Corinna Miazga

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Corinna Miazga (2019)

Corinna Miazga (* 17. Mai 1983 in Oldenburg als Corinna Kracke[1]; † 25. Februar 2023) war eine deutsche Politikerin (AfD). Sie zog nach der Bundestagswahl 2017 erstmals in den Bundestag ein. Nach der Bundestagswahl 2021 wurde sie eine der stellvertretenden AfD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden. Von 2019 bis 2021 war sie Landesvorsitzende der AfD in Bayern.[2]

Miazga wuchs mit ihren Eltern und einer jüngeren Schwester im niedersächsischen Ort Hude auf. Nach dem Abitur 2003 im nahen Oldenburg begann sie ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Passau, das sie nicht abschloss. Nach eigenen Angaben befand sie sich in der Vorbereitung auf den Bachelor of Laws.[3] Seit 2015 arbeitete sie in der Automobilindustrie im Bereich Vertragsprüfung. Miazga spielte American Football in der Bundesliga und war als Jugendtrainerin aktiv.[4]

Miazga lebte seit ihrer Heirat im Jahr 2009[5] in Straubing.[6]

Am 25. Februar 2023 erlag sie einer Brustkrebserkrankung,[7][8] die sie im Herbst 2020 publik gemacht hatte[9] und die zwischenzeitlich als geheilt galt.[10]

Politisches Wirken

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Corinna Miazga war seit 2013 Mitglied der AfD und wurde im selben Jahr Kreisvorsitzende im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen.

Nach eigenen Angaben unterschrieb sie 2015 die von Björn Höcke vorgelegte Erfurter Resolution; damals sei es ihr um Gegenpositionen („Rebellion“) zu denen des Parteigründers Bernd Lucke gegangen.[11] 2016 war Miazga an einem Entwurf für das geplante AfD-Grundsatzprogramm beteiligt. Der Programmentwurf wurde vom Bezirk Niederbayern eingebracht und forderte ein Moscheeverbot, solange „der Bau und Betrieb von Moscheen nicht nur dem gemeinsamen Gebet, sondern auch der Verbreitung der auf die Beseitigung unserer Rechtsordnung gerichteten islamischen Lehre dient“.[12] Die Passauer Neue Presse und taz werteten das Programm aus Niederbayern als erhebliche Einschränkung der Religionsfreiheit.[13] Miazga warb im Bundestagswahlkampf 2017 unter anderem mit dem Argument für sich, ein Asylbewerberheim in Straubing verhindert zu haben.[13]

Bei ihrer Bewerbungsrede für ein Amt im AfD-Bundesvorstand anlässlich des Bundesparteitages 2017 in Hannover erklärte Miazga, sie habe das zuständige Finanzamt in Berlin aufgefordert, die Gemeinnützigkeit des Kampagnenvereins Campact e.V. zu überprüfen. Im Jahr 2019 wurde Campact der Status einer gemeinnützigen Organisation aberkannt.[14]

Miazga zog 2021 über den Landeslistenplatz 3 der AfD Bayern in den 19. Bundestag ein.[15] Dort war sie Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Zudem gehörte sie als stellvertretendes Mitglied dem Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft an.[16]

Im September 2019 bewarb sich Miazga gegen vier Konkurrenten um den Landesvorsitz der AfD Bayern.[17] In einer Stichwahl setzte sie sich gegen Katrin Ebner-Steiner mit 305 zu 216 Stimmen durch und wurde neue Landesvorsitzende.[18] Sie gab an, sich „ganz normal mittendrin“ in der AfD zu verorten. Johann Osel (Süddeutsche Zeitung) kommentierte, sie habe sich „den Mitgliedern als Versöhnerin“ angepriesen, sei aber „inhaltlich auf Flügel-Linie“.[19] Die Deutsche Presse-Agentur sah Miazgas Wahl hingegen als „Niederlage des rechtsnationalen ‚Flügels‘“.[20] Die Tageszeitung Rheinpfalz titelte zu ihrer Wahl: „Frau der gemäßigten Töne an der Spitze“.[21] Recherchen von NDR und Die Zeit suggerierten Mitte 2021, dass ihre Wahl zur Landesvorsitzenden 2019 durch Vermittlung eines Politikberaters erfolgt sei.[22]

Im November 2020 gab Miazga bekannt, an Brustkrebs erkrankt zu sein. Sie lasse ihr Amt als bayerische Landesvorsitzende daher vorläufig ruhen und werde sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um sich auf ihre Genesung zu konzentrieren.[23]

Bei der Bundestagswahl 2021 wurde sie über Platz 2 der Landesliste wieder in den Deutschen Bundestag gewählt. Am 17. Oktober 2021 wurde Miazga auf dem Landesparteitag in Greding als Landesvorsitzende abgewählt. Im zweiten Anlauf setzte Stephan Protschka sich mit 51,8 % der Stimmen gegen Miazga (22,3 %) und Martin Sichert (23,6 %) durch.[2]

Nach ihrem Tod rückte der Lindauer Stadtrat Rainer Rothfuß als Bundestagsabgeordneter nach.[24]

Innerparteiliche Konflikte

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Ende 2013 beantragte Miazga beim Bundesschiedsgericht der AfD, den Vorstand des Landesverbands Bayern abzusetzen und die Finanzordnung des Landesverbands für ungültig zu erklären. Laut Miazga sei gegen Formalien verstoßen worden. Der Antrag wurde von den Schiedsgerichten der AfD abgewiesen.[25] Dessen ungeachtet schrieb Miazga im Januar 2014 eine Nachricht an Funktionäre und Mitglieder in Bayern. Weil die Finanzordnung ihrer Auffassung nach keine Gültigkeit besitze, seien nun die Kreisverbände selbst für den Einzug der Mitgliedsbeiträge zuständig. Durch den Aufruf kam es zu Lastschriftkündigungen und kostenpflichtigen Rückbuchungen.[25] Infolgedessen wurde gegen Miazga 2014 ein Parteiausschlussverfahren angestrengt. Die Zeit berichtete 2017 nach der Wahl Miazgas in den Bundestag, dass das parteiinterne Schiedsgericht zum Stand des Verfahrens schweige.[26] Nach einem Bericht der Passauer Neuen Presse vom September 2017 war das Verfahren inzwischen abgeschlossen.[13]

Auf dem AfD-Bundesparteitag 2017 warf Miazga in ihrer Bewerbungsrede zur stellvertretenden Sprecherin des Bundesvorstands ihrem Parteikollegen Petr Bystron Sexismus vor.[27] Er habe sie im Wahlkampf darauf aufmerksam gemacht, „dass Frauen wie ich besser an einer Stange tanzen sollten.“[28] Miazga und der ebenfalls kandidierende Bystron unterlagen bei der anschließenden Abstimmung gegen Kay Gottschalk.

Recherchen von NDR, WDR und Die Zeit zeigten im Juni 2021, dass ein Politikberater mehrere Jahre lang und mit Geldern aus unbekannten Quellen versucht hatte, Einfluss auf die personelle Ausrichtung der AfD zu nehmen. Corinna Miazgas Aufstieg soll dieser Mann laut Zeit durch Beratung forciert und so ihren Weg von der „klassische(n) Hinterbänklerin“ zur Landeschefin ermöglicht haben. Auch wenn nach Einschätzung der Süddeutschen Zeitung das mutmaßliche Einschüchtern eines Gegenkandidaten von Miazga 2019 nicht justiziabel sei, kratze es Parteikreisen zufolge aber an dem „Selbstverständnis, immun gegen Einflüsse von außen“ zu sein. Im Monat darauf erklärte der AfD-Bundesvorstand, er wolle eine Untersuchungskommission einsetzen, um die Vorgänge aufzuklären. Zudem ging eine Anfechtung gegen Miazgas Wahl beim Landeswahlleiter in Fürth ein.[29][30] Miazga gab den Medien eine Mitverantwortung, die die Sache hochgespielt hätten.[29]

Commons: Corinna Miazga – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. https://traueranzeigen.nwzonline.de/traueranzeige/corinna-miazga
  2. a b Stephan Protschka ist neuer bayerischer AfD-Chef. In: SZ.de. 17. Oktober 2021, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  3. Deutscher Bundestag – Corinna Miazga. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  4. Wigbert Löer, Jan Rosenkranz: AfD im Bundestag: Ein deutsches Sittengemälde. Stern.de, 14. Oktober 2017
  5. Biographie – Corinna Miazga. In: Corinna Miazga. (corinna-miazga.de [abgerufen am 19. März 2018]).
  6. Kandidaten-Datenbank: Corinna Miazga. Der Tagesspiegel, abgerufen am 30. September 2017.
  7. Frühere bayerische AfD-Chefin Corinna Miazga ist gestorben. BR, 26. Februar 2023, abgerufen am 27. Februar 2023.
  8. AfD-Politikerin Corinna Miazga mit 39 Jahren gestorben, Welt Online, 26. Februar 2023.
  9. Mit 37 Jahren: AfD-Politikerin an Krebs erkrankt – „Mein Fokus gilt jetzt...“ 28. November 2020, abgerufen am 24. Februar 2022.
  10. Suche in den ePaper-Artikeln – idowa Markt. Abgerufen am 24. Februar 2022.
  11. Bundestagsabgeordnete Corinna Miazga führt künftig bayerische AfD. Die Welt, 14. September 2019
  12. Anne-Beatrice Clasmann: Alternative für Deutschland: Faktencheck zur Islamkritik. 19. April 2016, abgerufen am 18. April 2019.
  13. a b c Diese AfD-Politiker aus der Region ziehen in den Bundestag ein. Passauer Neue Presse, 25. September 2017, abgerufen am 30. September 2017.
    AfD-Vorschlag aus Bayern: Extrem-AfDler für Moschee-Verbot. taz, 30. März 2016, abgerufen am 30. September 2017.
  14. Kampagnenorganisation: Campact verliert Status der Gemeinnützigkeit. Der Spiegel, 21. Oktober 2019.
  15. Vorläufig Gewählte auf Landeslisten der Parteien in Bayern. Der Bundeswahlleiter, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  16. Deutscher Bundestag – Abgeordnete. Abgerufen am 28. September 2020.
  17. Corinna Miazga neue bayerische AfD-Landeschefin. BR, abgerufen am 17. September 2019.
  18. Greding/Straubing: Corinna Miazga neue bayerische AfD-Landesvorsitzende – idowa. In: Straubinger Tagblatt. 14. September 2019, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  19. Johann Osel: Sie wollen ein anderes Land. www.sueddeutsche.de, 15. September 2019
  20. Gegen Radikale durchgesetzt: Bayerns AfD wählt Bundestagsabgeordnete zur Vorsitzenden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. September 2019.
  21. Paul Kreiner: Frau der gemäßigten Töne an der Spitze. Rheinpfalz.de, 15. September 2019 (kostenpflichtig).
  22. Christian Fuchs, Sebastian Pittelkow, Katja Riedel, Hannes Vogel: Das rechte Phantom. In: Norddeutscher Rundfunk (NDR). 24. Juni 2021, abgerufen am 24. Juni 2021.
  23. Corinna Miazga (AfD) lässt Amt wegen Krankheit ruhen. Straubinger Tagblatt, 26. November 2020, abgerufen am 26. November 2020.
  24. Ronja Straub: Lindauer Stadtrat Rainer Rothfuß wird Abgeordneter im Bundestag. 27. Februar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023.
  25. a b Justus Bender: Jeder gegen jeden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Juli 2014, abgerufen am 30. September 2017.
  26. Kai Biermann, Astrid Geisler, Christina Holzinger, Paul Middelhoff, Karsten Polke-Majewski, Tilman Steffen: AfD-Fraktion: Rechts bis extrem im Bundestag. Die Zeit, 26. September 2017, abgerufen am 30. September 2017.
  27. AfD: Sexismusvorwürfe gegen bayerischen Landeschef Petr Bystron. In: Die Welt. 3. Dezember 2017, abgerufen am 19. März 2018.
  28. "Besser an einer Stange tanzen": Sexismus-Eklat auf AfD-Parteitag. In: Stern. 3. Dezember 2017, abgerufen am 27. Februar 2023.
  29. a b Johann Osel: AfD streitet über den Schattenmann. SZ vom 11. Juli 2021 [1], gesichtet am 15. Juli 2021
  30. tagesschau.de: AfD setzt Untersuchungskommission ein [2], gesichtet am 15. Juli 2021