Natriumsilicate

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Natriumsilicate sind chemische Verbindungen aus der Gruppe der Natriumverbindungen und Silicate, die in mehreren molaren Verhältnissen vorkommen (Monosilicat, Metasilicat, Polysilicat, …). Je nach Art der Herstellung und dem Reinheitsgrad sind sie mehr oder weniger hydratisiert oder löslich. Daneben wird auch noch das Natriumsalz Na4SiO4 der Orthokieselsäure Si(OH)4 als Natriumorthosilikat bezeichnet.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Natur kommen Natriumsilicate in Form der Mineralien Ertixiit Na2Si4O9 und Natrosilit Na2Si2O5 vor.[1]

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumsilicate in amorpher Form werden durch Zusammenschmelzen von Siliciumdioxid und Natriumoxid (oder Natriumcarbonat unter Entwicklung von Kohlendioxid) in molaren Verhältnissen zwischen 1:1 bis 4:1 hergestellt. Die so erhaltenen Feststoffe werden bei etwa 150 °C und 5 bar Dampfdruck in Wasser gelöst um eine Lösung in Wasser (Natronwasserglas) zu erhalten.

Natriumorthosilicat:

Natriummetasilicat:

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumsilicate
Name Natriumorthosilicat Dinatriummetasilicat
Natriummetasilicat
E 550
Dinatriumdisilicat Dinatriumtrisilicat
Strukturformel
CAS-Nummer 13472-30-5 6834-92-0
13517-24-3 (Nonahydrat)
10213-79-3 (Pentahydrat)
13870-28-5 13870-30-9
1344-09-8 (unspezifiziert)
ECHA-InfoCard 100.033.387 100.027.193
100.106.270
100.122.400
100.034.189 100.034.191
100.014.262
PubChem 26051 23266 61699 23266
Summenformel Na4O4Si Na2O3Si Na2O5Si2 Na2O7Si3
Molare Masse 184,04 g·mol−1 122,06 g·mol−1 182,15 g·mol−1 242,23 g·mol−1
Aggregatzustand fest
Kurzbeschreibung als Reinstoff farbloser und geruchloser Feststoff
Schmelzpunkt 1018 °C[2] 1098 °C
48 °C (Nonahydrat)
72 °C (Pentahydrat)[3]
Dichte 1,39 g·cm−3[2] 2,61 g·cm−3[3]
Löslichkeit löslich in Wasser (175…350 g·l−1 bei 20 °C)[2][3]
GHS-
Kennzeichnung
Gefahrensymbol Gefahrensymbol
[4]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr[5][3]
keine Einstufung verfügbar
keine Einstufung verfügbar
H- und P-Sätze 314​‐​335 290​‐​314​‐​335[3] siehe oben siehe oben
keine EUH-Sätze keine EUH-Sätze siehe oben siehe oben
260​‐​264​‐​280​‐​301+330+331
303+361+353​‐​304+340​‐​305+351+338
310​‐​321​‐​363​‐​405​‐​501​‐​280
261​‐​271​‐​304+340​‐​312​‐​403+233
261​‐​280​‐​305+351+338​‐​310[3] siehe oben siehe oben
Tox-Daten 1150 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[3]

Natriumsilicate sind kristalline oder als Gemisch verschiedener Silicate glasartige (amorphe) Feststoffe bzw. in Wasser viskose Lösungen. Als Reinstoff sind sie farblos, technische Produkte erscheinen durch Verunreinigungen leicht blau bis grün oder gelb bis braun. Natronwasserglas reagiert infolge teilweiser Hydrolyse alkalisch. Durch das Kohlendioxid der Luft wird die Lösung allmählich neutralisiert, wobei je nach Konzentration Fällungsprodukte der Kieselsäure entstehen. Natriummetasilicat kommt daneben noch in mehreren Hydratformen vor, wobei das Nonahydrat bei 48 °C und das Pentahydrat bei 72 °C schmilzt.[3]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Silicate haben ein so breites Anwendungsgebiet, dass nur einige wichtige Anwendungen aufgeführt werden. Diese werden hauptsächlich in Form von sogenanntem Wasserglas (wasserlösliche Silicate von Alkalimetallen, vornehmlich von Natrium und Kalium) eingesetzt. Natriumsilicat wird als Bindemittel, Brandschutzmaterial sowie als Puffer und Stabilisator für Chemikalien (z. B. H2O2), für die Brikettierung von Kohle, Glas, Erz, beim Papier-Recycling, beim Beschichten von Papier und zur Metallentfettung verwendet. Es ist auch in Waschmitteln, Bleichlaugen, Seifen, Reinigungsmitteln, Zementen, Mörtel, keramischen Erzeugnissen, Anstrichfarben und kosmetischen Präparaten enthalten.

Risikobewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dinatriummetasilicat wurde 2015 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Dinatriummetasilicat waren die Besorgnisse bezüglich Verbraucherverwendung, hoher (aggregierter) Tonnage und hohes Risikoverhältnis (Risk Characterisation Ratio, RCR) sowie der möglichen Gefahr durch reproduktionstoxische Eigenschaften. Die Neubewertung fand ab 2015 statt und wurde von Lettland durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht.[6][7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Natriumsilicate – Sammlung von Bildern

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mineraliensuche (Mineralienatlas)
  2. a b c Eintrag zu Natriumsilikat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 27. Dezember 2019. (JavaScript erforderlich)
  3. a b c d e f g h Eintrag zu Dinatriummetasilikat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 28. Dezember 2019. (JavaScript erforderlich)
  4. Santa Cruz Biotechnology: Sodium orthosilicate | CAS 13472-30-5 | SCBT - Santa Cruz Biotechnology, abgerufen am 17. Juni 2023
  5. Datenblatt Sodium metasilicate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 4. Mai 2011 (PDF).
  6. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report.
  7. Community rolling action plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): disodium metasilicate, abgerufen am 20. Mai 2019.