(Translated by https://www.hiragana.jp/)

19. September 1974 um 12:00

Zeichen der Zeit aber auch Zeichen einer neuen Gesinnung an der Spitze des Hauses Gruner + Jahr konnten in diesen Tagen an dem Beschluß abgelesen werden, die in jedem Sinn mit vielen Verpflichtungen belastete Zeitschrift "Schule" zum Jahresende einzustellen und im kommenden Jahr nur noch drei Spezialhefte mit Schwerpunktthemen (etwa Ausbildung, Schule, Beruf) herauszubringen. Die Gruner + Jahr AG mit dem Volksbildler Bertelsmann als Hauptaktionär (60%) hatte eine Verpflichtung als Mäzen übernommen, als "Schule" Anfang '73 in den Markt gestellt wurde. Rolf Poppe, Leiter des Unternehmensbereichs Zeitschriften, sagte damals: "Unser Motiv für die Herausgabe von Schule ist also nicht im Wirtschaftlichen zu suchen. Unser Motiv ist ganz einfach, daß wir helfen wollen..." "Schule" wurde kein Renner, aus vielen Gründen nicht. Dazu gehört das föderalistische Schulsystem der Bundesrepublik, dazu gehören die kostenlosen Informationsbroschüren der Kultusministerien - die allesamt nach "Schule" kamen - dazu gehören Sprödigkeit und Problematik der im Schulbetrieb anfallenden Themen und die Tatsache, daß die Redaktion Patentlösungen natürlich nicht anbieten konnte. Besorgte Eltern hatten aber wohl gerade so etwas erwartet (die "Schule"-Leserschaft wurde übrigens jünger und jünger. Immer mehr Schüler - statt den Eltern - lasen das Blatt.)Die verkaufte Auflage schmolz auf unter hunderttausend zusammen. Ein Anzeigengeschäft hatte kaum stattgefunden. Und dennoch kam der Einstellungsbeschluß etwas kantig. Die Münchner Redaktionsgruppe Eltern/Schule/ Sesamstraße sollte im Oktober neue Gedanken für "Schule" präsentieren. Aber der Aufsichtsrat von G+J (Vorsitz: Reinhard Mohn/Bertelsmann) entschied schon am 5. September das Aus - am selben Tag übrigens, an dem in München der von "Schule" initiierte Mengenlehre-Kongress mit internationaler Beteiligung stattfand. G+J-Vorstandsvorsitzer Dr. Manfred Fischer ziert sich nicht, wirtschaftliche Gründe für das Ende von "Schule" in den Vordergrund zu stellen. Die Entwicklung der Papierkosten etc. hat ein so gut wie anzeigenloses Blatt doppelt und dreifach getroffen. Dennoch bleibt ein Rest: Die Frage, ob ein Volksbildungsunternehmen wie Bertelsmann die Mäzenaten-rolle nicht ganz bewußt hätte weiterspielen müssen.

Verwandte Artikel

Schlagwörter

kress pro 2024#04

Wie Sie mehr Digitalabos verkaufen

20 Antworten auf die drängendsten Fragen im Digitalvertrieb: vom Paywall-Design bis zur Preisstrategie. Was Berater Sascha Bossen, ehemals Paid-Content-Chef der „Zeit“, gegen stagnierende Umsätze empfiehlt.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Medienbranche — ein Mal am Tag als Newsletter direkt in Ihr Postfach.