Brucknerhaus
Das Brucknerhaus Linz ist ein nach Anton Bruckner benanntes Konzerthaus an der Donau in der Landeshauptstadt Linz in Oberösterreich.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1930 fand im Linzer Kaufmännischen Vereinshaus ein vom Oberösterreichischen Heimatverein veranstaltetes Konzert zur Schaffung eines Bruckner-Konzerthauses statt. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 plante Adolf Hitler neben anderen Kulturbauten auch ein Konzerthaus an der Blumau, etwa im Bereich des heutigen Musiktheaters, wovon jedoch nichts realisiert wurde.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierten 1949 der Brucknerbund, der Konzertveranstalter Gerhard Schröder und Domkapellmeister Josef Kronsteiner Benefizkonzerte zur Errichtung einer Brucknerhalle in Linz, diese fanden 1950 und 1951 unter dem Dirigat von Herbert von Karajan im Turnsaal der Diesterwegschule statt. Jedoch kam man schnell zu der Erkenntnis, dass solch ein großes Projekt nur durch die öffentliche Hand realisierbar und finanzierbar war. Der Beschluss, ein solches Konzerthaus zu errichten, wurde am 28. Juni 1949 schwarz auf weiß im Cafè Schönberger niedergeschrieben mit den Worten: „Wir haben heute den 28. Juni 1949, ein Uhr nachts, beschlossen, die Idee des Baues eines würdigen Brucknerhauses in Linz in die Tat umzusetzen und mit allen hierzu notwendigen Arbeiten unverzüglich zu beginnen. Die Proponenten des Brucknerhauses in Linz: Fritz Rauch, Toni Hofer, Gerhard Schröder.“
Im Jahr 1960 war es dann so weit, dass Bau- und Kulturverwaltung der Stadt die Projektierungsunterlagen fertiggestellt hatten. Dadurch konnte ein Ausschreibungsentwurf erstellt werden. Nach einer weiteren Prüfung der Platzfrage und der endgültigen Definition der Unteren Donaulände, fassten Bürgermeister Ernst Koref und Landeshauptmann Heinrich Gleißner den Grundsatzbeschluss für den Bau. Die Gesamtbaukosten des Projekts wurden auf damals rund 100 Millionen Schilling geschätzt und teilten sich wie folgt auf: je 20 Prozent Bund und Land und die übrigen 60 Prozent die Stadt Linz. Daraufhin wurde am 1. August der „Wettbewerb Bruckner-Halle Linz“ ausgeschrieben, welchen 1962 der finnische Architekt Heikki Sirén gewann.[2] Jedoch brachen über das Projekt politische Streitigkeiten aus, vor allem, ob eine Sporthalle oder ein Konzerthaus vordringlicher zu errichtendes Projekt sei, was den Bau abermals verzögerte. Dadurch wurde das Verfahren zur Baubewilligung erst im Dezember 1968 geführt, wodurch die Kosten für das Projekt stiegen.1969 erfolgte schließlich der Spatenstich vom damaligen Bundespräsidenten Franz Jonas zum Bau des Brucknerhauses.[3]
Das Konzert- und Veranstaltungshaus, geführt von der Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH (LIVA), wurde 1974 nach den Plänen der finnischen Architekten Kaija und Heikki Sirén erbaut und mit besonderem Bedacht auf hervorragende akustische Eigenschaften geplant. Die Eröffnung des Brucknerhauses mit dem Dirigenten Herbert von Karajan und den Wiener Philharmonikern erfolgte am 23. März 1974 mit einer Live-Übertragung des Festaktes im 1. Programm des Österreichischen Fernsehens.[4] Horst Stadlmayr war der erste Generaldirektor (GD) des Brucknerhauses.[5] Musikdirektorin war Margareta Wöss. Auf Stadlmayr folgte Karl Gerbel als GD. Dieser war es auch, der das zweite Jahrzehnt in der Geschichte des Brucknerhauses nachhaltig prägte. Um Kindern das Brucknerhaus zugänglicher zu machen, führte Gerbel die Musikwerkstatt ein. Des Weiteren fügte er der Linzer Klangwolke im Jahr 1985 ein weiteres wichtiges Element hinzu: Die „junge“ Klangwolke. Dies war im Nachhinein ein Versuch um zu beobachten, wie sich die Linzer Bevölkerung für „Pop-Open-Airs“ motivieren lässt. Dieses Event brachte 90.000 Besucher in den Donaupark. Das waren um 50.000 Besucher mehr als am Vorabend bei Bruckners 6. Symphonie.[2] Die Musikdirektoren in seiner Zeit waren Reinhard Kannonier und Thomas Daniel Schlee. Erst mit Wolfgang Winkler, ab 1998, wurde die Direktion des Hauses mit der künstlerischen Leitung in eine Hand zusammengeführt.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Internationales Brucknerfest Linz: Mit dem Brucknerhaus wurde das Brucknerfest als Musikfestival begonnen, bei dem jedes Jahr hochkarätige internationale Künstler und Ensembles auftreten. Das Bruckner Orchester Linz ist mit dem Konzerthaus eng verbunden. Wirklich präsent in den Konzertprogrammen war das Orchester aber erst seit 2000, als Dennis Russell Davies der designierte Chefdirigent und Opernchef wurde. Er und der damalige künstlerische Leiter des Hauses, Wolfgang Winkler, gaben dem Orchester seinen gebührenden Platz im Konzertangebot.
- Ars Electronica: Während des jährlichen Festivals „Ars Electronica“, das ursprünglich eine Abteilung des Brucknerhauses war, finden im Brucknerhaus Symposien, Konzerte und die Gala zur Verleihung des Prix Ars Electronica statt. Das Foyer dient in dieser Zeit der Präsentation einzelner Projekte und Performances.
- Linzer Klangwolke: Seit 1979 wird die „Visualisierte Klangwolke“ jährlich Anfang September vom Brucknerhaus (und bis ca. 2008 auch vom Landesstudio OÖ des ORF) veranstaltet. Das Open-Air-Musikfest findet an der Donaulände, am Ufer der Donau, vor dem Brucknerhaus, zwischen der Nibelungenbrücke und der ehemaligen Eisenbahnbrücke statt. Zudem gibt es noch die Kinderklangwolke und die Klassische Klangwolke.
- Der Linzer Konzertverein spielt jährlich zwei Mal im Brucknerhaus.
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Orgel des Brucknerhauses wurde 1973 von der Orgelbaufirma Flentrop (Schiedam) erbaut, welche auch die Orgel im Rotterdamer Konzerthaus baute. Der Auftrag an den Orgelbauer, eine für das Brucknerhaus zu erbauen, wurde schon im Jahre 1969 erteilt, welcher sich schlussendlich gegen zwölf Mitbewerber durchsetzte. Diese war bereits im Eröffnungskonzert des Brucknerhauses zu hören, obwohl sie offiziell noch nicht einmal eingeweiht war. Die Einweihung der Orgel geschah in einem Sonderkonzert am 30. April 1974. Um die neu erbaute Brucknerhausorgel ins Rampenlicht zu bringen, wurde bereits im Eröffnungsjahr ein internationaler Bruckner-Orgel-Wettbewerb.[6] Das Schleifladen-Instrument hatte 51 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Spieltrakturen waren mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[7]
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Rieger-Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund des vernachlässigten Zustandes der Flentrop-Orgel, einem für das Zusammenspiel mit Orchestern zu hohen Stimmtons und erschwerten Möglichkeiten der Wartung der alten Orgel wurde sie ab Juni 2018 von der österreichischen Orgelbaufirma Rieger neu erbaut.[8] Die ursprüngliche Fassade der alten Orgel blieb dabei erhalten. Eine Besonderheit sind die die Orgel an den Saalwänden flankierenden Holzpfeifen des Untersatz 32′. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 2018 wurde die neue Orgel am 10. September 2018 durch die Organistin Iveta Apkalna, offiziell eingeweiht.[9]
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Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Brucknerhaus stellt eine gewisse Ausnahme in der österreichischen Architekturentwicklung dar. Eine Ausnahme deshalb, weil die Arbeit von ausländischen Architekten im Land bis dato keine Rolle spielten. Zu Baubeginn wurde dem Brucknerhaus die zentrale Auflage erteilt, dass sich das Dachniveau nicht über die Ränder der Baumkronen erstrecken dürfe. Durch den skandinavischen Einfluss ist das Brucknerhaus wohl einer der letzten Vertreter des „skandinavischen Klassizismus“. Das Haus weist in seiner Grundform ein Kreissegment auf, welches dadurch die Zuordnung der Säle, sowie einen großen zweigeschossigen Foyer erlaubt. Das Brucknerhaus unterliegt einer strengen Geometrie, welches im Detail für das Auge an den Ecken des Baukörpers gemildert wird. Die Atmosphäre in den Innenräumen ist durch die Verwendung von hellem Holz und orangen Stühlen geprägt. Durch diesen Bau wurde der Stadt Linz ein langjähriger Wunsch erfüllt, nämlich: Der Bau eines Konzert- und Veranstaltungshauses, welches im Jahr 2024 bereits sein 50-jähriges Jubiläum feiert.[2]
Zur Namensfindung des Hauses und Präsenz von Anton Bruckner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute kann man nicht mehr eindeutig feststellen, wessen Idee es war, das Konzerthaus an der Donau Brucknerhaus zu nennen. Jedoch träumte man schon in den dreißiger Jahren zur zeit der Brucknerfeste von einer Brucknerhalle. Zur Zeit des Nationalsozialismus hatte Adolf Hitler den persönlichen Wunsch nach einem Reichs-Bruckner-Orchester und einer Brucknerhalle, welches im damaligen Kulturzentrum (heutiger Standort des Bahnhofes) liegen sollte. Ende der fünfziger Jahre wurde vor allem der Name „Brucknerhalle“ durch die OÖ Nachrichten verbreitet und beim Spatenstich nahm Bundespräsident Jonas ebenfalls auf Bruckner Bezug. Darüber hinaus gab es in Linz auch keinen vergleichbaren Meister, nachdem man ein Konzerthaus einer solchen Größe benennen hätte können. Dass sich schlussendlich der Name Brucknerhaus durchgesetzt hat, ist auch auf die Architektur von Heikki Siren zurückzuführen, da für ihm in diesem Haus Anton Bruckner wirklich „zu Hause“ sein sollte. Darüber hinaus ist auch im Inneren des Konzerthauses Anton Bruckner stets präsent aufgrund des Linzer Bruckner Orchesters und der Wahl von Pausenzeichen durch bekannte Brucknermotive. Obwohl das Brucknerhaus als Mehrzweckhaus konzipiert wurde, steht vor allem die Musik Bruckners im Vordergrund. Seine Musik rückt vor allem im Jahr 2024 durch das Bruckner Jubiläums Jahr noch mehr ins Zentrum des Hauses.[2]
Künstlerische Leiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Stadlmayr (1974–1987)
- Karl Gerbel (1988–1997)
- Wolfgang Winkler (1998–2013)
- Hans-Joachim Frey (2014–2017)[10]
- Dietmar Kerschbaum (2017–2024)
Am 14. Februar 2017 wurde bekannt gegeben, dass Dietmar Kerschbaum zum Nachfolger von Hans-Joachim Frey bestellt wurde, dessen Vertrag mit Jahresende 2017 ausläuft.[11][12] Am 5. Dezember 2017 war seine Amtseinführung als künstlerischer Vorstandsdirektor des Brucknerhauses.[13] Im März 2024 wurde Dietmar Kerschbaum nach Vorwürfen freigestellt.[14][15] Im Oktober 2024 wurde mit Rene Esterbauer auch der kaufmännische Direktor der LIVA und des Brucknerhauses vom Dienst freigestellt.[16][17][18]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hitlers Kulturhauptstadt, Oberösterreichische Nachrichten, 13. September 2008
- ↑ a b c d Achleitner, F., Gsöllpointner, K., Habringer, R., Kastler, A., Klimitsch, P., Leisch, P., Lettner, F., Renolnder, A., & Winkler, W.: 20 Jahre Brucknerhaus - ein Lesebuch. Hrsg.: Linzer Veranstaltungsgesellschaft GmbH. Linz 1974, S. 21 ff., PMID 20.
- ↑ Das Brucknerhaus wird 40: Alles Gute, altes Haus!, Oberösterreichische Nachrichten, 20. März 2014
- ↑ AZ TV-PROGRAMM HEUTE. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 23. März 1974, S. 8b.
- ↑ Karl Gerbel: 20 Jahre Brucknerhaus, Linz 1994.
- ↑ Marie-Theres Arnbom (Hrsg.), G. Barounig, R. Kannonier, W. Lehner, H. Leopoldseder, H. Obermayr, M. Wagner, W. Winkler, W. Wibbersberg, C. Van Zwol: Innenräume-Außenräume.Kremayr & Scheriau/Orac, Linz 1968, S. 66–77.
- ↑ Informationen zur Orgel
- ↑ Die Brucknerhaus-Orgel. Abgerufen am 13. März 2023.
- ↑ Oberösterreichische Nachrichten: OÖN-Leser entscheiden, wie die neue Orgel im Brucknerhaus heißen wird. 29. Juni 2018 (nachrichten.at [abgerufen am 13. Juli 2018]).
- ↑ Hedwig Kainberger: Brucknerhaus: Bahnt sich da ein Kulturskandal an? Salzburger Nachrichten, 11. April 2016, abgerufen am 9. Mai 2016.
- ↑ orf.at vom 14. Februar 2017: Dietmar Kerschbaum neuer Brucknerhaus-Chef; abgerufen am 14. Februar 2017
- ↑ nachrichten.at vom 6. Oktober 2016: Frey zieht es nach Russland; abgerufen am 14. Februar 2017
- ↑ PK Amtsantritt Mag. Dietmar Kerschbaum. Brucknerhaus Linz, 5. Dezember 2017, abgerufen am 9. Februar 2018.
- ↑ Brucknerhaus-Intendant freigestellt. In: ORF.at. 15. März 2024, abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ Josef Kleinrath: Brucknerhaus-Aufsichtsrat: Intendant Kerschbaum muss gehen. In: Kurier.at. 15. März 2024, abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ LIVA-Geschäftsführer Esterbauer freigestellt. ORF.at, 16. Oktober 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ Anna Fessler: Knalleffekt: Brucknerhaus steht ohne Leitung da. Tips Zeitungs GmbH & Co KG, 16. Oktober 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Brucknerhaus kommt nicht aus der Krise: Prammer stellt Esterbauer frei. Oberösterreichisches Volksblatt, 16. Oktober 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024 (österreichisches Deutsch).
Koordinaten: 48° 18′ 38,1″ N, 14° 17′ 34″ O