Nietleben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen von Halle (Saale)
Wappen von Halle (Saale)
Nietleben
Stadtteil von Halle (Saale)
Lage des Stadtteils Nietleben in Halle (Saale) (anklickbare Karte)AltstadtAmmendorf/BeesenBöllberg/WörmlitzBüschdorfDamaschkestraßeDautzschDiemitzDieselstraßeDölauDölauer HeideFreiimfelde/Kanenaer WegFrohe ZukunftGesundbrunnenGewerbegebiet NeustadtGiebichensteinGottfried-Keller-SiedlungHeide-Nord/BlumenauHeide-SüdIndustriegebiet NordKanena/BruckdorfKröllwitzLandrainLettinLutherplatz/Thüringer BahnhofNietlebenMötzlichNördliche InnenstadtNördliche NeustadtPaulusviertelPlanenaRadewell/OsendorfReideburgSaaleaueSeebenSilberhöheSüdliche NeustadtSüdstadtTornauTrothaWestliche NeustadtAm Wasserturm/ThaerviertelSüdliche Innenstadt
Lage des Stadtteils Nietleben in Halle (Saale) (anklickbare Karte)
Koordinaten 51° 29′ 18″ N, 11° 53′ 23″ OKoordinaten: 51° 29′ 18″ N, 11° 53′ 23″ O.
Fläche 2,904 km²
Einwohner 2552 (31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte 879 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Juli 1950
Postleitzahl 06126
Vorwahl 0345
Bundesland Sachsen-Anhalt
Verkehrsanbindung
Autobahn A143
Bundesstraße B80
S-Bahn S 3
Straßenbahn 2
Bus 21 42
Der Heidesee in Nietleben
Evangelische Kirche
Ehemalige Häuser der Provinzial-Irrenanstalt, heute Gästehäuser
Wohnhaus des Heimatforschers Siegmar von Schultze-Galléra, Eislebener Straße 70
Pfarrhaus im Waidmannsweg

Nietleben ist ein Stadtteil im Stadtbezirk West von Halle (Saale), Sachsen-Anhalt. Am 31. Dezember 2020 hatte er 2.552 Einwohner.[1]

Die slawische Dorfgründung am Südrand des Stadtforstes Dölauer Heide wurde erstmals 1371 urkundlich erwähnt. Es war ein Bauern- und Kolonistendorf bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Nietleben gehörte zum Amt Giebichenstein im Saalkreis des Erzstifts Magdeburg.[2] 1680 kam der Ort mit dem Saalkreis zum Herzogtum Magdeburg unter brandenburg-preußischer Herrschaft. Mit dem Frieden von Tilsit wurde Nietleben im Jahr 1807 dem Königreich Westphalen angegliedert und dem Distrikt Halle im Departement der Saale zugeordnet. Der Ort gehörte zum Kanton Halle-Land.[3] Nach der Niederlage Napoleons und dem Ende des Königreichs Westphalen befreiten die verbündeten Gegner Napoleons Anfang Oktober 1813 den Saalkreis. Bei der politischen Neuordnung nach dem Wiener Kongress 1815 wurde der Ort im Jahr 1816 dem Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen angeschlossen und dem Saalkreis zugeordnet.[4]

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde im Zentrum von Nietleben eine Kirche im Stil der Neuromanik erbaut.

Die nahe Braunkohle in der Grube Neuglück und der im Gebiet abbaubare Muschelkalk führten zur Entstehung eines Zementwerkes, das heute nicht mehr existiert. Die verbleibenden Restlöcher begünstigten die Entstehung des Heidesees, des Steinbruchsees und des Graebsees. Das Tagebaurestloch Heidesee wurde zum Erholungsgebiet der Hallenser. Am Südrand der Dölauer Heide entstand in den 1920er Jahren die Gartenstadt Nietleben, welche später baulich ergänzt wurde. Hier befand sich die in den 2000er Jahren teilweise abgerissene Provinzial-Irrenanstalt Halle-Nietleben.

1925 wurde der Flugplatz Halle-Nietleben eröffnet. Bis 1927 führte die Deutsche Aero Lloyd AG von hier Linienflüge nach mehreren deutschen Städten aus.

Von 1938 bis 1966 war Martin Richter Pfarrer in Nietleben, 1968 übernahm sein Sohn die Pfarrstelle. Beide waren wichtige Chronisten des Dorfes und prägten es. Manfred Richter schuf 1986 zur Hundertjahrfeier der Kirche eine umfangreiche Chronik.[5]

Nietleben wurde am 1. Juli 1950 nach Halle eingemeindet.

Der Stadtteil befindet sich am Nordwestrand von Halle-Neustadt im Stadtbezirk West von Halle. Unmittelbar nördlich von Nietleben beginnt das Waldgebiet der Dölauer Heide. Eine Straße durchquert es von Nietleben aus in Richtung Dölau und in die Gemeinde Salzatal. Im Südwesten liegt das Dorf Zscherben in der Gemeinde Teutschenthal.[6]

Nietleben selbst besteht aus dem alten Dorf Nietleben, das sich in Ost-West-Richtung entlang der Eislebener Straße erstreckt. Weiterhin gibt es im Osten die jüngere Siedlung Gartenstadt Nietleben. Im Westen von Nietleben lag einmal das Dorf Granau mit der Kirchenruine Granau.

Im zentralen Norden des Stadtteils liegt der Heidesee. Dieser stellt einen renaturierten Braunkohletagebau dar. Am Heidesee gibt es ein Freibad, das in den Sommermonaten geöffnet ist.[7]

Die Stadt Halle gab 2015 in ihrem Bevölkerungskatalog statistische Kennzahlen zu den einzelnen Stadtteilen und Stadtvierteln heraus. Demnach hatte die Bevölkerung von Nietleben 2015 ein Durchschnittsalter von 48,7 Jahren. Weiterhin lag der der Frauenanteil bei 50,5 %. Der Ausländeranteil betrug 1,7 %. Die Arbeitslosenquote lag 2015 bei 3,0 % und es gab 520 Pkw pro 1000 Einwohner.[8]

Straßenverkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nietleben selbst besitzt kaum größere Verkehrswege. Im Osten durchquert die Verbindungsstraße von Halle-Neustadt und Dölau den Stadtteil. Südwestlich führt die Bundesstraße 80 an Nietleben vorbei. Diese wird zuletzt kreuzungsfrei ausgebaut.[9] Im Westen gibt es eine Anbindung an die Bundesautobahn 143. Diese führt bereits nach Süden zur A 38. Eine Weiterführung zur A 14 im Norden wurde lange von Umweltverbänden verhindert und ist derzeit im Bau.[10] Fertigstellung soll 2025 sein.

Öffentlicher Personennahverkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nietleben besitzt einen Bahnhof der S-Bahn Mitteldeutschland. Dieser liegt an der Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben, bzw. an der alten Bahnstrecke Halle Klaustor–Hettstedt. Von hier aus sind Fahrten zum halleschen Hauptbahnhof möglich.[11] Das Stadtviertel wird weiterhin erschlossen durch die Busse der Halleschen Verkehrs-AG. Weiter südlich existieren in Halle-Neustadt Haltestellen der Straßenbahn mit Anbindung an die Hallesche Innenstadt.

Söhne und Töchter von Nietleben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Nietlebener Heimatverein e. V.: Die Kirchen Nietlebens, PDF, Nietleben 2011
  • Peter Findeisen und Dirk Höhne: Die Dorfkirchen in Halle (Denkmalorte – Denkmalwerte Bd. 3). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle 2006, S. 153–167. ISBN 3-939414-00-X.
Commons: Nietleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stadt Halle (Saale), Fachbereich Einwohnerwesen: Halle in Zahlen 2020. Online veröffentlicht unter https://halle.de (pdf, 178 KB) im Jahr 2021.
  2. Erwähnung des Orts im Buch Geographie für alle Stände, S. 125
  3. Beschreibung des Saale-Departements
  4. Der Saalkreis im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Dieter Schermaul: Grabsteine erzählen. In: nietlebener-heimatverein.de. Heimatverein Nietleben, 6. Juli 2007, abgerufen am 9. Juli 2021.
  6. Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt-Viewer. Online zu finden auf: https://lvermgeo.sachsen-anhalt.de/, aufgerufen am: 22. November 2019.
  7. Website des Freibades am Heidesee, aufgerufen am 23. November 2019.
  8. Stadt Halle (Saale), Fachbereich Einwohnerwesen: Stadtteilkatalog 2015 (pdf, online) (Memento des Originals vom 22. November 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.halle.de, 3,8 MB, dort S. 15f., aufgerufen am 23. November 2019.
  9. Robert Briest:Neue Baustelle bei Nietleben Brücke soll Unfallkreuzung ersetzen. Veröffentlicht online unter https://mz-web.de/ am 16. November 2016.
  10. NABU Regionalverband Halle/ Saalkreis e. V.: Für den Erhalt des Unteren Saaletals ohne Autobahn. (Online) (Memento des Originals vom 19. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nabu-halle.de, Zugriff am 23. November 2019.
  11. Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (nasa): Liniennetzplan 2019 (pdf, online)@1@2Vorlage:Toter Link/www.nasa.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., 1,7 MB, aufgerufen am 23. November 2019.