fressen
Erscheinungsbild
fressen (Deutsch)
[Bearbeiten]Verb, unregelmäßig
[Bearbeiten]Person | Wortform | |||
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Präsens | ich | fresse | ||
du | frisst | |||
er, sie, es | frisst | |||
Präteritum | ich | fraß | ||
Konjunktiv II | ich | fräße | ||
Imperativ | Singular | friss! | ||
Plural | fresst! | |||
Perfekt | Partizip II | Hilfsverb | ||
gefressen | haben | |||
Alle weiteren Formen: Flexion:fressen
|
Worttrennung:
- fres·sen, Präteritum: fraß, Partizip II: ge·fres·sen
Aussprache:
Bedeutungen:
- [1]
- [a] transitiv, intransitiv, von Tieren; salopp, zumeist abwertend von Menschen: feste Nahrung einnehmen
- [b] transitiv, intransitiv, von Tieren; emotional, zumeist abwertend von Menschen: etwas als Nahrung dem Körper zuführen, als Nahrung verbrauchen
- [c] transitiv, intransitiv, über Tiere; umgangssprachlich über Menschen: etwas durch das Einnehmen fester Nahrung in einen bestimmten Zustand bringen
- [d] transitiv, umgangssprachlich, übertragen, von Tieren: durch das Einnehmen fester Nahrung erzeugen
- [2] übertragen
- [a] transitiv, regelmäßig: (eine nicht näher bezeichnete Menge von etwas) aufbrauchen; einen überdurchschnittlichen Energiebedarf haben
- [b] transitiv, gehoben: mit zerstörerischer Gewalt aufzehren
- [c] transitiv: etwas beschädigen, zersetzen und somit langsam zerstören
- [d] reflexiv: auf eine gleichmäßig und stetig (stark) beschädigende Art und Weise in etwas ein- und vordringen beziehungsweise durch etwas hindurchdringen
Herkunft:
- Kompositum aus dem Präfix ver- und dem Verb essen; bezeugt in den mittelhochdeutschen Formen vereʒʒen, vreʒʒen und veretzen, vretzen, die ihrerseits den althochdeutschen Formen fireʒʒan, freʒʒan „aufessen, verschlingen, verzehren, wegessen; verprassen“ und fireʒʒen, freʒʒen „abweiden, sättigen, verzehren, zerstören“ entstammen; ebenso im Germanischen *faretan, *fraetan und im Gotischen fraitan belegt; etymologisch verwandt mit angelsächsisch und altenglisch fretan, altfriesisch *freta sowie niederländisch vreten und schwedisch frossa „schlemmen“
Synonyme:
- [1a–1c] (Mensch) futtern
- [1d] (im übertragenen Sinne) reißen
- [2a] verbrauchen, (umgangssprachlich) verschlingen
- [2c] ätzen, korrodieren; (bildlich) nagen
Gegenwörter:
Oberbegriffe:
- [1] verzehren
Unterbegriffe:
- [1] äsen, grasen, nagen, picken, schlingen, weiden, würgen
- [1, 2c, 2d] anfressen
- [1, 2d] weiterfressen
- [1a–1c] abfressen, vollfressen, wegfressen
- [1a–1c, 2c] auffressen
- [1a–1c, 2c, 2d] ausfressen
- [1a, 1b] überfressen
- [1b] verfressen
- [1d, 2c] zerfressen
- [2c] durchfressen, einfressen
Beispiele:
- [1a] Der Spatz fraß mir aus der Hand.
- [1a] Er frisst wie ein Schwein.
- [1b] Die Katze frisst eine Maus.
- [1b] „Hoppe, hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er. Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben. Fällt er in die Hecken, fressen ihn die Schnecken. Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter: plumps!“[1]
- [1b] Die Menschen wollen endlich etwas zu fressen haben, verdammt nochmal!
- [1b] Sie sah ihn an, als wollte sie ihn fressen.
- [1c] „Als ich im Dezember Niger besuchte, waren die Heuschrecken bereits eingefallen. Viele der Felder waren total leer gefressen.“[2]
- [1c] Ihr werdet mich noch arm fressen!
- [1d] Die Motten fressen Löcher in den Teppich.
- [1d] (im übertragenen Sinne) Der Kauf sprengte ihr Budget und fraß ein großes Loch in die Kasse.
- [2a] Der Motor frisst viel Benzin.
- [2b] „Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald, […].“[3]
- [2c] Die Säure frisst an der Metallplatte.
- [2c] Das Meer frisst an der Küste.
- [2c] (bildlich) Der Ärger frisst an ihm.
- [2c] (bildlich) Die Sorge um ihre Kinder frisst an ihren Nerven.
- [2d] Der Rost fraß sich durch den Träger.
- [2d] Das Feuer frisst sich durch die Vororte.
- [2d] (im übertragenen Sinne) Die Kälte hatte sich in ihren Körper gefressen.
Redewendungen:
- [1a] fressen oder gefressen werden:
- [1a] (umgangssprachlich, im übertragenen Sinne, bildlich) Friss, Vogel, oder stirb! oder oft auch verkürzt Friss oder stirb! – man ist gezwungen auf diese oder jene Art und Weise etwas zu akzeptieren, zu entscheiden; jemandem bleibt keine andere Wahl
- [1a] (salopp) fressen wie ein Scheunendrescher
- [1a] (umgangssprachlich, bildlich) jemandem aus der Hand fressen – jemandem so demütig zugeneigt sein oder jemandem derart innerlich verfallen sein, dass man zwangsläufig mit diesem jemand in einem an Hörigkeit beziehungsweise Devotion ähnelnden Verhältnis steht
- [1a] (umgangssprachlich, scherzhaft) jemandem die Haare vom Kopf fressen – auf jemandes Kosten sehr viel essen; jemanden ausnehmen
- [1b] (grob) aus dem Blechnapf fressen – im Gefängnis einsitzen
- [1b] etwas in sich (hinein)fressen – Ärger oder Kummer schweigend (ohne eine äußerliche Gefühlsregung) über sich ergehen lassen, obwohl man seelisch ein umso größeres Leid zu ertragen hat
- [1b] (umgangssprachlich, bildlich) etwas gefressen haben – etwas verstanden haben
- [1b] (umgangssprachlich) jemanden, etwas gefressen haben – eine deutliche Abneigung jemanden, etwas gegenüber empfinden; jemanden, etwas absolut nicht ausstehen können
- [1b] (umgangssprachlich) jemand wird einen schon nicht fressen – vor jemandem keine Angst (zu) haben (brauchen)
- [1b] (umgangssprachlich) Kreide fressen – sich beherrschen; seine aggressiven Impulse unter Kontrolle halten, zügeln; sich scheinbar umgänglich verhalten, sich scheinbar verträglich benehmen
- [1b] (salopp) Ich fresse einen Besen, wenn das stimmt, Ich fress einen Besen, wenn das stimmt oder Ich will einen Besen fressen, wenn das stimmt – ich bin der (festen) Überzeugung, dass das nicht den Tatsachen entspricht
- [1b] die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben
- [1b] (umgangssprachlich, bildlich) die Dummheit mit Löffeln gefressen haben – in seinem Verhalten beziehungsweise Tun wenig Überlegung zeigend äußern
- [1b] etwas mit Löffeln gefressen haben – etwas gut beherrschen; auf einem Gebiet (besonders, sehr) erfahren sein; viel von etwas haben
- [1d] (umgangssprachlich) einen Affen gefressen haben an jemanden oder einen Narren gefressen haben an jemandem, etwas – jemandem, etwas im übersteigertem Maße gern mögen
- [2a] (Sportjargon) Kilometer fressen – eine Strecke an Kilometern zurücklegen
- [2b, 2c] (Wirtschaft, bildlich) die Großen fressen die Kleinen – große Unternehmen verdrängen die kleinen vom Markt
- [2d] (bildlich) etwas frisst sich ins Herz – etwas belastet (jemandem) emotional, seelisch
Sprichwörter:
- Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht:
- Wer eine Kröte fressen will, muss sie nicht lange besehen – als unangenehm Empfundenes sollte man schnellstens bewältigen
- Wies kommt, so wirds gefressen oder Wies kommt, wirds gefressen – man muss mit dem Gegebenen zurechtkommen; man muss die Dinge in ihrer Art akzeptieren, wie sie sind
- Wer einmal aus dem Blechnapf fraß, das Wiederkommen nicht vergaß oder Wer einmal aus dem Blechnapf frisst, der tut es immer wieder:
- in der Not frisst der Teufel Fliegen
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] sich dick und rund fressen, sich fett fressen, sich (buchstäblich) krank fressen, sich kugelrund fressen, sich toll und voll fressen
- [1d] kahl fressen, leer fressen
Wortbildungen:
- Adjektive: aasfressend, allesfressend, angefressen, fleischfressend, fresssüchtig, grasfressend, pflanzenfressend, zeitfressend
- Konversionen: Fressen, fressend, gefressen
- Substantive: Aasfresser, Allesfresser, Baumfraß, Fleischfresser, Fraß, Fressalien, Fressanfall, Fresse, Fresser, Fresserei, Fresserin, Fressgelage, Fressglocke, Fresskorb, Fressluke, Fressnapf, Fresspaket, Fresssack, Fresssucht, Fresswelle, Fresswerkzeuge, Grasfresser, Kolbenfresser, Menschenfresser, Pflanzenfresser, Saufraß, Schlangenfraß, Vielfraß, Wurmfraß
Übersetzungen
[Bearbeiten]
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- [1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „fressen“
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „fressen“
- [1, 2] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „fressen“
Quellen:
- ↑ volkstümliches Kinderlied, dessen Verfasser unbekannt ist
- ↑ Online-Ausgabe des Spiegel; 'Panorama', Interview zur Hungersnot in Niger / "Sie aßen die Blätter von den Bäumen", 26.07.2005
- ↑ zeno.org; Georg Heym: Der Krieg I, 1911, In: Karl Ludwig Schneider: Dichtungen und Schriften, Gesamtausgabe, Band 1-2, Ellermann; Hamburg, München 1960 ff. Seite 347