Dougong
Dougong (chinesisch
Die Verwendung von Dougong erschien zuerst in Gebäuden der späten Jahrhunderte v. Chr. und entwickelte sich zu einem Kragarmsystem, das Säulen und Balken mit dem Dachrahmen verband. Dougong wurde im alten China während der Frühlings- und Herbstperiode (770–476 v. Chr.) häufig verwendet. Die Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt während der Tang- und Song-Dynastien. Die Teile können aufgrund der Präzision und Qualität der Arbeiten, alleine durch handwerkliche Holzverbindungen, ohne Klebstoffe oder metallische Verbindungsmittel zusammengebaut werden. Nach der Song-Dynastie hatten die Strukturelemente eher dekorative Bedeutung, wenn sie in palastartigen Bauten und wichtigen religiösen Gebäuden verwendet wurden, sind also nicht mehr mit den traditionellen „Dougong“ zu vergleichen.
Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dougong sind Verbindungselemente, die für die Holzrahmenkonstruktion eines traditionellen chinesischen Gebäudes unerlässlich sind, da die Wände in diesen Bauwerken nicht tragend sind (Vorhangwände) und manchmal aus Gitterwerk, Schlamm oder anderen empfindlichen Materialien bestehen. Die Wände haben dabei die Funktion, Räume abzugrenzen, anstatt Lasten zu tragen.
Mehrere ineinandergreifende Bracketsätze werden gebildet, indem ein großer quadratischer Holzblock (dou) auf einem tragenden Balken platziert wird, um eine solide Basis für den horizontal liegenden Jochbalken (gong) zu schaffen, die den Balken oder einen anderen Gong darüber stützen. Die Funktion von „dougong“ besteht darin, das Gewicht der horizontalen Balken, die die tragenden Elemente (Säulen, Balken) überspannen, verstärkt zu unterstützen, indem das Gewicht der horizontalen Balken über einen größeren Bereich auf die Säulen übertragen wird.[1] Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden und über mehrere Stockwerke verlaufen. Durch das Hinzufügen mehrerer solcher ineinandergreifenden Bausätze oder „Dougong“ werden die horizontalen Balken bei der Übertragung ihres Gewichts auf eine Säule weniger beansprucht. Mehrere Dougong erlauben auch, dass derartige Bauten weniger starr sind und damit den Belastungen durch Erdbeben besser widerstehen.
Während der Ming-Dynastie kam es zu einer Innovation durch die Erfindung neuer Holzkomponenten, die Dougong beim Tragen des Daches unterstützten. Dies ermöglichte es Dougong, Gebäuden in der traditionellen chinesischen Integration von Kunst und Funktion ein dekoratives Element hinzuzufügen. Die Bausätze wurden kleiner und zahlreicher. Die Dougong konnten unter Dachvorsprüngen eingehängt werden, die wie anmutige Blumenkörbe wirken und gleichzeitig das Dach stützen.[2]
Der Bao’en-Tempel von Pingwu in Sichuan ist ein gutes Beispiel für den Ming-Stil. Er hat 48 Typen und 2200 Sets Dougong, die ihn unterstützen und verzieren. Es handelt sich um einen gut erhaltenen Klosterkomplex aus dem 15. Jahrhundert im Nordwesten der Provinz Sichuan, China. Er wurde von Wang Xi, einem lokalen Machthaber, zwischen 1440 und 1446 während der Herrschaft von Kaiser Yingzong (1427–1464) in der Ming-Dynastie (1368–1644) erbaut.[3]
Das Bausystem in Japan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die mehrteiligen Kragarmsysteme werden in Japan Tokyō (japanisch
Zeitgenössische Ansätze zur Weiterentwicklung des Tragsystems
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit The House of Three Trees schufen die Architekten und Bauforscher JK-AR aus Soul ein Pilotprojekt, mit dem das historische Tragsystem unter Nutzung heutiger digitaler Entwurfs- und Fertigungstechniken weiterentwickelt wurde.
Beim Green Building Supermarkt Wiesbaden-Erbenheim wurden ressourcenschonende und zukunftsweisende Potenziale des Holzbaus und des Fertigbaus entwickelt. Beim Gebäudetragwerk wird auf Wiederverwertbarkeit und CO2-Speicherung gesetzt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liang Ssu Cheng: Chinese Architecture. A Pictorial History. Dover Publications, Mineola (New York) 2005, ISBN 0-486-43999-2. (englisch)
Galerie
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Dougong Kragarmsystem Eastern Han (25–220 v. Chr.) Ära Architekturmodell eines Wachturms
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Ein steingeschnitztes Relief über einem Höhleneingang der Yungang-Grotten (Provinz Shanxi) zeigt eine Nachahmung des Dougong-Kragarmsystems, Nördliche Wei-Dynastie (386–535 v. Chr.)
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Dougong in Japan
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Dougong in Nordkorea
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Dougong in Südkorea
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Dougong in Vietnam
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dougong Brackets. (
斗 拱 Dougong). ( vom 2. März 2014 im Internet Archive) In: China Info Online (englisch) - Chinese Architecture. ( vom 11. Juli 2010 im Internet Archive) In: Pasadena City College (englisch)
- William Watson: The Arts of China to A.D. 900. Hrsg.: Nikolaus Pevsner (= Yale University Press Pelican History of Art. Band 1). 1. Auflage. The Yale University Press, Hongkong, Singapur 1995, ISBN 978-0-300-08284-5 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
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斗 拱. In: web2.nmns.edu.tw. National Museum of Natural Science (Taiwan)國立 自然 科學 博物館 , archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. November 2022; abgerufen am 24. Oktober 2023 (chinesisch). - ↑ Dougong Brackets (
斗 拱 Dougong). In: chinainfoonline.com. China Info, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juli 2008; abgerufen am 24. Oktober 2023 (englisch). - ↑ Ancient Charm Remains Intact. In: english.people.com.cn. People’s Daily, 25. März 2001, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. März 2005; abgerufen am 24. Oktober 2023 (englisch).
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斗 栱(読 み)トキョウ. In: kotobank.jp. Kotobank, Carta Holdings, Inc., abgerufen am 24. Oktober 2023 (japanisch, Begrifflichkeit im Holzbau und Architektur: tokyo [斗 拱] und daitohijiki [大 斗 肘木 ]). - ↑
大 斗 肘木 (読 み)だいとひじき. In: kotobank.jp. Kotobank, Carta Holdings, Inc., abgerufen am 24. Oktober 2023 (japanisch, Begrifflichkeit im Holzbau und Architektur: tokyo [斗 拱] und daitohijiki [大 斗 肘木 ]).