Zorit

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Zorit
Weiße Zoritbüschel mit einigen goldbraunen, nadeligen Raitkristallen aus dem „Jubileinaja“-Pegmatitgang am Karnassurt, Lowosero-Tundra, Halbinsel Kola, Russland (Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1972-011[1]

IMA-Symbol

Zor[2]

Chemische Formel Na6Ti5[(O,OH)5|(Si6O17)2]·11H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.22
VIII/F.22-010

9.DG.45
66.03.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m
Raumgruppe (Nr.) Cmmm[3] (Nr. 65)
Gitterparameter a = 23,24 Å; b = 7,24 Å; c = 6,96 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,27 bis 2,40; berechnet: 2,23[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010} und {001}, gut nach {110}[4]
Farbe weiß, rosa
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz

Zorit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na6Ti5[(O,OH)5|(Si6O17)2]·11H2O[3], ist also ein wasserhaltiges Natrium-Titan-Silikat mit zusätzlichen Sauerstoff- oder Hydroxidionen.

Zorit ist durchscheinend und entwickelt nur kleine, prismatisch-nadelige Kristalle bis etwa zwei Millimeter Länge mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die meist miteinander zu polykristallinen Täfelchen oder radialstrahligen Aggregaten verwachsen sind. Aufgrund der vielfachen Lichtbrechung erscheint das Mineral daher in reiner Form weiß, allerdings nimmt es durch Fremdbeimengungen oft eine zartrosa bis rosenrote Farbe an. Die Strichfarbe von Zorit ist jedoch immer weiß.

Besondere Eigenschaften

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Zorit ist unlöslich in Wasser, zersetzt sich jedoch langsam in verdünnter Salzsäure (HCl) und Salpetersäure (HNO3) unter Bildung von Kieselgel.[5]

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Zorit zusammen mit Rait im „Jubileinaja“-Pegmatitgang am Karnassurt im Bergmassiv Lowosero-Tundra auf der russischen Halbinsel Kola und beschrieben 1973 durch A. N. Mer'kov, I. V. Bussen, E. A. Goiko, E. A. Kul'chitskaya, Y. P. Men'shikov und A. P. Nedorezova, die das Mineral in Anlehnung an dessen meist rosafarbigen Kristalle nach dem russischen Wort заря (deutsch transkribiert sarja) bzw. dem umgangssprachlichen Diminutiv зорька (sorka) für Morgenröte.[6]

Typmaterial des Minerals wird im Geologischen Museum der Akademie der Wissenschaften in Apatity (Katalog-Nr. 3144, 3207) auf der russischen Halbinsel Kola, im Mineralogischen Museum der Universität Sankt Petersburg (Katalog-Nr. 15286, 18102, 18155) und im Bergbau-Museum der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg (Katalog-Nr. 1059/1–5) sowie im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau (Katalog-Nr. 74486–74488) aufbewahrt.[4]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Zorit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Chivruaiit, Haineaultit, Senkevichit, Tinaksit und Tokkoit die unbenannte Gruppe VIII/F.22 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zorit ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ketten bzw. Bänder, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Chivruaiit die unbenannte Gruppe 9.DG.45 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zorit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W = 2“ ein. Hier ist er zusammen mit Chivruaiit, Epididymit, Eudidymit, Haineaultit, Xonotlit und Yuksporit in der Gruppe „P = 3“ mit der System-Nr. 66.03.01 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W = 2 mit Ketten P > 2“ zu finden.

Bildung und Fundorte

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Rait (goldbraun) und Zorit (weiß) aus der Typlokalität „Jubileinaja“-Pegmatitgang, Karnassurt, Halbinsel Kola, Russland (Sichtfeld 4 mm)

Zorit bildet sich in alkalischen Pegmatiten, wo er sich in der Nachphase hydrothermaler Vorgänge als Rissfüllung und in Hohlräumen ablagert. Als Begleitmineral können neben Rait unter anderem noch Aegirin, Mountainit, Natrolith und Nephelin auftreten.

Neben seiner Typlokalität im „Jubileinaja“-Pegmatitgang am Karnassurt (Lowosero, Halbinsel Kola) in Russland sind bisher keine weiteren Fundorte für Zorit bekannt (Stand 2014).[7]

Kristallstruktur

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Zorit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cmmm (Raumgruppen-Nr. 65)Vorlage:Raumgruppe/65 mit den Gitterparametern a = 23,24 Å; b = 7,24 Å und c = 6,96 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

  • A. N. Mer'kov, I. V. Bussen, E. A. Goiko, E. A. Kul'chitskaya, Y. P. Men'shikov, A. P. Nedorezova: Raite and zorite - new minerals from the Lovozero Tundra. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 102, 1973, Kapitel 1, S. 54–62 (PDF 657 kB; russisch)
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 58, 1973, S. 1111–1115 (PDF 558,3 kB; Raite/Zorite ab S. 3)
  • P. A. Sandomirskii, N. V. Belov: The OD structure of zorite. In: Soviet Physics - Crystallography. Band 24, 1979, S. 686–693 (PDF 684,4 kB)
Commons: Zorite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 639.
  4. a b c Zorite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 71 kB)
  5. Michael Fleischer (1973): New mineral names. In: American Mineralogist. Band 58, S. 1111–1115 (PDF 558,3 kB; Raite/Zorite ab S. 3)
  6. A. N. Mer'kov, I. V. Bussen, E. A. Goiko, E. A. Kul'chitskaya, Y. P. Men'shikov, A. P. Nedorezova: Raite and zorite - new minerals from the Lovozero Tundra. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 102, 1973, Kapitel 1, S. 54–62 (PDF 657 kB; russisch)
  7. Fundortliste für Zorit beim Mineralienatlas und bei Mindat