Schon immer haben mich die kraftvollen Bilder der Künstlergruppe Der Blaue Reiter und die Werke von Franz Marc fasziniert. Doch über den Menschen, seine Lebensgeschichte wusste ich so gut wie nichts. Umso erwartungsvoller war ich als mir der kürzlich erschienene Roman Der Maler und das reine Blau des Himmels von Tilman Röhrig in die Hände fiel. Angekündigt als der große Franz-Marc-Roman, erschienen im Piper Verlag.
Um es gleich vorweg zu nehmen, meine Erwartungen wurden erfüllt. Der bezüglich Künstler-Romane sehr erfahrene Autor Tilman Röhrig („Caravaggios Geheimnis“ und „Riemenschneider“) zieht den Leser förmlich hinein in die Lebens- und Liebesgeschichte des großen bayerischen Künstlers und Mitbegründers des Blauen Reiters. Wirtschaftliche Sorgen, der Kampf um künstlerische Anerkennung, gesellschaftliche Ablehnung, aber auch ein kunstverliebter Mäzen und tiefe Künstlerfreundschaften (wie die zu Macke und Klee) begleiten Franz Marc durch sein kurzes Leben. Dabei lässt der Autor die vielen Eitelkeiten und Rivalitäten unter den Künstler nicht aus – auch diesen teilweise kindisch anmutenden Reibereien war Marc ausgesetzt. Alles in allem ist es ein hochinteressanter Blick hinter die Kulissen eines Künstlerlebens – der Lebensgeschichte eines der bedeutendsten Expressionisten Deutschlands.
Der Nationalismus dieser Zeit
Als Künstler hat Franz Marc den Nationalismus verachtet. Er kämpfte gar für die Anerkennung von internationalen Malern, vor allem die französischen Kollegen waren ihm auch teilweise Vorbild, und so integrierte er ausländische Künstler in seine Ausstellungen.
Umso paradoxer erscheint seine Haltung dann aber zum 1. Weltkrieg, in den er – glaubt man dem Autor – mit wehenden Fahnen zog. Marc war an der Westfront und kämpfte dort gegen die Franzosen, die er ansonsten als Menschen und Künstler so sehr schätzte. Was für ein Paradoxon, das der Autor meines Erachtens in diesem Roman sehr schön herausgearbeitet hat und das uns auch über die heutige Zeit kritisch nachdenken lässt. Denn unter dem Eindruck der Brutalität und Sinnlosigkeit von Verdun wird am Ende auch Franz Marc dem Krieg überdrüssig. Zu spät, denn am 4. März 1916 fällt der Künstler, wie so viele andere junge Menschen aus Deutschland und Frankreich, an der Westfront.
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Der Maler und das reine Blau des Himmels — Inhalt
Farbenprächtig wie seine Bilder, leidenschaftlich wie seine Beziehungen zu den Frauen und dramatisch wie seine Zeit: der große Roman über Franz Marc.
In „Der Maler und das reine Blau des Himmels“ erzählt SPIEGEL-Bestsellerautor Tilman Röhrig meisterhaft vom Leben Franz Marcs, des bedeutendsten Malers des Expressionismus, von seiner Zeit und den Menschen, die ihn prägten. So entsteht ein fesselnder Künstlerroman und zugleich eine spannende und oftmals überraschende Geschichte um einen jungen Mann im Wirrwarr seiner Gefühle, auf der Suche nach sich selbst und nach neuen Wegen für seine Kunst.
München 1906
Die Natur einfach so abmalen? Das reicht ihm nicht! Der junge Franz Marc will mehr! Rein sollen die Farben sein, vor allem das Blau, seine Lieblingsfarbe. Klarheit soll seine Malerei bestimmen. In seinem Privatleben herrscht dagegen Chaos. Hin und her gerissen zwischen drei Frauen ringt Franz Marc um seine Rolle als Mann und seine Freiheit als Künstler, um neuen künstlerischen Ausdruck und den Austausch mit der Avantgarde seiner Zeit.
Die Bilder Franz Marcs mit ihren strahlenden, klaren Farben sind heute äußerst beliebt. In seiner Zeit dagegen waren sie gewagt und skandalträchtig! Seine ausdrucksstarken blauen Pferde, die heute so viele Menschen begeistern, waren damals eine Provokation. In seinem farbenprächtigen Roman lässt Tilman Röhrig die Leserinnen und Leser intensiv am Leben des heute so berühmten Mitbegründers des „Blauen Reiters“ teilhaben, zeigt Franz Marc zwischen Kunst und Skandal, Freundeskreis und Liebschaften, Natur und Moderne.
