Plektrum
Das Plektrum oder Plektron (Mehrzahl Plektra und Plektren, latinisierte Form von altgriechisch
Die Benutzung eines Plektrums ermöglicht gegenüber dem Zupfen mit den Fingern bei gleichem Kraftaufwand meist einen lauteren, prägnanteren Klang. Bedingt durch Form und Material des Plektrums ist der Anteil der Obertöne im Klang größer als beim Fingeranschlag.
Auch in Kielinstrumenten wie dem Cembalo werden die Saiten mit Plektren (Kielen) angeschlagen, die durch eine Tastenmechanik bewegt werden.
Formen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Plektren sind üblicherweise etwa münzgroße Plättchen, die meist mit Daumen und Zeigefinger der Schlaghand gehalten werden, manchmal auch mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Flache Plektren gibt es in einer Vielzahl von Formen, meist tropfenförmig oder dreieckig. Bei einigen dreieckig geformten Plektren sind die Ecken unterschiedlich geformt oder diese haben unterschiedliche Stärken, um verschiedene Klangergebnisse mit nur einem Plektrum zu ermöglichen. Plektren sind meist 0,3 bis 1,5 mm, selten auch mehrere Millimeter dick. Manche Plektren haben eine aufgeraute Mitte, wodurch die Griffigkeit erhöht wird. Das vermindert das Risiko, dass das Plektrum während des Musizierens aus den Fingern rutscht. Die raue Zone ist oft kreisförmig, erhaben oder vertieft, als kugelige Mulde oder mit Randleiste ausgebildet, sodass eine zentrierte Halteposition allein mittels Tastsinn gefunden und kontrolliert werden kann. Andere, für E-Bässe genutzte Ausführungen haben eine gebogene Verlängerung, die den Fingern besseren Halt bietet.
Eine Sonderform ist das Fingerpick; es wird mit einer ringartigen Klammer an einem Finger befestigt. Auf den Zeige-, Mittel- und Ringfinger und manchmal auch auf den kleinen Finger werden Picks passender Größe aufgesteckt. Der Daumen trägt ein anders geformtes Daumenpick.
Material
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Flache Plektren wurden früher üblicherweise aus organischen Materialien wie Holz, Knochen, Horn, Schildpatt, aber auch aus Glas, Stein (vor allem Halbedelsteine) oder Metall (Stahlblech, Messing) hergestellt. Später kamen frühe Kunststoffe zum Einsatz, wie zum Beispiel Ebonit, Galalith (Kunsthorn) und das auch heute noch verbreitete Zelluloid. Heute wird eine Vielzahl von Kunststoffen für Plektren verwendet, unter anderem Nylon, Polycarbonat, Acetal (Delrin), Polyetherimid (Ultem) und Acrylglas.
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Allgemeinen wird das Plektrum zwischen Daumen und gekrümmtem Zeigefinger gehalten.
Insbesondere Zupfinstrumente mit Stahlsaiten werden mit Plektrum gespielt. So wird die Mandoline wegen ihrer eng nebeneinander liegenden Saiten fast ausschließlich mit Plektrum gespielt. Auch beim Spielen von E-Gitarren werden überwiegend Plektren verwendet. Einige E-Gitarristen spielen ohne Plektrum und zupfen oder schlagen die Saiten mit den Fingerkuppen oder den Fingernägeln als „Plektrum-Ersatz“. Beispiele für diese Spieltechnik sind die Gitarristen Mark Knopfler (Rockmusik) und Wes Montgomery (Jazz).
Auch kann Gitarrenspiel beobachtet werden, bei dem einige Töne/Saiten mit dem Plektrum gespielt werden, andere mit den Fingerkuppen. Das erfordert spezielle Wechseltechniken und Haltung des Plektrums mit Hand und Fingern. So kann der Klang stärker variiert werden. Bekannt für diese Spieltechnik ist zum Beispiel der Gitarrist Carlos Santana. Das ist sehr gut bei seinem Stück Samba Pa Ti zu sehen und zu hören.
Bei einer besonderen Form der gleichzeitigen Nutzung von Plektrum und Fingern, dem Hybridpicking, werden die tiefen Saiten mit dem Plektrum und gleichzeitig die höheren Saiten mit Mittel- und Ringfinger und manchmal auch dem kleinen Finger angeschlagen. Diese auch als Chicken Picking bezeichnete Technik wird besonders in der Country-Musik und ähnlichen Musikstilen verwendet.
Die verschiedenen Materialien, Formen und Stärken der Plektren beeinflussen den Klang des Instruments. Dünnere Plektren ergeben meist einen dünner wirkenden Klang, während dickere Plektren einen kräftigeren Ton bewirken. Härtere Materialien erzeugen mehr Obertöne, weichere einen grundtönigen, dumpferen Klang. Zum Rhythmusspiel auf der E-Gitarre dienen meist dünnere Plektren, da sie den Saiten weniger Widerstand entgegensetzen und daher schneller geschlagen werden können. Beim Leadspiel werden häufig dickere und kleinere Plektren benutzt, die eine geringere Eintauchtiefe zwischen die Saiten und damit kürzere Anschlagwege ermöglichen. Bei stärkeren Saiten, wie etwa bei E-Bässen, werden meist größere und stärkere Plektren eingesetzt. Instrumente für das Plektrumspiel sind häufig mit einem Schlagschutz (engl. Pickguard) versehen, um ihre Decke vor Beschädigungen durch das Plektrum zu schützen.
Wechseltechniken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um zwischen dem Spiel mit und ohne Plektrum möglichst schnell wechseln zu können, gibt es unterschiedliche Methoden:
- Das Plektrum wird zwischen die Lippen genommen.
- Das Plektrum wird in den Spalt zwischen Schlagbrett und Korpus der Gitarre gesteckt.
- Das Plektrum wird im angewinkelten kleinen Finger der Schlaghand eingeklemmt (mit Übung lässt sich das ohne Unterbrechung im Spiel durchführen).
- Das Plektrum wird zwischen Zeige- und Mittelfinger (nahe dem Handteller, nach oben) eingeklemmt (so kann man sämtliche Finger beim Spielen ohne Plektrum nutzen).
- Das Plektrum wird in eine Halterung an der Gitarre (Plektrumspender) gesteckt.
- Das Plektrum, welches mit einem Magneten versehen ist, wird an einem ebenfalls magnetischen Ring an der Hand des Spielers befestigt.
- Das Plektrum wird fallen gelassen und, wenn es wieder benötigt wird, durch ein neues ersetzt. Viele Stars unter den Gitarristen/Bassisten werfen ihre Plektren bei Live-Auftritten dann auch gerne in das Publikum – unter Fans ein begehrtes Souvenir.
Plektren als Werbemittel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zahlreiche Künstler nutzen das Plektrum auch als Merchandising-Produkt, das entweder während der Konzerte in die Zuschauermenge geworfen wird oder das, speziell für Sammler, im Rahmen von Konzerten zum Kauf angeboten wird.
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die US-amerikanische Satire-Rockband Tenacious D drehte die 2006 erschienene Filmkomödie Kings of Rock – Tenacious D, in dem es um ein Pick of Destiny („Plektrum des Schicksals“) geht, das dem Besitzer beeindruckende Spielfähigkeiten verleiht und das sich letztlich als Zahn des Satans entpuppt.