Rudolf Schaad

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Rudolf Schaad (* 14. Dezember 1901 in Prischib, Russisches Kaiserreich; † 15. Februar 1990 in Stuttgart)[1] war ein deutscher Filmeditor. Bei über 20 Spielfilmen war er für den Filmschnitt verantwortlich. Außerdem führte er Regie bei mehreren, überwiegend dokumentarischen Kurzfilmen, und Co-Regie bei einem Spielfilm. In seiner fast 30-jährigen Karriere in der Filmbranche war er zudem auch als Drehbuchautor, Regieassistent und Tongestalter tätig. In den 1950er Jahren begann Schaad eine zweite Karriere als kaufmännischer Leiter der Modeschmuckwerkstatt seiner Frau Anni Schaad.

Rudolf Schaad wurde als Kind von Schwarzmeerdeutschen in der Siedlung Prischib geboren, die heute Pryschyb heißt und in der ukrainischen Oblast Saporischschja liegt. In welchem Alter und unter welchen Umständen er nach Deutschland kam, ist aus den zugänglichen Quellen nicht festzustellen.

Anfänge bei der UFA

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Noch zu Stummfilm-Zeiten war Rudolf Schaad als Regisseur für die Stuttgarter Filmproduktionsfirma Kling-Film im Einsatz, bei dem dokumentarischen Kurzfilm Moderne Reporter (1929).[2] Bald darauf setzte sich branchenweit der Tonfilm durch. In die neue Technik eingeweiht, kam Schaad nach Berlin zur UFA und arbeitete am Tonschnitt des Science-Fiction-Films F.P.1 antwortet nicht (Regie: Karl Hartl), von dem drei Sprachfassungen hergestellt wurden. Bei diesem Projekt konnte er auch Schnittmeister Willy Zeyn jr. über die Schulter schauen, mit dem er noch mal 1936 gemeinsam an dem Western Der Kaiser von Kalifornien (Regie: Luis Trenker) arbeiten würde.

Schaads erster Film als eigenständiger Schnittmeister war die UFA-Komödie Die Gräfin von Monte Christo, ebenfalls unter der Regie von Karl Hartl. 1933 war er erneut an einem mehrsprachigen Versionenfilm beteiligt, der aber nicht von der UFA, sondern von : Der Thriller Unsichtbare Gegner von Regisseur Rudolph Katscher und Produzent Sam Spiegel wurde in Wien gedreht und geschnitten. Parallel zur deutschen Version entstand eine französische Fassung mit den Titel Les requins du pétrole. In den offiziellen Angaben zu beiden Versionen steht bei »Schnitt« neben Rudolf Schaad auch der Name Phillis Fehr.[3][4] Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Phillis Fehr, die ansonsten nur als Nebendarstellerin in Unterhaltungsfilmen der 30er Jahre auftaucht, tatsächlich zusammen mit Schaad die Filmmontage ausgeführt hat. Hier sollte wohl verschleiert werden, dass Schaads wirklicher Partner der jüdische Filmeditor Rudi Fehr war, für den es nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten keine Arbeitsmöglichkeiten mehr in der deutschen Filmbranche gab. Jedenfalls hat Rudi Fehr 1991 in einem Buch-Interview gesagt, er habe Unsichtbare Gegner geschnitten.[5]

Filmarbeiten während der NS-Zeit

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Während der NS-Zeit wirkte Rudolf Schaad sowohl an mehreren Propagandafilmen mit, als auch an leichten Unterhaltungsfilmen, und kurzen Dokumentarfilmen. Er war als »technischer Mitarbeiter« an beiden Olympiafilmen von Leni Riefenstahl beteiligt,[6] und wurde 1937 beauftragt, dazu den kurzen Dokumentarfilm Der Olympia Film entsteht herzustellen, eine Art frühes Making-of.

Neben weiteren kurzen, eher unpolitischen Dokumentarfilmen wie Pirsch unter Wasser (1942), führte Schaad auch Regie bei dem abendfüllenden deutsch-österreichischen Unterhaltungsfilm So gefällst du mir (1941), den er zusammen mit Hans Thimig realisierte, und auch selbst montierte.[7] Der Spielfilm wurde in der damaligen Zeit so beschrieben:

„Eine naiv-heitere Liebes- und Schwindelgeschichte aus Stadt und Land mit oft abgewandelten, aber noch immer beliebten Possensituationen, um deren beachtliche Lachwirkung Autoren und Regisseur Bescheid wussten. Wiener Darsteller, Dialoge in anheimelnder Mundart und die Bergwelt Osttirols schufen die richtige Atmosphäre.“

Paimann's Filmlisten, Nr. 1301[8]

Als Schnittmeister montierte Schaad in den Jahren 1939 bis 1943 fünf Spielfilme des Regisseurs Gustav Ucicky, darunter den notorischen Vorbehaltsfilm Heimkehr, welcher den Ostfeldzug der Wehrmacht progagdandistisch vorbereiten sollte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Schaad nicht mehr als Regisseur tätig. Bis Mitte der 1950er Jahre arbeitete er noch als Schnittmeister und Regieassistent, bevor er sich ganz aus der Filmbranche zurückzog. Seine letzte Arbeit an einem Film war die Montage des 1956 erschienenen österreichischen Kinofilms Fuhrmann Henschel von Regisseur Josef von Báky.

Familie und zweite Karriere

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Rudolf Schaad war mit der Schmuckproduzentin Anni Schaad verheiratet. Für deren Modeschmuckwerkstatt langani wurde er ab 1952 als kaufmännischer Leiter tätig.[9] Das Ehepaar hatte vier Kinder: Katharina (geb. 1937), Annette (geb. 1939), Susanne (geb. 1945) und Michael (geb. 1955).[10]

  • 1932: F.P.1 antwortet nicht (deutsche Version) – Regie: Karl Hartl
  • 1933: I.F. 1 ne répond plus (französische Version)
  • 1933: F.P.1 (englische Version)
  • 1934: So ein Flegel – Regie: Robert A. Stemmle
  • 1929: Moderne Reporter (Kurz-Dokumentarfilm)
  • 1934: Bayreuth bereitet die Festspiele vor (Kurz-Dokumentarfilm)
  • 1935: Ufa-Märchen (Kurzspielfilm)
  • 1937: Der Olympia Film entsteht (Kurz-Dokumentarfilm)
  • 1938: Artisten der Arbeit (Kurz-Dokumentarfilm) – Co-Regie mit Walter Frentz
  • 1941: So gefällst du mir (Spielfilm) – Co-Regie mit Hans Thimig, auch Schnitt
  • 1942: Pirsch unter Wasser (Kurz-Dokumentarfilm)
  • 1936: Ruf in die Welt (Kurz-Dokumentarfilm) – Regie: Ulrich Kayser
  • 1936: Kampf um Brot (Kurz-Dokumentarfilm) – Regie: Ulrich Kayser
  • 1937: Der Olympia Film entsteht (Kurz-Dokumentarfilm)
  • 1938: Artisten der Arbeit (Kurz-Dokumentarfilm) – mit Carl Prucker und Walter Frantz

Weitere Mitwirkungen

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  • Hans-Michael Bock (Hrsg.): Das Ufa-Buch. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-86150-065-5.

Einzelnachweise

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  1. Rudolf Schaad. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 23. Oktober 2024.
  2. Moderne Reporter. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 24. März 2019.
  3. Unsichtbare Gegner. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 24. März 2019.
  4. Les requins du pétrole. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 24. März 2019.
  5. Vincent LoBrutto: Selected Takes: Film Editors on Editing. ABC-CLIO, 1991, ISBN 0-275-93395-4, Rudi Fehr, S. 29 (google.com).
  6. Olympia (2 Teile). In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 24. März 2019.
  7. So gefällst Du mir. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 24. März 2019.
  8. So gefällst du mir! In: Paimann's Filmlisten, Nr. 1301. 14. März 1941, abgerufen am 24. März 2019.
  9. Langani – Historie 1952. www.langani.de, abgerufen am 24. März 2019.
  10. Langani – Historie 1955. www.langani.de, abgerufen am 24. März 2019.