Schloss Jever
Schloss Jever | ||
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Staat | Deutschland | |
Ort | Jever | |
Entstehungszeit | Um 1370 | |
Burgentyp | Niederungsburg | |
Erhaltungszustand | Neuzeitliches Schloss | |
Ständische Stellung | Herrscher der Herrlichkeit Jever, Grafen von Oldenburg, Fürsten von Anhalt-Zerbst | |
Geographische Lage | 53° 34′ N, 7° 54′ O | |
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Das Schloss Jever in Jever in Niedersachsen gründet auf einer Burg der Ostfriesischen Häuptlinge und war der Sitz der Herrschaft Jever. Es ist das bedeutendste profane Bauwerk der Stadt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Stelle des heutigen Schlosses stand schon seit dem Mittelalter eine Wehrburg, die den Kern der späteren Stadt bildete. Der ursprüngliche Häuptlingssitz wurde um 1370 durch Edo Wiemken der Ältere erbaut. Unter seinem Enkel Sibet Papinga wurde 1417 eine Vorburg hinzugefügt. 1420 eroberten die Ostfriesen unter Ocko II. tom Brok die Burg, die laut den Bedingungen des 1427 geschlossenen Friedensvertrag geschleift werden musste. Ab 1428 wurde eine neue Burg unter Hayo Harlda errichtet, deren Mittelpunkt ein mächtiger Bergfried war. 1435 machte Hayo die Burg nach der Zerstörung der Sibetsburg zu seinem neuen Häuptlingssitz. Zur ständigen Residenz wurde sie aber erst unter Edo Wiemken dem Jüngeren (1468–1511).1495 wurde die Burg bei einem Einfall der Grafen von Oldenburg belagert. Um die davor erfolgte Verstärkung der Befestigung zu finanzieren, wurde eine Abgabe erhoben, die sich zur ersten ständigen Steuer in Friesland entwickelte.
Die Burg wurde durch Tanno Duren und Edo Wiemken erweitert, ihr Mittelpunkt blieb der mächtige Bergfried, der ab dem 16. Jahrhundert in eine von Wassergräben und Wällen umgebene vierflügelige Schlossanlage integriert wurde. Von 1560 bis 1564 ließ die damalige Regentin Maria von Jever diverse Umbauarbeiten im Stil der Renaissance vornehmen. Sie ließ unter anderem die geschnitzte Kassettendecke in den Audienzsaal einziehen. Außerdem ließ sie die Befestigungsanlagen verstärken. Nach dem Tod Fräulein Marias Im Jahr 1575 fiel die Herrschaft Jever an die Grafschaft Oldenburg. Nach dem Aussterben des Oldenburger Grafenhauses 1667 erbte das Fürstentum Anhalt-Zerbst Herrschaft und Schloss Jever.
Die anhaltischen Landesherren, deren eigenes Fürstentum im heutigen Sachsen-Anhalt viele Tagereisen von Jever entfernt lag, hielten sich selten im Schloss auf und führten daher kaum größere Änderungen aus. Erst unter Fürst Johann August wurde der mächtige Mittelturm, der den kleinen Schlosshof vollkommen dominiert, von 1731 bis 1736 mit seiner barocken Haube bekrönt. Der 67 Meter hohe Turm bildet heute das Wahrzeichen der Stadt und findet sich samt dem Schloss auch als Markenzeichen des Jever Pilseners wieder.
Nach der Zerbster Teilung im Jahre 1793 bis zu ihrem Tod 1796 war Johann Augusts Enkelin, die Zarin Katharina die Große Besitzerin des Schlosses. Aufgrund ihrer Verpflichtungen in Russland hat sie das Schloss in dieser Zeit jedoch nicht bewohnt. 1818 fiel Jever an das Großherzogtum Oldenburg. Das Schloss wurde von den Oldenburger Herzögen als Nebenresidenz genutzt und die alten Verteidigungsanlagen in diesem Zusammenhang abgebrochen. Auch ein Teil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurde abgerissen und der unmittelbare Bereich der Schlossinsel in einen Landschaftsgarten verwandelt.
Seit 1921 befindet sich das Schlossmuseum Jever im Schloss, das sich sowohl der Geschichte des Gebäudes als auch der Herrschaft Jever widmet. Zudem finden im Schloss wechselnde Ausstellungen statt.
Baugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Burganlage bestand vermutlich aus einem Steinhaus und einem quadratischen Turm von 14 m Höhe. Letzterer bildet den Kern des heutigen runden Bergfrieds, der im Rahmen des Neubaus ab 1428 errichtet wurde. Unter Edo Wiemken d. J. begann der Ausbau der baufälligen Burg zu einem Schloss. 1546 wurden die Befestigungsanlagen mit einem inneren Graben, einem Streichwehr und Zwingern verstärkt. An der Nordecke der Burg wurde 1572 der sogenannte "kleine Zwinger" gebaut. Sein "großer Zwinger" genanntes Gegenstück an der Südecke entstand zwischen 1579 und 1581. Zwischen 1730 und 1736 bekam der Bergfried seinen barocken Turmaufsatz. Der innere Graben wurde 1794 zugeschüttet und der Wall eingeebnet. Die Wirtschafts- und Wehrbauten der Vorburg wurden 1818 abgebrochen. Das heutige Erscheinungsbild mit zwei Torhäusern und einer an die italienische Renaissance erinnernden, historistischen Fassade stammt aus der Zeit um 1830.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Fissen: Burg und Schloß von Jever. Aus der Geschichte des Jeverschen Schlosses von seinen Anfängen bis zur Gegenwart mit zahlreichen Bildern und Plänen. 2. Auflage, Oldenburg 1963
- Peter Pracher: Die Ledertapeten aus Schloß Jever und aus dem Kloster „Zur Ehre Gottes“ in Wolfenbüttel, in: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Restaurierung von Kulturdenkmalen. Beispiele aus der niedersächsischen Denkmalpflege (= Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Beiheft 2), Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Hameln: Niemeyer, 1989, S. 339–346
- Antje Sander (Hrsg.): Das Fräulein und die Renaissance. Maria von Jever 1500-1575. Herrschaft und Kultur in einer friesischen Residenz des 16. Jahrhunderts. Isensee, Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-711-5.
- Antje Sander: Das Schloss zu Jever – Bautätigkeit und Nutzung unter den Oldenburgern. In: Jörgen Welp (Red.): Dem Wohle Oldenburgs gewidmet: Aspekte kulturellen und sozialen Wirkens des Hauses Oldenburg, 1773–1918 (= Veröffentlichungen der Oldenburgischen Landschaft. Bd. 9). Hrsg. von der Oldenburgischen Landschaft, Isensee, Oldenburg 2004, ISBN 3-89995-142-5, S. 55 ff.
- Ernst Andreas Friedrich: Der unterirdische Gang von Jever. S. 182–185, in: Wenn Steine reden könnten, Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-03973.
- Dietrich Kohl u. a.: Die Ämter Brakel, Butjadingen, Varel, Jever und Rüstringen (= Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg. Band V), Oldenburg 1909, Nachdruck Wenner Osnabrück 1976, S. 165–167; 179–194.
- Antje Sander: Jever. In: Oldenburgisches Ortslexikon. Archäologie, Geografie und Geschichte des Oldenburger Landes. Band 1, Oldenburg 2010, S. 527–533.
- Antje Sander u. a.: Das Schlossmuseum Jever (= Museen im Nordwesten. Band 1; = Kataloge und Schriften des Schlossmuseums. Heft 30). Isensee, Oldenburg ²2011.
- Wilhelm Gilly: Die mittelalterlichen Burganlagen zu Oldenburg und Jever. In:Helmut Ottenjann (Hrsg.): Ringwall und Burg in der Archäologie West-Niedersachsens. Cloppenburg 1971, S. 81–87.
- Michael J. Schmidt: Schloss Jever: Beobachtungen zum Eulenturm. In: Der Historien-Kalender (Jever). Band 163, 2000, S. 40–43.
- Georg Sello: Die Burg zu Jever. In: Ders.: Alt-Oldenburg. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte von Stadt und Land. Schulze, Oldenburg 1903, S. 200–207.
- Holger Winkler: Zur ältesten Baugeschichte des jeverschen Schlosses. Auswertung archäologischer Ergebnisse. In: Der Historien-Kalender (Jever). Band 162, 1999, S. 128–131.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag von Frank Both zu Schloss Jever in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Schlossmuseum Jever
- Schloss Jever im Denkmalatlas Niedersachsen
- Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang Braun
- Entwicklung des Schlosses auf Kulturportal Nordwest