Katsura-Villa
Die kaiserliche Katsura-Villa (japanisch
Geschichte des Bezirks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Katsura-Bezirk war seit Jahrhunderten eine beliebte Gegend für den Bau von Landsitzen. In der Heian-Zeit hatte Fujiwara no Michinaga dort ein Landhaus, da die Mitglieder des Hofes den Bezirk als passend für die Beobachtung des Mondes betrachteten. Später kam die Gegend an die Konoe-Familie und wurde weiter hochgeschätzt.
Der hochgebildete Prinz Hachijō Toshihito, ein Nachfahre von Kaiser Ōgimachi, des 106. Tennō, und ein Bruder des 107. Tennō Go-Yōzei kam 1616 zum ersten Mal in die geschichtsträchtige Gegend und hat dann dort auch ein Grundstück erworben und ein Landhaus in einem schlichten, eleganten Stil erbaut. Nach dessen Tode verfiel das Landhaus bis sein Sohn Toshitada eine Tochter des reichsten Fürsten in Japan, Maeda Toshitsune, heiratete und damit über Mittel verfügte, setzte er das Landhaus in Stand, erweiterte es und baute auch den Garten aus.
Die Familie Hachijō nahm später den Namen Katsura an. Als in der 11. Generation Prinzessin Sumiko 1881 starb, starb damit auch die Linie aus. 1883 kam die Katsura-Villa in den Besitz des Kaisers, erhielt den Namen „Kaiserliche Nebenresidenz Katsura“ und wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs vom Ministerium für den Kaiserlichen Haushalt verwaltet. Seit 1945 bis heute ist das Kaiserliche Hofamt zuständig.
Rundgang durch den Garten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Man betritt den Garten durch das (1) Vordere Tor (
Am Weg links befindet sich ein (4) Ruhesitz (
Überquert man die (10) die Steinbrücke (
Geht man weiter am großen Teich entlang, gelangt man über eine kleine Brücke auf die größte Insel der Anlage, die aber nicht wie üblich Nakajima, sondern Ōyamashima genannt wird. Man kommt zum kleinen (13) „Gedenk-der-Blumen Teehaus“ (
Unmittelbar vor der Residenz steht das (16) „Mondwellen-Teehaus“ (
Die Residenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Eingang zur Villa ist durch das (17) Mittlere Tor (
- Das (A) Alte Shoin (
古書 院 , Koshoin) besitzt Veranden, der an der Frontseite die offene Mondbetrachtungs-Terrasse (月見台 , Tsukimi-dai) vorgebaut ist. - Dem Alten Shoin schließt sich, nach hinten versetzt, das (B) Mittlere Shoin an (
中 書院 , Chūshoin) - Den Übergang zur Neuen Residenz (
新 御殿 , Shingoten) bildet das (C) Musikinstrumentenzimmer (楽器 の間 , Gakki no ma). - Die Neue Residenz ist ebenfalls nach hinten versetzt. Dieser wurde anlässlich des ersten Besuches des Ex-Kaiser Go-Mizunoo begonnen und 1662 fertiggestellt. Der wichtigste Raum ist das Ichi-no-ma mit der aufwändig gestalteten Regalwand, für die 18 verschiedene Hölzer verwandt wurden. Die Regalwand füllt eine ganze Ecke und zählt mit den Regalwänden der Mittleren Shugakuin-Villa und der im Sampōin des Daigo-ji zu den „Drei bedeutenden Regalen“ (
天下 御棚 , tenka no sampō) Japans. - Die Wände des Mittleren Shoin und des Neuen Palasts sind mit Tuschezeichnungen von Kanō Tan’yū bzw. seiner Schule dekoriert.
Zur Gesamtanlage gehören noch zwei besondere Bambuszäune: Beim (18) „Katsura-Zaun“ (
Die Große Shōwa-Ausbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von April Shōwa 51 bis März 57 (1976–1982) wurde in sechsjähriger Arbeit die ganze Villa zerlegt und dann unter Auswechslung alter Hölzer wieder zusammengesetzt. Die Dächer wurden neu gedeckt, die Tatami ausgewechselt, die Papierbespannung der Schiebetüren erneuert. Dabei wurde modernste Technik angewandt, Hölzer mit Wurmfraß wurden mit Kunstharz verstärkt. Gleichzeitig wurden alte Techniken wiederbelebt, zu weiße Wände bekamen z. B. mit geeigneten Pulvern einen wärmeren Ton.
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Nobedan vor dem Koshikake
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Blick auf Ama-no-hashidate
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Im Shokin-tei
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Shokin-tei gesehen vom Geppa-ro
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Blick auf Gepparo
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Am östlichen Rand des großen Teiches
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Sprössling-Zaun
Bedeutung außerhalb Japans[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der deutsche Architekt Bruno Taut wurde von seinen japanischen Freunden gleich zu Beginn seines Japan-Aufenthaltes 1933 bis 1936 zum Besuch der Villa eingeladen und war von ihrer schlichten Schönheit beeindruckt. Sein damals verfasstes Buch Nippon – mit europäischen Augen gesehen wurde in Japan als Sensation empfunden, da Taut im Buch auf die Schönheit der alten japanischen Architektur hinwies, die im Japan der Modernisierung bis dahin nicht mehr beachtet worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg „pilgerten“ namhafte westliche Architekten wie Walter Gropius und Le Corbusier nach Japan und sahen sich durch den japanischen minimalistischen und rechteckigen Stil bestätigt. Der Architekt Ben van Berkel erzählte in einem Interview: „Mit 20 ging ich nach Japan, sah die Villa und wusste: Ich werde Architekt.“[2]
Der durch Tatami bedingte modulare Aufbau und die Schlichtheit der Ausstattung sind seit Alters her überall im Lande – wenn auch in kleineren Maßen – zu finden. Die Villa zählt nicht, wie z. B. der kaiserliche Akasaka-Palast in Tokyo, zu den Nationalschätzen Japans.
Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 2011: Katsura – The Photographs of Ishimoto Yasuhiro. Ausstellung der Japan Foundation im Japanischen Kulturinstitut in Köln und 2012 im Bauhaus-Archiv Berlin.
Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Dieser spielerische Ersatz eines Objektes durch ein anderes wird mitate (
見立 て) genannt. - ↑ Interview mit Florian Siebeck, in: F.A.S. Nr. 1, 7. Januar 2018, S. 46.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kunaicho Kyoto Jimusho (Hrsg.): Katsura rikyu (japanisch). o. J. Mit Fotos von Shigeo Shoji.
- Arata Isozaki und andere: Katsura Imperial Villa. Phaidon, London 2011, ISBN 978-0-714862545.
- Bruno Taut: Nippon – mit europäischen Augen gesehen. Hrsg. und mit Nachwort und Erläuterungen Manfred Speidel. Verlag Gebrüder Mann, Berlin 2011, ISBN 978-3-7861-2647-8.
- S. Noma (Hrsg.): Katsura Detached Palace. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 756.
- Arata Isozaki (Text), Yasuhiro Ishimoto (Photographien): Katsura. Der Kaiserpalast in Kyōto. 2. Auflage. Balser, Stuttgart/ Zürich 1993, ISBN 3-7630-2096-9.
- Teiji Itoh, Tadashi Yokoyama, Eiji Musha (Text); Masao Arai, Taisuke Ogawa (Photographien): Katsura: A Quintessential Representative of the Sukiya Style of Architecture. Shinkenchiku-Sha, Tokyō 1983.
- Akira Naito (Text), Takeshi Nishikawa (Photographien): Katsura: Ein Ort der Besinnung. Kodan-Sha, New York 1977.
- Yasuhiro Ishimoto: Tradition and Creation in Japanese Architecture. Yale University Press, New Haven, Connecticut 1972, ISBN 0-300-01599-2.
- Yasuhiro Ishimoto: Katsura rikyū. 2010, ISBN 978-4-89737-655-4.
- Teiji Itoh, Takeji Iwamiya: Imperial Gardens of Japan. Weatherill, New York 1970.
- Walter Gropius, Kenzō Tange (Text); Yasuhiro Ishimoto (Photographien): Katsura: Tradition and Creation in Japanes Architecture. Yale University Press, New Haven, Connecticut/Zokeie-Sha Publications, Tokyō 1960.
- Vera Wolff: "Von Westen nach Osten. Zur Stilisierung einer nationalen japanischen Ästhetik am Beispiel des deutschen Architekten Bruno Taut". In: Im Dienst der Nation. Identitätsstiftungen und Identitätsbrüche in Werken der bildenden Kunst, (=Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs Bd. 2). hg. von Matthias Krüger und Isabella Woldt, Berlin 2011, S. 31–59, ISBN 3050049367
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Koordinaten: 34° 59′ 4,8″ N, 135° 42′ 32,4″ O