Karl Winnacker
Karl Winnacker (* 21. September 1903 in Barmen; † 5. Juni 1989 in Königstein[1]) war ein deutscher Manager in der Chemischen Industrie und Hochschullehrer.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er wurde in Barmen als Bruder von Erich Winnacker und Sohn eines Gymnasiallehrers geboren und studierte an den Technischen Hochschulen in Braunschweig und Darmstadt. Während seines Studiums wurde er 1922 Mitglied der Landsmannschaft Guestphalia Braunschweig.[2] Mit einer Arbeit über die Oxidationsvorgänge an Motortreibstoffen wurde er in Darmstadt promoviert, sein Doktorvater war Ernst Berl.
Winnacker arbeitete von 1933 bis 1945 bei der I.G. Farben, wo er zuletzt im Werk Hoechst zum zweitwichtigsten Manager aufstieg. Zwischendurch arbeitete er für die I.G. Farben auch in Uerdingen und Schkopau. Seit Frühjahr 1933 war Winnacker Mitglied der SA und trat 1937 in die NSDAP ein. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit besuchte er auch das KZ Auschwitz.[3]
Nach der Tätigkeit bei der I.G. Farben war er unter anderem Vorstandsvorsitzender der Hoechst AG (1952–1969) und Vorsitzender des Deutschen Atomforums. Er war Autor von Lehrbüchern zur Technischen Chemie. Nach ihm wurde 1970 das Karl-Winnacker-Institut als Instrument der DECHEMA e. V. benannt, das seit 2012 unter dem Namen DECHEMA-Forschungsinstitut eigenständig ist. In den 1970er Jahren war er Honorarprofessor für angewandte Chemie an der Universität Frankfurt am Main. Im Jahr 1972 war er Preisträger des Werner-von-Siemens-Rings und 2002 wurde ihm posthum zusammen mit Helmut Ringsdorf der Aachener und Münchener Preis für Technik und angewandte Naturwissenschaften der Carl-Arthur Pastor-Stiftung in Aachen verliehen.
Winnacker war viele Jahre lang Vorsitzender des Marburger Universitätsbundes.[4] Seit 1991 verleiht dieser Bund, der sich selbst als eine Vereinigung von Freunden und Förderern der Marburger Universität[5] bezeichnet, den Karl-Winnacker-Preis.
Auch das Deutsche Atomforum verleiht seit 1973 einen Karl-Winnacker-Preis. Winnacker war Gründer und erster Präsident 1959 bis 1973. Mit dem Preis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich besonders um das Verständnis der Öffentlichkeit für die friedliche Nutzung der Kernenergie verdient gemacht haben.
Winnacker war Mitglied der Landsmannschaft Normannia Darmstadt im Coburger Convent. 1977 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[6]
Bekannt geworden ist er auch als Herausgeber des Handbuches Winnacker-Küchler: Chemische Technik.
Es gibt auch ein (von Winnacker gestiftetes) Stipendium für Nachwuchswissenschaftler.
Seine Söhne sind der Biochemiker und Wissenschaftsmanager Ernst-Ludwig Winnacker und der Experimentalphysiker Albrecht Winnacker.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1957: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 1962: Gauß-Weber-Medaille der Universität Göttingen
- 1963: Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main
- 1963: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
- 1968: Carl-Duisberg-Plakette
- 1968: Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main
- 1961: Bayerischer Verdienstorden
- 1972: Werner-von-Siemens-Ring[1]
- 1974: Ehrenkommandeur des britischen Empire-Ordens
- 2002: Aachener und Münchener Preis für Technik und angewandte Naturwissenschaften
- Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nie den Mut verlieren. Erinnerungen an Schicksalsjahre der deutschen Chemie. Econ, München 1983, ISBN 3430197902.
- Chemische Technik. 8 Bände. Wiley-VCH 2004 bis 2006 (als Herausgeber mit Leopold Küchler, Roland Dittmeyer).
- Chemische Technologie. 7 Bände. Hanser Verlag, 4. Auflage 1981 bis 1986 (als Herausgeber mit Leopold Küchler).
- Karl Winnacker, Karl Wirtz: Das unverstandene Wunder. Kernenergie in Deutschland. Econ, Düsseldorf-Wien 1975, ISBN 3-430-19792-9.
- Schicksalsfrage Kernenergie. Econ, München 1978, ISBN 3-430-19793-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Karl Winnacker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Winnacker im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Winnacker, Karl. Hessische Biografie. (Stand: 2. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Diana Tobias: KARL WINNACKER – Ringträger 1972. Abgerufen am 25. Juni 2019 (deutsch).
- ↑ Berthold Ohm, Alfred Philipp (Hrsg.): Anschriftenverzeichnis der Alten Herren der Deutschen Landsmannschaft. Teil 1. Hamburg 1932, S. 179.
- ↑ Stephan H. Lindner: Hoechst. Ein I.G.Farben-Werk im Dritten Reich. München 2005.
- ↑ Kleine Chronologie des Marburger Universitätsbundes. In: Geschichte › Chronologie. 2008. Auf Uni-Marburg.de, abgerufen am 19. Januar 2023.
- ↑ FR online: Liz Mohn erhält Karl-Winnacker-Preis.
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 262.
Personendaten | |
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NAME | Winnacker, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Hochschullehrer und Wirtschaftsführer |
GEBURTSDATUM | 1. September 1903 |
GEBURTSORT | Barmen |
STERBEDATUM | 5. Juni 1989 |
STERBEORT | Königstein im Taunus |
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Manager (Chemische Industrie)
- NSDAP-Mitglied
- Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker
- Mitglied der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Commander des Order of the British Empire
- Träger des Werner-von-Siemens-Rings
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Hochschullehrer (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
- Ehrensenator der Philipps-Universität Marburg
- Ehrendoktor der Technischen Universität Braunschweig
- Ehrendoktor der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Ehrendoktor der Philipps-Universität Marburg
- Ehrendoktor der Universität Lund
- Ehrendoktor der Universität Complutense Madrid
- Landsmannschafter
- Person (Hoechst)
- Deutscher
- Geboren 1903
- Gestorben 1989
- Mann