„Platz“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Piazza Navona 1.jpg|mini|[[Piazza Navona]], [[Rom]]]]

Ein '''Platz''' oder '''Stadtplatz'''<ref>Vgl. etwa Klaus Semsroth, [[Kunibert Wachten]]: ''Der vernachlässigte Lebensraum. Die fragwürdige Zukunft der Stadtplätze in Europa.'' In: ''die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH, Aachen.'' Band 36, 1997, Nr. 1, S. 8–14.</ref> ist im städtebaulichen Kontext eine in der Regel von [[Gebäude]]n umbaute freie Fläche in [[Stadt|Städten]]. Plätze sind häufig Brennpunkte des [[Öffentlicher Raum|öffentlichen Lebens]] in der Stadt. Sie sind daher das zentrale Thema und [[Raum (Architektur)|Raumelement]] des [[Städtebau]]s.<ref>vgl. auch [[Hans Koepf]], [[Günther Binding]]: ''Bildwörterbuch der Architektur'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X, S. 367f.</ref>
Ein '''Platz''' oder '''Stadtplatz'''<ref>Vgl. etwa Klaus Semsroth, [[Kunibert Wachten]]: ''Der vernachlässigte Lebensraum. Die fragwürdige Zukunft der Stadtplätze in Europa.'' In: ''die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH, Aachen.'' Band 36, 1997, Nr. 1, S. 8–14.</ref> ist im städtebaulichen Kontext eine in der Regel von [[Gebäude]]n umbaute freie Fläche in [[Stadt|Städten]]. Plätze sind häufig Brennpunkte des [[Öffentlicher Raum|öffentlichen Lebens]] in der Stadt. Sie sind daher das zentrale Thema und [[Raum (Architektur)|Raumelement]] des [[Städtebau]]s.<ref>vgl. auch [[Hans Koepf]], [[Günther Binding]]: ''Bildwörterbuch der Architektur'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X, S. 367f.</ref>


Zentrale Plätze sind die „gute Stube“ vieler Städte und repräsentieren die Stadtherren oder [[Bürgerschaft (Vertretungsorgan)|Bürgerschaft]]. Sie sind daher zumeist besonders aufwendig gestaltet. Oft liegen wichtige öffentliche Gebäude wie [[Rathaus|Rathäuser]] und [[Kirchenbau|Kirchen]] an zentralen Plätzen. Die umliegenden Bauwerke haben prächtige Schau[[fassade]]n. Der Platz selbst wird mit [[Monument]]en und [[Brunnen]] dekoriert, der [[Bodenbelag]] besteht oft aus wertvollen Materialien.
Zentrale Plätze sind die „gute Stube“ vieler Städte und repräsentieren die Stadtherren oder [[Bürgerschaft (Vertretungsorgan)|Bürgerschaft]]. Sie sind daher zumeist besonders aufwendig gestaltet. Oft liegen wichtige öffentliche Gebäude wie [[Rathaus|Rathäuser]] und [[Kirchenbau|Kirchen]] an zentralen Plätzen. Die umliegenden Bauwerke haben prächtige Schau[[fassade]]n. Der Platz selbst wird mit [[Monument]]en und [[Brunnen]] dekoriert, der [[Bodenbelag]] besteht oft aus wertvollen Materialien.

Plätze werden in der jeweiligen Landessprache benannt, so z.&nbsp;B. ''Square'' (englisch), ''Place'' (französisch), ''Piazza'' (italienisch) oder ''Plaza'' (spanisch).


== Etymologie ==
== Etymologie ==
Das Wort ''Platz'' geht über [[mittelhochdeutsch]] ''platz'', ''plaz'' und [[altfranzösisch]] ''place'' zurück auf [[vulgärlatein]]isch und {{laS|platea}} „breite Straße“, „Platz“. Dies wiederum stammt ab von {{grcS|πλατεία}} ''plateia'', einer Kürzung aus πλατεία οδός ''plateia hodós'' „breite Straße“. Ausgangspunkt ist das griechische Adjektiv {{lang|el|πλατύς}} ''platýs'' „flach“, „breit“.<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Platz ''Platz''] bei Duden online</ref>
Das Wort ''Platz'' geht über [[mittelhochdeutsch]] ''platz'', ''plaz'' und [[altfranzösisch]] ''place'' zurück auf [[vulgärlatein]]isch und {{laS|platea}} „breite Straße“, „Platz“. Dies wiederum stammt ab von {{grcS|πλατεία}} ''plateia'', einer Kürzung aus πλατεία οδός ''plateia hodós'' „breite Straße“. Ausgangspunkt ist das griechische Adjektiv {{lang|el|πλατύς}} ''platýs'' „flach“, „breit“.<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Platz ''Platz''] bei Duden online</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Solange es Städte gibt, gibt es auch zentrale Orte, an denen man sich versammelte und [[handel]]te. In der griechischen [[Antike]] war die [[Agora]] ein von [[Stoa (Architektur)|Säulengängen]] umstandener Versammlungsplatz für die Bürger, gesäumt von [[Tempel]]n und verziert mit [[Monument]]en. In der [[Römische Architektur|römischen Architektur]] übernahm das [[Forum (Platz)|Forum]] diese Funktion. Auch im [[orthogonal]]en Straßenraster römischer Militärlager finden sich Plätze.
Solange es Städte gibt, gibt es auch zentrale Orte, an denen man sich versammelte und [[handel]]te. In der griechischen [[Antike]] war die [[Agora]] ein von [[Stoa (Architektur)|Säulengängen]] umstandener Versammlungsplatz für die Bürger, gesäumt von [[Tempel]]n und verziert mit [[Monument]]en. In der [[Römische Architektur|römischen Architektur]] übernahm das [[Forum (Platz)|Forum]] diese Funktion. Auch im [[orthogonal]]en Straßenraster römischer Militärlager finden sich Plätze.
[[Datei:Bremen1641Merian Markt,Liebfrauen,Dom.png|mini|Bremen: Das mittelalterliche Platzsystem mit Markt (15), Domshof (21), Domsheide (rechts o. Nr.) und Unser Lieben Frauen Kirchhof (12) ([[Matthäus Merian]], 1653)]]
In allen [[mittelalter]]lichen Stadtgrundrissen findet man Rathausplätze, meist im Zentrum der von [[Stadtmauer]]n umgebenen Stadt. Von den [[Stadttor]]en führen Straßen auf diesen zentralen Platz. Ein Beispiel ist der ''[[Rynek Główny]]'' in Krakau, den man über den [[Krakau#Königsweg|Königsweg]] erreicht. Manchmal bestimmen Gebäude mit ihrer Schmalseite, manchmal mit ihrer Längsseite den Platz; manchmal stehen die dominierenden Bauten auch mitten auf dem Platz. Typisch für die mittelalterliche Stadtarchitektur sind aber auch Platzfolgen oder Platzsysteme, d.&nbsp;h. unregelmäßig gestaltete Abfolgen von durch Straßen verbundenen Plätzen mit teils spezieller Funktion (Vieh- oder Fischmarkt, Dom- oder Kirchplatz usw.), die an eine unebene Topographie angepasst sind. Dadurch entstehen Gefüge aus Körpern und Räumen, die abwechslungsreiche Perspektiven und überraschende Durchblicke etwa auf Kirchtürme und -fassaden bieten. Beispiele für Platzsysteme oder -folgen sind [[Bremen]],<ref>Georg Dehio: ''Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen Niedersachsen.'' Neubearbeitung 1977, Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 1977, ISBN 3-422-00348-7, S. 20.</ref> [[Görlitz]],<ref>Werner Müller, Gunther Vogel: ''dtv-Atlas zur Baukunst.'' Band I, München 1974, ISBN 3-423-03020-8, S. 24.</ref> [[München]], [[Münster]], [[Salzburg]] sowie viele italienische Städte wie [[Modena]] oder [[Perugia]].


In der [[Renaissance]] und im [[Barock]] wurden Plätze aufwendiger, raffinierter und symmetrischer gestaltet. Sie wurden nun von bekannten [[Architekt]]en geplant und mit Bezug auf den Stadtgrundriss angelegt. [[Sichtachse]]n und [[Perspektive|perspektivische]] Verzerrungen spielten eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim [[Kapitolsplatz]] von [[Michelangelo]] oder beim [[Petersplatz]] von [[Gian Lorenzo Bernini]] in Rom.
In allen [[mittelalter]]lichen Stadtgrundrissen findet man Rathausplätze, meist im Zentrum der von [[Stadtmauer]]n umgebenen Stadt. Von den [[Stadttor]]en führen Straßen auf diesen zentralen Platz. Ein Beispiel ist der ''[[Rynek Główny]]'' in Krakau, den man über den [[Krakau#Königsweg|Königsweg]] erreicht.


Gemeinsam allen traditionellen europäischen Platzkonstruktionen war laut [[Camillo Sitte]] die Geschlossenheit, die sich aus dem Verhältnis von Gebäuden, Fassaden, Vorflächen, Platz und Übergängen zwischen Innen- und Außenräumen ergibt. Er stellte anhand von 297 europäischen Fallbeispielen fest, dass Plätze immer auf ein herausragendes Gebäude hin ausgerichtet waren und dass zumindest bei Blickrichtung auf dieses Gebäude das Auge nicht über die Randbebauung hinaus geführt wurde. Straßen mündeten in diesem Blickfeld nie so ein, dass sie eine Sichtachse bildeten. Gerade diese Geschlossenheit macht für ihn die Qualität historischer Plätze aus.<ref>Camillio Sitte: ''Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen''. 1898, S. 36, 92.</ref> Im Gegensatz dazu sieht er Plätze in der Blockbebauung, die wegen der durchgehenden Straßenführungen am Rand und den Kreuzungen an den Ecken nur freigehaltene Flächen sind.
In der [[Renaissance]] und im [[Barock]] wurden Plätze aufwendiger und raffinierter gestaltet. Sie wurden nun von bekannten [[Architekt]]en geplant und mit Bezug auf den Stadtgrundriss angelegt. [[Sichtachse]]n und [[Perspektive|perspektivische]] Verzerrungen spielten eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim [[Kapitolsplatz]] von [[Michelangelo]] oder beim [[Petersplatz]] von [[Gian Lorenzo Bernini]] in Rom.

Gemeinsam allen traditionellen europäischen Platzkonstruktionen war laut [[Camillo Sitte]] die Geschlossenheit. Er stellt fest, dass Plätze immer auf ein herausragendes Gebäude hin ausgerichtet waren und dass zumindest bei Blickrichtung auf dieses Gebäude das Auge nicht über die Randbebauung hinaus geführt wurde. Straßen mündeten in diesem Blickfeld nie so ein, dass sie eine Sichtachse bildeten. Gerade diese Geschlossenheit macht für ihn die Qualität historischer Plätze aus.<ref>Camillio Sitte: ''Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen''. 1898, S. 36, 92</ref> Im Gegensatz dazu sieht er Plätze in der Blockbebauung, die wegen der durchgehenden Straßenführungen am Rand und den Kreuzungen an den Ecken nur freigehaltene Flächen sind.


Seit der Zunahme des Individualverkehrs wurden Plätze als Verkehrsknotenpunkte immer wichtiger. Ein bekanntes Beispiel ist die [[Place de la Concorde]] in Paris, der als „Königlicher Platz“ angelegt wurde und heute vom Verkehr dominiert wird.
Seit der Zunahme des Individualverkehrs wurden Plätze als Verkehrsknotenpunkte immer wichtiger. Ein bekanntes Beispiel ist die [[Place de la Concorde]] in Paris, der als „Königlicher Platz“ angelegt wurde und heute vom Verkehr dominiert wird.
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Heutzutage beschäftigen sich [[Stadtplaner]], [[Landschaftsarchitekt]]en, [[Architekt]]en, [[Verkehrsplaner]] und [[Künstler]] mit der Gestaltung von Plätzen.
Heutzutage beschäftigen sich [[Stadtplaner]], [[Landschaftsarchitekt]]en, [[Architekt]]en, [[Verkehrsplaner]] und [[Künstler]] mit der Gestaltung von Plätzen.
<!-- ==Ausser-europäische Architekturgeschichte== wäre interessant! -->
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== Benennung von Plätzen ==
Plätze werden in der jeweiligen Landessprache benannt und zumeist mit diesen Namen in die deutsche Sprache übernommen:

{| class="wikitable"
|-
! Sprache !! Begriff || Beispiel !! Ort
|-
| Deutsch|| Platz || [[Pariser Platz]] || [[Berlin]]
|-
| Englisch || Square || [[Trafalgar Square]] || [[London]]
|-
| Französisch || Place || [[Place de la Concorde]] || [[Paris]]
|-
| Italienisch || Piazza || [[Piazza del Duomo (Mailand)|Piazza del Duomo]] || [[Mailand]]
|-
| Katalanisch || Plaça || [[Plaça de Catalunya]] || [[Barcelona]]
|-
| Niederländisch || Plein || [[Rembrandtplein]] || [[Amsterdam]]
|-
| Portugiesisch || Praça || [[Praça do Comércio]] || [[Lissabon]]
|-
| Spanisch || Plaza || [[Plaza Mayor (Madrid)|Plaza Mayor]] || [[Madrid]]
|}

In einigen Fällen gibt es deutsche Eigennamen, z.&nbsp;B. für den [[Petersplatz]] in Rom (italienisch: ''Piazza San Pietro''), oder den [[Wenzelsplatz]] in Prag (tschechisch: ''Václavské náměstí'').

Im Bereich von Frankfurt am Main und Mainz werden in einigen Orten die zentralen Plätze [[Dalles]] genannt.


== Typologie ==
== Typologie ==
{{Weiterleitungshinweis|Schmuckplatz}}
* Unterscheidung nach ''Nutzung'':
* Unterscheidung nach ''Nutzung'':
** [[Anger]], der frei zugängliche Dorfplatz als die Stammform des Platzes
** [[Anger]], der frei zugängliche Dorfplatz als die Stammform des Platzes
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** [[Parkplatz]], früher auch Wagenstandplatz (Beispiel: München, Chemnitzer Platz)
** [[Parkplatz]], früher auch Wagenstandplatz (Beispiel: München, Chemnitzer Platz)
** [[Festplatz]] (Beispiel: München, [[Theresienwiese]])
** [[Festplatz]] (Beispiel: München, [[Theresienwiese]])
** [[Paradeplatz]] (Beispiel: Moskau, [[Roter Platz]])
** [[Paradeplatz]] (Beispiel: Moskau, [[Roter Platz]])
** Gartenplatz, der hauptsächlich von Fußgängern frequentiert wird
** Gartenplatz, der hauptsächlich von Fußgängern frequentiert wird
*** Schmuckplatz, dessen Fußwege hauptsächlich in Personenverkehrsrichtung liegen
*** Schmuckplatz, dessen Fußwege hauptsächlich in Personenverkehrsrichtung liegen
*** Ruheplatz, Erholungsplatz, dessen Fußwege hauptsächlich nicht in Personenverkehrsrichtung liegen
*** Ruheplatz, Erholungsplatz, dessen Fußwege hauptsächlich nicht in Personenverkehrsrichtung liegen
** Aussichtsplatz (Belvedere) (Beispiel: Venedig, [[Markusplatz#Piazzetta|Piazzetta]], eine Verlängerung des [[Markusplatz]]es)
** Aussichtsplatz (Belvedere) (Beispiel: Venedig, [[Markusplatz#Piazzetta|Piazzetta]], eine Verlängerung des [[Markusplatz]]es)
** Verkehrsplatz, am Zusammenfluss mehrerer Straßenzüge liegend, in wesentlichen Teilen dem Verkehr dienend
** Verkehrsplatz, am Zusammenfluss mehrerer Straßenzüge liegend, in wesentlichen Teilen dem Verkehr dienend (Beispiel: Bremen, [[Domsheide]])
** Architekturplatz, zur Präsentation hervorgehobener ''Gebäude'':
** Architekturplatz, zur Präsentation hervorgehobener ''Gebäude'':
*** [[Rathausplatz]] und [[Gerichtsplatz]]
*** Rathausplatz und Gerichtsplatz
*** [[Kirchenplatz]], auch Dom- oder Kathedralenplatz (Beispiel: Rom, [[Petersplatz]])
*** Kirchenplatz, auch Dom- oder Kathedralenplatz (Beispiel: Rom, [[Petersplatz]])
*** [[Schlossplatz]], [[Residenzplatz]]
*** [[Schlossplatz]], [[Residenzplatz]]
*** [[Theaterplatz]]
*** Theaterplatz
*** [[Bahnhofsvorplatz]]
*** [[Bahnhofsvorplatz]]
** [[Spielplatz]]
** [[Spielplatz]]
* Unterscheidung nach ''Proportion''<ref name="Sitte">vgl. auch [[Camillo Sitte]]: ''Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen''. Birkhäuser, Basel 2002. ISBN 3-7643-6692-3.</ref> (d.&nbsp;h. bestimmt das bedeutendste Gebäude von einer Schmalseite oder einer Langseite mit seiner Höhe den Platz):
* Unterscheidung nach ''Proportion''<ref name="Sitte">vgl. auch [[Camillo Sitte]]: ''Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen''. Birkhäuser, Basel 2002, ISBN 3-7643-6692-3.</ref> (d.&nbsp;h. bestimmt das bedeutendste Gebäude von einer Schmalseite oder einer Langseite mit seiner Höhe den Platz):
** Breitenplatz
** Breitenplatz
** Höhen-/Tiefenplatz
** Höhen-/Tiefenplatz


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Datei:Milano galleria piazza duomo.jpg|[[Piazza del Duomo]]<ref>Piazza: italienisch für Platz.</ref> vor dem [[Mailänder Dom]]
Milano galleria piazza duomo.jpg|[[Piazza del Duomo (Mailand)|Piazza del Duomo]]<ref>Piazza: italienisch für Platz.</ref> vor dem [[Mailänder Dom]]
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Speculum Romanae Magnificentiae- View of the Roman Capitol MET DP826752.jpg|[[Kapitolsplatz]] von [[Michelangelo]]
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Piazza Navona, Rome, Italy LOC 4755213392.jpg|[[Piazza Navona]] in [[Rom]] (um 1895)
Datei:Siena-view.jpg|[[Piazza del Campo]] in [[Siena]]
Siena-view.jpg|[[Piazza del Campo]] in [[Siena]]
Datei:ParisPlaceEtoile.jpg|[[Place Charles-de-Gaulle]] in [[Paris]]
ParisPlaceEtoile.jpg|[[Place Charles-de-Gaulle]] in [[Paris]]
Datei:TimesSquare-500px.jpg|[[Times Square]] in [[New York City|New York]]
TimesSquare-500px.jpg|[[Times Square]] in [[New York City|New York]]
Datei:RotterdamSchouwburgplein.jpg|[[Schouwburgplein]] in [[Rotterdam]]
RotterdamSchouwburgplein.jpg|[[Schouwburgplein]] in [[Rotterdam]]
Datei:Paternoster Square.jpg|[[Paternoster Square]] in [[London]]
Paternoster Square.jpg|[[Paternoster Square]] in [[London]]
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</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Öffentlicher Raum]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [http://www.zeno.org/nid/20006103375 Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 157–158.] Bei: [[zeno.org]], abgerufen am 6. Juli 2012.
* [http://www.zeno.org/nid/20006103375 Otto Lueger: ''Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften.'' Band 7. Stuttgart/Leipzig 1909, S. 157–158.] Bei: [[zeno.org]], abgerufen am 6. Juli 2012.
* ''Plätze.'' In: ''die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH'', Band 36 (S. 1–45), Aachen 1997, Nummer 1 (mit Beiträgen von Jürgen Werner, Klaus Semsroth und [[Kunibert Wachten]], Gerwin Zohlen, Sebastian Redecke, Gerhard Ullmann und [[Wolfgang Becker (Kunsthistoriker)|Wolfgang Becker]]).
* ''Plätze.'' In: ''die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH'', Band 36 (S. 1–45), Aachen 1997, Nummer 1 (mit Beiträgen von Jürgen Werner, Klaus Semsroth und [[Kunibert Wachten]], Gerwin Zohlen, Sebastian Redecke, Gerhard Ullmann und [[Wolfgang Becker (Kunsthistoriker)|Wolfgang Becker]]).
* [[Alessandro Nova]] und [[Cornelia Jöchner]] (Hrsg.), ''Platz und Territorium. Urbane Struktur gestaltet politische Räume'' (Piazza e monumento I), Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2010. ISBN 978-3-422-07005-9
* [[Brigitte Sölch]] und Elmar Kossel (Hrsg.), ''Platz-Architekturen. Kontinuität und Wandel öffentlicher Stadträume vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart'' (Piazza e monumento II), Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2018. ISBN 978-3-422-07457-6
* Stephanie Hanke und [[Brigitte Sölch]] (Hrsg.), ''Projektionen. Der Platz als Bildthema'' (Piazza e monumento III), Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2019. ISBN 978-3-422-98135-5


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 16. Februar 2024, 23:52 Uhr

Piazza Navona, Rom

Ein Platz oder Stadtplatz[1] ist im städtebaulichen Kontext eine in der Regel von Gebäuden umbaute freie Fläche in Städten. Plätze sind häufig Brennpunkte des öffentlichen Lebens in der Stadt. Sie sind daher das zentrale Thema und Raumelement des Städtebaus.[2]

Zentrale Plätze sind die „gute Stube“ vieler Städte und repräsentieren die Stadtherren oder Bürgerschaft. Sie sind daher zumeist besonders aufwendig gestaltet. Oft liegen wichtige öffentliche Gebäude wie Rathäuser und Kirchen an zentralen Plätzen. Die umliegenden Bauwerke haben prächtige Schaufassaden. Der Platz selbst wird mit Monumenten und Brunnen dekoriert, der Bodenbelag besteht oft aus wertvollen Materialien.

Plätze werden in der jeweiligen Landessprache benannt, so z. B. Square (englisch), Place (französisch), Piazza (italienisch) oder Plaza (spanisch).

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort Platz geht über mittelhochdeutsch platz, plaz und altfranzösisch place zurück auf vulgärlateinisch und lateinisch platea „breite Straße“, „Platz“. Dies wiederum stammt ab von altgriechisch πλατεία plateia, einer Kürzung aus πλατεία οδός plateia hodós „breite Straße“. Ausgangspunkt ist das griechische Adjektiv πλατύς platýs „flach“, „breit“.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solange es Städte gibt, gibt es auch zentrale Orte, an denen man sich versammelte und handelte. In der griechischen Antike war die Agora ein von Säulengängen umstandener Versammlungsplatz für die Bürger, gesäumt von Tempeln und verziert mit Monumenten. In der römischen Architektur übernahm das Forum diese Funktion. Auch im orthogonalen Straßenraster römischer Militärlager finden sich Plätze.

Bremen: Das mittelalterliche Platzsystem mit Markt (15), Domshof (21), Domsheide (rechts o. Nr.) und Unser Lieben Frauen Kirchhof (12) (Matthäus Merian, 1653)

In allen mittelalterlichen Stadtgrundrissen findet man Rathausplätze, meist im Zentrum der von Stadtmauern umgebenen Stadt. Von den Stadttoren führen Straßen auf diesen zentralen Platz. Ein Beispiel ist der Rynek Główny in Krakau, den man über den Königsweg erreicht. Manchmal bestimmen Gebäude mit ihrer Schmalseite, manchmal mit ihrer Längsseite den Platz; manchmal stehen die dominierenden Bauten auch mitten auf dem Platz. Typisch für die mittelalterliche Stadtarchitektur sind aber auch Platzfolgen oder Platzsysteme, d. h. unregelmäßig gestaltete Abfolgen von durch Straßen verbundenen Plätzen mit teils spezieller Funktion (Vieh- oder Fischmarkt, Dom- oder Kirchplatz usw.), die an eine unebene Topographie angepasst sind. Dadurch entstehen Gefüge aus Körpern und Räumen, die abwechslungsreiche Perspektiven und überraschende Durchblicke etwa auf Kirchtürme und -fassaden bieten. Beispiele für Platzsysteme oder -folgen sind Bremen,[4] Görlitz,[5] München, Münster, Salzburg sowie viele italienische Städte wie Modena oder Perugia.

In der Renaissance und im Barock wurden Plätze aufwendiger, raffinierter und symmetrischer gestaltet. Sie wurden nun von bekannten Architekten geplant und mit Bezug auf den Stadtgrundriss angelegt. Sichtachsen und perspektivische Verzerrungen spielten eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim Kapitolsplatz von Michelangelo oder beim Petersplatz von Gian Lorenzo Bernini in Rom.

Gemeinsam allen traditionellen europäischen Platzkonstruktionen war laut Camillo Sitte die Geschlossenheit, die sich aus dem Verhältnis von Gebäuden, Fassaden, Vorflächen, Platz und Übergängen zwischen Innen- und Außenräumen ergibt. Er stellte anhand von 297 europäischen Fallbeispielen fest, dass Plätze immer auf ein herausragendes Gebäude hin ausgerichtet waren und dass zumindest bei Blickrichtung auf dieses Gebäude das Auge nicht über die Randbebauung hinaus geführt wurde. Straßen mündeten in diesem Blickfeld nie so ein, dass sie eine Sichtachse bildeten. Gerade diese Geschlossenheit macht für ihn die Qualität historischer Plätze aus.[6] Im Gegensatz dazu sieht er Plätze in der Blockbebauung, die wegen der durchgehenden Straßenführungen am Rand und den Kreuzungen an den Ecken nur freigehaltene Flächen sind.

Seit der Zunahme des Individualverkehrs wurden Plätze als Verkehrsknotenpunkte immer wichtiger. Ein bekanntes Beispiel ist die Place de la Concorde in Paris, der als „Königlicher Platz“ angelegt wurde und heute vom Verkehr dominiert wird.

Als größter Platz wird häufig der Tian’anmen-Platz in Peking bezeichnet. Er hat eine Fläche von 39,6 ha.

Heutzutage beschäftigen sich Stadtplaner, Landschaftsarchitekten, Architekten, Verkehrsplaner und Künstler mit der Gestaltung von Plätzen.

Benennung von Plätzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plätze werden in der jeweiligen Landessprache benannt und zumeist mit diesen Namen in die deutsche Sprache übernommen:

Sprache Begriff Beispiel Ort
Deutsch Platz Pariser Platz Berlin
Englisch Square Trafalgar Square London
Französisch Place Place de la Concorde Paris
Italienisch Piazza Piazza del Duomo Mailand
Katalanisch Plaça Plaça de Catalunya Barcelona
Niederländisch Plein Rembrandtplein Amsterdam
Portugiesisch Praça Praça do Comércio Lissabon
Spanisch Plaza Plaza Mayor Madrid

In einigen Fällen gibt es deutsche Eigennamen, z. B. für den Petersplatz in Rom (italienisch: Piazza San Pietro), oder den Wenzelsplatz in Prag (tschechisch: Václavské náměstí).

Im Bereich von Frankfurt am Main und Mainz werden in einigen Orten die zentralen Plätze Dalles genannt.

Typologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unterscheidung nach Nutzung:
    • Anger, der frei zugängliche Dorfplatz als die Stammform des Platzes
    • Agora, Forum, der antike Platz als städtebauliche Stammform
    • Marktplatz (Beispiel: Nürnberg, Hauptmarkt)
    • Parkplatz, früher auch Wagenstandplatz (Beispiel: München, Chemnitzer Platz)
    • Festplatz (Beispiel: München, Theresienwiese)
    • Paradeplatz (Beispiel: Moskau, Roter Platz)
    • Gartenplatz, der hauptsächlich von Fußgängern frequentiert wird
      • Schmuckplatz, dessen Fußwege hauptsächlich in Personenverkehrsrichtung liegen
      • Ruheplatz, Erholungsplatz, dessen Fußwege hauptsächlich nicht in Personenverkehrsrichtung liegen
    • Aussichtsplatz (Belvedere) (Beispiel: Venedig, Piazzetta, eine Verlängerung des Markusplatzes)
    • Verkehrsplatz, am Zusammenfluss mehrerer Straßenzüge liegend, in wesentlichen Teilen dem Verkehr dienend (Beispiel: Bremen, Domsheide)
    • Architekturplatz, zur Präsentation hervorgehobener Gebäude:
    • Spielplatz
  • Unterscheidung nach Proportion[7] (d. h. bestimmt das bedeutendste Gebäude von einer Schmalseite oder einer Langseite mit seiner Höhe den Platz):
    • Breitenplatz
    • Höhen-/Tiefenplatz

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stadtplätze – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Platz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. etwa Klaus Semsroth, Kunibert Wachten: Der vernachlässigte Lebensraum. Die fragwürdige Zukunft der Stadtplätze in Europa. In: die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH, Aachen. Band 36, 1997, Nr. 1, S. 8–14.
  2. vgl. auch Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur (= Kröners Taschenausgabe. Band 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X, S. 367f.
  3. Platz bei Duden online
  4. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen Niedersachsen. Neubearbeitung 1977, Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 1977, ISBN 3-422-00348-7, S. 20.
  5. Werner Müller, Gunther Vogel: dtv-Atlas zur Baukunst. Band I, München 1974, ISBN 3-423-03020-8, S. 24.
  6. Camillio Sitte: Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen. 1898, S. 36, 92.
  7. vgl. auch Camillo Sitte: Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen. Birkhäuser, Basel 2002, ISBN 3-7643-6692-3.
  8. Piazza: italienisch für Platz.