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Nach einem längeren Anlauf ist es nun gelungen,
eine deutsche Übersetzung der Benediktusregel im Internet
anzubieten. Wir hoffen damit, einen Text zugänglich zu
machen, auf den viele Menschen sonst nicht stoßen würden. Wer sich
näher mit der Mönchsregel des Benedikt von Nursia (480 - 545?)
beschäftigen möchte, wird sich früher oder später die gedruckte
Ausgabe zulegen.
Was kann ein Text, der so alt ist, uns
heutigen Menschen noch bieten, zumal eine Regel für Mönche? Natürlich
erschließt er sich nicht von selbst; dazu ist der zeitliche Abstand
zu groß. Wer etwas von seiner Weisheit erahnen möchte, braucht
etwas Geduld und muss genau hinsehen. Dann wird er allerdings
wertvolle Anregungen und Ermutigungen für sein Leben finden, selbst
wenn er zum Mönchtum keinen Bezug hat. Die Benediktusregel will
nichts anderes, als die Lebenslehre der Bibel in eine praktische
Gestalt zu übersetzen. Dabei geht um so zentrale Themen wie: Gebet,
menschliches Miteinander, Arbeit, Heilwerden in der Gemeinschaft
Zu dieser Übersetzung
Die vorliegende Übersetzung ist die Frucht
mehrjähriger Arbeit der Regula Benedicti-Kommission der Salzburger
Äbtekonferenz, in der die Oberen aller Benediktinerklöster
deutscher Zunge zusammengefasst sind. Als oberstes Übersetzungsprinzip
galt: Es sollte eine "auf wörtlicher Übersetzung des
lateinischen Textes basierende Übertragung" werden. Die Übersetzung
sollte verständlich und lesbar sein auch ohne tiefergehende Einführung
in die benediktinische Spiritualität.
Dem deutschen Sprachstil wurde besondere
Aufmerksamkeit gewidmet. So wurden längere lateinische Sätze oft
aufgelöst. An verschiedenen Stellen musste das Subjekt im Deutschen
ergänzt werden. Verbindungspartikel ohne inhaltliche Bedeutung,
formelhafte Verweise und andere Füllwörter wurden bisweilen
ausgelassen, um die Verständlichkeit des Textes zu erhöhen und Störungen
im Satzfluss zu vermeiden. Weisungen, die im Lateinischen durch den
Konjunktiv, durch debere oder das Gerundivum ausgedrückt werden,
wurden im Deutschen häufig nicht wiedergegeben. Dies war nötig, um
die erforderliche Abwechslung im Ausdruck zu erreichen.
Es wurde darauf geachtet, Sätze, die in der
Geschichte der Benediktiner eine große Bedeutung für die
geistliche Unterweisung haben, in einer einprägsamen Fassung
wiederzugeben. Es konnte nicht angestrebt werden, dasselbe
lateinische Wort durch ein einziges deutsches wiederzugeben. Denn
die Verwendung eines lateinischen Begriffs in verschiedenen
Zusammenhängen verlangt die Wiedergabe mit unterschiedlichen
deutschen Worten; denn Aufgabe der Übersetzung war es auch, eine
Verständnishilfe zu bieten, wenn der lateinische Text sich nur
schwer erschließt. Bei Grundbegriffen des geistlichen Lebens wurde
versucht, die lateinischen Begriffe mit einem einzigen deutschen
Wort zu übersetzen. Die Kommission war der Auffassung, dass man in
diesem Zusammenhang ohne termini technici, die der Auslegung bedürfen,
nicht auskommt.
Bei den liturgischen Kapiteln wurde der
Sprachgebrauch des Monastischen Stundenbuches übernommen. Für
Zitate aus der Heiligen Schrift wurde soweit als möglich die
deutsche Einheitsübersetzung herangezogen. Wenn Benedikt sich auf
eine abweichende Fassung der lateinischen Bibelübersetzung bezieht,
musste die Übersetzung notwendigerweise die Einheitsübersetzung
verlassen. Die Zählung der Psalmen nach der Vulgata im Regeltext
bleibt in der deutschen Übersetzung erhalten. Die Kapitelüberschriften
im fortlaufenden Text wurden nicht wörtlich übersetzt, sondern
nach dem Inhalt des Kapitels gestaltet.
An der Übersetzung haben mitgearbeitet:
Burkhard Ellegast (Melk), Johannes Gartner (Seitenstetten), Pirmin
Hugger (Münsterschwarzach), Plazidus Hungerbühler (Muri-Gries),
Bernard M. Lambert (Scheyern, Moderator), Pia Luislampe (Dinklage),
Athanasius Polag (Trier/Huysburg), Michaela Puzicha (Varensell),
Anselm Roth + (Gerleve), Albert Schmidt (Beuron/Rom), Emmanuel von
Severus + (Maria Laach), Norbert Stoffels (Neresheim).
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