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BLKÖ:Kienmayer, Michael Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 244. (Quelle)
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Kienmayer, Michael Freiherr von (General der Cavallerie und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 17. Jänner 1755, gest. ebenda 28. October 1828). Ein Sohn des mit Diplom vom 30. September 1775 in den Freiherrnstand erhobenen Hofrathes und Directors des Obersthofmeisteramtes Michael Franz K. Am 1. October 1774 trat der Sohn Michael, 19 Jahre alt, als Cadet in das k. k. Infanterie-Regiment Nr. 26, damals Puebla, jetzt Großfürst Michael. In kurzer Zeit, am 1. März 1775, wurde er Unterlieutenant in dem nachmals aufgelösten Dragoner-Regimente Jung-Modena, bereits am 1. December d. J. Oberlieutenant im 6. Kürassier-Regimente d’Ayasassa und am 15. Jänner 1778 zweiter Rittmeister im 10. Huszaren-Regimente Barco. Die folgenden Beförderungen wurden ihm fast sämmtlich in Folge seines ausgezeichneten Verhaltens vor dem Feinde zu Theil; so wurde er am 18. Jänner 1779 auf dem Schlachtfelde bei Eroberung des Blockhauses von Oberschwedelsdorf erster Rittmeister, am 11. November 1788 für seine Waffenthaten (ihre Erzählung folgt weiter unten) im Türkenkriege Major, am 1. August 1789 Oberstlieutenant und am 21. November Oberst bei Levenehr-Chevaux-legers, seit 31. October 1793 aber beim 10. Huszaren-Regimente; am 28. April 1794 in Anerkennung seiner Waffenthaten in den Niederlanden außer seinem Range General-Major und erhielt nach dem Lünneviller Frieden das Militärcommando zu Troppau, am 4. September 1799 Feldmarschall-Lieutenant, als welcher er nach dem Preßburger Frieden als Divisionär nach Olmütz, später nach Fünfkirchen kam, am 31. Juli 1809 General der Cavallerie. Am 16. November wurde er zum ad latus des commandirenden Generals Baron Alvinczy in Ungarn, am 25. December zum Inspector der Cavallerie ernannt, kam im Juni 1813 als Interims-Commandirender nach Galizien, im October 1814 als wirklicher commandirender General nach Siebenbürgen und 1820 in gleicher Eigenschaft für Mähren und Schlesien nach Brünn, wo er am 26. November 1824 sein 50jähriges Dienstjubiläum feierte. Endlich trat er kränklichkeitshalber am 1. December 1826 nach 52jähriger Diensteszeit in den Ruhestand, in welchem er zwei Jahre später als Greis von 83 Jahren starb. Diese äußeren Umrisse eines, wenn man ein hohes Alter erreicht, gewöhnlichen Soldatenlebens, werden aber bei K. von einem wahren Lorberkranze heroischer Thaten durchschlungen, bei deren Bericht man fast an ein modernes Epos gemahnt wird. Schon die Feldzüge der Jahre 1778 und 1779 gegen die Preußen machte K. mit und bei der Erstürmung des Blockhauses von Oberschwedelsdorf erwarb er sich, wie bereits oben gesagt, die ersten Lorbern. Im Türkenkriege des Jahres 1788 verrichtete [245] K. eine ausgezeichnete Waffenthat um die andere. Am 24. April rückten die Türken, einen Einfall in die Bukowina beabsichtigend, 2000 Mann stark, gegen den durch einen Verhau geschützten, an einer Berglehne befindlichen Posten Rohatyn, wo sich nur ein Piket von 40 Mann Khevenhüller-Infanterie mit einer Kanone befand. Der Posten war offenbar verloren und einer solchen Uebermacht nicht zu widerstehen. Rittmeister K., der eben mit einem Zuge von 13 Huszaren von einem Kundschaftsritte zurückkehrte, sah die Gefahr. Rasch sammelte er die zerstreuten Infanteriepikets und wußte sie so zum Kampfe zu begeistern, daß die an Zahl weit stärkeren Türken mehrere Male zurückgeworfen wurden. Aber längerer Widerstand war nicht zu leisten, um so weniger, als die Türken das kämpfende Häuflein zu umzingeln begannen. Nun ordnete K. den Rückzug an und führte ihn unter beständigen Attaken auf die Türken durch seine wenigen Huszaren mit solcher Meisterschaft aus, daß er die ganze Truppe nebst der Kanone glücklich zur Haupttruppe zurückbrachte. Diese bestand aus nur zwei Compagnien Khevenhüller-Infanterie. Die Türken setzten den Angriff fort. Nun bildeten die zwei Compagnien ein Carré, in dessen Mitte sich K. mit seinen Huszaren begab, denen allen im Gefechte bereits die Pferde theils erschossen, theils verwundet worden waren; zwei Stunden leisteten sie den Türken entschiedenen Widerstand, die endlich den Rückzug anzutreten genöthigt waren. Die Absicht der Türken, in die Bukowina einzudringen, war so glücklich vereitelt worden. – Als Prinz Coburg im Mai g. J. die Festung Chotym, welche von den Türken besetzt war, einschloß, wollte er diese verhindern, sich, wie bisher, aus Polen mit Lebensmitteln zu versorgen. Zu diesem Zwecke wurde K. zu einem Streifzuge beordert, den er mit 50 Huszaren und 50 Jägern am linken Ufer des Dniester unternahm und alle Schiffe, die er vorfand, zerstörte. Um mit den am linken Ufer des Dniester aufgestellten Truppen in Verbindung zu bleiben, hatte der Prinz Coburg bei Prehodorek eine Schiffbrücke schlagen lassen. Da aber von dem in den Gebirgen geschmolzenen Schnee um diese Zeit alle Gewässer angeschwollen waren und diese manche Verheerungen anrichteten, wurde auch die Schiffbrücke durch Flösse, welche an sie mit aller Gewalt vom Strome getrieben wurden, in zwei Theile gerissen. Während die eine Hälfte von unseren Pontonieren gerettet und am linken Ufer befestigt wurde, trieb die andere Hälfte den Fluß hinab, wurde von den Türken bei Chotym aufgefangen, die sie am rechten Ufer zu befestigen suchten. Kaum hatte K. Meldung davon erhalten, als er mit 15 Jägern und 19 Huszaren an das Ufer eilte, in’s Wasser sprang und durch ein heftiges wohlgezieltes Feuer die Türken hinderte, die halbe Brücke zu befestigen. Diese schwamm nun den Fluß hinab und wurde auf einer Seite von K. mit seiner Mannschaft, auf der andern von den Türken verfolgt, welche jedoch durch das beständige Plänkeln der Unseren belästigt, die weitere Verfolgung alsbald aufgaben und nach Chotym zurückkehrten. Nun wurde die Brücke von unseren Leuten aufgefangen und bei Malinovcze an das Ufer gebracht, wo eben das erwartete russische Hilfscorps den Dniester überschreiten sollte. Auch sonst bestand K. während der Belagerung Chotyms mehrere Gefechte mit den Türken und nahm ihnen alle Lebensmittel weg, die sie vom linken Ufer des Dniester eingetrieben hatten [246] und nach Chotym zu bringen versuchten. Diese Waffenthaten veranlaßten seine Beförderung zum Major. Auch im Jahre 1789 pflückte sich K. bei mehreren Gelegenheiten neue Lorbern. Als die österreichisch-russische Armee im Juli g. J. die Stellungen nahm, um die Schlacht bei Fokschan zu schlagen, zeichnete sich K. am 31. Juli im Gefechte mit den Türken und bei der Eroberung ihres Lagers, dann in der Schlacht am 1. August und in der Schlacht bei Martinestje am 22. September aus, in welch letzterer sein heldenmüthiges Beispiel wesentlich zum Siege der Unseren beitrug. Der Prinz von Coburg sendete den jungen Helden mit der Siegesbotschaft an den Kaiser nach Wien, der ihn mit einem kostbaren Ringe mit seiner Namenschiffre beschenkte. Als K. in den letzten Tagen des October wieder bei der Armee eintraf, welche eben zur Vorrückung in die Walachei befehligt war, erhielt er, mittlerweile bereits Oberstlieutenant geworden, das Commando der Avantgarde und besetzte am 9. November Bukarest, welches die Türken in wilder ordnungsloser Flucht räumten. Auf einer am 12. November unternommenen Recognoscirung gegen Giurgewo, in welche Festung die Türken sich zurückgezogen hatten, hatte K. in Erfahrung gebracht, daß der Rajah von Giurgewo, Jussuf Pascha, die Festung verlassen habe, um in dem eine Stunde von Giurgewo gelegenen Dorfe Onyak Lebensmittel aufzutreiben. Den Rajah aufzuheben, war K.’s erster Gedanke. Mit drei Officieren schlich sich K. zu Fuß bis nahe an das Dorf, besah die Oertlichkeit genau, traf alle Dispositionen zu einem Ueberfalle und führte denselben bei eintretender Dämmerung so glücklich aus, daß Yussuf Pascha mit seinem Gefolge gefangen genommen und über 2000 Stück Schlachtvieh und Pferde erbeutet wurden. Für seine Heldenthaten in diesen zwei Feldzügen erhielt K. in der 19. Promotion (vom 21. December 1789) das Kleinkreuz des Maria Theresien-Ordens. Im Feldzuge des Jahres 1794 bereits Oberst und zwar bei dem 10. Huszaren-Regimente, zu welchem er von Levenehr-Chevaux-legers übersetzt worden, war er mit seinem Regimente im Corps des FZM. Grafen Kaunitz eingetheilt; und folgt nun eine schöne Waffenthat der anderen: so that er sich als Commandant der Avantgarde im Gefechte bei Solve le Chateau (23. April), noch mehr aber bei Rouvroy (13. Mai) aus, in welch’ letzterem er mit 6 Escadronen eine 6000 Mann starke französische Colonne attakirte und zu eiligem Rückzuge über die Sambre zwang. Im April 1794 General-Major außer der Tour, befehligte er einen Theil der Vorposten der Hauptarmee und zeichnete sich auch im Feldzuge des genannten Jahres durch Umsicht und Tapferkeit aus. Im Feldzuge des Jahres 1796 führte er im Treffen bei Augsburg (17. August) mehrere siegreiche Cavallerieattaken aus; nahm mit dem Regimente Kaiser-Huszaren bei Werthheim (4. September) ein großes feindliches Magazin und gleich darauf bei Freudenberg am Main 10 feindliche Schiffe mit 60 Kanonen und 340 Pulverfässern. Im Jahre 1799 focht er mit gewohnter Bravour bei Osterach und Stockach, hielt das Dorf Hettlingen in der Schweiz, (am 22. Mai) mit einer geringen Truppenzahl gegen die wiederholten heftigen Angriffe eines sechsmal stärkeren Feindes, der endlich nach großen Verlusten an Todten und Verwundeten jeden weiteren Angriff aufgab. Eine der merkwürdigsten Waffenthaten führte er aber bei Andelfingen [247] (am 24. Mai) aus. Er befehligte die aus 21/2 Bataillons und 8 Escadrons leichten Truppen bestehende Avantgarde, welche hinter der Töß aufgestellt waren und die Ortschaften Bery, Buch, Esch, Hettlingen und Huningen besetzt hielten. Die Franzosen unter General Paillard griffen ihn an. Mehrere Stürme der Franzosen wurden von ihm bereits abgeschlagen, als er Nachricht erhielt, daß ihm Gefahr drohe, von der Brücke über die Thur bei Andelfingen, seiner einzigen Rückzugslinie, abgeschnitten zu werden. Er gab also die weitere Vertheidigung der genannten Ortschaften auf und zog sich, mit dem heftig andrängenden Feinde in ununterbrochenem Kampfe, jedoch in bester Ordnung gegen Andelfingen zurück. Dort erhielt er von dem zwischen Altikon und Pfyn aufgestellten General Piaczek Nachricht, daß ihn der überlegene Feind gegen Andelfingen dränge. Um den Rückzug der Truppen des Generals Piaczek zu ermöglichen, leistete K. auf den Anhöhen vorwärts von Andelfingen durch zwei Stunden den heldenmüthigsten Widerstand. Endlich, nachdem sein Geschütz demontirt war, ließ er dasselbe und den größten Theil seiner Truppen durch die Stadt und über die Brücke sich zurückziehen, während er mit 50 Mann Wenkheim-Infanterie und Tiroler-Schützen und einem Zuge Huszaren, um diesen Rückzug zu decken, das obere Thor von Andelfingen gegen den andringenden Gegner vertheidigte. Mittlerweile aber waren die Franzosen durch die rückwärtigen Garten theils gegen, theils über die Brücke gedrungen, hatten derselben sich bemächtigt und die in Andelfingen befindlichen Truppen waren gänzlich abgeschnitten. K., dem sich noch ein von der Brigade Piaczek abgedrängter Zug Huszaren angeschlossen hatte, verließ nun das Thor und eilte an die Brücke. Aber die durch das eben verlassene Thor einstürmenden Schwadronen Chasseurs und andere feindliche Truppen jagten ihm nach und holten ihn ein. K. wendet sich mit seinen Huszaren entschlossen um, haut durch die feindlichen Haufen sich durch und sprengt dem eben verlassenen Thore zu. Dann wendet er sich links gegen die Thur, aber auch hier war bereits das steile felsige Ufer mit feindlichen Schützen besetzt. Von allen Seiten von dem Feinde heftig verfolgt, nirgends ein Ausweg zur Rettung und doch fest entschlossen, sich nicht zu ergeben, begeistert K. seine Reiter zum Außerordentlichen, stürzt sich mit seinem Pferde von einem haushohen Felsen in die reißende Thur, während seine Huszaren an anderen minder gefährlichen Stellen des steilen, übrigens überall hohen Ufers diesem heroischen Beispiele folgen. Mit mehreren Huszaren hatte K. glücklich das jenseitige Ufer erreicht, während die anderen theils im Flusse, theils beim Durchhauen ihr Leben einbüßten. Diese That, bekannt unter dem Namen des „Kienmayer-Sprunges“, ist poetisch (von Joh. Nep. Vogl 1831) verherrlicht worden. Unverletzt ging K. aus diesem heißen Kampfe, nur sein Pferd wurde durch einen Bajonnetstich verwundet. Durch die am jenseitigen Ufer aufgeführten Batterien, so wie durch den Brand der Brücke wurden die Franzosen an weiterem Vordringen abgehalten. Bei K.’s im Herbste 1799 erfolgten Ernennung zum Feldmarschall–Lieutenant erhielt er eine Division bei der Armee in Deutschland. Im Feldzuge des Jahres 1800 hatte seine 8850 Mann und 3300 Pferde starke Division die Aufgabe, das bei Kehl stehende französische Corps zu beobachten, während unsere Hauptarmee sich noch in den rückwärtigen Cantonirungen [248] befand. Am 25. April wurde K. von dem französischen General St. Suzanne mit einem 16.000 Mann starken Armeecorps angegriffen. K. hatte Befehl, einem überlegenen Feinde nur langsam zu weichen und sich keiner Niederlage auszusetzen. Demzufolge zog er sich unter fortwährendem Kampfe aus der ausgedehnten Stellung am Rheine bis auf die Anhöhen bei dem Dorfe Bühl zurück, wo sein hartnäckiger Widerstand die Franzosen endlich zwang, nach einem 12stündigen Gefechte gegen Offenburg sich zurückzuziehen. Sein Verlust in diesem Kampfe betrug 281 Mann, aber der Feldzeugmeister Baron Kray hatte Zeit gewonnen, die Hauptarmee im Lager bei Donaueschingen zu sammeln und den bedrohten Abtheilungen Verstärkungen zuzusenden. An den weiteren Ereignissen dieses Feldzuges nahm K. mit gewohnter Umsicht und Tapferkeit Theil. – Im Feldzuge des Jahres 1805 befehligte er am Lech ein selbstständiges Corps von 6200 Mann. In jenem des Jahres 1809 erhielt er das Commando des 2. Reservecorps. In der Relation über die Schlacht bei Aspern glänzte K.’s Namen unter den Helden des Tages. Am 18. Juni d. J. erhielt er das Commando des 11. Armeecorps, welches, 9000 Mann und 800 Reiter stark, die Bestimmung hatte, Böhmen zu decken. Von seinen beiden Brigadieren war General-Major Am Ende mit 5000 Mann und 600 Reitern in Sachsen eingerückt, wo er Dresden besetzt hatte und mit einem Theile seiner Truppen gegen Leipzig marschirte. Brigadier General-Major Radivojevich hatte aber mit 4000 Mann und 200 Reitern einen Streifzug ins Baireuth’sche unternommen. K. eilte nach Sachsen und fand bereits den General-Major Am Ende am 27. Juni bei Stauchitz im vollen Rückzuge vor Jerome Bonaparte, König von Westphalen, welcher mit 14.000 Mann und 3000 Reitern heranrückte, um Sachsen zu befreien und in Böhmen einzudringen. Schon am 28. Juni nahm K. seine Stellung zwischen Rossen und dem Celler Walde und schlug einen Angriff des stärkeren Gegners so kräftig zurück, daß dieser eine weitere Verfolgung vor der Hand einstellte. Aber noch von einer zweiten Seite, von Bamberg aus, wo Junot mit einem französischen Corps stand, war ein Einfall in Böhmen zu besorgen. K. ließ sogleich den General Am Ende mit einer entsprechenden Truppenzahl nach Dresden zurückgehen, wo dieser für den Fall eines Angriffes bei Gießhübel oder Peterswalde die Grenzgebirge Böhmens zu behaupten und die Straße nach Theresienstadt zu decken beauftragt war. K. selbst marschirte mit 4 Bataillons und 1 Escadron und mit der von dem Herzoge von Braunschweig-Oels befehligten braunschweig-hessischen etwa 3500 Mann und 500 Reiter starken Truppe über Chemnitz nach Plauen. Dort erhielt er bereits am 4. Juli die Nachricht, daß Junot mit 8000 Mann und 1200 Pferden von Bamberg im Anmarsche sei und daß Jerome, durch K.’s Bewegung nach Plauen getäuscht, sich begnügt habe, den General Am Ende aus Dresden zu verdrängen und nun über Freiberg und Chemnitz gegen Zwickau vorrücke, um sich mit Junot zu vereinigen und mit diesem vereint in Böhmen einzubrechen. Wenn diese Vereinigung erfolgte, so war K. viel zu schwach, Böhmen vor dieser feindlichen Invasion zu schützen. Es galt also diese Vereinigung zu hintertreiben. Vor Allem suchte er demnach die Truppen des Generals Radivojevich an sich zu ziehen, wollte sich dann zwischen beide [249] feindliche Corps stellen und jedes derselben einzeln angreifen, schlagen und so ihre Verbindung vereiteln. Er setzte also am 6. Juli seinen Marsch über Hof und Helmbrecht fort, vereinigte sich glücklich am 8. Mittags bei Gefräs mit Radivojevich, den er bereits im Kampfe mit Junot fand. K., ohne zu säumen, ging sogleich zum Angriffe über und nach einem dreistündigen hartnäckigen Gefechte war Junot geworfen und floh über Baireuth bis Amberg. Bis Baireuth ließ K. den fliehenden Gegner verfolgen und diese Stadt durch unsere Truppen besetzen. Außer einigen hundert Gefangenen war durch diesen Sieg die Provinz Baireuth und ein bedeutender Theil von Franken in unseren Besitz gelangt, welche Landstriche für den Unterhalt der Truppen reiche Hilfsquellen besaßen. Ueberdieß war die Verbindung Jerome’s mit Junot vereitelt und K. konnte sich dem Könige von Westphalen ohne Sorge entgegenstellen. Dieser rückte auch in der That in K.’s Rücken von Dresden gegen Schleiz vor. Kaum hatte K. am 9. Juli Nachricht erhalten, daß Jerome im vollen Marsche von Plauen gegen Hof sich befinde, als K., in Baireuth eine schwache Besatzung zurücklassend, den General Am Ende gegen Dresden vorzurücken beordernd, mit dem Gros seines Corps sich selbst gegen Hof in Bewegung setzte und am 12. Juli den König Jerome bei Plauen angriff. Jerome, durch die Nachricht von Junot’s Niederlage eben nicht ermuthigt und auf seine westphälischen Truppen nicht sehr vertrauend, zog sich nach einem unbedeutenden Gefechte in größter Eile über Schleitz und Kahla nach Jena zurück. Die Nachricht von dem in Znaim abgeschlossenen Waffenstillstande machte allen ferneren Operationen ein Ende. Böhmen war durch K.’s Umsicht und Tapferkeit vor einer französischen Invasion bewahrt worden und ein großer Theil des Baireuth’schen, Sachsens nebst der Lausitz und dem Voigtlande befand sich in unserem Besitze. Dieser Feldzug des Jahres 1809 war der letzte, den K. mitgekämpft. Seine Verwendung im Frieden ist schon oben in der kurzen Skizze seiner militärischen Laufbahn angegeben worden. Hier ist nur noch anzuführen, daß K. bereits am 23. Jänner 1802 zum Inhaber des 8. Huszaren-Regiments, heute Friedrich Wilhelm I., Churfürst von Hessen-Cassel, ernannt worden, daß ihm das Ordenscapitel des Jahres 1810 das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannte und ihm am 12. Februar 1816 die wirkliche geheime Rathswürde verliehen wurde. Als im Jahre 1824 zu Brünn, wo er als commandirender General lebte, sein 50jähriges Dienstesjubiläum gefeiert wurde, errichtete das ihm unterstehende Officierscorps zur bleibenden Erinnerung seines Heldennamens, eine denselben führende Stiftung, deren Ertrag für wohlverdiente Leute des 8. Huszaren-Regiments vom Wachtmeister abwärts, im Falle der Auflösung dieses Regiments aber, an mittellose Witwen verdienter Officiere der mährisch-schlesischen Regimenter vertheilt werden sollte. Das Capital dieser Stiftung beträgt zur Zeit 8062 fl. 15 kr. W. W. [vergleiche Näheres über die Stiftung im Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserstaates (Wien 1863, Staatsdruckerei, 8°.) S. 751, Nr. 33].

Schels, Oesterreichische militärische Zeitschrift (Wien, 8°.) Jahrg. 1835, Bd. IV, S. 286: „Kriegsscenen aus dem Leben des Generals der Cavallerie Freiherrn von Kienmayer“; Jahrg. 1826, S. 275; Bd. II, S. 31: „Dienstes-Jubelfeier“. – 'Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder [250] (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 268, 882, 1733 und 1746. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon von Hirtenfeld (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III, S. 526. – Szöllösy (Joh. Nep. v. ), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bisch. Lyceal-Buchdruckerei, gr. 8°.) S. 384 [nach diesem geb. 26. September 1756]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 192 [nach dieser geb. 1750]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe. Bd. XVII, S. 1090. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 1850 et s., 8°.) Tome XXVII, p. 712 [nach diesem geb. um 1730, gest. um 1820]. –Biographie des hommes vivants ... (Paris 1816, L. G. Michaud, 8°.) Tom. III, p. 513. – Biographie nouvelle des Contemporains ... par A. V. Arnault, A. Jay E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1821, Émile Babeuf, 8°.) Tome X, p. 92. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans (Londres 1800, 8°.) Tome II, p. 251. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (Wien, gr. 8°.) 1831, Nr. 29: „Der Kienmayersprung“, von J. Nep. Vogl. – Porträt. Rähmel p., F. John sc. (Wien 1792, 8°.), Kienmayer als Oberst; schönes und nicht häufiges Blatt. – Ueber die Familie der Kienmayer. Schon der Großvater des berühmten Reitergenerals Michael Freiherr von K., dessen Heldenthaten oben in einer gedrängten Skizze erzählt wurden, Johann Michael, Handelsmann und Stadthauptmann in Wien, hat in Anerkennung seines bei der Belagerungsgefahr Wiens an den Tag gelegten Eifers und Patriotismus mit Diplom vom 4. Jänner 1754 den einfachen Adel erhalten. Von seinen Söhnen trat der eine, Michael Franz[WS 1] (gest. zu Wien 30. Mai 1802), in österreichische Staatsdienste, befand sich bei der Kaiserwahl Franz I. Stephan’s im Jahre 1745 mit dem kaiserlichen Gefolge in Frankfurt, wurde 1749 Secretär bei der niederösterreichischen Regierung, 1753 wirklicher Regierungsrath und kam 1763 als Hofrath zum kais. Obersthofmarschallamte, bei welchem ihm 1772 die Direction des ersten Obersthofmeisteramtes übertragen wurde. Im Jahre 1771 erhielt er für seine Verdienste das Ritterkreuz des St. Stephan-Ordens, welcher Verleihung mit Diplom vom 30. September 1775 die Erhebung in den Freiherrnstand folgte. Michael Franz K. beschäftigte sich, wie das zu seiner Zeit vielfach der Fall war, mit Untersuchungen über die Elektricität und ist der Erfinder des nach ihm benannten Kienmayer’schen Amalgams, über welches seine eigene, im „Journal physic. XXXIII“(1788) abgedruckte Abhandlung: „Sur une nouvelle manière de préparer l’amalgame electrique et sur les effets de cet amalgame“ nähere Aufschlüsse gibt. In neuester Zeit wieder (vergleiche Roßmäßler’s Journal „Aus der Heimath“ 1863, Nr. 12, Sp. 191, unter den „Kleineren Mittheilungen“) wird dieses Specificum zur Erreichung der höchsten Wirkung der Elektricität rühmend anempfohlen. [Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. A. Barth, gr. 8°.) Sp. 1254.] – Wappen. Quadrirter Schild mit Herzschild. 1 und 4: silbern und schwarz geschachtet; 2 und 3: in Roth zwei goldene, rechts schief liegende Balken. Herzschild. Goldenes Schild mit blauem Schildeshaupt. In letzterem vier sechseckige goldene Sterne nebeneinander. Im goldenen Schilde steht auf grünem Grunde ein goldgegürteter, rothgekleideter, rechtsgekehrter Ungar, welcher die rechte Hand vor sich ausgestreckt hält, die Linke aber an die goldene Leibbinde stemmt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Auf der Krone des rechten Helms steht ein einfacher schwarzer Adler mit ausgeschlagener Zunge, ausgebreiteten Flügeln und von sich gestreckten Klauen, welcher auf der Brust die Buchstaben M. T. (Maria Theresia) trägt; auf der Krone des mittleren Helms stehen zwei mit den Sachsen nach innen gewendete schwarze Adlerflügel; aus jener des dritten erheben sich sechs Straußenfedern, deren erste, dritte und fünfte silbern, die zweite, vierte und sechste roth sind. Die Helmdecken. Die des rechten sind schwarz mit Silber; des mittleren rechts roth mit Gold, links blau mit Gold; die des linken roth mit Gold belegt. Schildhalter. Zwei auswärtsstehende weiße Windhunde mit blauen Halsbändern, an welchen der Ring und die Einfassung golden sind. Das frühere einfache Adelswappen bestand aus dem oben beschriebenen [251] Herzschilde, auf welchem der mittlere Helm des oben beschriebenen freiherrlichen Wappens sich erhob.

Anmerkungen (Wikisource)