Karl M. Doll

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Karl M. Doll, 2000

Karl Maria Doll (* 2. Dezember 1921 in Erding; † 17. Dezember 2005 ebenda) war ein deutscher Kirchenmusiker, Komponist und Lehrer.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl M. Doll war der Sohn des Chorleiters und Komponisten Theodor Doll[1] und dessen Ehefrau Elisabeth, einer Opernsängerin war. Er wuchs in Erding auf und erhielt ersten Musikunterricht in Klavier, Violine und später Orgel durch seine Eltern. Mit Kriegsabitur am Aufbaugymnasium in Freising 1939 eingezogen kam er zur Flak, dann zum Musikcorps als Es-Tubist und Kontrabassist und wurde später Pilot. Im April 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und sicherte sein Überleben durch Gründung einer Kapelle, für die er mangels Noten Arrangements und eigene Kompositionen anfertigte. „Politische Unzuverlässigkeit“ brachte ihm die Deportation nach Sibirien ein, von wo er im September 1948 zurückkehrte. Er begann ein Studium der Musikwissenschaft an der LMU München und studierte von 1950 bis 1953 Kirchenmusik an der Musikhochschule München u. a. bei Heinrich Wismeyer.[1] Unter seinen Studienkollegen waren Franz Lehrndorfer und Karl Richter.

Doll gründete 1950 den Erdinger Motettenchor und war zeitweilig „Organist and Choir Director“ am US-Stützpunkt der Berliner Luftbrücke in Erding. 1956 trat er in Erding in den Dienst der evangelisch-lutherischen Kirche als hauptamtlicher Kantor ein. Er gründete 1955 die Kantorei Erding,[2] die sich vornehmlich Werken von Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz widmet. Erste größere Aufführungen waren zum Beispiel Bachs Johannes-Passion und das Weihnachtsoratorium. 1959 wurde er erster Dirigent des neu gegründeten Erdinger Kammerorchesters.[3] Doll war außerdem einer der Initiatoren für die Gründung der Kreismusikschule Erding.[4]

Später wurde Doll zudem Bezirkskantor und Kirchenmusikdirektor[3] im Dekanatsbezirk Rosenheim. Im Ruhestand übernahm er eine kleine Kantorenstelle in Haag in Oberbayern, wo er bis zuletzt wirkte.[5]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Doll war seit 1953 mit Lieselotte geb. Ehricke verheiratet. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Nach der Trennung der Eheleute im Jahr 1990 heiratete Doll Elfriede Klinger, mit der er eine Tochter hatte, die Ärztin und Pianistin Johanna Doll (* 1990).[6][7][8]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doll wurde 1980 einer der ersten Träger des 1979 neugeschaffenen Erdinger Kulturpreises.[9] Die Stadt Erding ehrte ihn 2009 mit der Widmung einer „Karl-Maria-Doll-Straße“.[10]

Kompositorisches Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partita II Durch Adams Fall Detail Kompositions-technik „geschobene Akkorde“

Dolls Schaffen konzentriert sich auf Chor-, Orchester- und Orgelmusik und orientiert sich weitgehend an den Realisationsmöglichkeiten zur Entstehungszeit. Es reicht von Chorsätzen für den kirchlichen Gebrauch und umfangreichen Orgelwerken bis zu den beiden Oratorien Der Glaube und Die zehn Gebote, die zum Lutherjahr 1995 entstanden.

Stilistisch lässt sich das Schaffen zwischen Neoromantik und Postmoderne einordnen. Kennzeichnend sind die gleichzeitige Verwendung klassischer und zeitgenössischer Techniken in fließendem oder gegenüberstellendem Wechsel innerhalb der Werke. Neben der erkennbaren Vorliebe für Bach und Messiaen sind „geschobene Akkorde“ charakteristisch, verwobene Vier- und Fünfklänge, die sich in Halb- und Ganztonschritten unter Erhalt der Stimmführung bewegen. Besonders klare Beispiele sind die „Partita VII (op. 607) Nun lasst uns den Leib begraben“ (darin der Spiegelkanon im Sopran und Bass) oder die „Partita II (op. 602) Durch Adams Fall“ (darin „Ein Leuchten nah und ferne“ – siehe Musikbeispiel).

Das bislang unveröffentlichte Doll-Werkverzeichnis umfasst über 1500 Einzelwerke.

Verlegte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Psalm 73: Dennoch bleibe ich stets an dir ; für 5stg. gem. Chor (1983)[11]
  • Erdinger Blockflötenheft. Sextette, Quintette (1992)[12]
  • Fuge C-A-E (Orgel)[13]
  • 7 freie Stücke für Orgel (Präludium op. 622. Ludium IV op. 650. Ludium VI op. 653. Ludium VII op. 658. Ludium VIII op. 654. Postludium in C op. 625. Postludium op. 644)[14]
  • Zwei Partiten für Orgel (op. 604 Nun komm der Heiden Heiland u. op. 643 Nun bitten wir den Hl. Geist) (1993)[15]
  • Partita VII: Nun laßt uns den Leib begraben (Mel. M. Weiße) für Orgel (op. 607)[16]
  • Ludien X und XI (op. 659 u. 660) für Orgel[17]
  • Ludium 21 für Violine und Klavier (op. 1561)[18]
  • Sonate für Orgel (op. 609)[19]
  • Passacaglia und Fuge: Wir glauben all an einen Gott (Mel. M. Luther); für Orgel (op. 610)[20]
  • Sonate für Oboe dámore und Klavier /Cembalo (op. 934)[21]
  • Klavierstücke. Leicht / 1 (1997)[22]
  • Klavierstücke. Leicht – Mittelschwer / 2 (1997)[23]
  • Klavierstücke / 3 (1997)[24]
  • Partita X (op. 680) (für Orgel)[25]
  • Ludien XIII bis XVI für Orgel (op. 677, 679, 681 u. 682)[26]
  • Pfingstintroitus (Orgel, 1998)[27]
  • Partita Wir danken dir, Herr Jesu Christ (Orgel, vermutlich 1998)[28]
  • Festouverture op. 803 (für großes Orchester) (1998)[29]
  • Missa brevis für gemischten Chor, Solo Sopran und Orgel (op. 926)[30]
  • 3 Werke für Orgel (Betrachtung über „Christum wir sollen loben schon“, op. 683. Praeludium im alten Stil, op. 624. Ludium XII, op. 675)[31]
  • Ludium 20: für Violine und Klavier (opus 898)[32]
  • Mit dem Chor durchs Kirchenjahr : Motetten und Choralsätze zu Wochensprüchen und Wochenliedern (2006)[33]
  • Orgel Begleitsätze (Sammlung)[34]
  • Melodieheft Bayern (Sammlung)[35]

Diskographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Maria Doll-Orgelwerke (Susanne Doll, Basel)[36]
  • Karl Maria Doll-Orgelwerke II (Regina Doll-Veihelmann)[37]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Doll, Karl Maria. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  2. Archivierte Kopie (Memento vom 4. Februar 2010 im Internet Archive), abgerufen am 25. Dezember 2009
  3. a b Erdinger Kammerorchester. Abgerufen am 5. März 2021.
  4. Kurzchronik - Kreismusikschule Erding. Abgerufen am 5. März 2021.
  5. Das Erbe des Karl-Maria Doll. In: OVB online. 21. Dezember 2010, abgerufen am 19. Juli 2021.
  6. Vita. Abgerufen am 14. Januar 2024 (deutsch).
  7. Hannover: Nach einem Schicksalsschlag wurde die Pianistin Klinik-Ärztin. 8. September 2023, abgerufen am 14. Januar 2024.
  8. Süddeutsche Zeitung: Johanna Doll zu Gast. 20. Februar 2019, abgerufen am 14. Januar 2024.
  9. Ehrenring, Kulturpreis, Kulturpreisträger. In: Landkreis Erding. Archiviert vom Original am 24. Oktober 2007; abgerufen am 8. März 2022.
  10. Stadt Erding (Memento vom 10. April 2011 im Internet Archive), abgerufen am 25. Dezember 2009
  11. Tonos / Edition Binder 131038, Brombach 1983 / StaBi Mchn BV001287733
  12. StaBi Mchn BV008860553 sowie Arion-Verlag München / StaBi Mchn BV008860551
  13. Strube München Ed. 3050, 1990 / StaBi Mchn BV004499540
  14. Arion-Verlag 1118, München 1993 / StaBi Mchn BV008322883
  15. Arion Verlag 1119, München 1993 / StaBi Mchn BV008322882
  16. Ardeo-Ed., Erding 1995 / StaBi Mchn BV013929991
  17. Ardeo-Ed., Erding 1995 / StaBi Mchn BV013929961
  18. Ardeo-Ed., Erding 1995 / StaBi Mchn BV013930194
  19. Ardeo-Ed., Erding 1995, StaBi Mchn BV013929956
  20. Ardeo-Ed., Erding 1995 / StaBi Mchn BV013929953
  21. Ardeo-Ed. Erding, 1995 / StaBi Mchn BV013930182
  22. StaBi Mchn BV013930215
  23. StaBi Mchn BV013930218
  24. StaBi Mchn BV013930223
  25. Ardeo-Ed., Erding 1997 / StaBi Mchn BV013930158
  26. Ardeo-Ed., Erding 1997, StaBi Mchn BV013930062
  27. Edition Binder, Brombach EJB 131027 / StaBi Mchn BV013930248
  28. Ardeo-Ed., Erding / StaBi Mchn BV013930237
  29. Ardeo-Ed., Erding / StaBi BV013930203
  30. Ardeo-Ed., Erding 1998 / StaBi Mchn BV013930172
  31. Ardeo-Ed., Erding 1998 / StaBi Mchn BV013929964
  32. (2000?) StaBi Mchn BV013131927
  33. Hrsg. von Annette Pförtsch-Steinbauer, Musikvertrieb Erding, 2006 / StaBi Mchn BV013930212
  34. [Carus Verlag 19511-00]
  35. [Carus Verlag 19707]
  36. [HMP 9312, HM Produktion Fuchsmattstr. 27, CH4107 Ettlingen]
  37. [Erdinger Musik Vertrieb, D 80435 Erding]