Edokko
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Edokko (japanisch
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Tokugawa Ieyasu nach der Machtergreifung seine Residenz in Edo groß ausbaute und dann alle Daimyō im Rahmen des sankin kōtai verpflichtet wurden, Stadt-Residenzen zu unterhalten, wurden Arbeiter, Handwerker und Händler in großer Zahl gebraucht. In der Kyōhō-Zeit (1716–36) hatte so die Zahl der „Städter“ (chōnin) eine halbe Million erreicht. (Dazu kam noch einmal eine halbe Million Schwertadel.) Der Anteil der „echten Edokko“ (
Durch das Zusammenleben auf engem Raum in der Großstadt bildete sich nicht nur ein eigener Dialekt heraus, es entstanden auch eigene Verhaltensformen, z. B. im Umgang mit Geld. Insbesondere die Handwerker, Fischhändler, Anstreicher (sakan), die (oft tätowierten) Feuerwehrleute an der Brandfront (tobi no mono), die Warenausträger sagten von sich „Wir sind die Edokko“ (
Der Geschichtswissenschaftler und Spezialist für die Edo-Zeit Nishiyama Matsunosuke (1912–2012) gibt die Kennzeichen für ein Edokko in Redewendungen (die in verschiedenen Varianten existieren) wie folgt wieder:
- „Den Dachschmuck der Edo-Burg sehend mit (kostbarem) Leitungswasser aufwaschen.“ (
江戸城 の鯱 をみて水道 の水 で洗 い上 げる, Edo-jō no shachi o mite, suidō no mizu de araiageru). - „Nicht am Gelde hängen! Es immer für das Beste, Neueste ausgeben.“ (
金離 れがよい, Kanebanare ga yoi). - „Unter dem Sonnenschirm der Amme verwöhnt aufwachsen.“ (
乳母 日傘 での高級 な育 ち, Onba hikasa deno kōkyū na sodachi). - „Wirklich aufgewachsen in Edo, ein echtes Edokko.“ (
江戸 生粋 の生 え抜 き, Edo kissui no haenuki).
Die wesentlichen Kennzeichen dürften iki – etwa Lebensfreude – und hari – etwa Beharrlichkeit – sein. Santō Kyōden u. a. gehen in ihren Büchern auf das Edokko und dessen Lebensweise ein, spätestens in der Bunsei-Zeit (1818–30) war das ein Teil der „Groß-Edo-Kultur“ (Ō-Edo bunka). Diese Kultur war typisch für Edo und unterschied sich deutlich von der feinen Lebensweise in der Kaiserstadt Kyoto und der auf Geld bedachten in Osaka.
Der Held Hanakawado Sukeroku in dem Kabuki-Stück Sukeroku yukari Edo-zakura aus der Serie Kabuki no jūhachi-ban stellt ein typisches Edokko dar. Der populäre Einakter spielt in Yoshiwara, wo sich Sukeroku, um die Kurtisane Agemaki werbend, am Ende gegen den reichen, bösartigen Patron Ikyu durchsetzt. Neben Kabuki gehörten Yoshiwara, Sumo, die großen Feste der Schreine (Matsuri) und das jährliche Großfeuerwerk über dem Wasser zum Lebensstil des Edokko.
Als mit Beginn der Meiji-Zeit Edo zu Tokio wurde, gab es Versuche, das Edokko zu bewahren; 1899 erschien sogar eine Zeitung unter diesem Namen. Aber mit der Zusammenführung der Stände zur modernen Einheitsgesellschaft hat sich der Begriff von einer Lebensform zu einem Namensschild gewandelt, das sich jeder Tokioter anstecken kann. Im Kabuki und in Historienfilmen (Jidai-geki) lebt das echte Edokko natürlich weiter.
Redewendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]江戸 っ子 は五月 の鯉 の吹流 し, Edokko wa satsuki no koi fukinagashi – „Das Edokko ist, wie beim Koinobori im Mai, ein aufgeblasener Karpfen: Großes Maul und nichts dahinter.“江戸 っ子 は宵越 しの銭 は使 わぬ, Edokko wa yoigoshi no zeni tsukawanu – „Das Edokko hat für das Prassen am nächsten Tag keinen Cent mehr übrig.“江戸 者 の生 まれ損 ない金 を溜 む, Edomono no umare zokonai kane o tamu – „Das Edomono hat (im Gegensatz zum Edokko) die angeboren schlechte Eigenschaft, Geld anzuhäufen.“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A. Halford, G. Halford: The Kabuki Handbook. Tuttle, 1956, ISBN 0-8048-0332-3.
- M. Nishiyama: Edo Culture. Übers. u. hrsg. von Gerald Croemer. University of Hawai'i Press, 1997, ISBN 0-8248-1736-2, S. 41 ff.
- M. Nishiyama, M. Takeuchi: Edo sambyaku-nen (2). Edokko no seitai (
江戸 三 百 年 2江戸ッ子 の生態 ). Kodansha, 1975, ISBN 4-06-115816-3, S. 202 ff. - M. Nishiyama, S. Ogi: Edo sambyaku-nen (3). Edo kara Tōkyō e (
江戸 三 百 年 3江戸 から東京 へ). Kodansha, 1975, ISBN 4-06-115817-1. - Eiji Orii: Kurashi no Naka no kotowaza jiten (
暮 らしの中 のことわざ辞典 ). 3. Auflage. Shueisha, 1965, ISBN 4-08-400123-6.