Technische Universität Nürnberg
Technische Universität Nürnberg | |
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Gründung | 1. Januar 2021 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Nürnberg |
Bundesland | Bayern |
Land | Deutschland |
Präsident | Alexander Martin[1] |
Studierende | 20[2] |
Mitarbeiter | 106[3] |
davon Professoren | 7 (Stichtag 10. Oktober 2023) |
Website | utn.de |
Die Technische Universität Nürnberg, englisch University of Technology Nuremberg (kurz: UTN), ist eine im Aufbau befindliche Technische Universität in Nürnberg, Bayern. Sie ist die erste Neugründung einer staatlichen Universität in Bayern seit 1978.[4] Offiziell gegründet wurde die UTN am 1. Januar 2021. Seitdem werden Lehre und Forschung aufgebaut. Zudem entsteht im Nürnberger Stadtteil Lichtenreuth[5] auf 37 Hektar Fläche ein komplett neuer Campus für die Universität.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Neugründung ist Teil eines Bildungsinvestitionspaketes der bayerischen Staatsregierung für den Großraum Nürnberg. Darüber hinaus sind Investitionen von 1,5 Milliarden Euro in die Universität Erlangen-Nürnberg und 300 Millionen Euro in die Technische Hochschule Nürnberg vorgesehen.[6]
Vorsitzender der Strukturkommission zum Aufbau der Hochschule war von 2017 bis 2019 Wolfgang A. Herrmann.[7] Unterstützt wurde er unter anderem von Gerhard Casper.[8] Im Dezember 2020 verabschiedete der Bayerische Landtag das „Gesetz zur Errichtung der Technischen Universität Nürnberg“ zum 1. Januar 2021.
Nach Angabe der Bayerischen Staatsregierung sind derzeit 1,2 Milliarden Euro für den Aufbau der TU Nürnberg vorgesehen. Der Wissenschaftsrat hat im Januar 2020 das Konzept gebilligt aber auch Kritik geäußert.[9]
Im Oktober 2023 haben die ersten acht Studenten ihr Studium an der UTN begonnen.[10]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Januar 2021 trat Markus Zanner als Kanzler der TU Nürnberg den Dienst an.[11] Im Februar 2021 wurde Hans Jürgen Prömel zum Gründungspräsidenten mit Amtsantritt zum 1. März 2021 benannt, zunächst für eine Amtszeit von fünf Jahren.[12] Prömel trat jedoch bereits nach gut drei Jahren zum 31. März 2024 zurück; zu seinem Nachfolger bestimmte die bayerische Staatsregierung den Informatiker Michael Huth.[13][14]
Im August 2021 fand am Baugelände der erste Spatenstich statt.[15] Das erste Gebäude, der sogenannte Cube One, soll 2024 bezogen werden. Im Oktober 2022 wurde der Grundstein für den Bau gelegt.[16] In die Konzeption aller Bauten am Campus wird von Anfang an ein Nachhaltigkeitskonzept integriert. Seit Oktober 2021 steht nach einem Beschluss des Nürnberger Stadtrats außerdem der Name der ersten Campus-Straße fest. Sie wird nach der Astrophysikerin und Maschinenbauerin Luise Herzberg benannt.[17]
Im Dezember 2021 hat die TU Nürnberg eine Kooperationsvereinbarung mit der Technischen Hochschule Nürnberg unterzeichnet. Die Technische Hochschule Nürnberg wird auf dem Campusgelände der TU Nürnberg einen Modulbau für Studiengänge der Gesundheitswissenschaften errichten.[18]
Am 1. Januar 2022 trat Isa Jahnke als Gründungsvizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales ihren Dienst an. Als Expertin für digitale Didaktik hat sie zudem die Professur „Information Science & Learning Technologies“ inne.[19] Seit dem 1. April 2023 ist Alexander Martin Gründungsvizepräsident für Forschung, Innovation und Entrepreneurship.[20]
Anfang 2022 hat die TU Nürnberg das erste Department errichtet. Gründungs-Chair ist seit 1. Februar 2022 der Leibniz-Preis-Träger Wolfram Burgard.[21] Er wird das Department Engineering aufbauen und mit dem Bereich Künstliche Intelligenz und Robotik einen ersten Schwerpunkt an der TU Nürnberg setzen. Das zweite Department Liberal Arts and Sciences wird seit 1. April 2023 von der Altphilologin und Leibniz-Preis-Trägerin Gyburg Uhlmann geleitet.[22]
Der Lehrbetrieb ist im Wintersemester 2023/2024 mit dem englischsprachigen Masterstudiengang AI and Robotics gestartet.[23][24]
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Universität gliedert sich derzeit in zwei Departments, was sich grob mit Fakultäten vergleichen lässt.
- Department Computer Science & Artificial Intelligence
- Department Liberal Arts & Social Sciences
Studienkonzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die neue Technische Universität Nürnberg soll mit ihrem interdisziplinären Ansatz zwischen Technik-, Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften „bundesweiten Modellcharakter“ haben und ein „völlig neues universitäres Denken“ entwickeln.[25]
Statt Fakultäten gibt es an der TU Nürnberg so genannte Departments. Das erste fasst unter dem Namen Engineering technikwissenschaftliche Disziplinen zusammen. Das zweite Department nennt sich Liberal Arts and Sciences. Hier werden Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik gebündelt. Auch werden an der UTN keine klassischen Studiengänge angeboten, sondern vielmehr interdisziplinäre, die von den Studierenden modular zusammengestellt werden können.
Eines der großen Ziele der TU Nürnberg ist es, die Ingenieurwissenschaften mit anderen Themenfeldern der Gesellschaft zu vernetzen. Weitere Besonderheiten, neben dem interdisziplinären Ansatz, sind die digitale und internationale Ausrichtung; Vorlesungen sollen an der UTN überwiegend in englischer Sprache gehalten werden.[26]
Geplant ist langfristig ein Volumen von 200 bis 240 Professuren, 1.800 bis 2.000 Mitarbeitenden und 5.000 bis 6.000 Studierenden, um ein Betreuungsverhältnis von einer Professorin beziehungsweise einem Professor zu 25 Studierenden sicherzustellen.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Süden Nürnbergs, im statistischen Stadtteil 4 Südliche Außenstadt, im statistischen Bezirk 41 Rangierbahnhof, soll der etwa 37 Hektar große Universitäts-Campus entstehen.[27] Dieser soll Teil des neuen Stadtteils Lichtenreuth werden. Das für die TU Nürnberg vorgesehene Areal umfasst rund 37 Hektar und liegt an der Brunecker Straße, im Bereich der alten Umladehallen des stillgelegten Güterbahnhofs Nürnberg Süd, zwischen Eisenbahnausbesserungswerk und Münchener Straße. Das Areal wurde in den letzten 20 Jahren im Wesentlichen nur als Großparkplatz und Schrottplatz genutzt.
Die Kommission wählte für die Struktur- und Rahmenplanung einen Entwurf des Planungsteams von Ferdinand Heide Architekten und TOPOS. Ausschlaggebend für die Entscheidung waren Themen wie Mobilität, Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, Energie, Natur- und Artenschutz sowie stadträumliche Aspekte. In der Struktur gruppieren sich die Baufelder der Departments um eine grüne Mitte. Zudem sollen auf dem Campus Gebäude für die Verwaltung, Technik, Logistik sowie ein Studentenwohnheim entstehen. Der Spatenstich fand im August 2021 statt.[4]
Rund acht Monate nach der Universitätsgründung begannen die Bauarbeiten am ersten Gebäude. Im sogenannten Cube One werden vorrangig das Gründungspräsidium, Teile der Verwaltung und verschiedene zentrale Einrichtungen ihre Räume beziehen. Mit einer Nutzfläche von 2.500 Quadratmetern bietet das Gebäude Platz für rund 120 Personen. Laut Planungen umfasst Cube One sechs Stockwerke und wird als Holzbau errichtet. Der Kern besteht aus recyceltem Beton. Durch die Bauweise hat das Gebäude einen sehr geringen Energiebedarf und erfüllt den Passivhausstandard. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt zum Teil die benötigte Energie. Zwei der Fassaden werden mit einem Rankgerüst versehen und großflächig begrünt. Die Pflanzen dienen als natürlicher Sonnenschutz und die Verdunstungskälte der Pflanzen soll wie eine biologische Klimaanlage die Umgebung und angrenzende Bebauungen kühlen. Geplante Fertigstellung des Cube One ist Mitte 2024.[28]
Bis zur Fertigstellung der ersten Neubauten auf dem Areal an der Brunecker Straße ist die Universität interimsweise im Komplex „The Plant“ in der Ulmenstraße eingezogen.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Doppelangebote in der Region
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kritik kommt von den Oppositionsparteien im Bayerischen Landtag, da, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Universität Erlangen-Nürnberg mit ihrer technischen Fakultät und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Doppelstrukturen geschaffen wurden.
Abbruch der Umladehallen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die alten Umladehallen am Südbahnhof wurden abgerissen, statt wie vorgeschlagen, sie nach Vorbild der Station F in Paris in die Technische Universität zu integrieren.[29] Die Stadtbild-Initiative Nürnberg erhob Vorwürfe, u. a. des „Vandalismus“.[30]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://www.utn.de/ueber/organisation/gruendungspraesidium//
- ↑ Ursula Schmidt|BR24 Redaktion: Neue TU Nürnberg als "Role Model" für andere Hochschulen | BR24. In: br.de. 16. Oktober 2023, abgerufen am 13. März 2024.
- ↑ https://www.utn.de/2023/10/18/dreistellige-personalmarke
- ↑ a b Technische Universität Nürnberg: Eine neue Welt des Studierens, Forschens und Lehrens entsteht – Campus im Zeichen der Digitalisierung. In: UTN - Presseinformationen. UTN, abgerufen am 26. April 2024.
- ↑ Technische Universität Nürnberg Webseite der Stadt Nürnberg. Abgerufen am 22. Juli 2020
- ↑ Mareike Knoke: TU Nürnberg: Neue Universität für Ingenieure ist umstritten. In: DIE WELT. 17. September 2018 (welt.de [abgerufen am 18. September 2018]).
- ↑ TUM international: Prof. Wolfgang A. Herrmann. Abgerufen am 27. Dezember 2021.
- ↑ „Elite-Präsident: Was Nürnberg von Stanford lernen kann. Ehemaliger Stanford-Kopf plant die neue Technische Universität.“auf nordbayern.de vom 15. August 2018; abgerufen am 19. August 2018.
- ↑ Wissenschaftsrat - Publikationen - Stellungnahme zum Konzept zur Gründung der Technischen Universität Nürnberg (Drs. 8254-20), Januar 2020. Abgerufen am 23. Februar 2020.
- ↑ https://idw-online.de/en/news822213
- ↑ https://www.tu-n.org/ueber/gruendungspraesidium/
- ↑ Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel wird Gründungspräsident der neuen Technischen Universität Nürnberg. Technische Universität Nürnberg, 11. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ Stabwechsel an der TU Nürnberg: Prof. Dr. Michael Huth übernimmt von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Jürgen Prömel. Abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ Anna Günther: Experten kritisieren Führungswechsel an der TU Nürnberg. 22. März 2024, abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ Technische Universität Nürnberg (TUN): der Spatenstich für das Jahrhundertprojekt. 3. September 2021, abgerufen am 1. Juni 2023 (deutsch).
- ↑ Neue TU Nürnberg: Grundsteinlegung für erstes Gebäude. 18. November 2022, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ epd: Straße zur Universität bekommt Namen von jüdischer Forscherin | Sonntagsblatt - 360 Grad evangelisch. Abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Redaktion Neumarkt TV: Modulbau am Campus. In: Neumarkt TV. 16. Dezember 2021, abgerufen am 1. Juni 2023 (deutsch).
- ↑ Digital-Expertin Isa Jahnke: "Deutschland hinkt zehn Jahre hinterher". Abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Technische Universität Nürnberg: UTN baut Gründungspräsidium aus. 4. April 2023, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Top-Leute für die Technische Universität Nürnberg. Abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Technische Universität Nürnberg holt renommierte Wissenshistorikerin als zweiten Gründungs-Chair nach Franken. Abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Jetzt bewerben: Neue Uni Nürnberg startet ersten Studiengang. Abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Technische Universität Nürnberg begrüßt die ersten Studierenden. In: utn.de. 10. Oktober 2023, abgerufen am 21. Januar 2024.
- ↑ Hochschulgründung: Bayern spendiert Nürnberg eine neue Uni. In: Spiegel Online. 4. Juli 2018 (spiegel.de [abgerufen am 18. September 2018]).
- ↑ „Nürnberg bekommt Technische Uni mit "Modellcharakter"“, Münchner Merkur vom 9. Juli 2018, abgerufen am 18. August 2018
- ↑ Baufortschritt. In: utn.de. Abgerufen am 21. Januar 2024.
- ↑ Planungen für erstes Gebäude. 4. Mai 2022, abgerufen am 26. April 2024 (deutsch).
- ↑ nordbayern.de: Pariser Vorbild: So könnten Nürnbergs Umladehallen aussehen, 25. April 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.
- ↑ Stadtbild-Initiative Nürnberg: Pressemitteilung zum Abriss der Umladehallen am Südbahnhof, 20. Juni 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.