Hexenring

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Feen- oder Hexenring
Hexenring von Pilzen
Hexenring auf einer Wiese am Sperrberg, Niedergailbach
Hexenring auf einer Wiese nahe Gelnhausen (Hessen, Deutschland)

Als Hexenringe oder Feenringe werden halbrunde oder runde Wuchsbilder von Pilz-Fruchtkörpern bezeichnet, die dadurch entstehen, dass das Myzel eines Pilzes in alle Richtungen gleich schnell wächst.[1] Die Durchmesser dieser Gebilde können altersabhängig sehr groß werden. Hexenringe werden von verschiedenen Pilz-Arten an ganz unterschiedlichen Standorten gebildet.

Am Ende der Myzelfäden bildet sich das, was der Volksmund als „Pilz“ bezeichnet, der sichtbare Fruchtkörper. Da mit der Zeit die Nährstoffe im Boden im inneren Bereich der „kreisförmigen Pilzansammlung“ zur Neige gehen, stirbt das Myzel dort ab und übrig bleibt eine ringförmige Struktur, der sogenannte Hexenring. In der Regel ist ein Hexenring daher ein einziger Organismus. Bei günstigen Bedingungen kann das Myzel sehr schnell Fruchtkörper bilden, somit können solche Ringe buchstäblich über Nacht entstehen. Im Allgemeinen haben Hexenringe Durchmesser von 20 cm bis zu einigen Metern. Der größte bisher entdeckte Ring maß etwa 600 Meter im Durchmesser.[2] In Europa können bei mehr als 60 der bekannten Pilzarten solche Ringstrukturen vorkommen.

Auf Rasen verursachen die Pilze häufig ganzjährig sichtbare Verfärbungen, weshalb Hexenringe auch zu den Rasenkrankheiten gezählt werden.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Doyle: Fairy Rings and Toadstools, 1875

Der Name Hexenring oder Feenring geht auf den Volksglauben zurück, da man in diesen runden Formen Versammlungsorte der Hexen oder Feen sah, deren Betreten magisch oder verboten war.[3] Wachstumsorte besonderer Pflanzen, zum Beispiel solcher mit speziellen Heileigenschaften, werden in den verschiedenen Kulturen mit Geistwesen verbunden.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor allem in Namibia sind auch sogenannte Feenkreise beobachtet worden. Dabei handelt es sich nicht um Kreise sichtbarer Pilzfruchtkörper, sondern um Ringstrukturen höherer Pflanzen, zumeist von Gräsern. Sehr wahrscheinlich geht das kahle Innere der Kreise auf die Tätigkeit der Sandtermiten Psammotermes allocerus zurück, die im Umfeld ihres Nestes das Gras abfressen.

Dr. Stephan Getzin von der Abteilung für Ökosystemmodellierung an der Universität Göttingen vertritt die Theorie, die Feenkreise in Namibia entstünden durch Wasserknappheit. Durch eine kreisförmige, ein ideales Verhältnis von Umfang zu Fläche bildende, Verteilung der umstehenden Gräser nutzten diese gemeinsam das verfügbare Wasser in den tieferen Erdschichten im Inneren des Feenkreises. Diese Anpassung an die äußeren Einflüsse sei durchaus als eine Art Schwarmintelligenz zu bezeichnen.[4]

Des Weiteren werden manchmal auch kreisförmig ausgetretene Grasnarben als Hexenringe bezeichnet, die in der Brunftzeit der Rehe entstehen können, wenn der Rehbock die Ricke treibt. Allerdings sind diese nur selten genau kreisförmig.

Feenringe sind aber auch außerhalb der Pilzvegetation zu beobachten, z. B beim Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens). Stirbt ein Baum ab und fällt um oder aber wird gerodet, dann brechen viele Sprossen spontan aus und entwickeln sich um den Umfang des Baumstamms. Innerhalb kurzer Zeit nach dem Austrieb entwickelt jeder Spross sein eigenes Wurzelsystem, wobei die dominanten Sprosse einen Baumring um die Wurzelkrone oder den Stammstumpf bilden. Dieser Baumring wird ebenfalls als Feenring bezeichnet.[5]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hexenring bildende Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hexenring des Nebelgrauen Trichterlings
Clitocybe nebularis als Teil eines Rings

Es sind etwa 60 Pilzarten bekannt, die zu Hexenringen wachsen.[6]

Einer der größten jemals entdeckten Hexenringe wurde nahe Belfort in Frankreich gefunden. Dieser von Mönchsköpfen gebildete Ring hat einen Durchmesser von ungefähr 600 Meter und das Alter wird auf über 700 Jahre geschätzt.[2] In den South Downs im Süden von England gibt es große Hexenringe aus Maipilzen, deren Alter auf mehrere hundert Jahre geschätzt wird.[7]

Nachfolgend eine Auswahl einiger Arten, die im Hexenring wachsen können:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hexenringe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hexenring – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter H. Raven, Ray F. Evert, Susan E. Eichhorn: Biologie der Pflanzen. 4. Auflage. de Gruyter, 2006, ISBN 978-3-11-018531-7, S. 315.
  2. a b P. H. Gregory: Fairy rings; Free and tethered. In: Bulletin of the British Mycological Society. 16. Jahrgang, Nr. 2, 1982, S. 161–163, doi:10.1016/S0007-1528(82)80013-8.
  3. Hanns Bächtold-Stäubli: Bd. 3: Freen – Hexenschuß. In: Eduard Hoffmann-Krayer (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Unveränd. photomechan. Nachdr. d. Ausg. 1930/1931. de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-11-085804-4, S. 1881.
  4. Stephan Ueberbach: Deutscher Wissenschaftler: Phänomen der Feenkreise in Namibia entschlüsselt? Abgerufen am 5. April 2024.
  5. Film von Gordian Arneth: Die Baumkletterer von Kalifornien (360° - GEO Reportage). In: Youtube. MedienKontor / ARTE, 2015, abgerufen am 16. März 2023 (ge).
  6. a b c d e f g P. M. Kirk, P. F. Cannon, D. W. Minter, J. A. Stalpers: Dictionary of the Fungi. 10th Auflage. CABI, Wallingford 2008, ISBN 978-0-85199-826-8, S. 253.
  7. John Ramsbottom: Mushrooms & Toadstools. Collins, 1953, ISBN 1-870630-09-2, S. 125.
  8. P. J. Edwards: Effects of the fairy ring fungus Agaricus arvensis on nutrient availability in grassland. In: New Phytologist. 110. Jahrgang, Nr. 3, 1988, S. 377–381, doi:10.1111/j.1469-8137.1988.tb00275.x.
  9. B. Wang, B. Lu, D. H. Jia: Genetic relationships between Agaricus campestris fruit bodies from fairy rings based on ISSR markers. In: Acta Edulis Fungi. 16. Jahrgang, Nr. 4, 2009, ISSN 1005-9873, S. 1–4 (chinesisch).
  10. Benjamin: Mushrooms: poisons and panaceas. S. 305.
  11. a b Y. Terashima, T. Fukiharu, A. Fujiie: Morphology and comparative ecology of the fairy ring fungi, Vascellum curtisii and Bovista dermoxantha, on turf of bentgrass, bluegrass, and Zoysiagrass. In: Mycoscience. 45. Jahrgang, Nr. 4, 2004, S. 251–260, doi:10.1007/s10267-004-0183-y.
  12. Antonio Carluccio: The Complete Mushroom Book. Quadrille, 2003, ISBN 1-84400-040-0, S. 75.
  13. a b c C. H. Dickinson: Fairy rings in Norfolk. In: Bulletin of the British Mycological Society. 13. Jahrgang, Nr. 2, 1979, S. 91–94, doi:10.1016/S0007-1528(79)80005-X.
  14. Chanterelle Fairy Ring.
  15. C. G. Dowson, A. D. Rayner, L. Boddy: Spatial dynamics and interactions of the woodland fairy ring fungus Clitocybe nebularis. In: New Phytologist. 111. Jahrgang, Nr. 4, 1989, S. 699–705, doi:10.1111/j.1469-8137.1989.tb02365.x.
  16. Olof Hjelm: Analysis of halogenated organic compounds in coniferous forest soil from a Lepista nuda (wood blewitt) fairy ring. In: Chemosphere. 32. Jahrgang, Nr. 9, 1996, ISSN 0045-6535, S. 1719–1728, doi:10.1016/0045-6535(96)00089-6.
  17. E. Horak, A. E. Wood: Cortinarius Fr. (Agaricales) in Australasia. 1. Subgen. Myxacium and subgen. Paramyxacium. In: Sydowia. 42. Jahrgang, 1990, S. 88–168 (zobodat.at [PDF]).
  18. V. S. Evenson: Mushrooms of Colorado and the Southern Rocky Mountains. Big Earth Publishing, 1997, ISBN 978-1-56579-192-3, S. 121 (google.com).
  19. M. Eppinger: Field Guide to Mushrooms and Other Fungi of Britain and Europe. New Holland Publishers, 2006, ISBN 978-1-84537-474-7, S. 114 (google.com).
  20. J. Mercier, T. D. Carson, D. B. White: Fairy rings in turf associated with the bird’s nest fungus Cyathus stercoreus. In: Plant disease. 83. Jahrgang, Nr. 8, 1999, ISSN 0191-2917, S. 781, doi:10.1094/pdis.1999.83.8.781d.
  21. Linus Zeitlmayr: Wild Mushrooms: An Illustrated Handbook. Garden City Press, Hertfordshire, 1976, ISBN 0-584-10324-7, S. 80.
  22. A. H. Smith, E. E. Morse: The Genus Cantharellus in the Western United States. In: Mycologia. 39. Jahrgang, Nr. 5, 1947, S. 497–534 [508–510].
  23. K. H. McKnight, R. T. Peterson, V. B. McKnight: A Field Guide to Mushrooms: North America. Houghton Mifflin Harcourt, 1998, ISBN 978-0-395-91090-0, S. 209 (com.au).
  24. D. M. Huffman: Mushrooms and Other Fungi of the Midcontinental United States (Bur Oak Guide). University of Iowa Press, Iowa City, Iowa 2008, ISBN 978-1-58729-725-0, S. 85 (com.au).
  25. Cornelis Bas, Th. W. Kuyper, M. E. Noordeloos: Flora Agaricina Neerlandica – 3. CRC Press, 1995, ISBN 978-90-5410-616-6, S. 74–75 (google.com).
  26. J. H. Choi, K. Fushimi, N. Abe, H. Tanaka, S. Maeda, A. Morita, M. Hara, R. Motohashi, J. Matsunaga, Y. Eguchi, N. Ishigaki, D. Hashizume, H. Koshino, H. Kawagishi: Disclosure of the „fairy“ of fairy-ring-forming fungus Lepista sordida. In: Chembiochem. 11. Jahrgang, Nr. 10, 2010, S. 1373–1437, doi:10.1002/cbic.201000112, PMID 20486242.
  27. Jean-Louis Lamaison, Jean-Marie Polese: The Great Encyclopedia of Mushrooms. Könemann, 2005, ISBN 3-8331-1239-5, S. 89.