Vinclozolin
Strukturformel | |||||||||||||||||||
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1:1-Gemisch aus (R)-Form (oben) und (S)-Form (unten) | |||||||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | Vinclozolin | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C12H9Cl2NO3 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farb- und geruchloses Pulver[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 286,11 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Dichte |
1,51 g·cm−3[1] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Siedepunkt | |||||||||||||||||||
Dampfdruck |
1,6·10−5 Pa (20 °C)[3] | ||||||||||||||||||
Löslichkeit |
gering löslich in Wasser, löslich in Aceton und Chloroform[1] | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Vinclozolin ist eine Mischung von zwei chemischen Verbindungen (Racemat) aus der Gruppe der chlorierten Stickstoff-Sauerstoff-Heterocyclen mit Ketogruppe und ein Oxazolidin-Derivat (Dichlorphenyloxazolidindion). Das 1:1-Gemisch der (R)- und der (S)-Form wird als Fungizid eingesetzt, allerdings wurde die Zulassung Vinclozolin-haltiger Pflanzenschutzmittel in Deutschland wieder zurückgenommen. Vinclozolin gilt als endokriner Disruptor.
Gewinnung und Darstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vinclozolin kann ausgehend von 3,5-Dichloranilin synthetisiert werden, wobei ein Oxazolidindion-Ring geschlossen wird.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wirkstoff wurde in Deutschland als Fungizid (z. B. im Weinanbau, bei Erdbeeren, Kirschen, Salat, Bohnen und Raps z. B. gegen Grauschimmel, Weißstängeligkeit und Spitzendürre) in anderen Ländern auch bei Hopfen und im Obstanbau eingesetzt.
Zulassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den USA wurde die Zulassung von Vinclozolin 1978 von BASF beantragt[5] und 1981 zugelassen.[6] In Deutschland wurde die 1984 erfolgte Zulassung Ende 2001 wieder aufgehoben (Restmengen durften bis Anfang 2004 verwendet werden),[7] jedoch werden bei importierten Lebensmitteln noch Rückstände davon nachgewiesen.[8] In der Schweiz bestanden Zulassungen von Vinclozolin gegen die Weißstängeligkeit beim Raps, einzelne Pilzerkrankheiten bei Apfel und Aprikose sowie allgemein gegen den Grauschimmel.
Heute sind den EU-Staaten einschließlich Deutschland und Österreich sowie in der Schweiz keine Pflanzenschutzmittel mit Vinclozolin mehr zugelassen.[9]
Das Europäische Arzneibuch legt als Grenzwert für Vinclozolin-Rückstände in pflanzlichen Drogen 0,4 mg·kg−1 fest.[10]
Sicherheitshinweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vinclozolin ist reproduktionstoxisch, beeinflusst das hormonelle System (antiandrogene Wirkung)[11] und steht im Verdacht krebserzeugend zu sein. Zusätzlich wurde Synkanzerogenese nachgewiesen.[12]
Die erlaubte Tagesdosis beträgt 0,005 und die akute Referenzdosis 0,06 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.[9]
Derivate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verwandte Pflanzenschutzmittel (Dichlorphenyldicarboximide) sind:
- Chlozolinat C13H11Cl2NO5
- Dichlozolin C11H9Cl2NO3[13]
- Iprodion C13H13Cl2N3O3
- Isovaledion C14H14Cl2N2O3[14]
- Myclozolin C12H11Cl2NO4[15]
- Procymidon C13H11Cl2NO2
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR), Monograph für Vinclozolin, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ a b c d Eintrag zu Vinclozolin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
- ↑ Donald Mackay, Wan Ying Shiu, Kuo-Ching Ma, Sum Chi Lee: Handbook of Physical-Chemical Properties and Environmental Fate for Organic Chemicals, Vol IV Nitrogen and Sulfur Containing Compounds and Pesticides, CRC Press Taylor & Francis Group 2006, ISBN 978-1-56670-687-2, S. 4108.
- ↑ Eintrag zu N-3,5-dichlorophenyl-5-methyl-5-vinyl-1,3-oxazolidine-2,4-dione im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
- ↑ Temporary Tolerance & EUP for Use on Strawberries ( vom 8. April 2008 im Internet Archive).
- ↑ Pesticide Reregistration (PDF; 31 kB).
- ↑ Pflanzenschutzmittelrückstände in Möhren | Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Abgerufen am 24. Februar 2019.
- ↑ Verbotene Pestizide in deutschem Gemüse. Greenpeace, 24. November 2005, abgerufen am 29. Dezember 2017.
- ↑ a b Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Vinclozolin in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 11. März 2016.
- ↑ Europäisches Arzneibuch 10.0. Deutscher Apotheker Verlag, 2020, ISBN 978-3-7692-7515-5, S. 433.
- ↑ Auszug aus Umwelt und Gesundheit des Umweltbundesamtes (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Festsetzung von Höchstmengen unter Berücksichtigung von Kindern am Beispiel von Vinclozolin vom Bundesinstitut für Risikobewertung (PDF; 87 kB).
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Dichlozolin: CAS-Nr.: 24201-58-9, EG-Nr.: 607-339-9, ECHA-InfoCard: 100.119.152, PubChem: 32253, ChemSpider: 29909 , Wikidata: Q27155724.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Isovaledion: CAS-Nr.: 70017-93-5, PubChem: 155450, ChemSpider: 136942 , Wikidata: Q27274072.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Myclozolin: CAS-Nr.: 54864-61-8, EG-Nr.: 259-379-8, ECHA-InfoCard: 100.053.963, PubChem: 92350, ChemSpider: 83373 , Wikidata: Q27155719.
- Sensibilisierender Stoff
- Stoff mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung
- Stoff mit reproduktionstoxischer Wirkung
- Umweltgefährlicher Stoff (chronisch wassergefährdend)
- Oxazolidinon
- Dichlorbenzol
- Imid
- Vinylverbindung
- Fungizid
- Pflanzenschutzmittel (Wirkstoff)
- Beschränkter Stoff nach REACH-Anhang XVII, Eintrag 30