Digital Leadership

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Digital Leadership ist ein wissenschaftliches Konzept zur Definition der Aufgaben und Werkzeuge der Führung in Zeiten der Digitalisierung allgemein und in Phasen der Transformation in die Digitalisierung im Speziellen. Zuerst erarbeitet und erwähnt wurde er von Utho Creusen an der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt im Zusammenhang mit der Untersuchung von Führung in Start-Ups. Andere Autoren verwenden den Begriff Leadership 4.0[1], um ein vergleichbares Führungskonzept zu beschreiben. Aktuelle Forschung verweist hierbei auf die zunehmende Bedeutung pluraler Führungsformen (Plural Leadership).[2][3]

Führungsansätze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grafik Führungsansätze: Start-Up, Digitales Unternehmen, Digitale Transformation

Es werden die Bereiche Führen in Start-Ups, Führen in Digitalunternehmen und Führen in der digitalen Transformation unterschieden und jeweils Schlussfolgerungen für die verschiedenen Führungsansätze gezogen (s. Grafik Führungsansätze). Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass digital führende Unternehmen je nach digitalem Reifegrad (Digital Readiness), höhere Umsätze, Erträge und Unternehmenswerte erzielen.[4] Untersucht wurden die digitalen Technologien und deren Auswirkungen auf die Organisation und Produktivität von Menschen mit dem Ergebnis, dass digitale Technologien durch kostenfreie Reproduzierbarkeit, unbegrenzte Übertragbarkeit und Fehlerfreiheit der Kopien[5] sich grundsätzlich von allen anderen Technologien unterscheiden und somit eine neue technologische Revolution auslösen werden. Bereits heute beeinflusst diese Entwicklung alle Branchen und lässt fast täglich neue Wettbewerber entstehen.

Grafik Auswirkungen: Customer Need Design, Work Design, Business Design

Digital Leadership wirkte sich zuerst auf die Arbeitsgestaltung aus (s. Grafik Auswirkungen, Work Design). Zahlreiche Unternehmen experimentieren mit flexiblen Arbeitszeiten, flexiblen und mobilen Arbeitsorten, Teamwork ohne persönliche Präsenz etc. Neben der Arbeitsgestaltung werden zunehmend auch Führungs- und Strukturprinzipien von Organisationen überdacht.[6] Dies führt zu einer Welle von Modellen der Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität, die alle einer Analyse hinsichtlich der Auswirkungen auf Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter unterzogen werden. Dies löst erneut Diskussionen über die Unterschiede von Management und Leadership aus. In Anlehnung an die Theorien von John P. Kotter wird dem Management eher die Aufgabe der Komplexitätsreduktion zugeordnet während dem Leadership die Funktion der Veränderung zugedacht wird.

Eines der Kernelemente des Digital Leadership (nach Creusen) ist die Weiterentwicklung partizipativer Führungsmodelle. Damit werden größere Grade an Schnelligkeit, Agilität und Flexibilität in den Entscheidungen erzielt. Ziel dieser Maßnahmen ist es disruptiven Geschäftsmodellen von Konkurrenten vorzubeugen oder zumindest schneller auf diese reagieren zu können(s. Grafik Auswirkungen, Business Design). In diesem Zusammenhang untersucht die Digital Leadership-Forschung auch die Bedingungen und Folgen der Disruption (und damit auch der Kannibalisierung) selbst. Methodisch ergeben sich deutliche Schnittmengen zum Positive-Leadership-Ansatz mit dem Ausbau von Stärken, der Formulierung langfristiger Visionen und der Entstehung von Begeisterung durch Flow.[7] Ein weiteres Kernelement des Digital Leadership Ansatzes ist die ausgeprägte Kundenorientierung (s. Grafik Auswirkungen, Customer Need Design). Hierbei geht es um die Schaffung eines tiefen Verständnisses von Kundennutzen durch Techniken wie die des Design Thinking, der schnellen Erstellung von Prototypen zum Test der Kundenreaktionen (Minimal Viable Product) und des schnellen Aussortierens und Weiterentwickelns von Geschäftsmodellen (Fail-Fast). Ebenso geht es hierbei um die Nutzung von Big Data zur Generierung von intensiven Kundenkontakten durch die Bearbeitung von Kundendaten mit Algorithmen, um Vorhersagen von Kundenverhalten zu ermöglichen.

  • Becker, Thomas / Knop, Carsten (Hrsg.): Digitales Neuland – Warum Deutschlands Manager jetzt Revolutionäre werden. Springer Gabler, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-09691-5.
  • Buhse, Willms: Management by Internet: Neue Führungsmodelle für Unternehmen in Zeiten der digitalen Transformation. Plassen Verlag, Kulmbach 2014, ISBN 978-3-86470-172-6.
  • Geschwill, Roland / Nieswandt, Martina: Laterales Management – Das Erfolgsprinzip für Unternehmen im digitalen Zeitalter. Springer Verlag, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-11131-1.
  • Heinemann, Gerrit / Gehrckens, H. Matthias / Wolters, Uly J. (Hrsg.): Digitale Transformation oder digitale Disruption im Handel. Springer Gabler, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-13503-4.
  • Keese C.: Silicon Germany – Wie wir die digitale Transformation schaffen. Albrecht Knaus Verlag, München 2016.
  • Kreutzer, Ralf / Neugebauer, Tim / Pattloch, Anette: Digital Business Leadership: Digitale Transformation – Geschäftsmodell-Innovation – agile Organisation – Change-Management. Springer Gabler, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-11913-3.
  • Patel, Keyur / McCarthy, Mary Pat: Digital Transformation: The Essentials of E-Business Leadership. McGraw-Hill Inc., New York 2000, ISBN 0-07-136408-0.
  • Ries, Eric: Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen. 4. Auflage. Redline Verlag, München 2015, ISBN 978-3-86881-333-3.
  • Schallmo, Daniel: Jetzt digital transformieren: So gelingt die erfolgreiche Digitale Transformation Ihres Geschäftsmodells. Springer Gabler, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-14568-2.
  • Weinreich, Uwe: Lean Digitization – Digitale Transformation durch agiles Management. Springer Gabler, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-662-50501-4.
  • Westermann, Georg / Bonnet, Didier / McAfee, Andrew: Leading Digital: Turning Technology into Business Transformation. Harvard Business Review Press, New York 2014, ISBN 978-1-62527-247-8.
  • Moskaliuk, Johannes: Beratung für gelingende Leadership 4.0. Springer, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-23708-0.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Johannes Moskaliuk: Leadership 4.0: Buzzword oder wichtiger Trend für Personal- und Organisationsentwicklung? In: wissensdialoge.de. 11. April 2017, abgerufen am 5. Dezember 2018.
  2. Sigrid Endres, Jürgen Weibler: Plural Leadership: Eine zukunftsweisende Alternative zur One-Man-Show (= essentials). Springer, 2019, ISBN 978-3-658-27115-2.
  3. Lindsay Larson, Leslie A. DeChurch: Leading teams in the digital age: Four perspectives on technology and what they mean for leading teams. In: The Leadership Quarterly. Band 31, Nr. 1, 2020, S. 101377, doi:10.1016/j.leaqua.2019.101377.
  4. Westermann u. a., 2012.
  5. Brynjolfsson/McAfee, 2014.
  6. vgl. auch den Lean Start-Up-Ansatz nach Eric Ries, 2015.
  7. vgl. Creusen