„Circumcisionsstil“ – Versionsunterschied

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Der '''Circumcisionsstil''' (auch ''Zirkumzisionsstil'') ist ein [[Kalender]]stil, der mit dem [[1. Januar]] beginnt. Er ist heute in Europa und vielen weiteren Ländern gebräuchlich.
Der '''Circumcisionsstil''' (auch ''Zirkumzisionsstil'') ist ein [[Kalender]]stil, der mit dem [[1. Januar]] beginnt. Er ist heute in Europa und vielen weiteren Ländern gebräuchlich.

== Bezeichnung ==
Die Bezeichnung leitete sich von dem Fest der [[Beschneidung des Herrn]] (''circumcisio Domini'') ab, das die römisch-katholische Kirche am 1. Januar beging.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Mittelalter ===
Seit 153 v. Chr. war der 1. Januar, die [[Kalenden]] des Januar, der Beginn des [[Römischer Kalender|römischen Jahres]]. Er wurde mit lautstarken Festlichkeiten begangen. Seit dem 6. Jahrhundert wurde im Kirchenjahr an diesem Tag, dem Oktavtag von [[Weihnachten]], das Fest der [[Beschneidung des Herrn]] ''(Circumcisio Domini)'' begangen.

Im [[Römisches Reich|Römischen Reich]] galt seit 153 v. Chr. der 1. Januar als Jahresanfang ([[Römischer Kalender|römischer Kalender]]). Er wurde mit lautstarken Festlichkeiten begangen. Die römisch-katholische Kirche polemisierte schon früh gegen diesen Tag als Jahresbeginn. Sie begann das Jahr meist am 25. Dezember ([[Weihnachten]], daher ''Nativitätsstil''), Das [[Konzil von Tours (567)|Konzil von Tours]] verbot 567 die traditionellen Feiern zum 1. Januar. Seit dem 6. Jahrhundert wurde stattdessen an diesem Tag das Fest der [[Beschneidung des Herrn]] ''(Circumcisio Domini)'' begangen.

Trotzdem blieb der 1. Januar als Jahresbeginn teilweise im bürgerlichen Leben in Gebrauch, auch als Beginn des Rechnungsjahres.
In [[Geschichte Englands|England]] war der Circumcisionsstil zwischen 1066 und 1155 zum Teil gebräuchlich, in [[Neapel#Geschichte|Neapel]] um von 1266 bis 1284 durchgehend. Die königliche Kanzlei von [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf I.]] verwendete ihn von 1273 bis 1291, ebenso die von [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig dem Bayern]] zwischen 1314 und 1323, die Kanzleien der anderen deutschen Könige und Kaiser verwendeten fast ausschließlich den Nativitätsstil.<ref>[[Harry Bresslau]]: ''Handbuch der Urkundenlehre in Deutschland und Italien.'' Zweiter Band. 2./3. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1958. [https://books.google.de/books?id=pBmBDwAAQBAJ&pg=PA431&lpg=PA431 &dq=Circumcisionsstil S. 431]</ref>
Das [[Hochstift Münster|Bistum Münster]] führte 1313 den 1. Januar als Jahresbeginn ein, die Kanzlei der Stadt [[Frankfurt am Main]] von 1338 bis 1484 durchgehend, im 14. Jahrhundert zuweilen in [[Kurmainz]], [[Markgrafschaft Meißen|Meißen]], [[Geschichte Thüringens|Thüringen]], ab etwa 1450 die [[Königreich Polen|polnische Königskanzlei]].. Der verbreitete Jahresanfang blieb jedoch der 25. Dezember, seltener der 25. März (''[[Verkündigung des Herrn]]'', daher ''Annuntiationsstil'') oder regional andere Tage.


=== Neuzeit ===
Erst im 13. Jahrhundert wurde der 1. Januar vereinzelt in sehr wenigen Regionen als Jahresanfang erwähnt (in Neapel um 1266–1284 durchgehend), ebenfalls im 14. Jahrhundert (Kanzleien der Stadt Frankfurt am Main 1338–1448 ausschließlich, einige Male in Kurmainz, Meißen, Thüringen). Der verbreitete Jahresanfang war der 25. Dezember (mit Bezug auf Weihnachten „Nativitätsstil“ genannt), seltener auch der 25. März (mit Bezug auf das Fest der [[Verkündigung des Herrn]] als „Annuntiationsstil“ bezeichnet). Im bürgerlichen Leben hatte sich jedoch offenbar auch der 1. Januar als Beginn des Verwaltungs- und Rechnungsjahres nach römischer Tradition erhalten.
Erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts setzte sich der Circumcisionsstil in Deutschland fast überall durch, ebenso in [[Frankreich]], den [[Niederlande]]n, [[Dänemark]], [[Schweden]] und weiten Teilen der [[Schweiz]], im frühen 17. Jahrhundert dann auch im [[Erzstift Trier|Erzbistum Trier]]. Papst [[Innozenz XII.]] erklärte erst 1691 den 1. Januar als offiziellen Jahresbeginn seiner Kanzlei.
Um 1450 wurde er ausschließlicher Jahresbeginn der polnischen Königskanzlei.


Im Verlauf des 16. Jahrhunderts setzte sich der Circumcisionsstil fast durchgehend in Deutschland durch, ebenso in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und weiten Teilen der Schweiz, im frühen 17. Jahrhundert dann auch im Erzbistum Trier. Auch die päpstliche Kanzlei stellte auf den neuen Termin um. 1700 legte Zar [[Peter der Große]] für Russland den 1. Januar als Jahresbeginn fest, 1764 England, 1797 die Republik Venedig. In den folgenden Jahrhunderten wurde der 1. Januar auch in vielen Ländern außerhalb Europas der erste Tag des Jahres.
1700 legte Zar [[Peter der Große]] für [[Russland]] den 1. Januar als Jahresbeginn fest, 1764 England, 1797 die [[Republik Venedig]]. In den folgenden Jahrhunderten wurde der 1. Januar auch in vielen Ländern außerhalb Europas der erste Tag des Jahres.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 3. Januar 2019, 17:11 Uhr

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Begründung: Eine Relevanz ist nicht erkennbar. Es wäre unter Kalenderstile zu subsumieren, doch dieses Lemma gibt es nicht. Bei allem Respekt vor der Recherche: Es ist ein Begriff aus dem 19. Jahrhundert, der inzwischen absolut ungebräuchlich ist. Hat der heute noch irgendeine Bedeutung? Alles nicht dargestellt. --TennisOpa (Diskussion) 23:13, 2. Jan. 2019 (CET)

Der Circumcisionsstil (auch Zirkumzisionsstil) ist ein Kalenderstil, der mit dem 1. Januar beginnt. Er ist heute in Europa und vielen weiteren Ländern gebräuchlich.

Bezeichnung

Die Bezeichnung leitete sich von dem Fest der Beschneidung des Herrn (circumcisio Domini) ab, das die römisch-katholische Kirche am 1. Januar beging.

Geschichte

Mittelalter

Im Römischen Reich galt seit 153 v. Chr. der 1. Januar als Jahresanfang (römischer Kalender). Er wurde mit lautstarken Festlichkeiten begangen. Die römisch-katholische Kirche polemisierte schon früh gegen diesen Tag als Jahresbeginn. Sie begann das Jahr meist am 25. Dezember (Weihnachten, daher Nativitätsstil), Das Konzil von Tours verbot 567 die traditionellen Feiern zum 1. Januar. Seit dem 6. Jahrhundert wurde stattdessen an diesem Tag das Fest der Beschneidung des Herrn (Circumcisio Domini) begangen.

Trotzdem blieb der 1. Januar als Jahresbeginn teilweise im bürgerlichen Leben in Gebrauch, auch als Beginn des Rechnungsjahres. In England war der Circumcisionsstil zwischen 1066 und 1155 zum Teil gebräuchlich, in Neapel um von 1266 bis 1284 durchgehend. Die königliche Kanzlei von Rudolf I. verwendete ihn von 1273 bis 1291, ebenso die von Ludwig dem Bayern zwischen 1314 und 1323, die Kanzleien der anderen deutschen Könige und Kaiser verwendeten fast ausschließlich den Nativitätsstil.[1] Das Bistum Münster führte 1313 den 1. Januar als Jahresbeginn ein, die Kanzlei der Stadt Frankfurt am Main von 1338 bis 1484 durchgehend, im 14. Jahrhundert zuweilen in Kurmainz, Meißen, Thüringen, ab etwa 1450 die polnische Königskanzlei.. Der verbreitete Jahresanfang blieb jedoch der 25. Dezember, seltener der 25. März (Verkündigung des Herrn, daher Annuntiationsstil) oder regional andere Tage.

Neuzeit

Erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts setzte sich der Circumcisionsstil in Deutschland fast überall durch, ebenso in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und weiten Teilen der Schweiz, im frühen 17. Jahrhundert dann auch im Erzbistum Trier. Papst Innozenz XII. erklärte erst 1691 den 1. Januar als offiziellen Jahresbeginn seiner Kanzlei.

1700 legte Zar Peter der Große für Russland den 1. Januar als Jahresbeginn fest, 1764 England, 1797 die Republik Venedig. In den folgenden Jahrhunderten wurde der 1. Januar auch in vielen Ländern außerhalb Europas der erste Tag des Jahres.

Literatur

  • Hermann Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. Band 1. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1891. S. 22–24. erweitere Fassung
  • Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen der Völker. III. Band: Zeitrechnung der Makedonier, Kleinasier und Syrer, der Germanen und Kelten, des Mittelalters, der Byzantiner (und Russen), Armenier, Kopten, Abessinier, Zeitrechnung der neueren Zeit, sowie Nachträge zu den drei Bänden. Leipzig 1914. Seiten 157–159.
  • Anna-Dorothee von den Brincken: Anno Domini 1308. Anmerkungen zur Zeitrechnung. In: Andreas Speer, David Wirmer (Hrsg.): 1308. Eine Topographie historischer Gleichzeitigkeit. (Reihe Miscellanea Mediaevalia). Walter de Gruyter, Berlin, New York 2010. S. 3–12, hier S. 11.
  1. Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre in Deutschland und Italien. Zweiter Band. 2./3. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1958. &dq=Circumcisionsstil S. 431