Bohnenstroh

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Ackerbohne

Bohnenstroh ist das Stroh, also getrocknete, ausgedroschene Hülsen, Halme und Blätter, von Bohnenpflanzen.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nutzung des Bohnenstrohs ist bis vor unsere Zeitrechnung zurückzuverfolgen. Für das antike römische Hirtenfest Parilia wurde Bohnenstroh für die rituellen Zeremonien verwendet. Der römische Geschichtsschreiber und Staatsmann Marcus Porcius Cato der Ältere (234 v. Chr. – 149 v. Chr.) berichtete von der Kompostierung von Bohnenstroh gemeinsam mit Getreidestroh, Laub und Lupinen zur Düngung von Weinpflanzen.[1] In Mitteleuropa wird Bohnenstroh, hauptsächlich das der Ackerbohne, spätestens seit dem Mittelalter genutzt. Dabei kommt es vor allem in der Landwirtschaft als Futter und als Düngung zum Einsatz.

Bohnenstroh ist sehr nährstoffreich, aber sehr zäh und holzig, was zur Verwendung als Viehfutter aufgrund der schlechten Verdaulichkeit eine vorherige Verarbeitung notwendig macht. Außerdem ist es relativ anfällig für Pilzschädlinge. Zumeist wurde das Bohnenstroh sehr klein gehäckselt und anderem Futter beigemengt, oder die Nährstoffe wurden vor der Fütterung ausgelöst. Bohnenstroh wurde hauptsächlich an Rinder, Schafe und Pferde verfüttert.[2][3] Vereinzelt wurde im Backofen nachgetrocknetes Bohnenstroh gemahlen und, zumeist vermischt mit zusätzlichen Nährstoffen, als Kraftfutter an Milchkühe verfüttert.[4]

Der hohe Stickstoffgehalt des Bohnenstrohs bedingt seine Eignung als Dünger. Bei der Ernte mittels Mähdrescher zerkleinertes Bohnenstroh wird dabei entweder direkt auf den Feldflächen liegen gelassen oder in den Acker untergegraben.[5] Im 18. Jahrhundert berichtete Johann Georg Krünitz von der Düngung von Kohlfeldern mit verbranntem Bohnenstroh, wobei selbiges direkt auf dem Feld verbrannt und die Asche untergegraben wurde. Diese Methode sollte sowohl der Fruchtbarkeit des Bodens, als auch der Verdrängung des Erdflohs dienen.[6]

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Bohnenstroh als Ersatz für Hanffasern genutzt. Untersuchungen bewiesen die Eignung von Bohnenstroh-Fasern zum Beispiel zur Herstellung von Papier und Fäden. Die Ausbeute an Fasern aus Bohnenstroh wurde mit der aus Hanf quantitativ und qualitativ gleichgestellt, war jedoch weniger kostenintensiv.[7]

Verbranntes Bohnenstroh fand früher auch in der Volksmedizin Anwendung. Eine aus der Asche des Strohs bereitete Lauge wurde als Heilmittel bei Nervenleiden und Wassersucht eingesetzt.[8] Die Lauge aus Bohnenstrohasche wurde außerdem, mit frischen Kuhmist versetzt, zum Bleichen von Leinen verwendet.[9]

Dumm wie Bohnenstroh[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Redensart „dumm wie Bohnenstroh“ rührt aus der Zeit, als sich die Bevölkerung ihre Bettstätten mit Strohsäcken oder mit strohgefüllten Matratzen ausstattete. Sehr arme Menschen konnten sich Getreidestroh nicht leisten und griffen deshalb auf das günstigere und meist sowieso reichlich vorhandene, derbere Bohnenstroh zurück. Es entwickelte sich der Ausspruch „grob wie Bohnenstroh“[10], der sich im Laufe der Zeit zu „dumm wie Bohnenstroh“ wandelte. Die Redensart ist außerdem ein Hinweis auf die frühere Gleichsetzung von Armut mit fehlender Bildung und dadurch mangelnder Intelligenz.[11]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein veröffentlichte 2011 einen Bericht über die Nutzung von siliertem Bohnenstroh zur Biogas-Produktion mit dem Ergebnis, dass diese Verwendungsart des Bohnenstrohs den Anbau von Ackerbohnen deutlich rentabler gestaltet.[12] Am Naivashasee, etwa 70 Kilometer nördlich von Nairobi in Kenia, wurde 2014 durch ein Unternehmen aus dem niederbayerischen Reisbach der Bau einer Biogasanlage begonnen. Die Anlage wurde 2015 eröffnet und wird unter anderem mit Bohnenstroh betrieben.[13]

Die deutsche Country-Band Truck Stop veröffentlichte 1982 eine Single mit dem Namen Das gibt's doch nur in Dallas zu Ehren der US-amerikanischen Fernsehserie Dallas. Der Refrain dieses Titels beginnt mit der Zeile „Bohnenstroh im Cowboyhut – das gibt es nur in Dallas“. Diese Textzeile wurde zudem als Leitsatz einer Sendung des Deutschlandfunks anlässlich des 30. Jahrestags der deutschen Erstausstrahlung der Serie übernommen.[14]

In der modernen Küche werden in dünne Längsstreifen geschnittene, gekochte bzw. frittierte Bohnen ebenfalls als Bohnenstroh bezeichnet und als Beilage beispielsweise zu Fisch, Geflügel oder Fleisch serviert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Bohnenstroh – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: dumm wie Bohnenstroh – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl-Wilhelm Weeber: Die Weinkultur der Römer. Verlag Artemis & Winkler, 1993, ISBN 978-3-7608-1093-5, S. 24.
  2. Johann Nepomuk Hubert von Schwerz: Anleitung zum praktischen Ackerbau. Band 2. Cotta-Verlag, 1837, S. 36 f. (Google Books).
  3. W. A. Kreyssig: Der Futterbau in seinem ganzen Umfange auf Feldern und Wiesen im mittleren und nördlichen Europa. Verlag Bornträger, 1829, S. 621 (Google Books).
  4. Brigitte Vogl-Lukasser, Christian R. Vogl, Peter Blauensteiner: Erfahrungswissen über Lokalsorten traditioneller Kulturarten in Osttirol. Universität für Bodenkultur Wien (Hrsg.), März 2006, S. 38ff.
  5. Anke Boenisch, Klaus Schulze-Kremer: Ackerbohne: Die FKK-Kultur (Früh Kalk Kali). In: Praxisnah. Fachinformationen für die Landwirtschaft. Ausgabe 1, Januar 2014.
  6. Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie. Band 11. Verlag J. Pauli, 1777, S. 278 (Google Books).
  7. Benutzung des Bohnenstrohs statt des Hanfes. In: Allgemeine Handlungs-Zeitung. 1813, S. 913 (Google Books).
  8. Walter H. Schuster: Leguminosen zur Kornnutzung: Ackerbohne, Feldbohne, Pferdebohne, Saubohne, Puffbohne (Vicia faba L.) (Volltext auf dem Hochschulschriftenserver der Justus-Liebig-Universität Gießen).
  9. Johann Georg Krünitz, Friedrich Jakob Floerken, Heinrich Gustav Flörke: Ökonomisch-technologische Encyklopädie. Band 76. Verlag J. Pauli, 1806, S. 510 f. (Google Books).
  10. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 2, Sp. 227 (Online im Wörterbuchnetz).
  11. Rolf-Bernhard Essig: Dumm wie Bohnenstroh. In: Dr. Essigs kleine Sprichwortkunde. Südwestrundfunk, 21. Februar 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Juni 2015; abgerufen am 23. Juni 2015.
  12. Wolfgang Sauermann, Werner Holz: Silage von Ackerbohnenstroh für die Nutzung über Biogas. Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (Hrsg.), 1. September 2011.
  13. Walter Danner: Die erste Stromnetz gekoppelte und größte Biogasanlage Afrikas kommt aus Niederbayern. pressebox.de, 20. Mai 2015, abgerufen am 23. Juni 2015.
  14. Peter Kuttler, Guido Meyer: Bohnenstroh im Cowboyhut. Deutschlandfunk, 2. Juli 2011, abgerufen am 23. Juni 2015.