Berliner Tor (Hamburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Januar 2020 um 12:14 Uhr durch UweRohwedder (Diskussion | Beiträge) (+ abschnitt zu den bunkern am berliner tor). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Berliner-Tor-Center, in der Mitte das einstige Polizeipräsidium, im Vordergrund die Treppenabgänge zur S-Bahn

Das Berliner Tor war ein ehemaliges Stadttor in Hamburg und ist heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Stadtteil St. Georg, an der Grenze zu Borgfelde und Hammerbrook. Die Bezeichnung Berliner Tor steht heute vor allem für den gleichnamigen U- und S-Bahnhof. Außerdem erinnern die Straßennamen Berliner Tor und Berlinertordamm an den ehemaligen Durchlass. Stadtbildprägend ist auch das Berliner Tor Center, ein Büro-Hochhausensemble rund um das ehemalige Polizeipräsidium.

Geschichte

Das Berliner Tor im Jahre 1834

Das Berliner Tor wurde im Zuge der Errichtung des sogenannten „Neuen Werks“ (1679–1682) erbaut, mit dem die außerhalb des Wallrings gelegene Vorstadt St. Georg in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Es war neben dem weiter nördlich gelegenen Lübecker Tor und der – erst im 19. Jahrhundert ergänzten – Sechslingspforte nahe der Alster eines von drei Zugängen in diesem Bereich. Von hier aus führte die Chaussee nach Berlin.

In der Nähe des Berliner Tores befand sich im 17. und 18. Jahrhundert auch der Strohspeicher der Hamburgischen Kavallerie, nach dem die Straße Beim Strohhause benannt wurde. Nach dem Ende der französischen Besetzung Hamburgs (1806–1814) wurde das Berliner Tor um 1820 abgerissen, da es – wie die gesamte Stadtbefestigung – militärisch veraltet war und keinen Schutz mehr bot. Anstelle des Tores wurden pfeilerbegrenzte Durchfahrten errichtet, die noch bis zur Aufhebung der Torsperre 1861 nachts durch Eisentore verschlossen wurden.

Die parallel zum früheren Stadtwall verlaufende Straße Beim Berliner Tor existiert mindestens seit 1844, seit 1899 heißt sie nur noch Berliner Tor. Der über den einstigen Wallgraben verlaufende Berlinertordamm trägt diesen Namen seit 1905.[1]

1906 wurde der Bahnhof der Vorortbahn nach Ohlsdorf eröffnet, 1912 folgte ein Stück nördlich davon der erste U-Bahnhof der Ringlinie (heutige U3). Im Zuge des Baus der U-Bahnlinie nach Billstedt (heutige U2/U4) wurde 1964 ein neuer viergleisiger Umsteigebahnhof gebaut und per Tunnel an den bestehenden S-Bahnhof angebunden.

Bauwerke

Berliner Tor Center

Die Gegend um den Bahnhof Berliner Tor ist vor allem durch Büro- und Geschäftsbauten geprägt. Beispielhaft ist das markante, 90 Meter hohe Berliner-Tor-Center, ein Bürohaus-Ensemble um das 1958 bis 1962 gebaute und heute denkmalgeschützte ehemalige Polizeipräsidium der Arbeitsgemeinschaft von Hans Atmer und Jürgen Marlow mit Hans Th. Holthey sowie Egon Jux und Harro Freese.[2] Die Entwürfe für die 2004 fertiggestellten Erweiterungsbauten stammen von Jan Störmer. Das Berliner-Tor-Center bietet insgesamt 78.000 Quadratmeter Bürofläche und rund 100 Wohnungen.[3]

Hauptfeuerwache Berliner Tor

Hauptfeuerwache Berliner Tor

Nördlich des Bahnhofs stehen zwei Gebäude des früheren Oberbaudirektors Fritz Schumacher: Das Gebäude der Hauptfeuerwache, errichtet 1911–15, sowie das Gymnasium Klosterschule von 1919–22. Zwischen Hauptfeuerwache, Klosterschule und dem nördlich angrenzendem HAW-Campus befindet sich ferner die Staatliche Handelsschule Berliner Tor.

Von 1855 bis 1911 befand sich auf dem Gelände der Feuerwache ein Hochreservoir der Hamburger Wasserversorgung (siehe Galerie).

HAW-Campus und Justizforum

Zwischen Berliner Tor und dem nördlich gelegenen Lübecker Tor erstreckt sich der Hauptcampus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW, früher Fachhochschule Hamburg). Das Hauptgebäude der HAW wurde zwischen 1910 und 1922 von Fritz Schumacher für die damaligen Technischen Staatslehranstalten erbaut.

Am nördlichen Ende der Straße Berliner Tor liegt das 2003 eingeweihte Haus der Gerichte/Justizforum Ost Lübeckertordamm mit dem Oberverwaltungsgericht und dem Verwaltungsgericht Hamburg, dem Finanzgericht Hamburg und dem Amtsgericht Hamburg-St. Georg.

Berliner Bogen

Bürohaus „Berliner Bogen“

Auf der südlichen Seite des Bahnhofs, somit schon in Hammerbrook, überspannt der Berliner Bogen – ein licht- und luftdurchflutetes Bürogebäude aus Glas und Stahl in moderner Formensprache, entworfen von BRT Architekten (= Jens Bothe, Kai Richter, Hadi Teherani), erbaut 1998–2001, errang den Deutschen Stahlpreis 2002[4] – am Anckelmannsplatz das Nordende des Hochwasserbassins. In dem achtstöckigen „Haus im Haus“ wird auf ca. 32.000 m² Mietfläche (Bruttogeschossfläche: 43.000 m²) Platz für rund 1200 Arbeitsplätze geboten. Durch die beiden Fassadenebenen sowie sechs integrierten Wintergärten als klimatische Pufferzone zwischen dem inneren Gebäude und dem Außenraum entsteht ein Mikroklima, in dem durch Verzicht auf eine herkömmliche Klimaanlage fast eine Halbierung der Heiz- sowie Betriebskosten erreicht werden kann; neben der natürlichen Belüftung schafft der damit verbundene Schallschutz gleichzeitig eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Im Keller des Hauses betreibt die Hamburger Stadtentwässerung (HSE) ein Mischwasserrückhaltebecken, um bei Starkregen ein Überlaufen der öffentlichen Siele zu verhindern.

Bunker am Berliner Tor

Ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft zum Berliner Tor befinden sich in einer Grünanlage auf Borgfelder Seite zwei Luftschutzbauwerke aus dem Zweiten Weltkrieg: zum einen ein Zombeck-Turmbunker für kurzfristige Aufenthalte, zum andern der dreistöckige Tiefbunker Berlinertordamm, der in den 1960er Jahren als öffentlicher Schutzraum für den Fall eines Atomkrieges ausgebaut wurde. Beide Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz.

Einzelnachweise

  1. Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte von Christian Hanke, Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, 4. Auflage, S. 305, ISBN 3-929229-41-2
  2. Jürgen Marlow bei www.architekturarchiv-web.de
  3. Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8, S. 949.
  4. Structurae: Bauen mit Stahl e.V.

Weblinks

Commons: Berliner Bogen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Berliner Tor Center – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 33′ 9″ N, 10° 1′ 32″ O