ADB:Emmeram
Bischof Aribo von Freising (764–84) gründet sich auf die Erzählungen der nächsten Generation nach seinem Tode, läßt sich aber für ihre Glaubwürdigkeit in wesentlichen Punkten anderweitig stützen. – E. wird als hochgewachsener Mann von schöner Gestalt, offenem Antlitze, beredt und freigebig, „überaus artig im Verkehre sowol mit Frauen als mit Männern“, dabei als asketisch – er fastete häufig – und nach dem Martyrium verlangend geschildert. Er verließ sein Haus in Poitiers, seine Reichthümer und hochgestellten Verwandten, um die Bekehrung des „starken Volkes der Avaren“ zu versuchen. Obwol vielleicht fränkischer Abkunft, mußte er sich doch in deutschen Landen eines Dolmetschers, des Priesters Vitalis, bedienen. In Regensburg, der wohlbefestigten und von behauenen Steinen aufgeführten Hauptstadt des schon christlichen Baiernherzogs Theodo, erfuhr er, daß die Gegenden an der Enns, dem Grenzflusse zwischen Baiern und Avaren, durch Kriege verödet seien. Er nahm daher die der missionaren ähnliche Thätigkeit an, welche ihm Theodo in seinem erst jüngst bekehrten Lande anbot, indem er ihm die kirchliche Führung als Bischof oder als Leiter des beginnenden Klosterwesens frei stellte. Er scheint die Regensburger Klosterkirche, die noch heute seinen Namen trägt, gegründet und dem hl. Georg geweiht zu haben. Drei Jahre lang durchzog er, heidnische Bräuche bekämpfend, baierische Städte und Dörfer und übte die Seelsorge in den Häusern, leutselig gegen Jedermann, demüthig gegen Geringere, aber „hochaufgerichtet mit Löwenstärke gegen die Mächtigen“. Dann wollte er angeblich nach Rom ziehen. Auf der Reise dahin fand er das gesuchte Martyrium, dessen uns seltsam erscheinenden Anlaß auch der heilige Adalbert im 10. Jahrhundert einmal zu wählen geneigt war. Die von einem Beamtensohn verführte Tochter Theodo’s, Uta, durfte E., dem sie ihren Fehltritt bekannte, als den Schuldigen nennen; nur einem Priester, Wulflec, hatte E. für den Todesfall die Wahrheit vertraut. Uta ward nach ihrer Erklärung von Theodo verstoßen; einer von dessen Söhnen, Lantbert, aber rächte die vermeintliche Verunehrung des fürstlichen Hauses, indem er E. bei Kleinhelfendorf, südwärts von München, überfiel und wie einen Unfreien durch Verstümmelung an Zunge, Händen und Füßen tödten ließ. Das Landvolk pflegte den Sterbenden. Die in einem Weißdornstamme geborgenen abgehauenen Glieder aber glaubte es von himmlischen Reitern gezeigt, die Seele des Abgeschiedenen in einem Lichtglanze zum Himmel gefahren. Wie das Volk, war auch der Herzog bald von Emmerams Unschuld überzeugt; er verwies Lantbert, der im Exil endete. In das baierische Gesetz aber ward vielleicht mit Rücksicht auf das Geschehene die Bestimmung aufgenommen (I, 10), „daß sich Niemand herausnehme, einen Bischof zu tödten, wenn er gegen Jemand schuldig erscheine“. Der Mord dürfte vor dem J. 716 geschehen sein, in welchem Theodo in Rom die Organisation der baierischen Kirche bewirkte. Emmerams Name erscheint im Salzburger Verbrüderungsbuche an der Spitze der verstorbenen nicht [83] salzburgischen baierischen Bischöfe. Seine Gebeine wurden in der Aschheimer Peterskirche beigesetzt, dann in die Georgskirche von Regensburg übertragen, welche schon um 740 nach dem hl. E. genannt wird; nach 792 erscheint freilich neben dem Namen Emmerams auch der des hl. Georg als Schutzpatron.
Emmeram (Haimaram, Hausrabe), Heiliger, als Bischof von Poitiers wahrscheinlich Nachfolger Ansoalds, der im Jahre 706 erwähnt wird. Seine Lebensbeschreibung von- Rettberg, Kirch. D. II. 189 ff. Büdinger, Oesterr. Gesch. I. 85 ff. Quitzmann, Aelt. Gesch. d. Baiern, 230 ff. Riezler, Forsch. z. d. G. XVI. 427.