Durchmesser, darunter fällt das Reisigholz für die Fein- und Schwachäste. Der Wipfel als Ganzes wird, ob Stammverlängerung beim Nadelholz, oder verzweigtes Astholz, unter dem Begriff Zopfholz zusammengefasst.

Holzverarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stark verästelter Baum

Bei dem Material Holz bezeichnet Ast als Wuchsmerkmal das Kernholz eines Astes, das bis ins Mark des Baumes führt, und daher in allen Zonen des aufgeschnittenen Holzes verbleibt.

Je nach Lage und Anordnung führen Äste meist zu einer Minderung der Holzqualität, da sie den Faserverlauf stören und so die physikalische Belastbarkeit des Holzes verringern.

Astreinheit und Astigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Astreinheit ist im Allgemeinen ein Qualitätsmerkmal für Konstruktionsholz. Das entsprechende Holzstück ist frei (rein) von Ästen, insbesondere aber Astlöchern, und wird beispielsweise für Bauholz, Möbel, Türen oder Fenster verwendet. Holz mit vielen Ästen nennt man astig oder ästig, das ist ein Holzfehler. Tischlerholz oder Furnier, besonders bei interessant gemaserten Holzsorten ohne Neigung zu Ausfallästen, bildet eine Ausnahme: So ist zum Beispiel die Zirbelkiefer mit den typischen schwarzen Ästen oder der Vogelaugenahorn ein gefragtes Holz.

  • Um Astreinheit zu erreichen, werden die Bäume sehr eng gepflanzt (im Verband). Sie wachsen schnell in die Höhe (schießen auf) und bilden ein kurzes Zopfstück und kaum Äste am Mittelstamm. Solches Holz ist von höchster Qualität und wird als Schälholz zur Herstellung von Furnieren oder im Instrumentenbau eingesetzt.
  • Bei besonders schönen geraden Nadelbäumen werden die unteren, meist dürren Äste entfernt. In dem Holz, das nach dieser sogenannten Wertästung am Stamm zuwächst, werden die Äststümpfe schnell und sauber überwallt und sind im Starkholz nicht an der Oberfläche.

Laubbäume verlieren ihre Äste normalerweise von selbst, so dass dort keine Wertästung stattfindet. Eine Ausnahme bildet die Eiche, deren Totäste viele Jahre am Baum bleiben, und die als Bauholz regional eine wichtige Rolle spielt.

Um Löcher in einem Brett zu vermeiden, werden Durchfalläste in der Regel bei der Herstellung ausgebohrt und durch einen Astlochdübel ersetzt.

Astrein wurde zu einem Wort der Jugendsprache mit positiver Konnotation.[3][4]

Ausfalläste, Astlöcher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Astloch entsteht, wenn sich ein in einem Brett befindlicher Ast von dem übrigen Holzgewebe löst und herausfällt, ein Ausfallast.

Gründe für das Ablösen vom restlichen Holz sind:

  • Astholz enthält wesentlich mehr Lignin. Dadurch ist es härter, spröder und schwindet bei der Trocknung stärker.
  • Die Fasern laufen nicht parallel zu den Fasern im Stamm.

Ob ein Ast ausfällt, hängt zum einen von der Holzsorte ab (so neigt die Tanne mehr dazu als die Fichte, die Kiefer aber kaum), zum anderen, ob der Aststumpf schnell überwallt wurde oder das Totholz noch lange am Stamm verblieben ist.

Kulturelle Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Ast – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Ast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  2. William K. Purves, David Sadava, Jürgen Markl, Gordon H. Orians, H. Craig Heller: Purves Biologie. 9. Auflage. Spektrum, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-2650-5, S. 952 ff.
  3. astrein im Duden.
  4. Ulrich Ammon: Variantenwörterbuch des Deutschen. De Gruyter, 2004, ISBN 3-11-016575-9, S. 56 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).