[430] VI. Das Ende. Kap. 19,11-21,8
A. Die Messiasschlacht. Kap. 19,11-21.
19,11-16. Der Sieger. 19,11. καὶ εἶδον τὸν οὐρανὸν ἠνεῳγμένον (S. 162). Es beginnt ein neues Gesicht und der Seher befindet sich wieder auf der Erde. καὶ ἰδοὺ ἵππος λευκὸς (6,2) καὶ ὁ καθήμενος ἐπ’ αὐτὸν [καλούμενος][1] πιστὸς καὶ ἀληθινὸς καὶ ἐν δικαιοσύνῃ κρίνει καὶ πολεμεῖ. Sap. Sal 18,15: ὁ παντοδύναμός σου λόγος ἀπ’ οὐρανῶν ἐκ θρόνων βασιλείων ἀπότομος πολεμιστὴς εἰς μέσον τῆς ὀλεθρείας ἥλατο γῆς. Jes 11,3f.: οὐ κατὰ τὴν δόξαν κρινεῖ ... καὶ ἔσται δικαιοσύνῃ ἐζωσμένος τὴν ὄσφυν αὐτοῦ. Der Sieger, der nun endlich, nachdem die Spannung auf das Höchste gestiegen, auf weißem Roß daherstürmt, trägt die den Lesern bereits vertrauten (1,5; 3,7.14) Namen „Treu“ und „Wahrhaftig“. Außerdem wird seine Gerechtigkeit hervorgehoben. Dann erst geht der Seher zur Schilderung der äußeren Glanzgestalt des Heros über. Zu dem weißen Roß des Messias zieht Vlt. IV 117 eranische Parallelen (Sraosha und Mithra haben weiße Rosse vor ihren Wagen) heran. 19,12. οἱ δὲ ὀφθαλμοὶ αὐτοῦ (ὡς)[2] φλὸξ πυρὸς (s. zu 1,14 vgl. 2,18) καὶ ἐπὶ τὴν κεφαλὴν (sc. ἐστι) αὐτοῦ διαδήματα πολλά[431] (Weil er nach V. 16 König der Könige ist, vgl. auch das Gegenbild des Drachen 12,3 und des Tieres 13,1; Sap. Sal 18,24 καὶ μεγαλωσύνη σου ἐπὶ διαδήματος κεφαλῆς αὐτοῦ) ἔχων (Anakoluth) ὄνομα γεγραμμένον[3], ὃ οὐδεὶς οἶδεν εἰ μὴ αὐτός. Es wird besonders hervorgehoben, daß der Messias einen unbekannten Namen habe. Dieser Stelle liegt, wie 2,17 (s. die Erkl.) der Glaube an die Bedeutung und Macht des Namens zu Grunde. Der Messias hat einen Namen, an dem die Macht über Himmel und Erde hängt (vgl. zu dieser Vorstellung Hen 69,13ff.), und da Niemand diesen Namen außer ihm kennt, so ist er auch im alleinigen Besitz der mit dem Namen verbundenen Macht. Vgl. Himmelf. Jes 9,5: „Aber seinen Namen kannst Du nicht hören, bis Du aus Deinem Leibe emporgestiegen bist.“ Auch an die bekannten gnostischen Phantasien von dem geheimnisvollen Namen des Erlösers, in dessen Kraft er durch alle Himmel hindurchführt, fühlt man sich erinnert. Dieselbe Vorstellung von der geheimnisvollen Wirkungskraft verborgener Namen findet sich auch bei den Mandaeern, Brandt, mandäische Religion 114f. Vgl. Ps.-Clement. Hom. XVI 18. 19,13. καὶ περιβεβλημένος ἱμάτιον βεβαμμένον[4] αἵματι. Nach der richtigen Lesart ist zu übersetzen: getaucht in Blut, nicht bespritzt mit Blut. Vorbild ist die Erscheinung Gottes Jes 63,1, der im roten blutbefleckten Gewand vom Siege heimkehrt. Es ist nicht an das Versöhnungsblut Christi zu denken. καὶ κέκληται[5] τὸ ὄνομα αὐτοῦ ὁ (S. 175) λόγος τοῦ θεοῦ. Vgl. Sap. Sal 18,15. Daß in dem Logosnamen eine Spur johanneischer Theologie vorliegt, kann nicht bezweifelt werden. Ob freilich diese Bemerkung zum ursprünglichen Bestande des hier vorliegenden Zusammenhangs gehört, kann mit Recht bezweifelt werden. Daß hier der Name des Messias doch genannt wird, steht in eigentümlichem Mißverhältnis zu der Betonung des unbekannten Namens vorher. Denn gerade darauf, daß der Name des Messias nicht bekannt ist, beruht seine Kraft. Es ist möglich, daß hier der müßige Einfall eines Abschreibers vorliegt[6], der den unbekannten Namen doch gar zu gerne gedeutet hätte. — Etwas anderes ist es mit dem Namen in V. 13. Einmal steht die Bemerkung von unserer Stelle weiter entfernt und nicht in so unmittelbarem Kontrast; dann aber ist dort kein eigentlicher Name, sondern nur ein Titel gegeben.
19,14. καὶ τὰ στρατεύματα τὰ[7] ἐν τῷ οὐρανῷ ἠκολούθει αὐτῷ[432] ἐφ’ ἵπποις λευκοῖς, ἐνδεδυμένοι (s. o. S. 164) βύσσινον λευκὸν[8] καθαρόν. 19,8. Es ist hier kaum an die himmlischen Vollendeten zu denken (Ew. II, Dstd.). Der ganze nun entbrennende Kampf ist ein übersinnlicher und wird von den Engelsscharen geführt. Der Apok. setzt voraus (s. den bestimmten Artikel), daß gewaltige Engelheere im Himmel sind. Die folgen nun dem messianischen Heros zum Siege. Diese Lichtwesen tragen natürlich weiße Kleider und reiten auf weißen Rossen. Vlt. IV 117 vergleicht die Vorstellung von den himmlischen Heeren mit der eranischen von den Fravashis. 19,15. καὶ ἐκ τοῦ στόματος αὐτοῦ ἐκπορεύεται ῥομφαία ὀξεῖα [δίστομος][9] (s. zu 1,16; 2,12), ἵνα ἐν αὐτῇ πατάξῃ τὰ ἔθνη. Jes 11,4: καὶ πατάξει γῆν τῷ λόγῳ τοῦ στόματος αὐτοῦ. Ps Sal 17,24: ὀλοθρεῦσαι ἔθνη παράνομα ἐν λόγῳ στόματος αὐτοῦ (vgl. 17,26). Sap Sal 18,22: ἐνίκησε τὸν ὄχλον οὐκ ἰσχύι τοῦ σώματος οὐχ ὅπλων ἐνεργείᾳ ἀλλὰ λόγῳ τὸν κολάζοντα ὑπέταξεν. — καὶ αὐτὸς ποιμανεῖ αὐτοὺς ἐν ῥάβδῳ σιδηρᾷ (s. zu 2,27; vgl. 12,5) Ps 2,9; Ps Sal 17,24. καὶ αὐτὸς πατεῖ τὴν ληνὸν τοῦ οἴνου τοῦ θυμοῦ τῆς ὀργῆς τοῦ θεοῦ (16,19) τοῦ παντοκράτορος (S. 176) 14,19f. Beachte das nachdrückliche, wiederholte καὶ αὐτός, ein Sprachmittel der Apok. zur Steigerung des Ausdrucks: „Und der“. — „Und der“. Zwei Vorstellungen sind in diesem Bild mit einander vermischt: die Zornkelter, die getreten wird, und der Zornwein, den Gott mischt. 19,16. καὶ ἔχει ἐπὶ τὸ ἱμάτιον καὶ ἐπὶ τὸν μηρὸν αὐτοῦ ὄνομα γεγραμμένον· βασιλεὺς βασιλέων καὶ κύριος κυρίων. Dstd. erklärt: Er hatte den Namen auf seinem Mantel und zwar auf seiner Hüfte, also wohl am Gürtel (ebenso B. Weiß, Hltzm.). Sp. vermutet, daß μηρός ein besonderes Kleidungsstück bezeichnet, etwa den Schwertgurt. Über den Titel βασιλεὺς βασιλέων s. o. zu 17,14. Hier wie dort erhält Christus den Ehrentitel Gottes im Sprachgebrauch des Judentums.
19,17-18. Das Vorspiel des Kampfes. 19,17. καὶ εἶδον ἕνα[10] (8,13 S. 165) ἄγγελον ἑστῶτα ἐν τῷ ἡλίῳ. Die Stellung des Engels in der Sonne erklärt sich vielleicht daraus, daß er den Vögeln Botschaft bringen soll. Doch mag hier auch irgend ein fremdes, uns unbekanntes Motiv mitgewirkt haben.καὶ ἔκραξεν [ἐν][11] (S. 167) φωνῇ μεγάλῃ λέγων πᾶσιν τοῖς ὀρνέοις τοῖς πετομένοις ἐν μεσουρανήματι· δεῦτε συνάχθητε εἰς τὸ δεῖπνον τὸ μέγα τοῦ θεοῦ. 19,18. ἵνα φάγητε σάρκας βασιλέων καὶ σάρκας χιλιάρχων (6,15) καὶ σάρκας ἰσχυρῶν καὶ σάρκας ἵππων καὶ τῶν καθημένων ἐπ’ αὐτῶν[12] καὶ σάρκας πάντων ἐλευθέρων τε καὶ δούλων καὶ μικρῶν καὶ μεγάλων. Ez 39,(4.)17-20: εἰπὸν παντὶ ὀρνέῳ πετεινῷ ... συνάχθητε ... ἐπὶ τὴν θυσίαν μου ... (Apk εἰς τὸ δεῖπνον τὸ μέγα τοῦ θεοῦ) καὶ φάγεσθε κρέα καὶ πίεσθε αἷμα, 18 κρέα γιγάντων (Apk ἰσχυρῶν) [433] φάγεσθε καὶ αἷμα ἀρχόντων τῆς γῆς πίεσθε. V. 20: καὶ ἐμπλησθήσεσθε ... ἵππον καὶ ἀναβάτην (Apk τῶν καθημένων ἐπ’ αὐτῶν) ... καὶ πάντα ἄνδρα πολεμιστήν. Der Apok. hat also die Ezechielstelle mit der ihm sonst geläufigen Aufzählung (vgl. 6,15 u. ö. S. 176) zusammengewoben. Zu dem hier vorliegenden grausigen Bild von dem großen Gastmahl Gottes — bei Ezechiel ist es eine Opfermahlzeit — und dessen religionsgeschichtlichen Zusammenhängen vgl. Greßmann, Ursprung der israelit. jüd. Eschatologie 136-141. Vielleicht hängt die Phantasie letztlich mit dem babylonischen Schöpfungsmythus — auch Marduk wirft den Leichnam der Tiamat hin (vgl. das Ende des Drachen Ps 74,14; Ez 29,5; 32,4) — zusammen. Nicht ohne Absicht läßt der Apok. den Ruf zum Gastmahl Gottes vor der Schlacht erfolgen. Ihr Ausgang ist so sicher und gewiß, daß jener schon vorher erfolgen kann. Dann folgt in kurzem, lapidarem Stil die Schilderung der Schlacht selbst.
19,19-21. Die Messiasschlacht. 19,19. καὶ εἶδον τὸ θηρίον (13,1) καὶ τοὺς βασιλεῖς τῆς γῆς (16,14; 17,12) καὶ τὰ στρατεύματα αὐτῶν[13] συνηγμένα, ποιῆσαι τὸν[14] πόλεμον (17,14) μετὰ τοῦ καθημένου ἐπὶ τοῦ ἵππου καὶ μετὰ τοῦ στρατεύματος αὐτοῦ. Die Schilderung des Kampfes ist fast rein mythologisch gehalten. Gegner des Messias und seiner himmlischen Scharen sind das Tier und die Könige der Erden — nicht mehr die Partherkönige, sondern, wie 16,14, die Könige der Erde überhaupt — rein übergeschichtliche Gestalten, und ihre Heere sind dämonische, von Dämonen zusammengerufene Heere (9,13ff.; 16,13). 19,20. καὶ ἐπιάσθη (dorisch für ἐπιέσθη, johanneisch S. 179) τὸ θηρίον καὶ μετ’ αὐτοῦ ὁ ψευδοπροφήτης[15] ὁ ποιήσας τὰ σημεῖα ἐνώπιον αὐτοῦ, ἐν οἷς ἐπλάνησεν τοὺς λαβόντας τὸ χάραγμα τοῦ θηρίου καὶ τοὺς προσκυνοῦντας τὴν εἰκόνα[16] αὐτοῦ· ζῶντες ἐβλήθησαν οἱ δύο εἰς τὴν λίμνην τοῦ πυρὸς τῆς καιομένην(?)[17] ἐν θείῳ. Dan 7,11. Bemerkenswert ist, daß das Interesse des Apok. an diese zwei Gestalten geheftet erscheint. Ihr Geschick erzählt er vorweg. Hier zeigt sich deutlich die Hand dessen, der auch Kap. 13 schrieb. Vor allem werden das Tier, das römische Imperium in seiner persönlichen Spitze, dem Nero redivivus, und der Pseudoprophet (vgl. 16,13), deutlich hier als das zweite Tier 13,11ff. gezeichnet, d. h. das falsche Priestertums — auch hier denkt der Apok. wohl an eine Inkarnation desselben in einer bestimmten Persönlichkeit — besiegt und vernichtet. Es wird übrigens ganz klar, daß diese beiden Gestalten, das Tier und der Pseudoprophet, für den Apok. bereits überkommene Größen sind, die er sich in seiner Weise deutet. Es bleibt beachtenswert, daß auch die eranische Eschatologie zwei Hauptgegner Ahuras und seines Gesandten Sraosha am Ende der Welt kennt: Angramainyu und Azi-Dahâka. „Als Priester erheben sich die beiden Gottheiten, [434] mit Gebet und Gebetsschnur (vgl. die ῥομφαία ἐκ τοῦ στόματος) überwältigen sie die Bösen und stürzen sie und ihr Versteck in den glühenden Strom“ de la Saussaye, Lehrbuch der Religionsgesch.³ II 226f.; Bahman Yast 43; Bundehesh 30; vgl. auch Vlt. IV. 118. Freilich kennt der Apok. schließlich drei große und letzte Gegner (vgl. 20,1ff.). Aber Verdoppelungen von Gestalten stellen sich hier leicht ein. Die Vorstellung von einem glühenden Feuerstrom, in welchem die Feinde Gottes umkommen, ist ebenfalls spezifisch eranisch. Vgl. Boeklen, die Verwandtschaft der jüd.-christl. mit der persischen Eschatol. 119ff. Bousset, Rel. d. Judent. 269. 481ff. Wenn in der Apk zu wiederholten Malen (14,10; 20,10. [14f.]; 21,8) vom Feuer- und Schwefel-See die Rede ist, so mag hier die Anschauung des Toten Meeres mitgewirkt haben, das als Strafort der bösen Geister galt (Henoch 67,4ff. Kautzsch, Pseudepigr. 274. Greßmann, Urspr. d. israelit.-jüdisch. Eschatol. 37).
19,21. καὶ οἱ λοιποὶ ἀπεκτάνθησαν ἐν τῇ ῥομφαίᾳ τοῦ καθημένου ἐπὶ τοῦ ἵππου (S. 165) τῇ ἐξελθούσῃ ἐκ τοῦ στόματος αὐτοῦ, καὶ πάντα τὰ ὄρνεα ἐχορτάσθησαν (S. 165) ἐκ τῶν σαρκῶν αὐτῶν. Die Schilderung erinnert an Hen 46,4-6. Die λοιποί sind nach dem Zusammenhang die Könige und ihre Heere. Nach 14,9f. hat der Apok. sicher auch an die Tieranbeter gedacht. Überall sehen wir, wie überkommene mythologische Vorstellungen ihre künstliche und nur halb vollzogene Umdeutung auf zeitgeschichtliche Verhältnisse erfahren.
Exkurs zu V. 11-21. Die Urteile der Kritiker gehen auch über diesen Abschnitt auf das mannigfachste auseinander. Sp. findet hier den Abschluß seiner Quelle J¹, Weyland den Schluß von Quelle ב, nach Vlt. gehört das Stück demselben Überarbeiter an, der auch Kap. 12 geschrieben hat. (Dabei muß Vlt. freilich die Beziehungen auf Kap. 13 in diesem Stück beseitigen.) Erbes schreibt das Stück dem letzten Redaktor zu.
Daß in diesen Versen sich auf literarischem Wege eine wirkliche Quelle nicht mehr ausscheiden läßt, beweist am besten Sp.s eigener Versuch. Sp. streicht in V. 11 καλούμενος πιστὸς καὶ ἀληθινός, angeblich weil sie neben καὶ ἐν δικαιοσύνῃ κρίνει καὶ πολεμεῖ überflüssig sind (202). Aber S. 569 sind auch diese letzteren Worte gestrichen. Tatsächlich müssen allerdings jene Worte fallen. Sie zeigen zu stark den Sprachgebrauch des Apok. letzter Hand (1,5; 3,7.14). V. 12 οἱ δὲ ὀφθαλμοὶ - πυρός wird als Anklang an 1,14 beseitigt. V. 15a muß wegen seiner Beziehungen zu 1,16 fallen, V. 15b ist nur eine Wiederholung von 12,5, V. 15c eine Zusammenfügung aus 14,11 und 20. Aus einem Abschnitt von 128 Worten streicht Spitta 63! J. Weiß zählt zu den zweifellosesten Ergebnissen der Kritik, daß die hier vorliegende Schilderung der Messiasschlacht nicht von dem christlichen Urapokaltsptiker konzipiert sein könne. Es stünde schlimm um die ganze Kritik, wenn W. recht hätte. Wenn W. doch selbst 14,14-20 seiner christlichen Urquelle zuschreibt und dort entschuldigend annimmt, daß der Zug vom Waten der Rosse im Blut bis an die Zügel wohl vom Apok. der Tradition entlehnt sei, so ist gar nicht einzusehen, weshalb das Stück 19,11ff. mit seinen sicher traditionellen Bestandteilen (19,18ff.) dem christlichen Apok. abgesprochen werden müßte.[435] Wenn W. meint, die christliche Urapok. habe mit 14,14-20 geschlossen, so hat er das eben nicht bewiesen. Wir fanden hier gerade ein zwar ursprünglich messianisches, aber nun zu einem Vorspiel degradiertes Gericht. Wenn W. Spitta folgend aus dem unbekannten Namen des Messias auf eine jüdische Quelle schließt, so könnte man mit demselben Recht die bekannten gnostischen Phantasien über den Messiasnamen für jüdisch erklären. Außerdem muß auch W. V. 13b. V. 15a. (V. 16?). V. 20 mit Ausnahme der ersten vier Worte dem Bearbeiter letzter Hand zuweisen. Es gehört mir zu den „zweifellosesten Ergebnissen“, daß 19,11 durchweg — die Herübernahme traditioneller Elemente ist dabei natürlich nicht ausgeschlossen — in ihrer jetzigen Form vom Apok. letzter Hand stammt. V. 19 weist so bestimmt auf 17,14 zurück, daß wer 17,14 dem letzten Bearbeiter zuschreibt, auch diesen Vers und damit den Mittelpunkt unsres Stückes derselben Hand zusprechen muß. Tatsächlich steht unser Abschnitt mit fast sämtlichen Teilen der Apk in enger Beziehung: Kap. 1-3. 12. 14; dazu kommen Kap. 13. 16,14; 17,14 (vgl. 19,19-21); 6,15 (vgl. 19,18). Die bisher gesponnenen Fäden läßt der Apok. hier an einem Punkte zusammenlaufen. Das Kind, dessen Geburt in Kap. 12 berichtet war, das die Heiden weiden sollte mit ehernem Szepter, und das bisher zum Himmel entrückt war, kehrt nun wieder und tritt sein großes Amt an. Das Tier und der Pseudoprophet, die beiden Feinde in Kap. 13, treten auf und gehen ihrer endgültigen Vernichtung entgegen. Mit ihnen erscheinen die Könige der Erde, deren Sammlung der Apok. 16,14; 17,14 vorbereitet hatte, und das Gericht, das jene schon 6,15 bei dem gewaltigen Erdbeben herankommen sahen, das trifft sie jetzt. So klingen alle angeschlagenen Motive in einem gewaltigen Finale zusammen. Daß dabei natürlich die Vorstellungsformen sich vermischen und nicht reinlich gesondert erscheinen, ist nicht wunderbar. Die Identifizierung des Messias mit dem Logos mag aber in der Tat von der Hand eines Abschreibers stammen. An den Gedanken, daß ein Christ das vorliegende blutige und schaurige Nachtbild gezeichnet hat, wird man sich eben einfach gewöhnen müssen. Gelesen ist die Apk jedenfalls im jungen Christentum mit großer Vorliebe, erbaut hat man sich an diesen Racheszenen. Warum sollte ihre christliche Herkunft eine unmögliche Annahme sein?
- ↑ > AP An.¹² vg. cod. a Hipp. (ℵ liest πιστος καλουμενος.)
- ↑ A An.⁴ 95 g vg. ae. sa. s¹² Or. Cypr. Pr.; alle andern >.
- ↑ AP (ℵ >) An.¹² al. g vg. c a Ir. Or. Cypr. Pr.; ονοματα γεγραμμενα ℵc 9. 13. 16. 27. 39 ae.; Q Rel. ονομα γεγραμμενον και ονοματα γεγραμμενα.
- ↑ (περι)ρεραμμενον ℵ (P) An.⁴ g vg. (Or.) Pr. Cypr. Tic. (Hipp.); AQ Rel. βεβαμμενον. Es ist anzunehmen, daß aus βεβαμμενον durch einen Schreibfehler ρεραμμενον geworden ist. Diese Form hat dann die mannigfachsten Korrekturen veranlaßt.
- ↑ καλειται An. (Studien 23) g cle. am. tol. lips.⁵ Ir. Cypr. Pr. Tic.
- ↑ Die meisten Kritiker sehen den Vers als eine Interpolation an, auch Hilgf. Z.w.Th. 1890, 460. — Eine ähnliche Interpolation fand man bisher in der bekannten Henochstelle 90,38 vor. Doch liegt hier wahrscheinlich nur ein einfacher Übersetzungsfehler vor. S. Kautzsch, Pseudepigr. II 298.
- ↑ > τα ℵQ An.¹²⁴⁵.
- ↑ + και ℵ Min. cle. lips.⁴⁶ s¹ Or.; s. o. zu 19,8.
- ↑ > ℵAP An.¹² am. fu. dem. c s¹ a Ir. Or.
- ↑ AP An.¹³ 95 g Pr.; (ℵ 36 sa. s¹ c a αλλον αγγελον); Q Rel. >.
- ↑ ℵQ Rel. (exc. An.); d. übr. >.
- ↑ επ’ αυτοις ℵ; επ’ αυτους A 14. 92; s. o. S. 165f.
- ↑ αυτου A 6. 11. 31 (s¹ schiebt και τα στρ. αυτου hinter το θηριον ein).
- ↑ > τον P An. sa.
- ↑ ℵP An.³ 38 vg. Pr., και ο μετ’ αυτου ψευδοπροφητης Q Rel.; οι μετ’ αυτου ο ψευδ. A c.
- ↑ ℵ 38. 39; d. übr. τη εικονι S. 163.
- ↑ ℵAP vg. Pr. της καιομενης (wohl ein Nachlässigkeitsfehler eines Abschreibers; eine ähnliche Unregelmäßigkeit liegt übrigens 14,19 vor).