(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Alternativen der Hochschulfinanzierung
IDEAS home Printed from https://ideas.repec.org/p/zbw/hbsarb/211.html
   My bibliography  Save this paper

Alternativen der Hochschulfinanzierung

Author

Listed:
  • Timmermann, Dieter

Abstract

Das deutsche Hochschulsystem ist seit der Öffnung der Hochschulen Mitte der 1970er Jahre unterfinanziert und erfüllt seine Funktionen immer noch unter Überlast. Über das genaue Ausmaß der Unterfinanzierung lässt sich trefflich streiten, es scheint aber erheblich zu sein und ist ein Ergebnis der system- bzw. politikimmanenten Entwicklung und Prioritäten.Als immanente Indikatoren der Unterfinanzierung lassen sich benennen:- real sinkende absolute Hochschulausgaben,- real sinkende Hochschulausgaben pro Studierende(n),- real sinkende Hochschulausgaben pro Einwohner,- sich verschlechternde Betreuungsrelationen seit 1975, d.h. seit dem so genannten Öffnungsbeschluss und dessen Umsetzung.Als externe Indikatoren seien genannt:die im OECD Vergleich unterdurchschnittlichen Hochschulausgaben pro Student(in), insbesondere im Vergleich zu den wirtschaftsstarken Partnerländer,der im OECD Vergleich unterdurchschnittliche Anteil der Hochschulausgaben am Bruttoinlandsprodukt, wiederum insbesondere im Vergleich zu den wirtschaftsstarken Partnerländern,die im Vergleich zu den in internationalen Rankings unter den ersten 50 liegenden Universitäten deutlich höheren Relationen zwischen Studierenden und Professuren (vgl. dazu das Ranking 2008 von Times Higher Education).Die mit den Bildungsniveaus korrelierenden Einkommensrelationen und Bildungsrenditen wie auch die dazu inversen Arbeitlosigkeitsrisiken bezeugen den hohen privaten Ertrag bzw. Nutzen, den die Hochschulbildung den Hochschulabsolventinnen und -absolventen, dem Staat (über die höheren Steuereinnahmen) und der Gesellschaft insgesamt erbringen.Die Erträge eines Hochschulstudiums streuen in Abhängigkeit der studierten Fächer. Obwohl Frauen durch ein Hochschulstudium z. T. eine höhere Bildungsrendite realisieren können als Männer, erzielen sie im Durchschnitt ein niedrigeres Jahres- und Lebenseinkommen als männliche Hochschulabsolventen.Die privaten Nutznießer eines Hochschulstudiums sind zu 75 % bzw. 68 % Männer bzw. Frauen, deren Väter selber über einen Hochschulabschluss verfügen. In den 1990er Jahren kamen ca. 69 % der deutschen Studienanfängerinnen und -anfänger aus Familien, in denen die Väter in gehobenen beruflichen Positionen waren (qualifizierte und leitende Angestellte, mittlere oder größere Selbständige, freie Berufe, gehobener oder höherer Dienst).Die 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks und HIS zeigt, dass der Anteil der Studierenden, deren Eltern Abitur als höchsten Schulabschluss haben, von 36 % in 1985 auf 58 % in 2006 gestiegen, der Anteil der Eltern mit Hauptschulabschluss im gleichen Zeitraum von 37 % auf 14 % gesunken ist.Der Anteil der Studierenden, deren Eltern keine Berufsausbildung vorweisen können, und der Anteil jener, deren Eltern über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, ist im selben Zeitraum von 4 % auf 2 % bzw. von 42 % auf 27 % zurück gegangen, während Studierende mit Techniker- und Meistereltern ihren Anteil von 18 % auf 20 % und Studierende mit Akademikereltern ihren Anteil von 36 % auf 51 % erhöhen konnten.Studierende mit Eltern von niedriger bzw. mittlerer sozialer Herkunft verringerten ihren Anteil zwischen 1982 und 2006 von 23 % auf 13 % bzw. von 34 % auf 25 %, und sogar der Anteil von Studierenden aus dem gehobenen sozialen Milieu ist von 26 % auf 24 % gesunken. Dagegen ist der Anteil der Studierenden mit Eltern von hoher sozialer Herkunft von 17 % um 20 %-Punkte auf 38 % gestiegen.Wollte Deutschland in etwa den gleichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts für die Finanzierung seines Hochschulsystems bereit stellen wie die skandinavischen Länder, dann müsste Deutschland das Ausgabenniveau dauerhaft um 50 % steigern. Wollten wir das kanadische relative Finanzierungsniveau erreichen, müsste das bundesdeutsche Hochschulbudget mehr als verdoppelt werden, und ein Gleichziehen mit dem relativen US-amerikanischen Förderniveau bedeutete beinahe eine Verdreifachung der Hochschulausgaben.Umschichtung öffentlicher Haushalte zugunsten des Hochschulsektors und/oder Steigerung der Staatseinnahmen über Steuererhöhungen und/oder Studiengebühren sind mögliche Wege der Beseitigung der Unterfinanzierung. Ein reizvolles Finanzierungsmodell ist das schwedische.Eine zu Studiengebühren alternative Lösung zur Beseitigung der Unterfinanzierung der Hochschulen liegt in einer veränderten Einnahmen- und Ausgabenpolitik von Bund und Ländern zugunsten des Hochschulsystems etwa in Anlehnung an die schwedische Lösung. Allerdings scheint eine Umschichtung innerhalb des gesamtgesellschaftlichen Bildungsbudgets oder innerhalb der Länderhaushalte und des Bundeshaushalts derzeit politisch nicht durchsetzbar. Gleiches wird für ein expansive Steuerpolitik zu gelten, die auf höhere Steuereinnahmen aus höheren Steuersätzen (der Mehrwert-, Lohn-, Einkommensteuern oder Verbrauchsteuern) setzt und de facto einen starken progressiven Belastungseffekt haben, d.h. in erster Linie einkommensstarke Haushalte belasten müsste, zu denen i. d. R. die Akademikerinnen und Akademiker gehören.

Suggested Citation

  • Timmermann, Dieter, 2010. "Alternativen der Hochschulfinanzierung," Arbeitspapiere 211, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.
    • Handle: RePEc:zbw:hbsarb:211
    as

    Download full text from publisher

    File URL: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/116668/1/hbs_arbp_211.pdf
    Download Restriction: no
    ---><---

    References listed on IDEAS

    as
    1. Lauer, Charlotte & Steiner, Viktor, 2000. "Returns to education in West Germany: an empirical assessment," ZEW Discussion Papers 00-04, ZEW - Leibniz Centre for European Economic Research.
    2. Pohlmeier, Winfried & Pfeiffer, Friedhelm & Maier, Michael, 2004. "Returns to Education and Individual Heterogeneity," ZEW Discussion Papers 04-34, ZEW - Leibniz Centre for European Economic Research.
    3. Nicholas Barr, 2004. "Higher Education Funding," Oxford Review of Economic Policy, Oxford University Press and Oxford Review of Economic Policy Limited, vol. 20(2), pages 264-283, Summer.
    4. Barr, Nicholas, 2004. "Higher education funding," LSE Research Online Documents on Economics 288, London School of Economics and Political Science, LSE Library.
    5. Flossmann Anton L. & Pohlmeier Winfried, 2006. "Causal Returns to Education: A Survey on Empirical Evidence for Germany," Journal of Economics and Statistics (Jahrbuecher fuer Nationaloekonomie und Statistik), De Gruyter, vol. 226(1), pages 6-23, February.
    6. Angel de la Fuente & Antonio Ciccone, 2003. "Human capital in a global and knowledge-based economy," UFAE and IAE Working Papers 562.03, Unitat de Fonaments de l'Anàlisi Econòmica (UAB) and Institut d'Anàlisi Econòmica (CSIC).
    7. Angel de la Fuente, 2003. "Human Capital in a global and knowledge-based economy, part II: assessment at the EU country level," Working Papers 98, Barcelona School of Economics.
    8. Colm Harmon & Hessel Oosterbeek & Ian Walker, 2003. "The Returns to Education: Microeconomics," Journal of Economic Surveys, Wiley Blackwell, vol. 17(2), pages 115-156, April.
    9. Bernhard Boockmann & Viktor Steiner, 2006. "Cohort effects and the returns to education in West Germany," Applied Economics, Taylor & Francis Journals, vol. 38(10), pages 1135-1152.
    10. Ammermüller, Andreas & Dohmen, Dieter, 2004. "Private und soziale Erträge von Bildungsinvestitionen: Studie zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands Nr. 1-2004 des im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung," FiBS-Forum 21, Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS).
    Full references (including those not matched with items on IDEAS)

    Most related items

    These are the items that most often cite the same works as this one and are cited by the same works as this one.
    1. Ludger Wößmann, 2008. "Efficiency and equity of European education and training policies," International Tax and Public Finance, Springer;International Institute of Public Finance, vol. 15(2), pages 199-230, April.
    2. Vandenberghe, Vincent & Debande, Olivier, 2008. "Refinancing Europe's higher education through deferred and income-contingent fees: An empirical assessmentusing Belgian, German & UK data," European Journal of Political Economy, Elsevier, vol. 24(2), pages 364-386, June.
    3. O Debande & Vincent Vandenberghe, 2007. "Refinancing Europe’s Higher Education through Deferred and Income-Contingent Fees: An empirical assessment using Belgian, German and UK data," CASE Papers case124, Centre for Analysis of Social Exclusion, LSE.
    4. Concetta Mendolicchio & Thomas Rhein, 2014. "The gender gap of returns on education across West European countries," International Journal of Manpower, Emerald Group Publishing Limited, vol. 35(3), pages 219-249, May.
    5. Concetta, MENDOLICCHIO, 2005. "Gender and private returns to education : a cross-European analysis," Discussion Papers (ECON - Département des Sciences Economiques) 2005056, Université catholique de Louvain, Département des Sciences Economiques.
    6. Andrea Montanino & Bartosz Przywara & David Young, 2004. "Investment in education: the implications for economic growth and public finances - Andrea Montanino, Bartosz Przywara and David Young," European Economy - Economic Papers 2008 - 2015 217, Directorate General Economic and Financial Affairs (DG ECFIN), European Commission.
    7. Dinda, Soumyananda, 2015. "Return on Universal Education: SSA Case Study on Bihar," MPRA Paper 64831, University Library of Munich, Germany, revised 06 Jun 2015.
    8. repec:cep:sticas:/124 is not listed on IDEAS
    9. B. Müge Tunaer & Yaprak Gülcan, 2006. "Measuring Returns to Education in Turkey," Papers of the Annual IUE-SUNY Cortland Conference in Economics, in: Oguz Esen & Ayla Ogus (ed.), Proceedings of the Conference on Human and Economic Resources, pages 66-71, Izmir University of Economics.
    10. Christos Koutsampelas & Panos Tsakloglou, 2011. "Short-run distributional effects of public education in Greece," University of Cyprus Working Papers in Economics 12-2011, University of Cyprus Department of Economics.
    11. Angel de la Fuente & Juan Francisco Jimeno, 2004. "The private and fiscal returns to schooling and the effect of public policies on private incentives to invest in education: a general framework and some results for the EU," Working Papers 152, Barcelona School of Economics.
    12. Heitor, Manuel & Horta, Hugo & Leocádio, Miguel, 2016. "Enlarging the social basis of higher education: Lessons learned from extending a social support system with a risk-sharing loan scheme in Portugal," Technological Forecasting and Social Change, Elsevier, vol. 113(PB), pages 319-327.
    13. Tommaso Agasisti & Giuseppe Munda, 2017. "Efficiency of investment in compulsory education: An Overview of Methodological Approaches," JRC Research Reports JRC106681, Joint Research Centre.
    14. Puhani, Patrick, 2001. "Wage Rigidities in Western Germany: Microeconometric Evidence from the 1990s," CEPR Discussion Papers 3009, C.E.P.R. Discussion Papers.
    15. Bas Jacobs & Uwe Thuemmel, 2020. "Optimal Linear Income Taxation and Education Subsidies under Skill-Biased Technical Change," CESifo Working Paper Series 8805, CESifo.
    16. Lergetporer, P & Woessmann, L, 2022. "Income Contingency and the Electorates Support for Tuition," CAGE Online Working Paper Series 606, Competitive Advantage in the Global Economy (CAGE).
    17. Antonio Ciccone & Federico Cingano & Piero Cipollone, 2004. "The Private and Social Return to Schooling in Italy," Giornale degli Economisti, GDE (Giornale degli Economisti e Annali di Economia), Bocconi University, vol. 63(3-4), pages 413-444, December.
    18. Mathushan P & Kengatharan N, 2022. "Human Resource Management Practices And Firm Innovation: Mediating Role Of Human Capital," Management Research and Practice, Research Centre in Public Administration and Public Services, Bucharest, Romania, vol. 14(2), pages 25-36, June.
    19. Kathrin Göggel, 2007. "Sinkende Bildungsrenditen durch Bildungsreformen?: Evidenz aus Mikrozensus und SOEP," SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research 11, DIW Berlin, The German Socio-Economic Panel (SOEP).
    20. Bärnighausen, Till & Bloom, David E., 2009. ""Conditional scholarships" for HIV/AIDS health workers: Educating and retaining the workforce to provide antiretroviral treatment in sub-Saharan Africa," Social Science & Medicine, Elsevier, vol. 68(3), pages 544-551, February.
    21. Hügle, Dominik, 2020. "Higher education funding in Germany: A distributional lifetime perspective," Discussion Papers 2021/1, Free University Berlin, School of Business & Economics.

    More about this item

    Statistics

    Access and download statistics

    Corrections

    All material on this site has been provided by the respective publishers and authors. You can help correct errors and omissions. When requesting a correction, please mention this item's handle: RePEc:zbw:hbsarb:211. See general information about how to correct material in RePEc.

    If you have authored this item and are not yet registered with RePEc, we encourage you to do it here. This allows to link your profile to this item. It also allows you to accept potential citations to this item that we are uncertain about.

    If CitEc recognized a bibliographic reference but did not link an item in RePEc to it, you can help with this form .

    If you know of missing items citing this one, you can help us creating those links by adding the relevant references in the same way as above, for each refering item. If you are a registered author of this item, you may also want to check the "citations" tab in your RePEc Author Service profile, as there may be some citations waiting for confirmation.

    For technical questions regarding this item, or to correct its authors, title, abstract, bibliographic or download information, contact: ZBW - Leibniz Information Centre for Economics (email available below). General contact details of provider: https://edirc.repec.org/data/boeckde.html .

    Please note that corrections may take a couple of weeks to filter through the various RePEc services.

    IDEAS is a RePEc service. RePEc uses bibliographic data supplied by the respective publishers.