„Ultramafisches Gestein“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Phlogopite peridotite.jpg|mini|Handstück eines ([[phlogopit]]­führenden) Peridotits aus der Ivrea-Zone der Alpen.]]
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[[Datei:Peridotite Olivine-Orthopyroxene-Clinopyroxene.svg|mini|Klassifikationsdiagramm für ultramafische Gesteine]]
[[Datei:Peridotite Olivine-Orthopyroxene-Clinopyroxene.svg|mini|Klassifikationsdiagramm für plutonische ultramafische Gesteine]]
Ein '''ultramafisches Gestein''' oder '''Ultramafitit''' ist ein [[Magmatit|magmatisches Gestein]], das zu 90 Volumenprozent oder mehr aus [[Mafisches Mineral|mafischen Mineralen]] bestehen, d. h. dessen [[Farbindex (Geologie)|Farbindex]] M > 90 ist. Das Gestein kann monomineralisch sein oder aus mehreren mafischen Mineralen wie [[Pyroxengruppe|Pyroxenen]], [[Amphibolgruppe|Amphibolen]], [[Olivingruppe|Olivin]] u. a. in wechselnden Verhältnissen bestehen. Der Olivin der Ultramafite kann in [[Serpentingruppe|Serpentin]] verwandelt sein. Gewöhnlich wird der Begriff auch auf [[Metamorphit]]e angewandt, die aus Magmatiten hervorgegangen sind und diesem Kriterium entsprechen.
Ein '''ultramafisches Gestein''', '''Ultramafitit''' oder auch '''holomelanokrates Gestein''' ist ein [[Magmatit|magmatisches Gestein]], das zu 90 Volumenprozent oder mehr aus [[Mafisches Mineral|mafischen Mineralen]] bestehen, d. h. dessen [[Farbindex (Geologie)|Farbindex]] M > 90 ist. Das Gestein kann monomineralisch sein oder aus mehreren mafischen Mineralen wie [[Pyroxengruppe|Pyroxenen]], [[Amphibolgruppe|Amphibolen]], [[Olivingruppe|Olivin]] u. a. in wechselnden Verhältnissen bestehen. Der Olivin der Ultramafite kann in [[Serpentingruppe|Serpentin]] verwandelt sein. Gewöhnlich wird der Begriff auch auf [[Metamorphit]]e angewandt, die aus Magmatiten hervorgegangen sind und diesem Kriterium entsprechen.


Die Benennung von Ultramafititen ist im QAPF- oder [[Streckeisendiagramm]] aufgrund des äußerst geringen Anteils der dort berücksichtigten Minerale nicht möglich. Daher wird nach Schemata klassifiziert, die auf den oben genannten mafischen Mineralen basieren.
Die Benennung von Ultramafititen ist im QAPF- oder [[Streckeisendiagramm]] aufgrund des äußerst geringen Anteils der dort berücksichtigten Minerale nicht möglich. Daher wird nach Schemata klassifiziert, die auf den oben genannten mafischen Mineralen basieren.


Beispiele für [[Plutonit|plutonische]] Ultramafitite sind [[Dunit]] (nur Olivin), [[Pyroxenit]] (nur Pyroxen), [[Hornblendit]] (nur Hornblende), [[Glimmerit]] (nur [[Glimmer]]), [[Peridotit]] (Pyroxene und Olivin) mit den Unterformen [[Lherzolith]] und [[Harzburgit]].
Beispiele für [[Plutonit|plutonische]] Ultramafitite sind [[Pyroxenit]] (nur Pyroxen), [[Hornblendit]] (nur Hornblende), [[Glimmerit]] (nur [[Glimmer]]) sowie [[Peridotit]] (Pyroxene und Olivin) mit den Unterformen [[Lherzolith]], [[Harzburgit]], [[Wehrlit]] und [[Dunit]] (letztgenannter mit mehr als 90 % Olivin).


Beispiele für [[Vulkanit|vulkanische]] Ultramafitite sind [[Melilithit]], [[Pikrit]] und [[Komatiit]].<ref name="reinsch">Dietmar Reinsch: ''Natursteinkunde. Eine Einführung für Bauingenieure, Architekten, Denkmalpfleger und Steinmetze.'' S. 109, Enke, Stuttgart 1991, ISBN 3-432-99461-3</ref>
Beispiele für [[Vulkanit|vulkanische]] Ultramafitite sind [[Melilithit]], [[Pikrit]] und [[Komatiit]].<ref name="reinsch">Dietmar Reinsch: ''Natursteinkunde. Eine Einführung für Bauingenieure, Architekten, Denkmalpfleger und Steinmetze.'' S. 109, Enke, Stuttgart 1991, ISBN 3-432-99461-3</ref> Ein [[Ganggestein|subvulkanischer]] Ultramafitit ist [[Kimberlit]].<ref name="dawson_1990">J. B. Dawson: ''Kimberlite''. In: ''Petrology. Encyclopedia of Earth Science.'' Springer, Boston (MA), [[doi:10.1007/0-387-30845-8_112]]</ref>


Bei Ultramafititen handelt es sich häufig um Fragmente des [[Erdmantel]]s, die durch geologische Prozesse an die Erdoberfläche gelangten, wie etwa die [[Dunit|Olivinbomben]] der [[Vulkaneifel|Eifel]] oder Gesteinsschuppen in [[Orogen]]en ([[Ophiolith]]e). Auch durch Ansammlung von frühen Kristallisaten am Boden einer [[Magmakammer]] kann es zur Bildung von Ultramafititen kommen (z.&nbsp;B. [[Harzburgit]]e), wo sie durch Anhäufung von [[Erz]]mineralen bedeutende [[Lagerstätte]]n bilden können (z.&nbsp;B. [[Chromitit]]e).
Bei Ultramafititen handelt es sich häufig um Fragmente des [[Erdmantel]]s, die durch geologische Prozesse an die Erdoberfläche gelangten, wie etwa die [[Dunit|Olivinbomben]] der [[Vulkaneifel|Eifel]] oder Gesteinsschuppen in [[Orogen]]en ([[Ophiolith]]e). Auch durch Ansammlung von frühen Kristallisaten am Boden einer [[Magmakammer]] kann es zur Bildung von Ultramafititen kommen (z.&nbsp;B. [[Harzburgit]]e), wo sie durch Anhäufung von [[Erz]]mineralen bedeutende [[Lagerstätte]]n bilden können (z.&nbsp;B. [[Chromitit]]e).


Der Begriff des ''ultramafischen Gesteins'' ist nicht gleich dem des ''[[Ultrabasisches Gestein|ultrabasischen Gesteins]]'', die beiden Ausdrücke sind daher nicht synonym.
Obwohl nicht gleichbedeutend, werden die Begriffe ''ultramafisches Gestein'' und ''[[ultrabasisches Gestein]]'' häufig synonym, jedoch unkorrekt, gebraucht.


== Natursteinsorten ==
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== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Magmatisches Gestein]]
[[Kategorie:Magmatisches Gestein]]

Aktuelle Version vom 7. Oktober 2021, 15:36 Uhr

Handstück eines (phlogopit­führenden) Peridotits aus der Ivrea-Zone der Alpen.
Klassifikationsdiagramm für plutonische ultramafische Gesteine

Ein ultramafisches Gestein, Ultramafitit oder auch holomelanokrates Gestein ist ein magmatisches Gestein, das zu 90 Volumenprozent oder mehr aus mafischen Mineralen bestehen, d. h. dessen Farbindex M > 90 ist. Das Gestein kann monomineralisch sein oder aus mehreren mafischen Mineralen wie Pyroxenen, Amphibolen, Olivin u. a. in wechselnden Verhältnissen bestehen. Der Olivin der Ultramafite kann in Serpentin verwandelt sein. Gewöhnlich wird der Begriff auch auf Metamorphite angewandt, die aus Magmatiten hervorgegangen sind und diesem Kriterium entsprechen.

Die Benennung von Ultramafititen ist im QAPF- oder Streckeisendiagramm aufgrund des äußerst geringen Anteils der dort berücksichtigten Minerale nicht möglich. Daher wird nach Schemata klassifiziert, die auf den oben genannten mafischen Mineralen basieren.

Beispiele für plutonische Ultramafitite sind Pyroxenit (nur Pyroxen), Hornblendit (nur Hornblende), Glimmerit (nur Glimmer) sowie Peridotit (Pyroxene und Olivin) mit den Unterformen Lherzolith, Harzburgit, Wehrlit und Dunit (letztgenannter mit mehr als 90 % Olivin).

Beispiele für vulkanische Ultramafitite sind Melilithit, Pikrit und Komatiit.[1] Ein subvulkanischer Ultramafitit ist Kimberlit.[2]

Bei Ultramafititen handelt es sich häufig um Fragmente des Erdmantels, die durch geologische Prozesse an die Erdoberfläche gelangten, wie etwa die Olivinbomben der Eifel oder Gesteinsschuppen in Orogenen (Ophiolithe). Auch durch Ansammlung von frühen Kristallisaten am Boden einer Magmakammer kann es zur Bildung von Ultramafititen kommen (z. B. Harzburgite), wo sie durch Anhäufung von Erzmineralen bedeutende Lagerstätten bilden können (z. B. Chromitite).

Der Begriff des ultramafischen Gesteins ist nicht gleich dem des ultrabasischen Gesteins, die beiden Ausdrücke sind daher nicht synonym.

Natursteinsorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ultramafitite werden als Dekor- oder als Grabsteine im Natursteinsektor verwendet. Bekannte Sorten sind der Solwark (Peridotit aus Norwegen) und der Poschiavo (serpentinitisierter Peridotit aus der Schweiz).[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Myron G. Best: Igneous and Metamorphic Petrology. W.H. Freemann & Company, San Francisco 1982, ISBN 0-7167-1335-7, S. 37.
  • Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Enke Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-432-94671-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dietmar Reinsch: Natursteinkunde. Eine Einführung für Bauingenieure, Architekten, Denkmalpfleger und Steinmetze. S. 109, Enke, Stuttgart 1991, ISBN 3-432-99461-3
  2. J. B. Dawson: Kimberlite. In: Petrology. Encyclopedia of Earth Science. Springer, Boston (MA), doi:10.1007/0-387-30845-8_112