Leithaprodersdorf-Gruppe
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Die Leithaprodersdorf-(Kultur-)Gruppe ist eine frühbronzezeitliche Kultur, die aus der Glockenbecher-Kultur hervorgegangen ist.[1] In weiterer Folge wird diese Kulturgruppe durch die Wieselburger Kultur abgelöst.[2] Die Bezeichnung Leithaprodersdorf-Gruppe geht auf Alois Ohrenberger zurück.[3]
Verbreitungsgebiet und Siedlungstypen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als wohl westlichstes Siedlungsgebiet (und Höhensiedlung) der Leithaprodersdorf-Gruppe ist der Jennyberg bei Mödling in Niederösterreich anzusehen. Funde von Keramik, die für diese Kulturgruppe als typisch anzusehen ist, und Spuren von Hüttenlehm zeugen davon, wenngleich auch definitive Siedlungsobjekte nicht nachgewiesen werden konnten.[4] Flachlandsiedlungen sind aus Gallbrunn und Pellendorf bekannt und in Siegendorf und Trausdorf anzunehmen. Als Höhlensiedlung, wenn auch nur für eine kurze Periode, ist die Königshöhle bei Baden (Niederösterreich) anzusehen.[5]
Handwerk und Kulturtechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Waffen und Schmuckstücke wurden aus reinem Kupfer angefertigt. Die typische Waffe der Träger dieser Kulturgruppe ist ein Kupferdolch mit einer kupfernen Klinge, die mittels vier Nieten an einer Heftplatte angebracht wurde, an der wiederum ein Griffstück aus Knochen, Holz oder Geweih befestigt war.[6]
In Frauengräbern fanden sich kupferne „Diademe“ oder Haubenbesätze, wie sie auch aus anderen Kulturgruppen der gleichen Periode (z. B. Unterwölblinger Gruppe) bekannt sind. Ebenso zählten zu den Schmuckstücken Nadeln aus Knochen und Kupfer sowie kupferne Armringe.[7] Nadeln aus Tierknochen wurden zum Zusammenhalt der Kleidung oder als Zierde verwendet.[7]
Typische Keramikerzeugnisse (Tongefäße) sind vor allem die „Leithaprodersdorf-Tasse“ (mit kugeligem Unterteil, abgesetztem, konischem Hals, gewulstetem Rand und einem Bandhenkel der sich von Unterteil bis Rand erstreckt) und die „Trausdorfer Tasse“ (im Gegensatz zur „Leithaprodersdorfer Tasse“ deutlich abgesetzter, engerer, höherer Hals und Bandhenkel unterhalb des Randes angebracht) wie auch Schalen mit Henkeln, kugelige Henkeltöpfe, konische Schüsseln und Becher und henkellose Amphoren. Verzierte Tongefäße zeigen unterhalb des Halses eingeritzte Zierbänder.[1] „Zierbänder mit eingestochenen punktgefällten konturlosen Dreiecken“, die sich sowohl auf typischen Gefäßen der Leithaprodersdorf-Gruppe als auch der Unterwölblinger-Gruppe finden, legen nahe, dass diese Kulturgruppen entweder in wirtschaftlicher Beziehung zueinander standen, oder aber einer gemeinsamen Vorläuferkultur entstammen.[8]
Fischfang und Jagd sind belegt durch Funde eines durchbohrten Fischwirbels und Eberzahnes. Als Haustiere können Hunde, Hausschwein, Hausrind und Hauspferd angenommen werden.[9]
Belegt durch Funde von Siedlungsresten in Gallbrunn und Pellendorf gelten als typische Bauten Häuser in Pfostenbauweise.[10]
Bestattungsriten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Bipolare“, sexualdifferenzierte Bestattungen in Flachgräbern wie auch in Hügelgräbern (z. B. Jois), in Hockerstellung, Männer linksgehockt mit dem Kopf nach Norden, Frauen rechtsgehockt mit dem Kopf nach Süden, sind üblich.[8] Gemeinsam ist, dass sowohl die männlichen als auch die weiblichen Verstorbenen mit Blickrichtung Osten (der aufgehenden Sonne zugewandt) bestattet wurden.[11]
Tierknochen und Tonscherben lassen auf entsprechende Bestattungsrituale rückschließen. Als typische Grabbeigaben fanden sich tönerne Tassen, Schalen und Schüsseln.[7] Perlmuttplättchen und Glasperlen zählen zu den Funden in Frauengräbern.[12]
Es finden sich auch zahlreiche Scheingräber, die dieser Kulturgruppe zuzuordnen sind.[11]
Bedeutende Fundstellen in Niederösterreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leithaprodersdorf
- Gallbrunn
- Jennyberg
- Jois
- Pellendorf
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich (= Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich. 98/101). Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St.Pölten/Wien 1994, ISBN 3-85326-004-7.
- Ernst Probst: Die Leithaprodersdorf-Gruppe. Eine Kulturstufe der Bronzezeit von etwa 2300/2200 bis 2000 v. Chr. GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-656-08137-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. S. 20.
- ↑ Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich. 1994, S. 49.
- ↑ Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. 2011, S. 17.
- ↑ Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. 2011, S. 19.
- ↑ Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. 2011, S. 18.
- ↑ Ernst Probst: Die Leithaprodersdorf-Gruppe. 2011, S. 27.
- ↑ a b c Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. 2011, S. 22.
- ↑ a b Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich. 1994, S. 56.
- ↑ Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. 2011, S. 19 ff.
- ↑ Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich. 1994, S. 51.
- ↑ a b Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. 2011, S. 23.
- ↑ Kerstin Lutteropp: Untersuchungen zu weiblichen und männlichen Bestattungen der Frühen Bronzezeit: Bestattungsgemeinschaften mit bipolar geschlechtsdifferenzierten Bestattungssitten und ihre Sozialstrukturen im Raum Niederösterreich. Inaugural-Dissertation. Bonn 2009, urn:nbn:de:hbz:5-18856, S. 20.